SW-FanFiction

Mittwoch, 28. Januar 2009

Was man so alles....

...findet beim Aufräumen der Festplatte....ein recht netter Anfang einer Mission...schon älter, aber lesbar ;o)


Ein verlassenes Schiff treibt herrenlos auf dem Ankh. Ist hier ein Verbrechen geschehen?


Es gab Zeiten, da man die Sklaven legal kaufen musste.
(S. J. Lec, poln. Satiriker, 1909-1966)
*** Ankh-Morpork; Perlendock in einem leeren Lagerhaus : Die Geiselnahme ***
Das Holz der alten Dielen knirschte verdächtig, während gleichzeitig der unverkennbare Geruch des nahegelegen Flusses jede Riechzelle in den Nasen betäubte, wenn nicht sogar abtötete.
"Nur noch einen Schritt weiter und er ist tot!!", schrie der Mann und drückte die Spitze des Bolzens der Armbrust etwas fester an die Schläfe seines Opfers. Die Augen des Geiselnehmers zeigten das irre Leuchten eines in die Enge getrieben Raubtieres. "Ihr macht was ich sage!!!"
Wie zur Bekräftigung seiner Argumente schoss der Mann einen Bolzen seiner zweiten Armbrust in Richtung der vor dem Lagerhaus am Kai versammelten Wächter, der aber wirkungslos an einer der vielen gestapelten Kisten zersplitterte.
"Du hast keine Chance!", flüsterte Robin Picardo, schmerzhaft den Armbrustpfeil an seinem Kopf spürend. "Gib auf und alles wird gut!", ergänzte der Wächter mit einem Zittern in seiner Stimme.
Ein irres Lachen war die einzige Antwort des Geiselnehmers.
"Eines ist sicher!", flüsterte der in die Enge getriebene heißer in das Ohr des DOG-Wächters. "Dich nehme ich in den Tod mit!!!!!"
*** Wie alles begann : Das Vorgeplänkel ***
Übellaunig saß der stellvertretende Abteilungsleiter der Dienststelle für die Observierung von Gildenangelegenheiten in seinem neuen muffigen Büro, dass ihm von dem llamendonischen Offizier zugeteilt wurde. Schlussendlich hatte Hauptmann Daemon seinen Willen durchgesetzt und den jungen Korporal in das Matratzenlager verbannt. Robin haderte mit seinem Schicksal, beschloss jedoch dem 'Wolkenoffizier', so nannte Robin heimlich seinen Abteilungsleiter, ein Schnippchen zu schlagen. Tagsüber würde er bei den sehr suspektaussehenden Matratzen sitzen bleiben und wie gewohnt seine Arbeit verrichten, aber abends, so nahm sich Robin vor, werden ab heute Feste gefeiert, die das Boucherie Rouge noch nie gesehen hatte.
'Wir sind dem Herrn Hauptmann zu laut?! Dann werde ich dir einmal zeigen, was laut ist!!', dachte der Dobermann gehässig, wobei sein Augenlid beunruhigend zu zucken begann.
Papierberge türmten sich nun auf dem klapprigen Schreibtisch und der Stuhl knarrte ebenfalls bei jeder Bewegung des Dobermannes bedrohlich.
Es gab so viel zu tun.
Die entsprechenden Ermittler wollten den Fällen zugeteilt und Neuzugänge für Register der Gildenmitglieder sollten gesichtet werden. Zusätzlich musste der verhasste Bettwäschetausch organisiert werden und was noch schlimmer war, ein Wächter zum Waschen derselbigen eingeteilt werden. Zusätzlich gab ihm Daemon zusätzlich den Auftrag, den neuen Besprechungsraum 'nett' einzurichten, damit es bei den Briefings etwas heimeliger ist [*alle DOGs begannen sich über die Besprechungen in Daemons 'Zimmer' zu beschweren. Besonders verhasst war der Platz neben ihm auf dem Himmelbett. Dies zwang den Abteilungsleiter, wollte er seine Besprechungen nicht gänzlich einsam durchzuführen, einen entsprechenden Raum zu schaffen.*].
Ein kleines Fenster in dem Büro spendete gerade genug Licht, dass der Wächter zumindest bis mittags auf das Anzünden der rußigen Fettlampe verzichten konnte. Leider reichte die Öffnung nicht dazu aus, den penetranten Geruch der gebrauchten Matratzen zu vertreiben.
Blatt für Blatt, Pergament für Pergament arbeitete sich der neue 'Matratzenwart' durch Anfragen, Anzeigen, Ermittlungsberichte und schlichtweg unwichtigen Unsinn. Nebenbei mussten Informationen über die Gilde der Stripperinnen gesammelt werden, was ja nicht unbedingt eine Strafe sein musste.
Widerwillig nahm der Dobermann das nächste Stück Papier in die Hand und betrachtete es nachdenklich.
*** Der Ankh, nahe dem Perlendock : Die Tat***
Der Abend dämmerte unheilvoll über sie größte Stadt der Scheibenwelt.
Ein alter Fischerkutter trieb zäh auf dem Fluss, während späte Möwen und andere Seevögel ihn kreischend auf seiner langsamen Fahrt begleiteten. Eine angelaufene Messingtafel gab Auskunft über den Namen des Schiffes, welches von einen kreativen Scherzbold Flussliebe getauft worden ist.

