Shadowrun

Donnerstag, 8. Januar 2009

Tollhaus

Mal wieder ein Teaser oder eben einfach eine angefangene Story....mal schauen was drauß wird ;o)


Prolog

Denn die einen sind im Dunkeln

Und die andern sind im Licht.

Und man siehet die im Lichte

Die im Dunkeln sieht man nicht.

Die Moritat von Mackie Messer, Dreigroschenoper (Bertolt Brecht/Kurt Weill)



***Wien, Alsergrund, 20. April 1784***

Mit der trügerischen Ruhe war es seit einem Tag vorbei.

Bei Nacht und Nebel wurden etliche verwahrloste Menschen in die kleinen Zellen getrieben und eingesperrt. Wilden Tieren gleich gebärdeten sich die geschundenen Männer und Frauen, was dazu führte, dass sie kurze Zeit später in schweren Ketten lagen.

Dumpfes Stöhnen, irres Kreischen und Jammern hallte hundertfach von den steinernen Wänden wider - eine nicht enden wollende Kakophonie des Grauens.

Stockwerk um Stockwerk wurde das Bauwerk erbarmungslos mit der bedauernswerten Fracht befüllt und schon bald war die Luft schwanger von dem Geruch von Fäkalien und anderen menschlichen Ausscheidungen.

Die runde Bauweise und die schmalen, schießschartengleichen Fenster taten ihr übriges, dieses ganz spezielle Odeur innerhalb der roten Backsteinmauern zu halten. Ganze fünf Etagen hoch, jede mit jeweils 28 Zellen versehen und gleichsam einer Nabe eines Wagenrades um den dunklen Innenhof angeordnet, wurde der Turm am Rande des großen Spitals eilends in den Wiener Himmel geschraubt. Die radiale Exaktheit des Gebäudes war grandios und suchte zu dieser Zeit Ihresgleichen.


Jahrtausende lang sah man böse Geister, Teufel und Dämonen als die satanischen Urheber von ungewöhnlichem menschlichen Verhalten, Geistesstörungen und Wahnsinn an. Die sogenannten Besessenen wurden deswegen mit dementsprechend rustikalen, inquisitionellen Methoden behandelt. Noch im 18. Jahrhundert war es durchaus üblich "theufflischen" Irrsinn mit Peitschenhieben auszutreiben und die Tollen (zusammen mit anderem lichtscheuen Gesindel) in Narrenkoben, also öffentlich zugänglichen ‚Gehegen’, zur Schau zu stellen.

Umso erstaunlicher empfanden deswegen viele das starke persönliche Interesse Kaiser Josefs II. an den besagten Wahnwitzigen und vor allem an dem Bau des riesigen Narrenturms, welcher nichtsdestoweniger mehr einem mittelalterlichen Festungsbau glich, als einer Anstalt für die Verrückten Wiens.

Viele fragten sich, was den Habsburger dazu bewegte, den Auftrag zum Neubau des ersten Spezialinstitutes für Geisteskranke auf dem Gelände des Allgemeinen Krankenhauses in Wien zu geben, vor allem aber kritisierte man, dass nicht die bereits vorhandene Infrastruktur für das zukünftige Irrenhaus genutzt wurde. In den Augen der Österreicher war dies ein Skandal, eine unheimliche Verschwendung von Geld und Ressourcen für die sogenannten Unreinen, aber alle Versuche den Monarchen umzustimmen scheiterten kläglich und wurden mehr oder minder schroff abgewiesen.

So fügte man sich zähneknirschend dem Willen Seiner Majestät und der "Guglhupf", wie das Irrenhaus dank des morbiden Humors der Wiener im Volksmund genannt wurde, nahm rasch Gestalt an.

Schon im Vorfeld und während der Bauphase schürte das seltsame Verhalten des Monarchen die höfische Gerüchteküche, denn er machte es sich zur Angewohnheit mehrmals die Woche die ‚Gloriette’, ein kleines achteckiges Türmchen hoch auf dem Dach des Bauwerkes, zu besteigen um dort Stund um Stund zu verweilen. Gerüchten zufolge hatte der alternde Regent sehr großen Einfluss auf die Baupläne genommen, es hieß sogar, er hätte höchstpersönlich in einer handschriftlichen Anweisung festgelegt, wann und in welcher Reihenfolge die Patienten den Narrenturm zu belegen hatten.

Dunkle Wolken zogen am bleiernen Abendhimmel auf, während der Kaiser seinen Blick schleppend über die große Stadt schweifen ließ, die sich zu seinen Füssen ausbreitete.

Er fühlte sich leer, verbraucht, zu viele Jahre hatte er bereits in unzählige Gebete, nicht alle an den einen Gott gerichtet, investiert, um seine geliebte Isabella wieder in die Arme schließen zu können. Keine göttliche Entität bedachte ihn jedoch mit einem Wunder. Seine letzte Hoffnung auf die langersehnte Wiedervereinigung lag nunmehr hier, in den Händen eines Doktors der Medizin, dessen eigenwillige Praktiken sich ihm zwar nicht erschlossen, doch war er gewillt, diesen letzten Strohhalm des Schicksals mit beiden Händen fest zu packen.

Vereinzelt zuckten bereits grelle Blitze in einiger Entfernung durch die dunkle Wolkendecke über der Donaumetropole.

Langsam drehte sich der erschöpft wirkende Fürst zu seinem Begleiter um und blickte ihn mit müden Augen an.

„Und ist er sich ganz sicher, dass das heutige Ereignis von Erfolg gekrönt sein wird?“

„Selbstverständlich, Euer Majestät!“, antwortete der Mann in dem weißen Arztkittel ergeben.

„Wir haben viel zu viel Geld und vor allem Hoffnung in dieses Projekt gesteckt, als dass es ein Misserfolg werden darf. Unsere Kritiker warten nur auf einen Fehltritt, um dann wie die Geier über uns und die Monarchie herzufallen!“, fügte der Herrscher ruhig an.

„Sorgt Euch nicht, Euer Hoheit!“, begann der junge Doktor die Majestät zu beruhigen. „Meine Berechnungen fußen auf dem unabänderlichen Lauf der Sterne!“

„Der Lauf der Sterne interessiert uns herzlich wenig!“, unterbrach Kaiser Josef II. sein Gegenüber barsch. „Die Wiederkehr unserer geliebten Gemahlin ist das einzig erstrebenswerte Ziel!“


***


Das verheerende Unwetter hatte nunmehr endgültig die Alsergründe erreicht und schwere Regentropfen prasselten hart an das Mauerwerk des Narrenturms.

Der monotone Singsang der drei knieenden Gestalten in der schmalen Zelle schaffte es kaum die klagenden Schreie der eingeschlossenen Geisteskranken zu übertönen.

Anders als die anderen Räume war dieser nicht mit grobem Stroh ausgelegt, vielmehr war hier der aus bearbeitetem Stein bestehende Boden säuberlich gefegt worden und schlichte weiße Altarkerzen, in einem schmalen Kreis um einen prunkvoll verzierten Sarkophag aus schwarzem Granit angeordnet.

Sie bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast zueinander und die Schatten der flackerten Kerzenflammen zeichneten immer wieder dunkle Schemenbilder in die Düsternis des Raumes. Ein blutiger, silberner Dolch lag wie zur Dekoration auf dem massigen Sargdeckel. Mystische kreidene Symbole zierten den Boden aller vier Ecken des Raumes, miteinander verbunden durch eine dünnen Linie.

Von Anfang an war diese Kammer nur einem bestimmten Zweck gewidmet, nie sollte einer der gewöhnlichen Insassen der Anstalt hier eine Heimstatt finden, nichts desto trotz kannten nur einige wenige die Bewandtnis, die es mit der Zelle 140 auf sich hatte.



Immer wieder erhellten vorbeizuckende Blitze das stattfindende Ritual und beleuchteten das geschundene Gesicht eines Mannes, welcher nackt an ein Andreaskreuz an der östlichen Wand der steinernen Kammer gefesselt war.

„Ihr seid wahnsinnig!!!“, fast von Sinnen vor Schmerz und Wut spie der Gefesselte die Worte den Anwesenden entgegen.

Kurz unterbrach einer der am Boden kauernden Peiniger den zeremoniellen Gesang und erhob sich gemächlich.

„Macht es euch doch nicht so schwer werter Graf von Seilern.“, sagte der Arzt, der vor kurzem noch mit dem Kaiser der österreichisch-ungarischen Monarchie auf der Gloriette des Narrenturms gesprochen hatte. „Wenn ihr euren Geist öffnet, wird das Ritual viel schneller vonstatten gehen und außerdem wäre es dann nicht so schmerzhaft für euch!“

„Sie wissen ja nicht, was Sie anrichten, Eisler!“, schrie von Seilern.

