Mal was von Trine
Sie kennen doch alle die Geschichte - junge, aufstrebende Dienstmagd trifft Thronfolger, blablabla, Amors Pfeile treffen genau ins Schwarze, bla, die ebenfalls ambitionierten Stiefschwestern versuchen, den gutgebauten Prinzen davon zu überzeugen, die besseren Bräute zu sein, etc, dann der Auftritt der Schuhindustrie und ein pompöser Maskenball. Zuletzt - wie in jeder Seifenoper - das kitschige Happy End, das die sozial benachteiligte Dame an die Spitze der Karriereleiter katapultiert. Soweit so gut. Das ist der Stoff aus dem die wirklich erfolgreichen Geschichten gemacht sind und mit denen schon so mancher gewiefte Tuch-, Spielzeug- oder Keramikhändler ein fettes Zubrot verdient hat.
Aber hat jemals, auch nur irgendjemand, einen einzigen Gedanken an die gutgebauten, hübschen und gebildeten Mädchen verschwendet, die ihr Dasein mit Schuhgrösse 42 fristen müssen? Aber damit nicht genug - noch schlimmer trifft es all die armen Schwestern, die mit einem so wohlklingenden Namen wie Gertrude, Dörte oder Klara gestraft wurden. Hand aufs Herz - Königin Trude? Prinzessin Klara die Erste? Kaiserin Dörte? Nein, diese schafften es wohl niemals weiter als bis zur unvermählten alten Tante. Das ist nunmal so. Schicksal ist grausam und die Geschichten lieben es, sich nach surrealen Verwicklungen am Ende in die offenen Arme der narrativen Kausalität zu werfen.
Warum ich Sie mit all diesen Fakten langweile?
Nun ja, gestatten, mein Name ist Tranerova, Trine Tranerova. Ich trage Schuhe der Grösse 41, habe strassenköterbraune Spaghettilocken, die meine wohlgeformten Schultern umspielen, eine, na gut, zwei Taillen zu viel und zu allem Überfluss gesunde rote Apfelbäckchen - die Idealbesetzung für eine Borogravische Köchin. Leider. Mit Grauen erinnere ich mich zurück an den Tag, als mein rechter Fuss die unfunktionellen Brautschuhe unseres Prinzregenten in tausende Scherben zerspringen ließ...
Oder die Sache mit der Tinktur der alten Voodoohexe. Kaum rief der Jüngling zu mir herauf, ich solle mein güldenes Haar aus dem Turmfenster werfen, hielt ich den magisch verlängerten eisgrauen Zopf auch schon in der Hand. Wörtlich gemeint.
Ich versuchte mich auch in dem Kurs "Gold - ökologisch unschädliche Gewinnung", wo das Geheimnis des Strohspinnens gelüftet wurde. Nachdem ich mein Spinnrad in einem beachtlichen Haufen blutigem Pferdefutter versinken ließ, empfahl mir der Kursleiter, Herr Stilzchen, es doch lieber anderweitig zu versuchen, einen passenden Platz in der grossen Geschichte einzunehmen.
Ich stellte daraufhin fest, dass Krötenschleim auf den Lippen unschönen Ausschlag verursachte, mühsam gewickelte Goldlöckchen auf meinem Haupt drei Bären einen derartigen Lachkrampf bescherten, dass der ortsansässige Tierarzt ausrücken musste, mir rote Käppchen einfach nicht stehen und das langweilige Herumliegen in Daunenbetten nach zwei Tagen furchtbar auf die Bandscheiben geht.
Erwähnte ich schon, dass Sterntalersammeln im Unterkleid, nächtens im feuchten Gras, chronische Blasenleiden verursacht? Oder Schwefelhölzchen besser nicht im sumpfigen Gelände entzündet werden sollten? Beeindruckende Explosionen, das kann ich Ihnen garantieren! Da können die Schwarzpulverexperten im Achatenen Reich sich noch so manches Scheibchen abschneiden!
Unangenehm auch die kurze, aber aufregende Lehrzeit als Facility Management Cleaning Assistant bei Frau Freija H. (Name aus zivilklagsrechtlichen Gründen von mir gekürzt - Anwälte können ja so nachtragend sein). Ich kann nur hoffen, dass sich die putzigen Kerlchen mit den goldenen Tiermasken in Djelibeby drüben bereits von den Nachwirkungen des Blizzards erholt haben...
Zu alledem zieren seither zwei grosse Teerflecken meinen Rock - das Teufelszeug lässt sich auch nur verflixt schwer aus der Kleidung entfernen...