Dunkelrotes Blut tropfte von der scharfen Klinge des stehenden Mannes und bildete ein kleine Pfütze.
Vor ihm, im dunkleren Schlagschatten des Segels, lag das Ergebnis seiner schändlichen Tat.
Das Gesicht zu einer Fratze des Schreckens und Schmerzes verzerrt mit einer klaffenden Bauchwunde ruhte das tote Opfer vor seinen Füßen.
"Du wolltest es ja nicht anders!", sagte der Mörder leise zu der Leiche und wischte die Klinge gedankenlos an seinem Hosenbein ab und führte das Tatwerkzeug in eine Scheide an seinem Gürtel ein.
Der Lebenssaft begann schon langsam zu gerinnen, was an der dunkler werdenden Farbe zu erkennen war. Der Verbrecher musste sich sputen um nicht noch mehr 'Arbeit' zu bekommen, da das alte Holz des Schiffdecks, begierig jede Flüssigkeit aufsog.
Mit sicheren Schritten drehte sich der Mörder auf dem leicht schwankenden Deck um und ging zielstrebig zum Heck des kleinen Schiffes.
Dort angelangt nahm er ein eingerolltes Fischernetz und zog diese zurück zu der Leiche.
"Wir hätten das auch anders Regeln können, du Sturkopf!", geschickt rollte der Meuchler den Körper des Toten in das grüne Netz. Nach kurzer Suche fand er auch zweckmäßige Gegenstände, die als Beschwerung dienen konnten, und befestigte diese provisorisch an den Maschen.
Stöhnend zog der Mann sein 'Paket' bis zur Reling und wartete auf den passenden Moment.
Wieder barst die zentimeterdicke Kruste des Ankh unter dem schweren Kiel des Schiffes und gab für einen den Blick auf das braune Wasser des Flusses frei.
Die war der geeignete Augenblick!
Mit einem Ruck ging das Netzpaket über Bord und versank blubbernd in dem Strom der die Stadtteile Ankh und Morpork trennte.
Beinahe unmittelbar danach schloss sich die feste Schicht wieder über dem versinkenden Leichnam mit einem widerlich schmatzenden Geräusch, ganz so als würde dem Strom Nahrung zugefügt werden.
Nachdem sich der Mann der Leiche entledigt hatte goss er einen Eimer Wasser über die verbliebene Blutlache und begann das Deck mehr schlecht als recht zu schrubben.
Kurze Zeit später ging er zum Ruder und navigierte das Boot nahe an den Pier.
Schnell schnappte sich der Mann noch ein kleines Paket, gab dem Ruder noch einen Stoß in die entgegengesetzte Richtung, und hüpfte mit einem beherzten Sprung auf das feste Land des Perlendocks.
Langsam verschwand der Mann in den dunklen Schatten Ankh-Morporks, während das Boot nun herrenlos auf dem Ankh zu treiben begann.
*** Das himmelblaue Knahbenzimmer : Die Nachricht ***
Unruhig wälzte sich Korporal Picardo auf dem weichen Himmelbett hin und her, während Ströme von kaltem Schweiß seine Uniform zu durchnässen begannen.
Akten, Papiere, Notizen und eine überaus hässliche Pflanze flogen im rasanten Tempo vor dem geistigen Auge des Dobermannes vorbei, während dröhnende Worte seines Abteilungsleiters in seinen Ohren widerhallten.
Mit einem leisen Aufschrei erwachte Robin und stellte fest, dass der Platz neben ihm ungewöhnlich leer war. Gleich darauf wanderte sein Blick zu der, in einer Ecke nahe dem Fenster stehenden, Pflanze.
Der blasse Mond spiegelte sich trübe auf den grünen Blättern von Mina und die purpurnen 'Warzen schienen beinahe zu pulsieren.
Irgendwie war dieses Gewächs Robin nicht geheuer, aber er sagte nichts, weil sein Kamerad und Stubengenosse Leopold von Leermach so viel Freude an der Blume hatte.
Robin beschloss frische Luft zu schnappen, schlang sich die große Decke um seine Schultern und begab sich mit schlurfenden Schritten in Richtung der naheliegenden Terrasse.
Auch Nachts herrschte viel Verkehr im Viertel der käuflichen Zuneigung....besonders Nachts.
Trunkenbolde, Amüsierbegierige und späte Nachtschwärmer lärmten in den Strassen und Gassen. Hier und da kam es zu kleineren Raufhändeln, die meist mit einem Dolch, Messer oder einem Bierkrug geschlichtet wurden und dann mit einem spitzen Aufschrei abrupt endeten. Robin sog begierig die, für Ankh-Morporks Verhältnisse, frische Nachtluft in seine Lungen.
"Hallo Süßer!", wurde die Stille durch eine rauchige Stimme unterbrochen.
Erschrocken fuhr der Korporal herum und sah in sah in blaue Augen deren Farbe an einen Gebirgssee erinnerten.
Vor ihm stand Liselotte eine Näherin aus dem Erdgeschoss in ihrer Arbeitskleidung.
Betont langsam stieß die blonde Frau den Rauch ihrer Zigarette aus, der kleine blaugrau schimmernde Wolken in der Nachtluft bildete.
"Hallo Robin.", hauchte Liselotte noch einmal.
"Ähm...Ha..Hallo!", stammelte der Dobermann verwirrt von den sehr freizügigen Outfit der Näherin.
"So spät auf der Terrasse?", die Näherin lehnte sich gegen den Rahmen der Türe und zog ein Bein an, wodurch sie noch mehr von ihrem Körper preisgab.
".......", Picardo schluckte trocken. "Knnte ncht schlfn!" [*in einer Wüstengegend herrschte derzeit wohl weniger Wassermangel als im Augenblick in dem Hals des Dobermannes. *]
"Wie bitte?", wieder wurde ein Rauchring in die dunkle Nacht geblasen.
"Ich ....ich konnte nicht mehr schlafen!", wiederholte der Wächter, während seine Stimme so belegt klang, als würde man zwei Reibeisen aneinander scheuern.
Mit einem leichten Ruck löste sich Lise von der Wand und trat mit einer geschmeidigen Bewegung hinter den Wächter. Federleicht senkten sich die Hände der jungen Näherin auf seine Schultern und begannen den Körper des Wächters aufdringlich über der mitgebrachten Decke zu erforschen.
Panik breitete sich in dem stellvertretenden Abteilungsleiter wie ein Waldbrand aus. Mit einem geübten Griff, der jedem Vektor der Seals alle Ehre machen würde, drehte die zierliche Frau Robin um und drängte nun ihn mit sanfter Gewalt an die Mauer des Balkons vom Boucherie Rouge. Von Antlitz zu Antlitz schaute sie dem Wächter tief in die Augen. Die Gesichtfarbe des Wächters schien sich nicht entscheiden können und wechselte von Rot über Grau zu Weiß.
"Die anderen meinten du bist ein wenig schüchtern?!", Liselotte beugte sich bei dem Satz ein wenig vor und flüsterte die Robin ins Ohr. Der Korporal konnte den heißen Atem auf seiner Haut spüren. Neckisch berührten ihre Lippen sein Ohrläppchen und saugten sanft daran.
"Waaaaaaaaaaaaa!!!!!!", entfuhr dem Wächter ein schriller Schrei. Mit aller Macht drückte er die Näherin von sich weg und suchte sein Heil in der kopflosen Flucht.
Die Türe des himmelblauen Knahbenzimmer fiel krachend ins Schloss, was zur Folge hatte, dass aus dem Nebenzimmer wieder ärgerliches Klopfen zu hören war.
Zitternd setzte sich Robin auf das Himmelbett.
Inzwischen war Picardo gewohnt von den Näherinnen geneckt zu werden, aber Liselotte schien einen wahren Volkssport daraus machen zu wollen, bei der sie anscheinend den Titel der Scheibenmeisterin erringen wollte [*die tiefe Angst des Dobermannes vor Näherinnen wird zu gegebener Zeit einmal in einer gesonderten Single veröffentlicht und näher beleuchtet. Der geneigte Leser wird gebeten darüber geflissentlich hinwegzusehen; das Warten auf die Erklärung wird sich bestimmt lohnen. Es sei nur soviel gesagt, dass sich die Phobie auf ein Ereignis in seiner Vergangenheit zurückführen lässt.*].
Zartes Picken an dem kleinen Fenster des Schlaf- und Büroraumes riss Robin aus seiner Agonie der Furcht.
Immer noch nur im dünnen Nachthemd bekleidet, tapste der Korporal über den kalten Boden zum Fenster und ließ den pickenden Nachrichtenvogel hinein.
Die kleine Taube ließ sich widerstandslos die winzige metallne Nachrichtenhülse abnehmen.
Der Dobermann öffnete das Behältnis und begann die kleine krakelige Schrift auf dem dünnen Pergament zu lesen.

Von: SUSI
An: D.O.G
SUSI erbittet die Unterstützung am Perlendock mit einem Dobermann,
da Verwicklung der Schmugglergilde nicht ausgeschlossen werden kann.
gez. Unterschrift unleserlich


'Na toll!', dachte der Wächter. 'Nicht das ich allen Papierkram machen darf, jetzt kommen die Nachrichtenvögel wie selbstverständlich bei mir an und ich muss zu nachtschlafender Zeit einen Ermittler einteilen. Ja! Ich mache mich gerne unbeliebt.', ergänzte Picardo mürrisch.
Nach kurzem Überlegen beschloss Robin niemanden in seiner Nachtruhe zu stören, besonders nicht Hauptmann Daemon der sowieso den Auftrag weiterleiten würde. Dies war aber endlich auch einmal wieder eine gute Gelegenheit für ihn selbst zu ermitteln und den Papierkrieg, wenigstens eine Weile, hinter sich zu lassen.
Besser gelaunt begann der stellvertretende Abteilungsleiter D.O.G. sich seine Uniform anzuziehen und noch einmal schnell die Daten und Fakten der Schmugglergilde sich einzuprägen, da diese Gilde ja nicht unbedingt sein Spezialgebiet war.
Kurz überlegte Picardo, die Oberstgefreite Hatscha al Nasa mitzunehmen, verwarf aber den Gedanken wieder.
Der Dobermann entschloss sich noch ein kleines Schild zu basteln, dass er mit großen Lettern versah:
Bin beim Ermitteln!
Picardo, Korporal