„Nicht doch! Nicht doch!“, antwortete Dr. Eisler ruhig. „Ich weiß es sehr genau und ihr auch. Nur der alte Narr da oben auf dem Turm denkt immer noch, dass ich mit eurer Hilfe seine verschiedene Gemahlin den Fängen des Jenseits entreiße.“

„Selbst das wäre kompletter Wahnsinn!“, dunkles Blut rann aus vielen kleinen Schnitten über von Seilerns Körper. „Und das was sich dort in dem Sarg befindet ist viel älter als der Leichnam der verstorbenen Kaiserin!!“

„Das wissen Sie und ich.“, stellte der Arzt gelassen fest. „...und so wird es wohl noch eine Weile bleiben.“

Wiederum ergriff Eisler den Silberdolch und setzte einen weiteren schmerzhaften Schnitt auf der Brust des gequälten Grafen.

Der Arzt näherte sich dem Gesicht des Gefesselten, so nahe, dass er den metallischen Geruch des trocknenden Blutes wahrnehmen konnte. Wilde Gier flammte in seinen Augen auf.

„Lass dich fallen und gib uns deine Energie freiwillig hin!“, flüsterte Eisler dem Gefangenen fast lüstern zu. „...wobei so wie es jetzt läuft, es mir viel mehr Vergnügen bereitet!“

Genüsslich setzte Eisler einen weiteren Schnitt und von Seilern heulte wiederum auf.

Währenddessen hatte das Gewitter seinen Zenit erreicht, beinahe minütlich zuckten gleißend helle Blitze gen Erdboden. Vereinzelt schlugen sie in eine der vier schmiedeeisernen Spitzen des Narrenturmes ein und wurden zu Boden, ins Zentrum des Turmes, geleitet, wo sie auf eine abstrakte Anordnung verschiedenster technischer Apparaturen trafen.

"Die Zeit ist nahe!" Auf einen Wink des Arztes stoppten die beiden anderen abrupt ihren Gesang.

Ein leises Sirren hallte in von Seilerns Ohren nach.

"Bringt die Krone und gürtet ihn!"

Eifrig erhoben sich Eislers Helfer und machten sich an der dem Kreuz zugewandten Seite des Sakophargs zu schaffen. Einen Augenblick später fand sich der Gekreuzigte mit einem Metallband gekrönt, verbunden mit einem Strang der aus dem Boden zu wachsen schien. Eine schwere Kette fraß sich unbarmherzig in die offenen Schnittwunden an seiner Hüfte, das andere Ende war straff mit dem Granit des Sarges verbunden.

Zufrieden hieß der Mediziner die beiden Handlanger erneut Aufstellung beziehen und gratulierte sich insgeheim bereits zu seinem Erfolg.

Praktischerweise erforderte die Bauweise des Turmes keine große Anzahl von Aufsehern, so waren die beiden anderen Männer im Raum neben ihm die einzigen, die heute nacht ohne Fesseln, im Areal der Anstalt verblieben waren.

"Ich werde sie nach dem Ritual wohl töten müssen’, überlegte Eisler kurz, besann sich aber und ergänzte in Gedanken ‚Nein, das wird Sie bestimmt erledigen!!“

Immer wieder erzitterten die schweren Wände, wenn sich Donner und Blitz entluden.

Mit einem selbstgefälligen Lächeln platzierte der Arzt den Dolch wieder auf dem Steinsarg. Nahezu ehrfürchtig kniete er sich wieder zu den anderen und sie nahmen erneut den arkanen Gesang auf, während sich langsam ein bläuliches Glühen ausbreitete, das aus dem schwarzen Granit zu sickern schien.


Kapitel 1

Servas oida, hab di ewig ned gsegn
kumm, dazöh ma, was is ollas so gschegn
ja, i woa laung nimma da
owa jetzt bin i unhamlich froh
i bin wieder in Wien
oh, i bin wieder in Wien
Georg Danzer, Wieder in Wien



***Ulm, Allianz Deutscher Länder im Dezember 2064***


Der modrige Kellergeruch war gepaart mit dem einer versifften Bahnhofstoilette und hielt sich zäh in dem überaus kleinen Raum.

Außer einer alten, fleckigen Matratze und einigen Kistchen aus dünnem Plastcrete, die als Nachttischchen dienten, enthielt das kahle Zimmer nichts nennenswertes. Kaum persönliche Gegenstände verrieten etwas über den Nutzer dieses Ortes und das war auch genauso beabsichtigt.



Der kleine Handgelenkskommunikator piepste schrill und riss die junge Frau mit seiner Weckfunktion jäh aus ihrem unruhigen Schlaf.

Die digitalen grünen Zahlen beleuchteten ihr verschlafenes Gesicht und zauberten eine - selbst in der erwachten Welt – surreal, ungesunde Gesichtsfarbe auf ihr Antlitz.

So verschlafen musste sie sich erst einmal orientieren um wieder in Erinnerung zu rufen, wo sie sich befand.

So erging es ihr immer, wenn sie nach einem anstrengendem Run in einer ihrer vielen Zufluchtsstätten unterkam und konnte durchaus einen entscheidenden Nachteil im Überlebenskampf des erbarmungslosen Asphaltdschungel der Schatten bedeuten.

Bruchteile von Sekunden, ja sogar Millisekunden, entschieden ständig über Leben oder Tod; selbst wenn man schlief.

Ihre vercyberten Chummer hatten in dieser Hinsicht ihr gegenüber natürlich einen unschätzbaren Vorteil. Kleine mechanische Pumpen, Computerchips und Drähte oder gar eingebaute künstliche Drüsen sorgten bei den sogenannten Straßensamurais dafür, dass sie immer sofort von Null auf den sprichwörtlichen Hundert waren, egal wie rüde oder sanft sie aus dem Schlaf gerissen wurden.

Gut, so manche Geliebte oder Ehefrau eines verdrahteten und verchippten Sammys bezahlte dies auch schon mal mit ihrem Leben, weil sie ihren Angebeteten im Schlaf erschreckte. Es gab sogar nicht wenige Psychopathen die die eingebauten Sicherheitseinrichtungen und Dämpfer der Cyberware bewusst umgingen um sich einen Vorteil zu verschaffen, was die Folge hatte, dass Unvorsichtige schon wegen eines annähernd realitätsnahen Alptraumes des Straßenkämpfers starben.

Ihre eigene Macht barg natürlich auch immense Vorteile, aber mindestens ebenso viele Nachteile. Stingray konnte die ganzen technischen Vorteile der neuen Zeit nicht in vollen Umfang nutzen, ohne das Sie das Gewebe der Macht -ihre eigene Essenz- dauerhaft beschmutzte, beschädigte oder gar zerstörte. Sogar bei medizinischen Notfällen, was bei ihrem Job quasi auf der Tagesordnung stand, musste streng darauf geachtet werden, dass ihr wirrer Straßendoc irgendeinen genetisch veränderten Scheiß injizierte. Aus diesem Grund briefte sie auch immer die Chummer die sie auf ihren Runs begleitete, was im Fall der Fälle zu geschehen hatte.

Schnell schüttelte die Runnerin die Gedanken an Essenz und die möglichen Vorzüge von Cyber- und Bioware über Bord und machte sich träge ans Aufstehen.

Sie nutzte diese Räumlichkeit nicht gerne, aber nach dem letzten Run musste sie ihren persönlichen 'save haven', einen alten Kellerraum eines noch älteren Pubs nutzen.

Sie zahlte dem schmierigen Kneipenbesitzer eine verhältnismäßig horrende Summe für diese Abstellkammer, aber jeder Schattenläufer war in einer brenzligen Situation sehr froh über eine solche Zufluchtsstätte.

Froh und vor allen Dingen am Leben!