Sie sehen, ich habe so einiges versucht, sogar im städtischen Holzfällerkader habe ich angeheuert, aber als der Erste kaiserlich-königliche Jägersmann mich so im leicht geöffneten Hemd auf der Waldlichtung stehen sah und durch den Anblick derart verwirrt, den bösen Wolf erschossen hatte, bevor dieser noch die Abzweigung zum Haus der sieben Geißlein einschlagen konnte, war auch dieser märchenhafte Job dahin.
Den Göttern sei Dank, leben wir zuhause zwar hinter den sieben Bergen, bei den sieben...ja, ich denke sie kennen die Route.
Wie dem auch sei, jedenfalls leben wir nicht hinter dem Mond! Als Tribut an die rasche technische Entwicklung der zivilisierten Scheibenwelt hat mein Schwager - also der Mann meiner Stiefschwester Cindy eben - die Aufstellung eines Semaphorenturms draussen bei den Sümpfen veranlasst. Warum ich das erwähne? Weil ich denke, ich habe durch ein Inserat der letzten geklackerten Ankh-Morpork Times endlich eine Möglichkeit gefunden, meiner Mama nicht mehr länger auf der Tasche zu liegen.
Ja! Ich breche auf zu neuen Ufern und versuche mich an einem Auslandspraktika...
Tranerova die Erste
...uuuund – Klappe!
Nein, Entschuldigung lieber Leser, ich meine nicht dich. Es ist nur so eine Phrase, die ich bei einem Klickerproduzenten aufgeschnappt hatte und die, wie ich finde, einfach eine tolle Einleitung zur Geschichte meines Lebens bietet.
Erinnerst du dich noch an mich? Ja ich weiß, lang lang ists her, dass ich mich dich vorgestellt habe und vieles ist in der Zwischenzeit geschehen.
Wo war ich letztens eigentlich stehengeblieben? Lass mich überlegen...ah ja, ich endete an dem Punkt, als ich mich zu einem Auslandspraktika entschlossen hatte. Eine gute Idee an und für sich, doch bis dahin – ich sage dir – allein der Weg aus Good Old Gennua heraus, hatte es bereits in sich!
Am besten, du setzt dich gemütlich hier neben mich, bestellst uns noch eine Runde Ale und ich erzähle dir, was sich so alles seit meiner Abreise ereignet hat. Hast du Lust auf eine Erzählung voll wunderlicher Dinge? Ja? Also gut, dann hör zu.
Es begab sich an einem wunderschönen, warmen Dienstag Morgen im Gruni des Jahres der dottergelben Flugameise, dass ein junges Mädchen namens Trine an der Anlegestelle der Stolzen Marie am Ufer des Vieux-Flusses stand. Es war einer dieser traumhaften Tage, welchen die zuckersüße Klebrigkeit einer perfekten Ansichtskarte anhaftete, wobei die Schweißflecken am sackartigen braunen Leinenkleid der jungen Maid der Harmonie des Augenblicks eine gewaltige Dissonanz beifügten.
Obwohl sie jeden der vier Nachbarhähne mit einer Extraportion Brotkrumen bestochen hatte, krähten die verdammten Mistviecher erst eine geschlagene Stunde nach Sonnenaufgang. Ganz klar, auch hirnloses Federvieh lebt nach seinem ureigenen Biorythmus und gibt einen feuchten Kehricht auf den königlichen Erlass der Zeitumstellung.
[Der derzeitige Herrscher, König Blaubohne der Dritte, hatte beschlossen, auch in seinem Land den Tag mit den ersten Strahlen der Morgensonne zu beginnen. Er begründete dies mit einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Produktionssteigerung, da so das gesamte Tageslicht der kleinen Sonne zum Arbeiten genutzt werden konnte. Eine radikale Umstellung für die gemächlichen Gennuaner, die seit Generationen zu lange andauernden nächtlichen Aktivitäten aller Art neigten und die dementsprechend morgens nicht aus den Federn fanden.]
Dummerweise nicht so die Betreiber der Schaufelraddampfer, die den trägen Fluss tagein tagaus befahren, zumindest nicht jene, die die Begegnung mit des Königs Henker tunlichst vermeiden wollen.
All jenen wissenschaftlich vorbelasteten Schlaubergern sei an dieser Stelle gesagt, dass der andernorts für seine fröhliche Guten Morgen Laune hochgerühmte Vertreter der Gattung Hühnervögel im heiß-schwülen Klima des von Sümpfen umgebenen Gennuas nicht heimisch ist. Die ohnehin von den Launen eines cholerischen Narrens mit Baskenmütze auf dem Kopf geplagten Sumpfbewohner verschwenden allerdings kaum einen Gedanken daran.