Kurz schaute sich der Wächter nach dem Nachrichtenvogel um, konnte aber nur noch eine einsame und langsam zu Boden sinkende Feder erkennen.
'Sie wird wohl gleich wieder durch das offene Fenster zurückgeflogen sein.', beendete der DOG seine Gedanken an die Taube.
Robin ging durch die dunklen Flure des Boucherie Rouge und befestigte am Matratzenlager, welches gleichzeitig das Büro des stellvertretenden Abteilungsleiters war, mit einem triumphierenden Lächeln das Abwesenheitsschild. Wieder einmal entkam er diesem verhassten Raum in dem sich im hinteren Bereich fleckige und seiner Meinung auch wahrscheinlich ziemlich lebendige Unterbetten befanden.
Leise ging er die hölzernen Stiegen hinunter bis er im Erdgeschoss des verruchten Gebäudes ankam.
Alle Türen der wohl beschäftigten Näherinnen waren geschlossen und eindeutige Arbeitsgeräusche drangen in den Flur. Der Dobermann warf noch einen bösen Blick in Richtung von Liselottes 'Residenz' und begab sich in die düstere Nacht.
*** Der Tatort : Auf zum Perlendock! ***
Inzwischen geübt schlängelte sich der Wächter durch die dunklen Wege durch die Schatten, den Ort, den er während seiner Ausbildung fast lieben gelernt hatte. Nur zweimal wurde er von lizenzierten Dieben aufgehalten die ihre Quote erfüllen mussten. Die bekannte graue Uniform beschützte ihn jedoch vor den Raubüberfällen und er konnte den Rest des Weges unbehelligt fortsetzen.
Nach zwanzig Minuten erreichte er den berüchtigten Umschlagplatz für Schiffswaren - das Perlendock.
Kisten, Ballen von Stoff und andere Gerätschaften standen, lagen in einem für den Wächter undurchschaubaren System kreuz und quer auf dem Pier. Die Kästen bildeten ein verwirrendes Netz von Sträßlein, Sackgassen und Wegen. Nach weiteren zwanzig Minuten stand der Wächter endlich am Kai und betrachtete von weitem die auf Hochtouren laufende Maschine SUSI.
Robin erkannte ein gestrandetes Schiff dessen Rumpf eine etwa zwei Meter breite Schneise in das hölzerne Verladepier gedrückt hatte. Der muschelbesetzte Schiffskörper schien die Kollision recht gut überstanden zu haben. Absperrbänder der Tatortsicherer sperrten das Gelände weiträumige ab. Besonders auffallend war das Fehlen einer gaffenden Menschenmenge, was Robin aber auf die späte Tageszeit zurückführte.
Das fleckig beige Segel des Fischkutters hing schlaff am Mast und wirkte wie ein schmutziges Leichentuch, dass das Boot gnädig bedecken wollte.
Mehrer Personen stand an Deck und gingen ihrer Ermittlertätigkeiten nach.
Mit gemessenem Schritt näherte sich Korporal Picardo dem Tatort.
"Hallo! Hier braucht jemand einen Dobermann?!", begrüßte Robin die Wächter.
Mehrere konzentrierte Gesichter wandten sich zu dem Korporal um.
*** Hafenspelunke zum durstigen Ankhschiffer : Gewissensbisse ***
Rauchschwaden, fröhliche Gesänge und kleinere Rangeleien erfüllten den rustikalen Barraum der Gaststätte, wobei diese Bezeichnung der Lokalität großzügig gewählt wurde. Die Bar bestand aus vier alten Fässern auf die mehrere alte Schiffsplanken gelegt wurden, um so eine behelfsmäßige Bar zu Bilden. Der fett Wirt trocknete mit seiner schmutzigen Schürze Gläser trocken. Besser gesagt, er verteilte den Schmutz gleichmäßig in den Gefäßen, was aber nicht weiter schlimm war, da der Alkoholgehalt der Spirituosen, jede auf der Scheibenwelt bekannte Bakterie abtöten würde.
Der Alkohol umnebelte das Gehirn des Mörders. Mehrere Knieweich und JimKins konnten die Gewissensbisse und Selbstvorwürfe des Mannes nicht lindern. Immer noch presste er eng das gestohlene Paket an seinen Körper, auch noch mehr Branntwein und Selbstanklagen würde ihn nicht dazubringen das Geraubte je wieder herzugeben. Es war einfach zu wichtig für ihn. Ein Leben war kaum etwas zu dem Wert des Päckchens.
"Verdammt! Verdammt! Verdammt!"

Mal was von Trine

Sie kennen doch alle die Geschichte - junge, aufstrebende Dienstmagd trifft Thronfolger, blablabla, Amors Pfeile treffen genau ins Schwarze, bla, die ebenfalls ambitionierten Stiefschwestern versuchen, den gutgebauten Prinzen davon zu überzeugen, die besseren Bräute zu sein, etc, dann der Auftritt der Schuhindustrie und ein pompöser Maskenball. Zuletzt - wie in jeder Seifenoper - das kitschige Happy End, das die sozial benachteiligte Dame an die Spitze der Karriereleiter katapultiert. Soweit so gut. Das ist der Stoff aus dem die wirklich erfolgreichen Geschichten gemacht sind und mit denen schon so mancher gewiefte Tuch-, Spielzeug- oder Keramikhändler ein fettes Zubrot verdient hat.
Aber hat jemals, auch nur irgendjemand, einen einzigen Gedanken an die gutgebauten, hübschen und gebildeten Mädchen verschwendet, die ihr Dasein mit Schuhgrösse 42 fristen müssen? Aber damit nicht genug - noch schlimmer trifft es all die armen Schwestern, die mit einem so wohlklingenden Namen wie Gertrude, Dörte oder Klara gestraft wurden. Hand aufs Herz - Königin Trude? Prinzessin Klara die Erste? Kaiserin Dörte? Nein, diese schafften es wohl niemals weiter als bis zur unvermählten alten Tante. Das ist nunmal so. Schicksal ist grausam und die Geschichten lieben es, sich nach surrealen Verwicklungen am Ende in die offenen Arme der narrativen Kausalität zu werfen.
Warum ich Sie mit all diesen Fakten langweile?
Nun ja, gestatten, mein Name ist Tranerova, Trine Tranerova. Ich trage Schuhe der Grösse 41, habe strassenköterbraune Spaghettilocken, die meine wohlgeformten Schultern umspielen, eine, na gut, zwei Taillen zu viel und zu allem Überfluss gesunde rote Apfelbäckchen - die Idealbesetzung für eine Borogravische Köchin. Leider. Mit Grauen erinnere ich mich zurück an den Tag, als mein rechter Fuss die unfunktionellen Brautschuhe unseres Prinzregenten in tausende Scherben zerspringen ließ...
Oder die Sache mit der Tinktur der alten Voodoohexe. Kaum rief der Jüngling zu mir herauf, ich solle mein güldenes Haar aus dem Turmfenster werfen, hielt ich den magisch verlängerten eisgrauen Zopf auch schon in der Hand. Wörtlich gemeint.
Ich versuchte mich auch in dem Kurs "Gold - ökologisch unschädliche Gewinnung", wo das Geheimnis des Strohspinnens gelüftet wurde. Nachdem ich mein Spinnrad in einem beachtlichen Haufen blutigem Pferdefutter versinken ließ, empfahl mir der Kursleiter, Herr Stilzchen, es doch lieber anderweitig zu versuchen, einen passenden Platz in der grossen Geschichte einzunehmen.
Ich stellte daraufhin fest, dass Krötenschleim auf den Lippen unschönen Ausschlag verursachte, mühsam gewickelte Goldlöckchen auf meinem Haupt drei Bären einen derartigen Lachkrampf bescherten, dass der ortsansässige Tierarzt ausrücken musste, mir rote Käppchen einfach nicht stehen und das langweilige Herumliegen in Daunenbetten nach zwei Tagen furchtbar auf die Bandscheiben geht.
Erwähnte ich schon, dass Sterntalersammeln im Unterkleid, nächtens im feuchten Gras, chronische Blasenleiden verursacht? Oder Schwefelhölzchen besser nicht im sumpfigen Gelände entzündet werden sollten? Beeindruckende Explosionen, das kann ich Ihnen garantieren! Da können die Schwarzpulverexperten im Achatenen Reich sich noch so manches Scheibchen abschneiden!
Unangenehm auch die kurze, aber aufregende Lehrzeit als Facility Management Cleaning Assistant bei Frau Freija H. (Name aus zivilklagsrechtlichen Gründen von mir gekürzt - Anwälte können ja so nachtragend sein). Ich kann nur hoffen, dass sich die putzigen Kerlchen mit den goldenen Tiermasken in Djelibeby drüben bereits von den Nachwirkungen des Blizzards erholt haben...
Zu alledem zieren seither zwei grosse Teerflecken meinen Rock - das Teufelszeug lässt sich auch nur verflixt schwer aus der Kleidung entfernen...
Sie sehen, ich habe so einiges versucht, sogar im städtischen Holzfällerkader habe ich angeheuert, aber als der Erste kaiserlich-königliche Jägersmann mich so im leicht geöffneten Hemd auf der Waldlichtung stehen sah und durch den Anblick derart verwirrt, den bösen Wolf erschossen hatte, bevor dieser noch die Abzweigung zum Haus der sieben Geißlein einschlagen konnte, war auch dieser märchenhafte Job dahin.
Den Göttern sei Dank, leben wir zuhause zwar hinter den sieben Bergen, bei den sieben...ja, ich denke sie kennen die Route.
Wie dem auch sei, jedenfalls leben wir nicht hinter dem Mond! Als Tribut an die rasche technische Entwicklung der zivilisierten Scheibenwelt hat mein Schwager - also der Mann meiner Stiefschwester Cindy eben - die Aufstellung eines Semaphorenturms draussen bei den Sümpfen veranlasst. Warum ich das erwähne? Weil ich denke, ich habe durch ein Inserat der letzten geklackerten Ankh-Morpork Times endlich eine Möglichkeit gefunden, meiner Mama nicht mehr länger auf der Tasche zu liegen.
Ja! Ich breche auf zu neuen Ufern und versuche mich an einem Auslandspraktika...