In dieser schmuddelligen Absteige würde sie sicher niemand vermuten. Kein Mr. Johnson, kein Dr. Nowak, kein Herr Schmidt, oder wie sich ihre zwielichtigen Auftraggeber landesüblich sonst zu nennen pflegten.
Die Kneipe hieß Stahlhammer und war wie der Name schon erahnen ließ, ein Tummelplatz für die ansässige Shock-Metall-Szene.
Metallischer Retro-Teutonen-Rock hämmerte ihr am Abend zuvor nach dem Betreten der Kneipe hart entgegen.
Der widerliche Gastwirt machte immer noch einen genauso öligen Eindruck wie der gesamter Laden.
Sein haariger Oberkörper gepaart mit einer abgewetzten schwarzen Lederhose verstärkte den ersten Eindruck noch mehr. Seine vielen Tattoowierungen hatte er sich anscheinend von irgendeinem Squatter auf einem der unzähligen Hinterhöfe mit einer stumpfen Nadel ritzen lassen.
Stingray war dies jedoch egal.
Sie ließ sich nicht durch die scheelen Blicke der mit allerlei Drogen zugedröhnten Gäste stören.
An dem Abend nach dem Run war sie froh gewesen, dass sie von dem Typen schnell durch die diversen Hinterzimmer in "ihren" Kellerraum geführt wurde und schon bald übermannte Sie die Erschöpfung.
Wiederum begann ihr Kommunikator zu piepsen, aber dieses Mal war es kein Wecksignal sondern ein Anruf.
Viele erfahrene Runner würden jetzt mit den Augen rollen und vorwurfsvoll auf die Gefahr des Geortetwerdens über dieses technische Spielzeug hinweisen, aber die Hermetikerin hatte sehr viel Geld für eine weitere Sicherung ausgegeben.
Sollte jemand auf die Idee kommen, Sie über ihren Kommunikator ausfindig zu machen, so würde er feststellen, dass Sie sich offensichtlich im Rhein-Ruhr-Metroplex mitten in der verseuchten Zone befand - viel Spaß beim Suchen, Arschloch!
Den Segnungen der Matrix und wie gesagt, ein horrender Obolus an einen Decker der mindestens in der ersten Liga seiner Zunft mitspielte, sei Dank.
"Hallo!", wie erwartet blieb ihr kleine Bildschirm am Handgelenk schwarz und auch sie hatte nur ein Standbild ihrer gefälschten SIN-haftigen Identität online.
"Geht es Ihnen gut?", fragte eine absurd verzerrte Stimme durch den kleinen Lautsprecher.
"Es geht so!", antwortete Stingray und hoffte cool genug zu klingen. "Ich hoffe der Auftrag wurde zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt!"
"Seien Sie sich sicher, dass wenn es nicht so wäre, Sie es als Erste erfahren hätten!", die Standardantwort eines jeden Schmidts in den Schatten. "Es ist jedoch bedauerlich, dass Ihr Samurai-Kollege den Run nicht überlebte."
"Ich konnte nicht alle Geister abwehren, es waren einfach zu viele und überhaupt, wer erwartet von einer kleinen Firma schon, dass sie ihr Gelände mit solchen Mächten schützt! Das ist ja fast so, als würde an mit Kanonen auf Spatzen schießen!", versuchte sich die junge Frau zu rechtfertigen.
"Ich verstehe, aber ehrlich gesagt ist mir das Schicksal ihres Runnerkollegen herzlich egal! Messerklauen gibt es wie Sand am Meer und außerdem wurden sie zum Sterben geboren. Der Auftrag wurde zu meiner Zufriedenheit ausgeführt, dass ist das einzige was zählt! Den Anteil ihres verschiedenen Teamkameraden können Sie natürlich behalten und unter den andern aufteilen.", diese Praxis war durchaus unter den Schattenläufern und deren Auftraggebern üblich.
Einige Teams teilten den "überschüssigen" Anteil unter sich auf, andere gaben den letzten Lohn die Hinterbliebenen wenn es welche gab, oder diese bekannt waren.
"Klar!", die Magierin verabscheute es so kaltherzig sein zu müssen, aber das Leben in den Schatten war eben kein Zuckerschlecken oder gar ein gemütlicher Sonntagsausflug.
"Aber ich rufe Sie nicht an um eine solch banale Konversation mit Ihnen zu betreiben", schnarrte die Stimme geschäftsmäßig. "Interesse an einem weiteren Auftrag?"
"Sicher!", antwortete Stingray fast ein wenig zu schnell.
"Ihr Weg wird sie in nach Wien in Ihre alte Heimat führen.“; der Schmidt verharrte kurz in seiner Ansprache und wartete eine mögliche Reaktion der Zauberin ab. Als diese ausblieb fügte er an: „Dort werden Sie sich mit einem Kontaktmann treffen und von ihm weitere Anweisungen erhalten."
"Um was wird es gehen?", die junge Zauberin wusste, dass die Antwort äußerst nebulös sein würde, aber Fragen kostete nichts.
"Wir werden ihre Fähigkeiten auf ihrem Spezialgebiet benötigen. Ich habe bereits die erforderlichen Dinge wie Flugticket und eine wasserdichte gefälschte SIN sowie den üblichen Vorschuss an Ihre aktuelle Matrixadresse übertragen.", dieser kleine Drecksack wusste, dass sie den Auftrag annehmen würde und das schmeckte Stingray ganz und gar nicht.
"Wenn es wieder so ausartet wie gestern kommen Sie mir nicht so billig weg!", konterte die Frau.
"Dieses Mal wird es gefährlicher, aber seien sie beruhigt! Ich habe die erste Zahlung natürlich dem Gefährdungspotential angepasst.", die Verbindung wurde durch den Schmidt unterbrochen.
Kurz verweilte ihr nachdenklich Blick auf dem nun stummen Kommunikator.
Ihr Spezialgebiet war das Bannen von freien Geistern!

***Flughafen Stuttgart, Allianz Deutscher Länder - Donnerstag 7. Dezember 2064***

Aus den übertragenen Unterlagen hatte Stingray erkennen können, dass sie Ihr Weg zuerst einmal nach Wien -die Hauptstadt Österreichs- und wie gesagt in ihre alte Heimat führen würde.

Der Johnson hatte an alles gedacht. Flugticket und SIN auf den absurden Namen Henriette Maria Polster sowie einen Vorschuss auf ihre Spesen waren mit einem passenden Hintergrund übertragen worden, dazu noch die Anweisungen wie Sie Ihren Kontakt in Wien erkennen würde.

Sie reiste als kleine Angestellte des deutschen Finanzministeriums die eine kleine Urlaubsreise nach Österreich unternahm.

Ihre magischen Fähigkeiten musste im gesamten deutschsprachigen Gebiet wasserdicht dokumentiert, nachgewiesen sowie amtlich bestätigt werden und wurde mit ihrer Arbeit im Dezernat 'Magische Befragungen' des Finanzministeriums erklärt.
Der Johnson, Schmidt, Häberle oder wie auch immer hatte einfach an alles gedacht, sogar ihre mitgeführten Foki waren in den Bescheinigungen fein säuberlich aufgelistet.
Das hektische Treiben auf dem kleinen Flughafen war beinahe unerträglich, aber es war immer noch besser als eine äußerst gefährliche Autofahrt durch die Kernlande Österreichs.
Stingray konnte sehr gut auf Angriffe durch Go-Gangs, Räuberbanden oder gar Critter verzichten.
Eigentlich mochte sie die Atmosphäre auf Flugplätzen –zumindest wenn sie es schaffte die Hintergrundgeräusche auszublenden-, auch wenn ihr das Aufgebot an schwerbewaffneten Sicherheitsbeamten immer wieder ein flaues Gefühl im Magen verursache.
Sie hatte noch genügend Zeit bis Sie einchecken konnte und ihr Flieger starten würde, denn wie üblich war Sie viel zu früh dran.
Sie setzte sich in eine Nische eines der vielen Schnellcafes und orderte bei einem gelangweilten Kellner einen Kaffee, natürlich auf Soy-Basis, denn echter Kaffee war unerschwinglich. Halbinteressiert beobachtete sie die verschiedenen (Meta-) Menschen die hektisch versuchten irgendetwas zu erreichen.
Stingray hing Ihren Gedanken nach und sehnte sich nach einem sehr langen Bad.

Die Zeiten waren immer noch hart für einen Erwachten, besonders wenn er sich nicht von irgendeinem seelenlosen Konzern verschreiben hatte, der für die Ausbildung natürlich auch eine entsprechende Gegenleistung verlangte.
Eine computermodulierte Stimme riss Stingray aus Ihren Gedanken.
'Reisende für den Flug 4U4326 Stuttgart - Wien werden zur Sicherheitsschleuse bei Gate D gebeten!'
Suborbital zu fliegen lohnte sich bei der kurzen Strecke nach Wien nicht, ohnehin betrug die Flugzeit nur knappe 30 Minuten.
Das Ein- und Auschecken sowie die verschiedenen Sicherheitskontrollen würden erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen als der gesamte Flug.
Geschäftig machte Sie sich auf den Weg zu dem aufgerufenen Gate und reihte sich in die Unmengen von gesichtslosen Reisenden ein.


Kapitel 2

***Wien, Mauer - Donnerstag 7. Dezember 2064***

Tick konnte die sterile Kühle der Matrix fühlen.

Er sauste so schnell durch das digitale Compterkonstrukt, dass die vielen Lichter in einer einzigen weißen Linie an ihm vorbeischossen.

Reines Weiß! Keine Keime!

Befreit ließ der Decker seine Persona aufatmen. Gedankenschnell gab er seinem Cyberdeck den Befehl das eigentlich überflüßige Windtool hochzuladen um die Täuschung der absoluten Freiheit noch zu verstärken.

Der glatzköpfige Dschinn mit dem muskulösen Oberkörper, über dem sich das blütenweisse T-Shirt spannte und dessen stechender Blick damals wie heute jedes Schmutzpartikel dazu brachte, ängstlich den Schwanz einzuklemmen und winselnd das Weite zu suchen, breitete selig die Arme aus.

'Putzt so sauber dass man sich drin spiegeln kann...', summte er glücklich den Werbejingle aus den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts vor sich hin, während er seine Reise fortsetzte. Eigentlich hätte er lieber einen Abstecher zur Bayersdorf AG gemacht, denn Gerüchten zufolge sollten deren Forschungen an der Lösung seines ganz privaten Problems bereits ziemlich nahe dran sein, doch selbst hier in dieser wunderbaren Welt verlangte die traurige Realität draussen ihren Tribut. So sehr er es auch hasste, sein Körper brauchte Energie. Und Nahrung die nicht aus irgendeinem schmutzigen Lupinenschnellimbiss stammte, war teuer.