Nicht so Fräulein Tranerova, die um jeden Preis an dem vorerwähnten Sommertag die Stolze Marie erreichen musste, den Fahrschein ins Glück - um umgerechnet zehn Ankh-Morpork Dollar – in der Tasche.
Sie verschwendete sehr wohl mehr als nur einen Gedanken an die glücklichen Hühner – einige drehten sich um genussvolles Halsumdrehen, Rupfen, Grillspieße und ähnliches.
Schweissüberströmt stand sie nun an dem mit rosafarbenen Girlanden umwickelten weißlackierten Holzsteg, umringt von müde wirkenden, verkrampft lächelnden Abschiedswinkern [einer etablierten Zunft mit uralten Traditionen im Lande], mit ihren lustig karierten Taschentüchern und ihren albernen Strohhüten am Kopf und blickte traurig den immer kleiner werdenden Dampfwölkchen ihres Schiffes hinterher.
„Aus der Traum, bevor er überhaupt beginnt", dachte sie wehmütig, als fröhlicher Schellenklang an ihre (nur leicht, wirklich!) abstehenden Ohren drang. Langsam wandte sie sich von ihrem persönlichen Desaster ab und der Uferpromenade zu.
Ein seltsamer Zug unterschiedlichster Vertreter des Tierreichs kam eilig die Strasse herab und bewegte sich zügig auf das drehwärtige Stadttor zu.
Trine, deren Lebensplanung durch den verpassten Dampfer ohnehin ein wenig durcheinandergeraten war, beschloss den Tieren zu folgen. Zu interessant wirkten die Ziegen, Kühe und sogar der alte Löwe aus der königlichen Menagerie mit ihren Lauten, Schellenkränzen und Tamburinen, als dass sie ohne Näheres in Erfahrung zu bringen still am Steg verharren konnte.
Die Meute eilte schnurstracks zur Stadt hinaus, eine entfernt nach „Musi denn" klingende Weise auf den Lippen.
Nahe dem alten steinernen Amphitheater, steigerte sich die Fast-Musik zu ohrenbetäubendem Kreischen, Jaulen und Heulen, lediglich überlagert von der magisch verstärkten Stimme der amtierenden guten Fee, die auf einem Podest inmitten der weiter unten gelegenen Bühne thronend, einem zerknirscht wirkenden Esel ein hämisches „Sorry, Partner, einen wie dich brauchen wir ganz bestimmt nicht" ins Gesicht schleuderte.
......
Aber hat jemals, auch nur irgendjemand, einen einzigen Gedanken an die gutgebauten, hübschen und gebildeten Mädchen verschwendet, die ihr Dasein mit Schuhgrösse 42 fristen müssen? Aber damit nicht genug - noch schlimmer trifft es all die armen Schwestern, die mit einem so wohlklingenden Namen wie Gertrude, Dörte oder Klara gestraft wurden. Hand aufs Herz - Königin Trude? Prinzessin Klara die Erste? Kaiserin Dörte? Nein, diese schafften es wohl niemals weiter als bis zur unvermählten alten Tante. Das ist nunmal so. Schicksal ist grausam und die Geschichten lieben es, sich nach surrealen Verwicklungen am Ende in die offenen Arme der narrativen Kausalität zu werfen.
Warum ich Sie mit all diesen Fakten langweile?
Nun ja, gestatten, mein Name ist Tranerova, Trine Tranerova. Ich trage Schuhe der Grösse 41, habe strassenköterbraune Spaghettilocken, die meine wohlgeformten Schultern umspielen, eine, na gut, zwei Taillen zu viel und zu allem Überfluss gesunde rote Apfelbäckchen - die Idealbesetzung für eine Borogravische Köchin. Leider. Mit Grauen erinnere ich mich zurück an den Tag, als mein rechter Fuss die unfunktionellen Brautschuhe unseres Prinzregenten in tausende Scherben zerspringen ließ...
Oder die Sache mit der Tinktur der alten Voodoohexe. Kaum rief der Jüngling zu mir herauf, ich solle mein güldenes Haar aus dem Turmfenster werfen, hielt ich den magisch verlängerten eisgrauen Zopf auch schon in der Hand. Wörtlich gemeint.