Tranerova die Erste

...uuuund – Klappe!

Nein, Entschuldigung lieber Leser, ich meine nicht dich. Es ist nur so eine Phrase, die ich bei einem Klickerproduzenten aufgeschnappt hatte und die, wie ich finde, einfach eine tolle Einleitung zur Geschichte meines Lebens bietet.
Erinnerst du dich noch an mich? Ja ich weiß, lang lang ists her, dass ich mich dich vorgestellt habe und vieles ist in der Zwischenzeit geschehen.
Wo war ich letztens eigentlich stehengeblieben? Lass mich überlegen...ah ja, ich endete an dem Punkt, als ich mich zu einem Auslandspraktika entschlossen hatte. Eine gute Idee an und für sich, doch bis dahin – ich sage dir – allein der Weg aus Good Old Gennua heraus, hatte es bereits in sich!
Am besten, du setzt dich gemütlich hier neben mich, bestellst uns noch eine Runde Ale und ich erzähle dir, was sich so alles seit meiner Abreise ereignet hat. Hast du Lust auf eine Erzählung voll wunderlicher Dinge? Ja? Also gut, dann hör zu.
Es begab sich an einem wunderschönen, warmen Dienstag Morgen im Gruni des Jahres der dottergelben Flugameise, dass ein junges Mädchen namens Trine an der Anlegestelle der Stolzen Marie am Ufer des Vieux-Flusses stand. Es war einer dieser traumhaften Tage, welchen die zuckersüße Klebrigkeit einer perfekten Ansichtskarte anhaftete, wobei die Schweißflecken am sackartigen braunen Leinenkleid der jungen Maid der Harmonie des Augenblicks eine gewaltige Dissonanz beifügten.
Obwohl sie jeden der vier Nachbarhähne mit einer Extraportion Brotkrumen bestochen hatte, krähten die verdammten Mistviecher erst eine geschlagene Stunde nach Sonnenaufgang. Ganz klar, auch hirnloses Federvieh lebt nach seinem ureigenen Biorythmus und gibt einen feuchten Kehricht auf den königlichen Erlass der Zeitumstellung.
[Der derzeitige Herrscher, König Blaubohne der Dritte, hatte beschlossen, auch in seinem Land den Tag mit den ersten Strahlen der Morgensonne zu beginnen. Er begründete dies mit einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Produktionssteigerung, da so das gesamte Tageslicht der kleinen Sonne zum Arbeiten genutzt werden konnte. Eine radikale Umstellung für die gemächlichen Gennuaner, die seit Generationen zu lange andauernden nächtlichen Aktivitäten aller Art neigten und die dementsprechend morgens nicht aus den Federn fanden.]
Dummerweise nicht so die Betreiber der Schaufelraddampfer, die den trägen Fluss tagein tagaus befahren, zumindest nicht jene, die die Begegnung mit des Königs Henker tunlichst vermeiden wollen.
All jenen wissenschaftlich vorbelasteten Schlaubergern sei an dieser Stelle gesagt, dass der andernorts für seine fröhliche Guten Morgen Laune hochgerühmte Vertreter der Gattung Hühnervögel im heiß-schwülen Klima des von Sümpfen umgebenen Gennuas nicht heimisch ist. Die ohnehin von den Launen eines cholerischen Narrens mit Baskenmütze auf dem Kopf geplagten Sumpfbewohner verschwenden allerdings kaum einen Gedanken daran.
Nicht so Fräulein Tranerova, die um jeden Preis an dem vorerwähnten Sommertag die Stolze Marie erreichen musste, den Fahrschein ins Glück - um umgerechnet zehn Ankh-Morpork Dollar – in der Tasche.
Sie verschwendete sehr wohl mehr als nur einen Gedanken an die glücklichen Hühner – einige drehten sich um genussvolles Halsumdrehen, Rupfen, Grillspieße und ähnliches.
Schweissüberströmt stand sie nun an dem mit rosafarbenen Girlanden umwickelten weißlackierten Holzsteg, umringt von müde wirkenden, verkrampft lächelnden Abschiedswinkern [einer etablierten Zunft mit uralten Traditionen im Lande], mit ihren lustig karierten Taschentüchern und ihren albernen Strohhüten am Kopf und blickte traurig den immer kleiner werdenden Dampfwölkchen ihres Schiffes hinterher.
„Aus der Traum, bevor er überhaupt beginnt", dachte sie wehmütig, als fröhlicher Schellenklang an ihre (nur leicht, wirklich!) abstehenden Ohren drang. Langsam wandte sie sich von ihrem persönlichen Desaster ab und der Uferpromenade zu.
Ein seltsamer Zug unterschiedlichster Vertreter des Tierreichs kam eilig die Strasse herab und bewegte sich zügig auf das drehwärtige Stadttor zu.
Trine, deren Lebensplanung durch den verpassten Dampfer ohnehin ein wenig durcheinandergeraten war, beschloss den Tieren zu folgen. Zu interessant wirkten die Ziegen, Kühe und sogar der alte Löwe aus der königlichen Menagerie mit ihren Lauten, Schellenkränzen und Tamburinen, als dass sie ohne Näheres in Erfahrung zu bringen still am Steg verharren konnte.
Die Meute eilte schnurstracks zur Stadt hinaus, eine entfernt nach „Musi denn" klingende Weise auf den Lippen.
Nahe dem alten steinernen Amphitheater, steigerte sich die Fast-Musik zu ohrenbetäubendem Kreischen, Jaulen und Heulen, lediglich überlagert von der magisch verstärkten Stimme der amtierenden guten Fee, die auf einem Podest inmitten der weiter unten gelegenen Bühne thronend, einem zerknirscht wirkenden Esel ein hämisches „Sorry, Partner, einen wie dich brauchen wir ganz bestimmt nicht" ins Gesicht schleuderte.
......