Bedauernd verließ er die strahlende Strasse und wandte sich nach rechts. Aus dem Nichts formierten sich einige altertümliche Häuschen. Er war da. Ziel erreicht.

Noch einmal tief durchatmend stiess er das schwere, doppelflügelige Eichentor zum Trummelhof auf und betrat das virtuelle Äquivalent eines typisch Grinzinger Heurigens. Was gar nicht so einfach war, denn bekannterweise ist Wien anders – draussen wie hier in der Matrix. Nirgendwo sonst auf der verdammten Welt war die virtuelle Realität genauso verwinkelt wie die Gässchen im Herzen der Metropole. Nur ein winzig kleiner Schritt daneben und man landete nicht an der gewünschten Adresse sondern am Zentralfriedhof am Banketttisch der Ghule oder inmitten einer vergifteten Kloake der grünen Lunge Prater Au. Was nicht nur unangenehm, sondern verflucht auch gefährlich war, denn mit Teerbabys und andrem ICE war nicht gut Kirschen essen.

Nach etlichen Startproblemen war Tick mittlerweile ein echter Einheimischer und fand sich in der verdrehten Szenerie mühelos zurecht.

“Seawas Oida!” Ein dicklicher Typ mit monströsem Schnauzbart und der obligatorischen Goldkette um den Hals zog den kräftigen Dschinn mühelos auf eine der zweifelhaft sauberen Holzbänke in einer Nische neben der Tür. Tick widerstand dem Drang, sich demonstrativ sauber zu wischen, wo die Hand des schmierigen Proleten seinen nackten Arm berührte, denn das wäre dem Mitarbeiter des ArbeitsAmts gegenüber nicht nur unhöflich gewesen, sondern es hätte ihm wohl schon zu Beginn der Verhandlungen einen schwierigeren Start bereitet. Nichtsdestotrotz zog er heimlich ein sauberes Tuch aus den Taschen seiner altmodischen Jeans und putzte unauffällig über die Bank bevor er sich setzte.

“Ein 'Hoi, Chummer' hätts auch getan, Lois”, grummelte er anstelle einer Begrüssung.

“Nau, nau, da feine Herr Tick, jetzt is eam a scho de Sprach zu dreckert”, tadelte der Schnauzbärtige kopfschüttelnd, “oba waunsd Bakschisch brauchst, is da oide Loisl guad gnua, gell?” Wider erwarten wechselte Ticks gegenüber in die allgemeine Stadtsprache, ohne eine Spur des ekelhaften Gossenslangs erkennen zu lassen.

“Also gut, Tick, ich hätte hier was für dich. Ne Anfrage aus Germanien, einfache Sache. Rein, Daten checken, wieder raus. Saubere Sache, ein Klacks für einen wie dich.”

Tick kannte seinen Betreuer vom Amt mittlerweile seit über einem Jahr. Die ach so einfachen Jobs hatten immer irgendwo einen Haken. Drek! Alois wusste genau, dass Tick schon seit einiger Zeit keine Runs mehr vermittelt bekommen hatte und konnte sich problemlos ausrechnen, dass er auf jede Tour angewiesen war.

“Bedingungen?” fragte er routinemässig mit unbewegter Mine.

“Wie immer, 20 Prozent fürs Amt, genaue Infos gehen an deine Mailbox. Und Tick – reiss dich diesmal zusammen! Da draussen gibts genug andre, die den Job übernehmen können und mir dafür sogar die Stiefel lecken.” Etwas wie Zuneigung schlich sich kurz in die Schweinsäuglein des Beamten. “Aber ich baue auf dich, Chummer. Du bist einer von den Besten und nicht umsonst hab ich dich noch auf meiner Liste.”

'Ja, ja einer der Besten', dachte Tick verstimmt, 'deshalb bin ich ja noch immer auf euren Scheißverein angewiesen.' Nomen est Omen – wie's die alten Leintuchträger der Antike zu sagen pflegten.


Stingray Wien -Cafe Ritter - Bleibe- Kontaktmann (Kyle)

Wien, Café Ritter - Tag. Dezember 2062

Stingray öffnete langsam die Tür zum Kaffeehaus und ihr kam es so vor, als würde sie alle auf sich ziehen.

Dicker Zigartettenrauch hing in der Luft wie dunkle Regenwolken und machte Nichtrauchern jeden Atemzug zur Qual..

Der Geruch von echtem Kaffee kam beinahe nicht gegen den Rauch an, war unverkennbar.

Die Magierin fühlte echte Holzdielen unter den Sohlen Ihrer Stiefel und wunderte sich, dass diese nach so langer Zeit noch gangbar waren.

'Das gute an Wien ist, nichts verändert sich', dachte die Runnerin und ließ abermals den Blick über die bunte Mischung an Stammgästen schweifen.

Unverkennbar waren viele Magier unter den Besuchern des Kaffeehauses.

Magier gehörten nicht gerade zu den introvertiertesten Archetypen der Metamenschheit der sechten Welt und zeigten oft und gerne, dass sie das Mana manipulierenkonnten.

Bei fast jedem der Gäste konnte Stingray arkane Runen an den Kleidungstücken sehen oder irgendwo blitzte ein Teil eines Fokus oder anderem magischen Hilfsmittel in Taschen oder an Gürteln auf.

Fast alle der Gäste spielten ein altertümlich wirkendes Kartenspiel und hatten anscheinend Stingrays Anwesenheit für gut oder zumindest nicht gefährlich befunden, denn die Ihr entgegenschlagende Aufmerksamkeit ebbte ebenso schnell wieder ab, wie sie aufbrandete.

Wer kein Stammgast war fiel eben auf im Cafe Ritter und die Zeiten zu denen Stingray zu dem erlauchten Kreis gehörte, waren lange schon Vergangenheit.

Trotzdem schien Sie zumindest keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen.

Es war kaum zu übersehen, dass das Etablissement schon an die 150 Jahre auf dem Buckel hatte, der Einrichtungsstil war wohl dauerhaft von dieser Epoche geprägt.

Braune Holztische und -stühle an den vier Personen bequem Kaffee oder Kartenspielen konnten.

Sonntag, 17. Februar 2008

Bitter Sweet Valentine!

+++ Unpassier-Bar, 13. Februar 2063, 16:29 Uhr +++


Viele glaubten damals, dass der Teufel im Jahr 2011 die Macht über die Erde übernommen hatte und ein wenig mehr als fünfzig Jahre später musste man in einigen Gegenden diesen Leuten recht geben, aber wie schon oft in der Geschichte geschehen, passten sich die Menschen an und machten einfach die Hölle zu ihrem zu Hause.


Der Hinterhof der Unpassier-Bar roch wie eine Bahnhofstoilette in einem Squatter-Viertel.

Unter meinen schweren Stiefeln knirschten Hüllen verbrauchter BTL-Chips als diese zerbrachen und schreckten einige graue Ratten auf. Ich nahm noch einen letzten Zug an meiner Zigarette und hoffte das der würzige Rauch den stechenden Geruch von Urin aus meiner Nase vertrieb.

Mit einem tiefen Seufzer schob ich eine übervolle Mülltonne aus dem Weg und öffnete die Hintertür zur Bar.

Der Begriff Bar war eigentlich eine maßlose Übertreibung für das was wirklich in diesem Etablissement steckte und eine Beleidigung für alle Gaststättenbetriebe. Selbst Limonaden-Stände die in früheren Jahren gerne von kleinen Kindern an Straßenecken aufgebaut wurden verdienten eher die Bezeichnung.

In einem Anfall noch nie gesehener Kreativität hatte Mike, der Besitzer der Bar, ein Abrisshaus gekauft und sein eigenes kleines Reich geschaffen. Eines war Fakt, nämlich das Mikies Imperium niemals zu den großen Sieben gehören würde, aber wohl auch keine Ambitionen danach hatte.

Die Unpassier-Bar lag dicht an der Grenze zu einem anderen Viertel und wer glaubte, dass dieses Viertel schon einen schlechten Ruf hatte, der war nie auf der anderen Seite. Deswegen kam Mike wohl auch auf das tolle Wortspiel bei der Namensgebung.

Ich hatte die große Ehre der Koch der Unpassier-Bar zu sein. Der Koch, der Bartender, die Putzfrau und der Rausschmeißer um genau zu sein.

Meinem Naturell entsprach eigentlich eher der letztere Job, denn ich wurde nicht als Verlierer geboren. Aber wie das Leben in einem Sprawl so spielt, gibt es dann und wann Situationen in denen man von der Bildfläche verschwinden und sich ganz von seinen alten Gewohnheiten verabschieden muss, wenn man überleben will.