Ich versuchte mich auch in dem Kurs "Gold - ökologisch unschädliche Gewinnung", wo das Geheimnis des Strohspinnens gelüftet wurde. Nachdem ich mein Spinnrad in einem beachtlichen Haufen blutigem Pferdefutter versinken ließ, empfahl mir der Kursleiter, Herr Stilzchen, es doch lieber anderweitig zu versuchen, einen passenden Platz in der grossen Geschichte einzunehmen.
Ich stellte daraufhin fest, dass Krötenschleim auf den Lippen unschönen Ausschlag verursachte, mühsam gewickelte Goldlöckchen auf meinem Haupt drei Bären einen derartigen Lachkrampf bescherten, dass der ortsansässige Tierarzt ausrücken musste, mir rote Käppchen einfach nicht stehen und das langweilige Herumliegen in Daunenbetten nach zwei Tagen furchtbar auf die Bandscheiben geht.
Erwähnte ich schon, dass Sterntalersammeln im Unterkleid, nächtens im feuchten Gras, chronische Blasenleiden verursacht? Oder Schwefelhölzchen besser nicht im sumpfigen Gelände entzündet werden sollten? Beeindruckende Explosionen, das kann ich Ihnen garantieren! Da können die Schwarzpulverexperten im Achatenen Reich sich noch so manches Scheibchen abschneiden!
Unangenehm auch die kurze, aber aufregende Lehrzeit als Facility Management Cleaning Assistant bei Frau Freija H. (Name aus zivilklagsrechtlichen Gründen von mir gekürzt - Anwälte können ja so nachtragend sein). Ich kann nur hoffen, dass sich die putzigen Kerlchen mit den goldenen Tiermasken in Djelibeby drüben bereits von den Nachwirkungen des Blizzards erholt haben...
Zu alledem zieren seither zwei grosse Teerflecken meinen Rock - das Teufelszeug lässt sich auch nur verflixt schwer aus der Kleidung entfernen...
Sie sehen, ich habe so einiges versucht, sogar im städtischen Holzfällerkader habe ich angeheuert, aber als der Erste kaiserlich-königliche Jägersmann mich so im leicht geöffneten Hemd auf der Waldlichtung stehen sah und durch den Anblick derart verwirrt, den bösen Wolf erschossen hatte, bevor dieser noch die Abzweigung zum Haus der sieben Geißlein einschlagen konnte, war auch dieser märchenhafte Job dahin.
Den Göttern sei Dank, leben wir zuhause zwar hinter den sieben Bergen, bei den sieben...ja, ich denke sie kennen die Route.
Wie dem auch sei, jedenfalls leben wir nicht hinter dem Mond! Als Tribut an die rasche technische Entwicklung der zivilisierten Scheibenwelt hat mein Schwager - also der Mann meiner Stiefschwester Cindy eben - die Aufstellung eines Semaphorenturms draussen bei den Sümpfen veranlasst. Warum ich das erwähne? Weil ich denke, ich habe durch ein Inserat der letzten geklackerten Ankh-Morpork Times endlich eine Möglichkeit gefunden, meiner Mama nicht mehr länger auf der Tasche zu liegen.
Ja! Ich breche auf zu neuen Ufern und versuche mich an einem Auslandspraktika...
Tranerova die Erste
...uuuund – Klappe!
Nein, Entschuldigung lieber Leser, ich meine nicht dich. Es ist nur so eine Phrase, die ich bei einem Klickerproduzenten aufgeschnappt hatte und die, wie ich finde, einfach eine tolle Einleitung zur Geschichte meines Lebens bietet.
Erinnerst du dich noch an mich? Ja ich weiß, lang lang ists her, dass ich mich dich vorgestellt habe und vieles ist in der Zwischenzeit geschehen.
Wo war ich letztens eigentlich stehengeblieben? Lass mich überlegen...ah ja, ich endete an dem Punkt, als ich mich zu einem Auslandspraktika entschlossen hatte. Eine gute Idee an und für sich, doch bis dahin – ich sage dir – allein der Weg aus Good Old Gennua heraus, hatte es bereits in sich!
Am besten, du setzt dich gemütlich hier neben mich, bestellst uns noch eine Runde Ale und ich erzähle dir, was sich so alles seit meiner Abreise ereignet hat. Hast du Lust auf eine Erzählung voll wunderlicher Dinge? Ja? Also gut, dann hör zu.