Montag, 26. Januar 2009

Fragmente einer Story

*** Ankh-Morpork vor einigen Jahrzehnten ***
Es herrschten bewegte Zeiten in der größten und wohl bekanntesten Metropole der Scheibenwelt, die wie eine aufgeschnittene Zwiebel sich vor dem Auge des Betrachters ausbreitete und deren Geruch einem ebenso die Tränen in die Augen trieb.

Nur das leise Kratzen einer Schreibfeder auf rauem Papier war in dem düstereren Raum zu hören. Nun ja, Raum war eigentlich die falsche Bezeichnung, mit Fug und Recht konnte man die Örtlichkeit als Halle bezeichnen.
Auf einem alten Schreibtisch am Ende des Saales stand ein Schreibtisch mit einer einsamen Kerze, die versuchte gegen die Dunkelheit anzukämpfen.
Mit fließenden Schwüngen notierte der wohl geübte Schreiber saubere Buchstaben auf das braune Pergament.
Die Buchstaben bildeten Worte und diese Worte bildeten Sätze, nur unterbrochen von einer messerscharfen Interpunktion.
Die Stille wirkte für einen unbedarften Zuschauer äußerst bedrückend, jedoch schien der Schreiber diese regelrecht zu genießen, ja geradezu die Abwesenheit von Geräuschen in sich aufzusaugen.
~..... und wird hiermit erlassen, dass jedwede Interessenvertretung von nun an sich in Gilden zu organisieren hat. Die gewählten Oberhäupter der zu gründenden Organisationen besitzen Vorspracherecht bei dem Patrizier der Stadt Ankh-Morpork......~
Langsam lehnte sich der schwarzhaarige Mann in seinem Stuhl zurück und betrachtete das, was er zu Papier gebracht hatte. Eine dünne Falte bildete sich auf seiner Stirn und zeigte, dass er noch nicht ganz zufrieden mir dem war, was er zu aufgeschrieben hatte. Erneut tauchte die Feder in die schwarze Tinte, wurde säuberlich abgestreift.
Havelock Vetinari schrieb weiter:
~ fürderhin verbanne ich jedwedes Straßentheater in Form von pantomimischen Darstellungen aus den Mauern der Stadt. Zuwiderhandlungen werden für den Brecher oben genannter Vorschrift äußerst unangenehme Folgen haben.
~gezeichnet Havelock Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork ~

Nun war der frischgebackene Patrizier der großen Zwillingsstadt zufrieden. .....Natürlich würde es Widerstände geben, ja auch Mordversuche würde es geben, aber Havelock war sich nicht ganz sicher, gut für die Zukunft und all die kommenden Ereignisse gerüstet zu sein.
Lord Vetinari stütze seine Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und führte seine Hände zusammen und bildete mit den Fingerspitzen ein lustiges, wenn auch nachdenkliches Dächlein [*Jahre später wird diese Geste bei vielen Leuten Panik, bei anderen Angstgefühle auslösen und ganze Heerscharen in die Flucht schlagen, aber im Moment war es lediglich ein Zeichen der nachdenklichen Entspannung des Herrschers der Stadt. Die Diplomatie mittels Gestik und Mimik steckte noch in den Kinderschuhen, aber den Patrizier konnte man mit Fug und Recht als Vorreiter auf diesem Gebiet bezeichnen. Manchmal schaffte er es sogar durch Abwesenheit jeglicher Mimik, das Gewollte zu erreichen.*].
Ja, er würde definitiv in interessanten Zeiten leben!
*** Die Boucherie Rouge, vor einigen Tagen***
Nachtleben konnte man in Ankh-Morpork auch mit einem anderen Eigennamen beschreiben: Die Boucherie Rouge!

Das alte, rot illuminierte, Haus war wie ein Leuchtturm, der Schiffen den Weg in den sicheren Hafen weist. Nur das hier der Hafen das verruchte Gebäude und die Schiffe zahllose Nachtschwärmer waren.
Gespieltes, aber auch ehrlich gemeintes, Lachen und Gekicher drang aus dem Boucherie Rouge hinaus in die durchaus lebendige Dunkelheit. Hinter den schmutzigen Fenster konnte ein müder Wanderer oder auch absolut rein zufällig hierher geratener Spaziergänger einige Szenen erahnen, die so manchen erröten ließen.
Es war immer so! Irgendwann oder irgendwie, kam man(n) bei seiner abendlichen Tour immer an diesem Haus vorbei. Manchmal, viele beschrieben es als unnachgiebigen Zwang der ständig an der Seele .....oder auch am Lustzentrum (ganz wie man will) beharrlich nagte und zerrte, betrat man das Gebäude, nur um es Minuten oder gar Stunden später, schnell und vor allem verschämt wieder verlassen.
Als Rundweltäquivalent würde ich hier gerne den Nordpol anführen und die Nachtschwärmer mit Kompassnadeln vergleichen. Nichts (besser gesagt nicht viel) bringt die Nadel dazu, nicht auf den magnetischen Pol zu zeigen.

In einem Raum in zweiten Obergeschoss wälzte sich der Gefreite Picardo unruhig in einem Himmelbett.
Dorian war nicht zufrieden mit seiner Ausquartierung ins Hauptwachhaus als sogenannter Verbindungswächter. Seiner Meinung nach ließ sich das auch nicht mit seiner Aufgabe 'Dobermann für den Patrizierpalast' vereinen.
Immer wenn es seine Zeit zu ließ, oder er eben wusste, dass sich ein anderer DOG-Wächter auf einer Außenmission befand, schlich er sich in die Alma Mata der Hunde und suchte dort Ruhe und Frieden, die er leider nur selten fand.
Das Betttuch und die Bezüge der Decke und des Kissen bildeten nur mehr ein heillos faltiges Durcheinander. Von einem ruhigen Schlaf konnte keineswegs die Rede sein. Ab und zu wurde die Stille durch dumpfe Laute aus dem Erdgeschoss unterbrochen, die quasi das Stichwort für eine neue Szene in Picardos Alpträumen.

Ein leises Räuspern ließ den Dobermann aus seiner Lethargie erwachen.
Zu seinem großen Entsetzen stellte er fest, dass er sich in der von ihm verhassten düsteren Dachkammer des Intörnal-Affairs Agenten Rascaal Ohnedurst befand.
"Nun, du kannst mir also nicht erklären, wohin alle Rekruten verschwunden sind, die sich in letzter Zeit bei D.O.G. beworben haben?", säuselte Dorians Gegenüber.
"Sör, ich weiß es nicht, Sör!", lautete die zackige Antwort von le Fetsch.
"Wie erklärst du dir dann warum man in DEINER Unterkunft, alle Dienstmarken der verschwundenen Wächter fand?"
"Die muss mir jemand untergejubelt haben, Sör!", kam die Antwort wie aus einer M.U.T. geschossen.
Der Vampir vollführte eine schnelle 360 Grad Drehung auf seinem Stuhl und verwandelte sich vom IA-Vampir zu einem schneefestlichen Alptraum.
"Du kannst mich nicht betrügen!
Büßen wirst du nun deine Lügen!!!", hauchte der Weihnachtsras mit heisere Stimme und fauligem Atem.

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!"
*** Über den Dächern Ankh-Morporks ***
Der Regen hatte sich verzogen und eine sanfte Brise schaffte es leider nicht die smogartige Dunstglocke, die Ankh-Morpork sofort wieder zu umschließen begann wie eine gnadenlose Krake, zu vertreiben.
Der allherrschende Gestank war förmlich Stolz darauf, so beständig seinem Erzfeind dem Wind zu trotzen und verdoppelte nach dem Schauer seine Anstrengung die Nasen der Stadtbewohner wieder zu malträtieren.
Müde und mit leisem Quietschen begehrten die verschiedenen Wetterhähne der Gilden auf, scheiterten aber kläglich und verharrten dann wieder regungslos.
Drohend hob der Wacklige Willi sein Messer und der bedauernswerte Unlizenzierte gammelte weiterhin auf dem Dach der Diebesgilde vor sich hin. Auch das Pik-Ass, das sich von der Spitze der Spielergilde erhob, bewegte sich nicht.