Der Geruch von zu altem Fett und kaltem Rauch schlug mir ins Gesicht als ich den noch dunklen Küchenbereich betrat. Als ich den Hauptschalter umlegte um im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel zubringen, sah gerade noch wie sich einige achtbeinige Bewohner der Gattung Schabe schleunigst unter dem Herd verkrochen. Keine Frage das Ambiente in diesem Schmuckkästchen von Bar stimmte durch und durch!

Schnell ging ich in den Hauptraum der Bar und vermied es dabei so gut es ging in der Küche nach links oder rechts zu blicken, denn ich konnte das Elend nicht mehr sehen. Im Barraum gesellte sich zu dem Geruch von abgestandenem Bier und kalten Rauch noch der Duft von Erbrochenem. Ich schaute mich um und stellte fest, dass die sogenannte Putzkolonne zwar die Stühle auf die Tische gestellt hatte, aber den Unrat und Schmutz nicht wirklich aufgewischt, sonder eher fein verteilt hatte.

Sei es drum!

Ich überprüfte äußerst nachlässig die Vorräte an Spirituosen und genehmigte mir dabei einen kleinen Scotch aus Mikes privater Reserve. Es ist davon auszugehen, dass der gute Mike wusste, dass ich mich dann und wann an seinem echten Scotch bediente, aber er hatte mich noch nie darauf angesprochen. Deswegen genehmigte ich mir weiterhin meine tägliche Dosis an Zusatzgratifikation oder besser Erschwerniszulage, denn so ließ sich das Ganze einfach besser ertragen. Ein wenig genauer überprüfte ich die Waffen die geschickt unter dem Tresen angebracht war. Mit einem satten Klacken zog ich die Remington Roomsweeper, eine äußerst beeindruckend aussehende Sturmschrotflinte, aus ihrer Halterung und überprüfte sie auf Gängigkeit und vor allem ob sie geladen war. Mit nicht weniger Interesse kontrollierte ich den schweren Colt der am anderen Ende unter dem Tresen zu Hause war. Die Bewaffnung klingt in unbedarften Ohren vielleicht ein wenig übertrieben und überzogen, aber Chummer wir leben in der sechsten Welt!

Wer einen bis unter die Augenbrauen verchromten Troll auf Drogen Amok laufen sieht, der fängt an seine beiden Kumpels Colt und Remington zu sehr schätzen.
Kurz kontrollierte ich noch die Zapfhähne und die darunter liegenden Bierkartuschen und wandte mich dann wieder der unsäglichen Küche zu.
So langsam konnte ich den Anblick von Soy-Würstchen und Fertigpizza nicht mehr ertragen, welche nebenbei das Gros der Speisekarte darstellten.
Mike ließ sich nur selten in Bar blicken. Hauptsächlich dann wenn es darum ging Geld abzuholen oder nachdatierte Pizzen und Würstchen aus ominösen Quellen bei mir abzuliefern.
Ich denke er war damit zufrieden wie ich den Laden für ihn schmiss und er sich nur um das Nötigste kümmern musste.

Sechs Monate durfte ich nun schon den Maitre de plaisir für Mikes Pinte spielen und je länger ich da war, desto weniger ließ sich der Herr Besitzer sehen. Kurzzeitig dachte ich schon darüber nach mit den Monatseinnahmen die Biege zu machen, erinnerte mich aber dann daran, dass ich sowieso schon genügend Probleme an meinen süßen Hacken hatte.

+++ Unpassier-Bar, 13. Februar 2063, 18:12 Uhr +++


Ich hatte das Loch, so nannte ich insgeheim die Kaschemme, seit etwa einer Stunde geöffnet. Bemerkenswert dabei war, dass Michelle es erst vor knapp einer halben Stunde schaffte ihren orkischen Luxuskörper hier herein zu hieven und mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter eine lasche Entschuldigung zu murmeln.

Ein halbbetrunkener Zwerg, kaum über der Stufe eines Squatters, war derzeit unser einziger Gast, der einsam an einem Soy-Bier nippte und vor sich hin sinnierte.

Michelle wischte halbherzig über den Tresen und schmollte noch ein wenig, weil ich ihr für das Zuspätkommen ordentlich den hässlichen Kopf gewaschen hatte. Sie wie ich gehörte definitiv zu den Privilegierten im Metroplex, denn wir hatten legale Arbeit. Zwar schlecht bezahlt mit üblen Arbeitszeiten, aber es gab definitiv Schlimmeres mit dem man sein Geld verdienen konnte. Mit Trinkgeldern, und meinem Fall mit kleinen Abzweigungen aus der Kasse, konnte man über die Runden kommen. Michelle besserte wohl ihr Gehalt damit auf, dass sie ab und zu einen betrunkenen Gast mit- und dann ausnahm. Was sie genau trieb mit dem Bedauernswerten wollte ich gar nicht wissen.

Trotzdem wussten wir beide, was wir an dem Job hatten und versuchten das Ganze nicht auf die Spitze zu treiben. Mike war zufrieden und wir waren es einigermaßen. Mehr als man erwarten kann auf der sechsten Welt!

Außer aus dem düsteren Barraum, welcher von dem großen Tresen und einigen Nischen dominiert wurde, bestand die Unpassier-Bar noch aus einigen diskreten Nebenräumen und im oberen Stockwerk aus einigen Zimmer. Die Zimmer wurden, je nach Bedarf, stundenweise an vorzugsweise weibliche Kundschaft vermietet.

Langsam begann sich die Bar zu füllen. Ein In-Treff war dieses Kleinod gastronomischer Enthaltsamkeit beileibe nicht, wurde aber gerne von zweitklassigen Runnern und anderen Schattengesocks für ihre Zwecke genutzt. Der Service war zwar sparsam, aber alles wurde unter dem Mantel der Verschwiegenheit betrieben, was für Schattenläufer aller Couleurs quasi einen First-class-Service darstellte.

Samstag, 4. November 2006

Crossroads

Einleitung:
Der übliche kleine Disclaimer um geistiges Eigentum und Ideen zu schützen/kenntlich zu machen:

Diese Kurzgeschichte basiert auf den Ideen und Vorstellungen des Shadowrun-Universum von FASA/Fantasy Productions.
Shadowrun ist ein so genanntes Cyberpunk-Rollenspiel, aus dessen Zyklus inzwischen auch eine ganze Buchreihe erstanden ist.

Wir schreiben das Jahr 2058 und die Magie ist auf der Erde wieder zu Leben erwacht.
Mit ihr kehrten auch die so genannten alten Rassen, wie Zwerge, Orks, Trolle und ja, sogar die Elfen auf die „sechste Welt“ zurück.
Weniger romantische Kleingeister nannten dieses Phänomen UGE, die Ungeklärte Genetische Expression.
Auch die Flora und vor allem die Fauna ist „erwacht“. Intelligente Drachen bestimmen über das Wohl und Weh großer Firmen und andere Critter bevölkern die oftmals verseuchten Landstriche.
Die Nationalstaaten wie wir sie kennen sind zersplittert oder untergegangen.
Megakonzerne haben die Stellung von Stadtstaaten und die Menschen leben in Sprawls – riesigen, manchmal überdachten, anonymen Großstadtkomplexen.
Die meisten Menschen leben eine verhältnismäßig normales Leben, den Trott einer Ameise oder einer Drohne in einem geschäftigen Bienenstock. Aber es gibt auch die so genannten Schattenläufer- Shadowrunner – die ihren Lebensunterhalt im Halbdunkel der Konzernhochhäuser mit nicht immer legalen Arbeiten bestreiten.
Es gibt Rigger – Speziallisten im Umgang mit Fahrzeugen-, Messerklauen -rüde Kämpfer deren Körper mit Bio- und Cyberware künstlich bis an die Grenzen des Machbaren aufgepeppt wurden, Magier und Schamanen die ganz im traditionellen Sinne Zauber wirken können und Decker – die sich mittels einer Datenbuchse in der Schläfe in die Computerwelt der Matrix einklinken können.