Es begab sich an einem wunderschönen, warmen Dienstag Morgen im Gruni des Jahres der dottergelben Flugameise, dass ein junges Mädchen namens Trine an der Anlegestelle der Stolzen Marie am Ufer des Vieux-Flusses stand. Es war einer dieser traumhaften Tage, welchen die zuckersüße Klebrigkeit einer perfekten Ansichtskarte anhaftete, wobei die Schweißflecken am sackartigen braunen Leinenkleid der jungen Maid der Harmonie des Augenblicks eine gewaltige Dissonanz beifügten.
Obwohl sie jeden der vier Nachbarhähne mit einer Extraportion Brotkrumen bestochen hatte, krähten die verdammten Mistviecher erst eine geschlagene Stunde nach Sonnenaufgang. Ganz klar, auch hirnloses Federvieh lebt nach seinem ureigenen Biorythmus und gibt einen feuchten Kehricht auf den königlichen Erlass der Zeitumstellung.
[Der derzeitige Herrscher, König Blaubohne der Dritte, hatte beschlossen, auch in seinem Land den Tag mit den ersten Strahlen der Morgensonne zu beginnen. Er begründete dies mit einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Produktionssteigerung, da so das gesamte Tageslicht der kleinen Sonne zum Arbeiten genutzt werden konnte. Eine radikale Umstellung für die gemächlichen Gennuaner, die seit Generationen zu lange andauernden nächtlichen Aktivitäten aller Art neigten und die dementsprechend morgens nicht aus den Federn fanden.]
Dummerweise nicht so die Betreiber der Schaufelraddampfer, die den trägen Fluss tagein tagaus befahren, zumindest nicht jene, die die Begegnung mit des Königs Henker tunlichst vermeiden wollen.
All jenen wissenschaftlich vorbelasteten Schlaubergern sei an dieser Stelle gesagt, dass der andernorts für seine fröhliche Guten Morgen Laune hochgerühmte Vertreter der Gattung Hühnervögel im heiß-schwülen Klima des von Sümpfen umgebenen Gennuas nicht heimisch ist. Die ohnehin von den Launen eines cholerischen Narrens mit Baskenmütze auf dem Kopf geplagten Sumpfbewohner verschwenden allerdings kaum einen Gedanken daran.
Nicht so Fräulein Tranerova, die um jeden Preis an dem vorerwähnten Sommertag die Stolze Marie erreichen musste, den Fahrschein ins Glück - um umgerechnet zehn Ankh-Morpork Dollar – in der Tasche.
Sie verschwendete sehr wohl mehr als nur einen Gedanken an die glücklichen Hühner – einige drehten sich um genussvolles Halsumdrehen, Rupfen, Grillspieße und ähnliches.
Schweissüberströmt stand sie nun an dem mit rosafarbenen Girlanden umwickelten weißlackierten Holzsteg, umringt von müde wirkenden, verkrampft lächelnden Abschiedswinkern [einer etablierten Zunft mit uralten Traditionen im Lande], mit ihren lustig karierten Taschentüchern und ihren albernen Strohhüten am Kopf und blickte traurig den immer kleiner werdenden Dampfwölkchen ihres Schiffes hinterher.
„Aus der Traum, bevor er überhaupt beginnt", dachte sie wehmütig, als fröhlicher Schellenklang an ihre (nur leicht, wirklich!) abstehenden Ohren drang. Langsam wandte sie sich von ihrem persönlichen Desaster ab und der Uferpromenade zu.
Ein seltsamer Zug unterschiedlichster Vertreter des Tierreichs kam eilig die Strasse herab und bewegte sich zügig auf das drehwärtige Stadttor zu.
Trine, deren Lebensplanung durch den verpassten Dampfer ohnehin ein wenig durcheinandergeraten war, beschloss den Tieren zu folgen. Zu interessant wirkten die Ziegen, Kühe und sogar der alte Löwe aus der königlichen Menagerie mit ihren Lauten, Schellenkränzen und Tamburinen, als dass sie ohne Näheres in Erfahrung zu bringen still am Steg verharren konnte.
Die Meute eilte schnurstracks zur Stadt hinaus, eine entfernt nach „Musi denn" klingende Weise auf den Lippen.
Nahe dem alten steinernen Amphitheater, steigerte sich die Fast-Musik zu ohrenbetäubendem Kreischen, Jaulen und Heulen, lediglich überlagert von der magisch verstärkten Stimme der amtierenden guten Fee, die auf einem Podest inmitten der weiter unten gelegenen Bühne thronend, einem zerknirscht wirkenden Esel ein hämisches „Sorry, Partner, einen wie dich brauchen wir ganz bestimmt nicht" ins Gesicht schleuderte.
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RobinPicardo - 28. Januar, 08:09