Das Gildensystem hatte sich sehr gut etabliert, seit der Patrizier damals seinen Dienst angetreten hatte. Die vorherrschende Meinung des Regierenden bestand darin, dass die Gilden sich mit allerlei Intrigen gegeneinander so sehr selber beschäftigten, dass die meiste Zeit wenig Grund für ihn bestand, lenkend einzuschreiten (was nicht heißen soll, dass Havelock Vetinari nicht immer über alle Aktivitäten der Gilden bescheid wusste. Der augenscheinlich unbekümmerte Führungsstil wiegte die Gildenoberhäupter oft in Sicherheit, nur damit sie dann feststellten, dass der Patrizier ihnen wie üblich zwei Schritte voraus war.). Oftmals trieb das System der Gilden aber auch echte Stilblüten wenn nicht sogar Wildwuchs, die so keinesfalls akzeptiert werden konnten, da verschiedenste Interessengemeinschaften versuchten den heißbegehrten Gildenstatus zu erlangen [*exemplarischen wären hier genannt die Gilde der morgendlichen Spaziergänger, die Gilde der mittäglichen Kaffeetrinker und die der staunenden Vogelbeobachter. Eine große Familie mit vielen Kindern versuchte ebenfalls einmal den Status einer Gilde zu erlangen, mit der Begründung sie sorge schließlich dafür, dass Ankh-Morpork nicht unterbevölkert würde.*]. Havelock ging solche Dinge immer pragmatisch an und vertraute darauf, dass sich die "wirklichen" Gilden um ihre vermeintlichen Konterparts kümmerten. Es wurde also die biologische Lösung angestrebt, wobei der Stärkere den Schwächeren fraß oder gar beseitigte. Nur in Ausnahmefällen musste er einschreiten.....und das war gut so.

Freitag, 30. November 2007

Ankh-Morpork Gods

Der Anfang einer neuen Story...


Vorlage: Es regnet in Strömen und vom Dach des Wachhauses in der Kröselstraße fällt ein Mann in einen Karren voll Stroh. Er hat keine Stiefel und keine Socken an, finde heraus was passiert ist!


"Dis iratis natus."
Von wütenden Göttern erschaffen.

Seneca
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Für meine Vier, wobei Drei die bestimmende Zahl ist.

Anmerkung des Verfassers:
Diese Geschichte wurde durch das Buch American Gods von Neil Gaiman inspiriert (wie gesagt inspiriert, denn mit der eigentlichen Geschichte des Buches hat es gar nichts mehr zu tun ;o) ).
Die Single spielt nach dem Tod von Fähnrich Robin Picardo.
Dorian 'Le Fetsch' Picardo ist ein neuer Charakter mit Ansätzen der alten Geschichte. Selbst ich bin auf seine zukünftigen Abenteuer sehr gespannt!

Wie immer kann diese Geschichte verlustfrei ohne die zahlreichen Fußnoten gelesen werden, wer diese sich antun will, der habe seinen hoffentlich Spaß!
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*** Irgendwo im Multiversum ***
Warum kam Tod nicht?
Jeder auf der Scheibenwelt hatte schon die eine oder andere Geschichte gehört, wie es 'richtig' ablaufen sollte.
Der Schnitter kam, trennte den Seelenfaden ab. Manchmal hob er zuvor eine kleine Sanduhr in die Höhe um sich zu vergewissern ob die Zeit seines Kunden auch wirklich abgelaufen ist. Danach begann die Reise in eine andere Welt, deren Aussehen sich meistens danach richtete, an was der Betroffene glaubte.
Einige reisten durch eine große Wüste aus schwarzem Sand, andere fanden sich vor eine riesigen hölzernen Festhalle wieder und manche mussten ein paar Jahrhunderte im Fegefeuer brutzeln bevor sie in das so genannte Paradies einziehen durften; aber was sind schon ein paar Dekaden im Fegefeuer verglichen zur Ewigkeit im Garten Eden.
Aber nichts von alledem geschah!
Er trieb in einem schwarzen Nichts ziellos umher.
War dies seine persönliche Hölle? Seine Bestrafung? Die Sühne für begangene Sünden oder etwa sein individueller Ort der Verdammnis?
Das zähe Schwarz schien den Bedauernswerten zu umhüllen, ganz und gar aufzusaugen. Es existierte keine Kälte, keine Hitze und kein Windhauch strich über die Haut des toten Wächters.
War so sein Tod? Fühlte sich so das Sterben an? Musste er nun für alle Zeiten in der Schwärze des Nichts [*Die Frage jedoch war, ob das Nichts im eigentlichen Sinne schwarz sein konnte oder ob es überhaupt irgendeine Farbe hat. Spielte das Gehirn einem nur etwas vor, weil nichts denken vielleicht bei den Politikern auf der Rundwelt vorkommt, aber das Standardgehirn eines Menschen seine gehörigen Schwierigkeiten damit hat es zu verarbeiten. Viele Philosophen, Politiker und Naturwissenschaftler (hier auf der Scheibenwelt zusätzlich noch die Zauberer) auf beiden Welten stritten sich oft, lange und wahrscheinlich auch gerne über Nichts und wieder Nichts. Ein Kreislauf um Nichts wurde begonnen, so das Nichts oft mehr wurde als banales Nichts, nämlich wirklich Nichts, macht aber nichts....*] umhertreiben, wie ein seelenloses Geisterschiff auf einem Ozean der Schwärze?
Der Tote (War er überhaupt tot? Er war sich dessen nicht ganz sicher und ehrlich gesagt war ihm die Vorstellung von einer Wiederkehr als Untoter ein echtes Gräuel.) drehte sich in der zähen Dichte der Leere gemächlich auf den Rücken, schlug nachdenklich die Beine übereinander und dachte an...... Nichts.
Ruckartig setzte sich die Person auf, als ihn hart eine Erkenntnis traf:
Nicht einmal sein früheres Leben war vor seinem geistigen Auge vorbei gezogen!
Er versuchte sich zu erinnern. Er sah seine Ankunft in der größten Stadt der Scheibenwelt wieder vor Augen, wie er Barfuss mit einer riesigen Beule Zuflucht bei der Stadtwache fand. Mit einem Lächeln erinnerte er sich an viele Fälle und an noch mehr Wächter die ihm in seiner Zeit als Abteilungsleiter bei der DOG unterkamen, zurück. Das Gesicht von Alice, seiner Verlobten und gleichzeitig Mitglied der Alchemistengilde kam ihm in den Sinn.
Moment....zog eben in diesem Augenblick etwa sein Leben an....??
Er begann zu vergessen.....
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*** Würdentracht, Cori Celesti ***
Ein Vorhang aus dem kalten Feuer der Mittlichter umschloss das zentrale Felsmassiv der Scheibenwelt und schillerte in den traditionellen Farben Blau, Grün und Oktarin, welches von dem grauen Stein und dem grünen Eis in gespenstischer Art und Weise zurückgeworfen wurde.
Hoch oben, auf der Spitze des zehn Meilen hohen Berges, befand sich Würdentracht -der Wohnort fast aller Götter der Scheibenwelt-.
Verschiedene Baustile beherrschten dieses beeindruckenden Gebäude und es war ganz fast so, als hätte jemand versucht jedwede sakrale Architektur in einem einzigen Tempel unterzubringen.
Kleine Höhlen wechselten sich mit schrägen Pyramiden ab, während weiße Säulentempel mit Teilen von wuchtigen Kathedralen um mehr Raum wetteiferten. Insgesamt drängte sich einem unbedarften Betrachter der Vergleich mit der heimischen 'Belegeschuhschachtel' für die jährliche Steuer auf. Jahr für Jahr stopfte man Rechnungen, Versicherungsscheine und Telefonbelege hinein und schuf so ein heilloses papiernes Sammelsurium, welches jeden Steuerberater in den sicheren Wahnsinn treiben würde. Für das einfache menschliche Auge wäre es schlicht gesagt einfach zu viel gewesen, nicht bestimmbar und nicht zu begreifen. Aber es kam nicht oft vor, dass sich in Würdentracht Menschen aufhielten, deswegen kümmerten sich die Götter nicht wirklich darum, ob Cori Celesti fassbar für die Sterblichen war oder auch nicht.