Wer das Abenteuer sucht, braucht nur ein paar Rechnungen nicht pünktlich zu zahlen.
Unbekannt


I. Böses Erwachen


Mit einem heftigen Ruck in Richtung Realität wurde Stingray in das Hier und Jetzt zurück gerissen.
Das Hier und Jetzt bestand aus einem kleinen grauen Raum ohne viel Inneneinrichtung.
Sie lag auf einer fleckigen Matratze bei der man deutlich die metallenen Federn spürte, die sich langsam aber sicher durch den abgeschabten Stoff in ihr Fleisch zu bohren begannen.
Wie lange lag Sie schon hier?
Nach den Druckstellen an ihrem Körper zu schließen schon eine ganze Weile.
Der üblichen Morgenroutine folgen begann Stingray sich aufzusetzen. Ein scharfer Schmerz wies sie heftig darauf hin, dass sie verletzt war.
Tränen schossen ihr in die Augen.
Ein tränenverschleierter Blick auf ihre Brust ließ einen den blutverschmierten Verband erkennen.
Die Binde schien in aller Eile um ihren Brustkorb gewickelt worden und ein kleines Traumapatch war wohl der Grund für ihren überaus tiefen Schlaf.
Ärger keimte in ihr auf, der jedoch als sie sich weiter aufrichtete schnell durch den Schmerz wieder verdrängt wurde.
Langsam wischte sie sich mit einer Hand über sein Gesicht um die letzten Reste des drogenunterstützten Schlafes zu vertreiben.
Diese Dummköpfe wussten doch genau, dass man Magiebegabten keine pharmazeutischen Schmerzstiller oder Drogen verpassen durfte!!
Sie dachte überaus pragmatisch. Nicht augenscheinliche Rettung war ihr wichtig, sondern die Tatsache, dass sie nun mindestens drei Tage in ihrer Medizinhütte verbringen durfte um ihren Körper zu entgiften, war der Punkt der sie ärgerte.
Zugegeben eine typisch weibliche Denkweise, die ein Aussenstehender männlichen Geschlechts wohl nicht nachvollziehen konnte.
„Idioten!“, brummte sie mit einem rauen Tonfall und schaffte es endlich sich in den Schneidersitz zu begeben.
„Vielen herzlichen Dank!“, die dunkle Stimme war ihr sehr vertraut, ließ sie aber trotzdem zusammenzucken. „Ich wusste schon immer, dass ihr Schamanen eine undankbare Brut seid!“
Sie musste den Sprecher nicht ansehen um zu wissen, dass er wie aus dem nichts aus einem Schatten ins Licht trat und dieser Ausspruch sicherlich scherzhaft gemeint war.
Boner löste sich aus dem halbdunkel des Raumes und tat einige Schritte auf die Liegestatt der Verletzten zu.
„Soykaf?“, Boner hielt ihr einen Becher aus weißem Polyschaum hin, indem sich das billige Kaffeeimitat befand.
„Danke!“, Stingray nahm das Getränk und trank gierig.
„Es war eng! Sehr eng!“, stellte Boner fest und setzte sich neben die Schamanin auf die Matratze. Das schwarze Synthyleder seiner Kleidung knirschte charakteristisch und Stingray meinte auch das Schaben der eingenähten Panzerung vernehmen zu können.
„Wie lange war ich weg?“, dies war eine typische Frage von Shadowrunnern die das Glück hatten aus dem komaähnlichen Schlaf nach einer Verletzung zu erwachen.
„Knapp 36 Stunden, Kleines!“, sie hasste es wenn er sie Kleine oder gar 'Kleines' nannte, denn diese Bezeichnung wurde ihr ganz und gar nicht gerecht.
Die Straßenschamanin hatte nicht jahrelang an ihrem Ruf und an ihrer Reputation in den Schatten verschiedener großer Städte gearbeitet um von jemandem anders als ihrem Vater 'Kleine' genannt zu werden.
Niemand nannte sie mehr bei ihrem richtigen Namen, sie war sich sogar sicher, dass kaum einer ihn kannte.
Stingray – der Stachelrochen, damals empfand sie es als folgerichtig sich nach ihrem Totemtier zu nennen und ihren bürgerlichen Namen weit hinter sich zu lassen. Es konnte auch etwas wahres daran sein, das die Totems ihren Besitzer immer ähnlich sind oder umgekehrt.
Ein Stachelrochen flog elegant durch das Wasser, war aber trotzdem durchaus wehrhaft.
Die Zeiten waren damals hart für einen Neueinsteiger, für eine deren magische Begabung gerade erst erwachte. Eine innerliche Zerrissenheit kam hinzu, zumal ein Totem wie der Stachelrochen bei Schamanen aus der Stadt nicht gerade zu den Häufigen gehörte.
Es gab Ratten-, Fuchs-, Rabenschamanen zu hauf, auch der Waschbär oder Wolf waren Totems die nicht selten unter den Naturzauberern vorkamen.
Oft gestaltete sich die Kommunikation zwischen ihr und dem Krafttier schwierig. Von anderen Schamanen hatte sie oft gehört, wie schön und informativ die meditativen Stunden und Unterrichtungen zwischen dem Zauberer und dem Geistbegleiter waren.
Bei ihr jedoch gestaltete sich dies alles anders, nicht weniger schön, aber in ihrem Inneren wusste sie, dass es anders als bei den anderen war.
Sie war vierzehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit dem Rochen in Berührung kam.

***


Sabine hasste die immer wiederkehrenden Schulausflüge.
In Zweierreihen mit einem, von dem Lehrer oder Lehrerin, ausgewählten Partner durch ausgewählte pädagogisch wichtige Örtlichkeiten zu wandern war ihr ein Graus. Okay, nicht die ausgewählten Ziele der Lehrer, die waren zugegebener maßen zumeist ziemlich interessant, aber das eingepfercht sein, zum Beispiel in dem muffigen Schulbus, in der kichernden Gruppe von Mitschülerinnen sowie das aufgezwungene Programm, dass meisten nach Schema F ablief, verleideten ihr nur ein wenig Interesse oder Enthusiasmus zu zeigen.
Heute stand das städtische Aquarium auf dem Stundenplan und ihre Klassenkameradinnen taten ihre Aufgeregtheit durch noch heftigeres Kichern und tuscheln kund.
Viele der Älteren würden jetzt sagen: „Das Mädchen weiß ja gar nicht wie gut sie es hat“, oder „Wie undankbar die heutige Jugend doch ist!!“.
Es stimmte schon, dass Sabine zu den privilegierten Kindern im Sprawl zählte. Viele ihrer Altersgenossen gingen in eine ganz andere Art von Schule – durch die Schule des harten Lebens auf der Straße! Einige erlebten das Ende ihrer Pubertät nicht, viele waren in den Alter schon BTL-süchtig, andere wiederum vielen der so genannten Ungeklärten genetischen Expression -UGE-zum Opfer. Nicht wenige starben an dem höllischen Schmerz der in ihrem Körper während der körperlichen Umwandlung tobte, andere starben auf der Straße, nachdem sie von ihren Eltern verstoßen wurden.
Ja es stimmte schon, sie konnte sich durchaus zur so genannten besseren Gesellschaft zählen, aber irgendwie konnte sie sich nicht wirklich in die ihr vorbestimmte Rolle einfügen.
Die Mädchen in ihrer Klasse beschäftigten sich schon mit der Planung diverser Schönheitsoperationen oder körperlichen Modifikationen mit Cyberware, wie Datenbuchsen oder Talentsofts, einige hatten diesen Schritt sogar schon hinter sich.
Für Sabine kam so etwas nicht in Frage. Sie wusste nicht warum sie der Sache so ablehnend gegenüberstand, aber alles in ihr sträubte sich, wenn sie daran dachte, das irgendjemand künstliche Körperteile oder elektronische, biomechanische 'Bauteile' in sie 'einbauen' könnte. Sicher hätten sich ihre Eltern einen Chirurgen leisten können, der mehrere Stufen in der Evolutionsleiter über einem der schmierigen Straßendocs stand, aber es war nicht richtig – Punktum!
Sie diskutierte oft auf diese Art und Weise mit sich selbst und beendete ebenso oft ihre innerliche Zwiesprache mit einem autoritären verbalen Schlussstrich.
Die metallische Stimme des Lehrers verkündete über das Mikrofon im Bus gelangweilt die Ankunft an der 'Sea-City', dem verzweifelten Versuch eines Privatinvestors mit verschiedenen Wassertieren Geld zu machen.
Knirschend öffneten sich die altersschwachen Türen des rostigen Busses und entließ eine kichernde Horde junger Mädchen.
„In Zweierreihen aufstellen!“, tönte die genervte Stimme des Aufsichtslehrers.

tbc....

Donnerstag, 2. November 2006

SHADOWRUN GLOSSAR

Irgendwo geklaut im Netz, aber ganz hilfreich für Neulinge in der Materie Shadowrun..
Danke an den Schreiber!