Auch die drahtige Gestalt, die auf dem steinigen Pfad die Spitze des Götteranwesens erklimmen versuchte, störte die erdrückende Masse an Baukunst wenig.
Flankiert wurde der Einäugige von zwei altersschwachen Wölfen sowie gekrönt von zwei grauen Raben, die träge ihre Kreise über den Köpfen der Erdgebunden zogen.
Einem geneigten Beobachter würde nicht entgehen, dass dem seltsamen Wanderer etwas Unwirkliches anhaftete. Es war nicht sofort offensichtlich, aber nach einem Zwinkern kam es einem so vor als wäre die Gestalt leicht unscharf und verschwommen.
Wutanfall gehörte zu den alten Göttern der Scheibenwelt. Zu den wirklich alten Göttern!
Er wurde schon angebetet als vom blinden IO noch keine Rede war und Offler lediglich ein schüchternes Glitzern am sich ständig veränderten Firmament der treibenden Scheibenwelt war.
Aber wie das Leben so spielt, sind Götter auf der Scheibenwelt nicht unsterblich und nur begrenzt allmächtig.
Alles hing von der Anzahl der Gläubigen ab. Gott zu sein entwickelte sich immer mehr zu einem harten Geschäft, bei dem viele im Laufe der Jahrtausende buchstäblich auf der Strecke blieben und in Vergessenheit gerieten [* z.B. Urugh - Gott der trockenen und sicheren Höhlen - wurde allerorts in grauer Vorzeit hochverehrt und galt während der Kindheit der Scheibenwelt als mächtigste Personifizierung einer Gottheit. Es störte ihn immer sehr als fette Frau in der damals sehr beschränkten Bildhauerkunst dargestellt zu werden (Mit einem Faustkeil aus Feuerstein ließ sich eben nicht eine Venus von Sto-Lat aus dem Stein hauen), aber aufgrund der vielen Gläubigen sah er großzügig darüber hinweg. Durch den nicht aufzuhaltenden Fortschritt, den Höhlen folgte das Feuer, dem Feuer gebratenes Essen, was wiederum ein Wachsen des Gehirnes ermöglichte .... Eines kam eben zum Andern. So kam es auch, dass die Menschen bald in Hütten wohnten und Urugh aus den Erinnerungen der Menschen langsam aber sicher verschwand. Das Bildnis Urughs kann noch heute in der Halle der Verblichenen besichtigt werden. Öffnungszeiten: Mo.-Do. 09:00 Uhr - 17:00 Uhr, Fr. 09:00Uhr- 14:00 Uhr, Sa. und So. geschlossen; Gruppenführungen nur nach Voranmeldung! Schüler und Rentner zahlen nur die Hälfte des angegebenen Preises.*].
Ein Windstoß ließ den alten Gott scheinbar frösteln und er zog das räudige Bärenfell, welches er als Umhang trug, fester um seinen Leib.
"Göttliches Arbeitsamt!!??", donnerte Wutanfall mit kaum zu bändigendem Zorn. "Ich war schon eine Gottheit, da haben die anderen noch im Sandkasten der Evolution mit ihren Exkrementen Türmchen gebaut!"
Mit einer fließenden Bewegung zog er aus den Untiefen des Fells eine Schriftrolle und schleuderte sie heftig gegen eine der steinernen Wände des Massivs.
~~~
Göttliche Agentur für Arbeit

Cori Celesti, 27. Offler
im Jahr des witzigen Wiesels
Göttliche Einbestellung
Sehr geehrter (setze Namen der Gottheit/Erscheinung/Personifizierung) Herr Wutanfall,
im Rahmen der pantheonischen Re-Organisation ist auf Geheiß des allmächtigen Blinden IO eine Begutachtung ihrer Person/ Fähigkeiten/ Glaubensfülle/ Anbetungswürdigkeit im Hinblick auf eine(-s/-r) mögliche(-s/-r) Outsourcings/ Umschulung/ Freisetzung/ Demission durchzuführen.

Bitte finden Sie sich zu diesem Zweck am 29. Offler in der Tempelanlage 413a, Raum 2145 ein.

Mit engelsgleichem Gruß
Ihre Göttliche Agentur für Arbeit

Bearbeiter (-in): Frl. Admini Stration, geringe Göttin der Verwaltung
~~~
Dieses vermaledeite Schreiben bewies es eindeutig!
Nicht nur das Verlieren von Gläubigen, sondern auch eine sozusagen feindliche Übernahme der Aufgaben eines Gottes, führte zum unwiderruflichen Verlust der göttlichen Kraft und damit zur Arbeitslosigkeit. Aufgabengebiete begannen im Laufe der Jahrtausende zu verschmelzen, oder wurden obsolet. Nur die Stärksten oder 'Geschäftstüchtigsten' überlebten den Kampf und das ständige Streben nach Macht. Andere verblichen und wurden vergessen!
Keiner würde es natürlich wagen zu bemerken, dass die Dienste eines Barbarengottes nicht mehr benötigt wurden, denn dies konnte durchaus sehr sehr schmerzhaft enden!
Aber die Zeiten änderten sich eben. Es wurden kaum mehr Leute zu Wutanfalls ehren an einem Baum aufgeknüpft, was wiederum daran lag, dass die Dichte von sogenannten Galgenbäumen rapide zu Gunsten schnell errichteter Andenkenläden, 24-Stunden-Reit-durch-Schmieden sowie 'traditionellen' Langhäusern für Besucherscharen weichen musste. Bevor Raben die Körper gefallener Krieger und Soldaten 'ehren' konnten, verschwanden diese schon in den Karren fleißiger Igors und wurden umweltfreundlich weiterverwertet. Die schnelle 'Zivilisierung' der Gläubigen und die Abwanderung ihrer Kinder in größere Städte, trug ihr übriges zum schleichenden Machtverlustes des Gottes bei.
Ankh-Morpork war eines der Besten Beispiele für blitzschnelle Assimilierung.
Kaum stand ein plünderndes Heer vor den Toren der großen Metropole, so stellten sie fest, dass die Stadt gar nicht verteidigt wurde, nur um wiederum kurze Zeit später zu bemerken, dass man einen Laden für Barbarenbedarf oder eine Schenke in eben dieser Stadt eröffnet hat und von fünf hungrigen Kindern sowie einer meckernden Ehefrau umringt war.
Andere wiederum fanden sich ein paar Tage nach der vermeintlichen Eroberung, ohne einen Barbarenheller und ohne Pferd, Rüstung und Schwert vor verdutzt dem Stadttor wieder.