Arcologie - Abkürzung für Architetural Ecology. In Seattle ist sie der Turm des Renraku-Konzerns, ein Bauwerk von gigantischen Ausmaßen. Mit ihren Privatwohnungen, Geschäften, Büros, Parks, Promenaden und einem eigenen Vergnügungsviertel gleicht sie im Prinzip einer selbständigen, kompletten Stadt.
Aztechnology-Pyramide - Niederlassung des multinationalen Konzerns Aztechnology, die den Pyramiden der Azteken des alten Mexicos nachempfunden ist. Obwohl sie sich in ihren Ausmaßen nicht mit der Renraku-Arcologie messen kann, bietet die Pyramide mit ihrer grellen Neonbeleuchtung einen atemberaubenden Anblick.
BTL-Chips - Abkürzung für Better Than Life - besser als die Wirklichkeit. Spezielle Form der SimSinn-Chips, die dem User (Benutzer) einen extrem hohen Grad an Erlebnisdichte und Realität direkt ins Gehirn vermittelt. BTL-Chips sind hochgradig suchterzeugend und haben chemische Drogen weitgehend verdrängt.
Chiphead, Chippie, Chipper - Umgangssprachliche Bezeichnung für einen BTL-Chip-Süchtigen.
chippen - Umgangssprachlich für: einen (BTL-)Chip rein schieben, auf BTL-Trip sein usw.
Chummer - Umgangssprachlich für Kumpel, Partner, Alter usw.
Cyberdeck - Tragbares Computerterminal, das wenig größer ist als eine Tastatur, aber in Rechengeschwindigkeit, Datenverarbeitung jeder Ansammlung von Großrechnern des 20. Jahrhunderts überlegen ist. Ein Cyberdeck hat darüber hinaus ein SimSinn-Interface, das dem User das Erlebnis der Matrix in voller sinnlicher Pracht ermöglicht. Das derzeitige Spitzenmodell, das Fairlight Excalibur, kostet 990 000 Nuyen, während das Billigmodell Radio Shack PCD-100 schon für 6200 Nuyen zu haben ist. Die Leistungsunterschiede entsprechen durchaus dem Preisunterschied.
Cyberware - Im Jahr 2050 kann man einen Menschen im Prinzip komplett neu bauen, und da die cybernetischen Ersatzteile die Leistung eines Menschen zum Teil beträchtlich erhöhen, machen sehr viele Menschen, insbesondere die Straßensamurai, Gebrauch davon. Andererseits hat die Cyberware ihren Preis, und das nicht nur in Nuyen: Der künstliche Bio-Ersatz zehrt an der Essenz des Menschlichen. Zu viel Cyberware kann zu Verzweiflung, Melancholie, Depression und Tod führen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Cyberware, die Headware und die Bodyware.
Bodyware ist der Sammelbegriff für alle körperlichen Verbesserungen.
Jeder Straßensamurai, der etwas auf sich hält, ist mit Nagelmessern und / oder Spornen ausgerüstet, Klingen, die im Hand- oder Fingerknochen verankert werden und in der Regel einziehbar sind.
Die so genannten Reflexbooster sind Nervenverstärker und Adrenalin-Stimulatoren, die die Reaktion ihres Trägers beträchtlich beschleunigen.
decken - Das eindringen in die Matrix vermittels eines Cyberdecks.
Decker - Im Grunde jeder User eines Cyberdecks.
DocWagon - Das DocWagon-Unternehmen ist eine private Lebensrettungsgesellschaft, eine Art Kombination von Krankenversicherung und ärztlichem Notfalldienst, die nach Anruf in kürzester Zeit ein Rettungsteam am Tat- oder Unfallort hat und den Anrufer behandelt. Will man die Dienste des Unternehmens in Anspruch nehmen, benötigt man eine Mitgliedskarte, die es in drei Ausführungen gibt: Normal, Gold und Platin. Je besser die Karte, desto umfangreicher die Leistung (von ärztlicher Notversorgung bis zu vollständigem Organersatz).
Das DocWagon-Unternehmen hat sich den Slogan eines im 20. Jahrhunderts relativ bekannten Kreditkartenunternehmens zu eigen gemacht, an dem, wie jeder Shadowrunner weiß, tatsächlich etwas dran ist: Never leave home without it.
Drek, Drekhead - Gebräuchlicher Fluch; abfällige Bezeichnung, jemand der nur Dreck im Kopf hat.
ECM - Abkürzung für Electronic Countermeasures; elektronische Abwehrsysteme in Flugzeugen, Panzern usw.
einstöpseln - Bezeichnung ähnlich wie einklinken; der Vorgang, wenn über Datenbuchse ein Interface hergestellt wird, eine direkte Verbindung zwischen menschlichem Gehirn und elektronischem System. Das Einstöpseln ist die notwendige Voraussetzung für das Decken.
Exec - Hochrangiger Konzernmanager mit weitreichenden Kompetenzen.
Fee - Abwertende, beleidigende Bezeichnung für einen Elf. (Die Beleidigung besteht darin, daß einer. mit Fee auch Homosexuelle, insbesondere Transvestiten bezeichnet werden.)
geeken - Umgangsprachlich für töten, jm. umbringen
Goblinisierung - Gebräuchlicher Ausdruck für die so genannte Ungeklärte Genetische Expression (UGE). UGE ist eine Bezeichnung für das zu Beginn des 21. Jahrhunderts erstmals auftretende Phänomen der Verwandlung normaler Menschen in Metamenschen.
Hauer - Abwertende Bezeichnung für Trolle und Orks, die auf ihre vergrößerten Eckzähne anspielt.
ICE - Abkürzung für Intrusion Countermeasure Equipment, im Deckerslang auch Ice (Eis) genannt. Grundsätzlich sind ICE Schutzmaßnahmen gegen unbefugtes Decken. Man unterscheidet drei Klassen von Eis: Weißes Eis leistet lediglich passiven Widerstand mit dem Ziel, einem Decker das Eindringen so schwer wie möglich zu machen. Graues Eis greift Eindringlinge aktiv an oder spürt ihren Eintrittspunkt in die Matrix auf. Schwarzes Eis (auch Killer-Eis genannt) versucht, den eingedrungenen Decker zu töten, indem es ihm das Gehirn ausbrennt.
Jackhead - Umgangssprachliche Bezeichnung für alle Personen mit Buchsenimplantaten. Darunter fallen zum Beispiel Decker und Rigger.
Knoten - Konstruktionselement der Matrix, die aus Milliarden von Knoten besteht, die untereinander durch Datenleitungen verbunden sind. Sämtliche Vorgänge in der Matrix finden in den Knoten statt. Knoten sind zum Beispiel: I/O-Ports, Datenspeicher, Subprozessoren und Sklavenknoten, die irgendeinen physikalischen Vorgang oder ein entsprechendes Gerät kontrollieren.
Lone Star Security Services - Die Polizeieinheit Seattles. Im Jahr 2050 sind sämtliche Datenleistungsunternehmen, auch die so genannten öffentlichen privatisiert. Die Stadt schließt Verträge mit unabhängigen Gesellschaften, die dann die wesentlichen öffentlichen Aufgaben wahrnehmen. Renraku Computer Systems ist zum Beispiel für die öffentliche Datenbank zuständig.
Matrix - Die Matrix - auch Gitter genannt - ist ein Netz aus Computersystemen, die durch das globale Telekommunikationsnetz miteinander verbunden sind. Sobald ein Computer mit irgendeinem Teil des Gitters verbunden ist, kann man von jedem anderen Teil des Gitters dorthin gelangen.
In der Welt des Jahres 2050 ist der direkte physische Zugang zur Matrix möglich, und zwar vermittels eines Matrix-Metaphorischen Cybernetischen Interface, kurz Cyberdeck genannt. Die so genannte Matrix-Metaphorik ist das optische Erscheinungsbild der Matrix wie sie sich dem Betrachter (User) von innen darbietet. Diese Matrix-Metaphorik ist erstaunlicherweise für alle Matrixbesucher gleich, ein Phänomen, das mit dem Begriff Konsensuelle Halluzination bezeichnet wird.
Die Matrix ist, kurz gesagt, eine informations-elektronische Analogwelt.
Messerklaue - Umgangssprachliche Bezeichnung für einen Straßensamurai.
Metamenschen - Sammelbezeichnung für alle Opfer der UGE. Die Gruppe der Metamenschen zerfällt in vier Untergruppen:
a) Elfen: Bei einer Durchschnittsgröße von 190 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von 68 kg wirken Elfen extrem schlank. Die Hautfarbe ist blaßrosa bis weiß oder ebenholzfarben. Die Augen sind mandelförmig, und die Ohren enden in einer deutlichen Spitze. Elfen sind Nachtwesen, die nicht nur im Dunkeln wesentlich besser sehen können als normale Menschen. Ihre Lebenserwartung ist unbekannt.
b) Orks: Orks sind im Mittel 190 cm groß, 73 kg schwer und äußerst robust gebaut. Die Hautfarbe variiert zwischen rosa und schwarz. Die Körperbehaarung ist in der Regel stark entwickelt. Die Ohren weisen deutliche Spitzen auf, die unteren Eckzähne sind stark vergrößert. Das Sehvermögen der Orks ist auch bei schwachem Licht sehr gut. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt zwischen 35 und 40 Jahren.
c) Trolle: Typische Trolle sind 280 cm groß und wiegen 120 kg. Die Hautfarbe variiert zwischen rötlichweiß und mahagonibraun. Die Arme sind proportional länger als beim normalen Menschen. Trolle haben einen massigen Körperbau und zeigen gelegentlich eine dermale Knochenbildung, die sich in Stacheln und rauher Oberflächenbeschaffenheit äußert. Die Ohren weisen deutliche Spitzen auf. Der schräg gebaute Schädel hat 34 Zähne mit vergrößerten unteren Eckzähnen. Trollaugen sind für den Infrarotbereich empfindlich und können daher nachts uneingeschränkt aktiv sein. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung beträgt etwa 50 Jahre.
d) Zwerge: Der durchschnittliche Zwerg ist 120 cm groß und wiegt 72 kg. Seine Hautfarbe ist normalerweise rötlich weiß oder hellbraun, selten dunkelbraun. Zwerge haben unproportional kurze Beine. Der Rumpf ist gedrungen und breitschultrig. Die Behaarung ist ausgeprägt, bei männlichen Zwergen ist auch die Gesichtsbehaarung üppig. Die Augen sind für infrarotes Licht empfindlich. Zwerge zeigen eine erhöhte Resistenz gegenüber Krankheitserregern. Ihre Lebensspanne ist nicht bekannt, aber Vorhersagen belaufen sich auf über 100 Jahre.
Metroplex - Ein Großstadtkomplex.
Mr. Johnson/Herr Schmidt (dt.) - Die übliche Bezeichnung für einen beliebigen anonymen Auftraggeber oder Konzernagenten.
Norm - Umgangssprachliche, insbesondere bei Metamenschen gebräuchliche Bezeichnung für normale Menschen.
Nuyen - Weltstandardwährung (New Yen, Neue Yen, ¥)
Paraspezies - Paraspezies sind erwachte Wesen mit angeborenen magischen Fähigkeiten, und es gibt eine Vielzahl verschiedener Varianten.
Persona-Icon - Das Persona-Icon ist die Matrix-Metaphorik für das Persona-Programm, ohne das der Zugang zur Matrix nicht möglich ist.
Pinkel - Umgangssprachliche Bezeichnung für einen Normalbürger.
Rigger - Person, die Riggerkontrollen bedienen kann. Riggerkontrollen ermöglichen ein Interface von Mensch und Maschine, wobei es sich bei den Maschinen um Fahr- oder Flugzeuge handelt. Der Rigger steuert das Gefährt nicht mehr manuell, sondern gedanklich durch eine direkte Verbindung seines Gehirnes mit dem Bordcomputer.
Sararimann - Japanische Verballhornung des englischen Salaryman (Lohnsklave). Ein Konzernangestellter.
SimSinn - Abkürzung für Simulierte Sinnesempfindung, d.h. über Chipbuchse direkt ins Gehirn gespielte Sendung. Elektronische Halluzinogene. Eine Sonderform des SimSinns sind die BTL-Chips.
SIN - Abkürzung für Systemidentifikationsnummer, die jedem Angehörigen der Gesellschaft zugewiesen wird.
So ka - Japanisch für: Ich verstehe, aha, interessant, alles klar.
Soykaf - Kaffeesurrogat aus Sojabohnen.
STOL - Senkrecht startendes und landendes Flugzeug.
Straßensamurai - So bezeichnen sich die Muskelhelden der Straße selbst gerne.
Trid(eo) - Dreidimensionaler Video-Nachfolger.
Trog, Troggy - Beleidigende Bezeichnung für einen Ork oder Troll.
Verchippt, verdrahtet - Mit Cyberware ausgestattet, durch Cyberware verstärkt, hoch gerüstet.
UCAS - Abkürzung für United Canadian & American States; die Reste der ehemaligen USA und Kanadas.
Wetwork - Mord auf Bestellung.
Yakuza - Japanische Mafia.

Dienstag, 24. Oktober 2006

Alte Leute im Shadowrun-Universum -EIN PROLOG-

Hier ein kleiner Anfang einer Geschichte, die wir bestimmt weiterführen werden.....quasi ein Appetizer ;o):

Einleitung:

Diese Kurzgeschichte basiert auf den Ideen und Vorstellungen des Shadowrun-Universum von FASA/Fantasy Productions.
Shadowrun ist ein so genanntes Cyberpunk-Rollenspiel, aus dessen Zyklus inzwischen auch eine ganze Buchreihe erstanden ist.

Wir schreiben das Jahr 2058 und die Magie ist auf der Erde wieder zu Leben erwacht.
Mit ihr kehrten auch die so genannten alten Rassen, wie Zwerge, Orks, Trolle und ja, sogar die Elfen auf die „sechste Welt“ zurück. Weniger romantische Kleingeister nannten dieses Phänomen UGE, die Ungeklärte Genetische Expression.
Auch die Flora und vor allem die Faune ist „erwacht“. Intelligente Drachen bestimmen über das Wohl und Weh großer Firmen und andere Critter bevölkern die oftmals verseuchten Landstriche.
Die Nationalstaaten wie wir sie kennen sind zersplittert oder untergegangen.
Megakonzerne haben die Stellung von Stadtstaaten und die Menschen leben in Sprawls – riesigen, manchmal überdachten, anonymen Großstadtkomplexen.
Die meisten Menschen leben eine verhältnismäßig normales Leben, den Trott einer Ameise oder einer Drohne in einem geschäftigen Bienenstock. Aber es gibt auch die so genannten Schattenläufer- Shadowrunner – die ihren Lebensunterhalt im Halbdunkel der Konzernhochhäuser mit nicht immer legalen Arbeiten bestreiten.
Es gibt Rigger – Speziallisten im Umgang mit Fahrzeugen-, Messerklauen -rüde Kämpfer deren Körper mit Bio- und Cyberware künstlich bis an die Grenzen des Machbaren aufgepeppt wurden, Magier und Schamanen die ganz im traditionellen Sinne Zauber wirken können und Decker – die sich mittels einer Datenbuchse in der Schläfe in die Computerwelt der Matrix einklinken können.

Bevor ich ein alter Mann wurde, war ich darauf bedacht, würdig zu leben. Jetzt, im Alter, richtet sich mein ganzes Streben darauf, in Würde zu sterben.
Lucius Annaeus Seneca, (ca. 4 v. Chr - 65 n. Chr.), römischer Politiker, Philosoph und Schriftsteller


Prolog:

Das monotone Piepen der Herz-Lungen-Maschine formte akustisch eine flache Linie, denn sie hatte sich in einen hohen durchdringenden Dauerton verwandelt.
Die weißen Wände des Krankenzimmer wirkten grau und es schien, als wäre die Temperatur auch um ein paar Grad gefallen. Der künstliche Duft des allgegenwärtigen wie auch typischen Krankenhausdesinfektionsmittels konnte gerade noch gegen den aufsteigenden Geruch des Todes siegen.

Eine ziemlich ungleich aussehende Gruppe stand um ein ultramodernes Krankenhausbett versammelt und betrachtete den kürzlich Verschiedenen.
Blaue Schläuche und elektrische Kabel ragten aus dem zerbrechlichen, nun fast durchscheinenden Körper.
„Kann jemand dieses nervige Piepsen abstellen!?“, nörgelte der grauhaarige Zwerg.
„Er hat es wenigstens hinter sich!“, bemerkte Richard traurig, während er beiläufig die Stumm-Taste an der Maschine betätigte.
Ein leises Schluchzen war das Einzige was man von der kleinen Frau am Fußende des Totenbettes vernahm.
„Stell dich nicht so an, Alice!“, grollte der faltige Troll der neben ihr stand. „Er war alt, sehr alt! Wir alle müssen irgendwann gehen!“
„Tu nicht so, als ob dich das alles kalt lässt, Jordan!“, keifte Alice den ebenfalls betagten Metamenschen an.
„Stört diesen Moment nicht mit Euren Streitereien!“, schaltete sich der ein wenig abseits stehende Mann ein. Auch er schien von den Jahren bereits mehr als gezeichnet zu sein.
Der viele Silberschmuck den er trug, war fast durchweg schwarz angelaufen und seine Kleidung, die vorwiegend aus echtem Wildleder bestand, hatte auch schon besser Zeiten gesehen. Auch der Umhang aus Fuchsfell wirkte räudig. Immer wieder Griff sich Morgan beim Sprechen an eine seiner vielen Halsketten, ganz so, also suche er Halt. „Derik hätte nicht gewollt, dass wir uns an seinem Totenbett so aufführen!“
Betroffenes Schweigen gab dem Schamanen recht.
Sie verweilten noch eine Weile vor der Liegestatt ihres verstorbenen Weggefährten. Jeder verabschiedete sich auf seine Weise, der eine still, andere mit Tränen in de Augen.

Richard war der letzte der das Sterbezimmer verließ. An der Türe drehte er sich noch einmal um.
„Wir sehen uns drüben, alter Freund!“
Der den Raum überwachende Computer bemerkte, dass sich keine lebenden Personen mehr in dem Zimmer befanden und löschte, gemäß seiner programmierten Routine, das Licht. Nur noch die grünen Leuchtdioden des zeigten eine durchgehende flache Linie, beschriftet mit einer großen, eckigen digitalen Zahl.

Null.

Was ist los im Blog?

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RobinPicardo - 29. November, 11:39
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RobinPicardo - 17. Juni, 13:37
sieht aus wie
ein haiku. 5-7-5. well done!
SehnsuchtistmeineFarbe - 8. Juni, 10:38
Eintrag #1
Quirm, 21. Sektober im Jahr der bockenden Eidechse Heute...
RobinPicardo - 6. Februar, 10:36
Senryû 1.Versuch
Alleinsein endet Geliebte rücken näher Angst zu versagen
RobinPicardo - 2. Februar, 11:55
Auja
Ich bin gespannt :)
BredaK. - 1. Februar, 21:04
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RobinPicardo - 28. Januar, 10:41

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