Wutanfall hatte während seiner zornigen Triaden beinahe nicht bemerkt, dass er schon vor der fraglichen Tempelanlage, einem Teil des göttlichen Arbeitsamtes, stand.
Langsam öffnete er die hohe Pforte und betrat die Eingangshalle des Tempels.
Das Geräusch der sich schließenden Türe wurde als helles Echo zurückgeworfen. Außer ihm war niemand in der großen Eingangshalle. Stille beherrschte die weiße Szenerie und fast ehrfürchtig betrachtete der Gott die aufwändig Fresken an der hohen Kuppeldecke.
"So wird mein Arbeitgeberbeitrag also verprasst!", schnaubte Wutanfall bitter.
Kaum hatte er seine Spitzfindigkeit ausgesprochen, als sich ein kleiner dicker Engel -mit einem leisen Knall- aus einem Wölkchen neben ihm materialisierte. In der Hand hielt er eine goldene Fanfare in Kleinformat.
"Haben Sie einen Termin?", fragte die speckige Putte.
"Natürlich!", donnerte der Gott und hoffte das der Empfangsengel nicht bemerkt hatte wie er zusammen gezuckt war als er sich manifestierte. Kleinlaut und mit einem resignierenden Kopfschütteln, ergänzte Wutanfall "....Pffff...neumodisches Zeug!!"
"Name und Verantwortungsbereich?", fragte der blondgelockte Cherub in Handtaschenausgabe in exzellenter Beamtenmanier.
"Wutanfall! Barbarengott, Allvater, erste und höchste Gottheit, genannt der Zureitende. Himmelsgott, Dichtergott, Toten- und Kriegsgott, Gott der Magie und der Extase, Gott der Gehängten oder Gott der Erschlagenen, manchmal auch als Sturmgott tätig.", leierte die Gottheit schnoddrig und ohne Atem zu holen herunter [*Titel und Einflussbereiche konnten Götter natürlich nicht genug haben, weswegen sie natürlich mehr als umfassend auf eine solche Frage antworteten, wenn sie auf ihre Machtbereiche angesprochen wurden. Kleine Brötchen backen oder Bescheidenheit sind nicht unbedingt Wesenszüge von großen Gottheiten, weshalb die anthropomorphe Personifizierung der Genügsamkeit in Würdentracht für das Leeren der Latrinen zuständig ist und immer von Duldsamkeit begleitet wird. Motivation warnt die beiden immer vor, wenn sie sich nach einer wilden Götterparty daran machen ihre zugeteilten Aufgaben zu erledigen und sagt ihnen, dass sie es schaffen werden.*].
Der kleine Engel zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
"Bitte folgen Sie mir!"
Dem Gott gefiel ganz und gar nicht, wie er hier behandelt wurde, denn er kam sich wie ein einfacher Bittsteller vor. Das Engelchen führte ihn durch einige weiter Hallen, bis sie an einer riesigen Eichenholzpforte ankamen. Der Begleitengel deutete auf eine überaus hart aussehende Holzbank.
"Wenn Sie bitte hier warten würden! Sie werden dann hereingerufen."
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*** Irgendwo in Ankh-Morpork ***
Tiefer Schlüssel alias 'Runzliger Reginald' war ganz und gar nicht zufrieden, was nicht unbedingt an seinem komischen Namen lag.
Es war alles zu geordnet und zu geregelt.
Vor ein paar Jahrzehnten betrat er die Stadt in der Hoffnung, dass sie ihn nähren würde. Gut nähren!
Jetzt wurde es immer schwieriger Stellen zu finden, an denen er sich richtig wohl fühlte.
Wie so viele vor ihm, stand er an der Schwelle des Vergessens, denn die Stadt nahm und nahm, gab aber viel zu wenig zurück. Wie eine neunköpfige Raupe [*Die neunköpfige Raupe (novem uruca capitis wiewunderlandis) kommt regelmäßig in den heißschwülen Dschungeln von Wiewunderland vor. Alles begann als Versuchsskizze des Gottes der Evolution, wobei er sie ursprünglich als Achtköpfigen Engerling konstruierte. Da aber die Zahl Acht auf der Scheibenwelt eine äußerst heikle Ziffer ist, nutzte das Tier die Gelegenheit und ließ sich einen Neunten wachsen. Das vervielfachte Motto 'Ein schönes Gesicht braucht Platz' trifft bei dieser Tierart ganz besonders zu, so dass diese Spezies ungefähr 50 cm lang ist und drei Pfund schwer. Oftmals wird die neunköpfige Raupe als Schmetterlingshydra bezeichnet, wobei diese Bezeichnung nicht ganz trennscharf ist und erst nach der Metamorphose zutrifft. *] nahm sie sich den Gläubigen an und schon bald glaubten sie an andere Dinge, wollten ein ruhiges planmäßiges Leben. Alles wurde in harmonische Bahnen gelenkt und organisiert.
Schlüssel klagte zwar auf hohem Niveau, denn gerade in Ankh-Morpork gab es immer noch genug hinterlistige Verschlagenheit, Intrigen, Durcheinander und heillosen Konfusion an der er sich laben konnte, aber als anthropomorphe Personifizierungen war man eben mit nichts so richtig zufrieden.
Derzeit schlug sich Tiefer Schlüssel mit dem Decknamen Runzliger Reginald bei der Bettlergilde durch sein karges Leben. Er war keiner der traditionellen Brummler oder wie auch sonst die Dienstbezeichnungen der Bettler immer lauten mögen, er beschäftigte sich mit Größerem!
Reginald organisierte sich schnell bildende Menschenmengen - die sogenannten Mobs!
Langsam sponn er feine Fäden mit Gerüchten, Lügen und falschen Anschuldigungen.
Er ließ heikle Situationen durch einen kleine Bemerkung eskalieren, oder warf ganz banal den ersten Stein. Manchmal drapierte er auch geschickt an einer Straßenecke lose Pflastersteine, Heugabeln und ein Depot mit Fackeln, denn was wäre ein anständiger Mob ohne diese essentielle Ausrüstung.
Reginald nutzte einfach die Vorliebe der Bewohner der großen Wahoonie zu gaffen für sich aus und lenkte diese in die von ihm gewünschten Bahnen.





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*** Heilige Hallen, Würdentracht ***


Wutanfall wird "gekündigt"/zum Geringen Gott degradiert
Wutanfall "rettet" Dorian und schwört Rache
Zentrum der Verehrung der geringen Götter-AM
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*** Ankh-Morpork, Kröselstraße, Wachhaus ***
Wenn es einmal regnete in Ankh-Morpork, dann goss es wirklich!
Es schien fast so, als ob jeder kleine Regenschauer den Ehrgeiz zu entwickeln versuchte die schmutzigste Stadt der Scheibenwelt rein zu waschen, wofür aber immer eine kleine Sintflut von Nöten gewesen wäre.
Es regnete Hunde und Katzen wie der Volksmund so schön sagte [*Was im am 23. April im Jahr der schweigenden Kichererbse tatsächlich schon einmal geschehen ist! Zum Glück endete das Ereignis nicht so unschön, wie es auf Anhieb vermuten lässt. Wilhelm 'Ich-wohne-gern-in-weichgepolsterten-Zellen' Brüter unternahm den wahnwitzigen Versuch Hund mit Katzen zu kreuzen um eine neue Rasse zu erschaffen, die alle Vorteile beider Tierarten in sich vereint. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen fand dieses Experiment in einem überdimensionalem Fesselballon statt, da keine Regierung diesen wirren Versuch auf ihrem Boden zulassen wollte. Viele dumme Zufälle führten dann zu einem zu schnellen Sinken des Fluggerätes woraufhin sich der Wilhelms Miet-Igor dazu entschloss, panikartig Ballast abzulassen. Zum Glück geschah dies alles als sich der Fesselballon gerade über einer Federbettenfabrik befand. Der Autor dieser Fußnote versichert, dass während des Schreibens keine Tiere zu schaden kamen!*].
Tiefe Pfützen sammelten sich auf den Straßen und wer nicht unbedingt raus musste blieb zu Hause.
Das alte Wachhaus trotzte tapfer dem Niederschlag wie schon in den Jahrzehnten zuvor. Außer das sich graue Mauerwerk des Gebäudes sich dunkler färbte, ließ sich das ehrwürdige Bauwerk nichts weiter anmerken und stand weiter da wie ein Fels in der Brandung.
Donner (g)rollte, aber Blitze blieben aus.
"WAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhh........!"
Der langgezogene Schrei schreckte einige Tauben von den nassen Dächern auf.
Eigentlich fehlte der kleinen Person, die eben rasant vom dunklen Himmel fiel, nur der grellgelbe Schweif um mit einem verglühenden Kometen verwechselt zu werden.
Irgendetwas verlangsamte den schnellen Sturz des Mannes und er schlug, immer noch hart, auf dem Dach des Wachhauses auf und blieb ruhig liegen.
Minuten schienen zu vergehen ehe er sich wieder rührte.
"Au!", waren die einzigen Worte die Robin in den Sinn kamen.
Mühsam rappelte er sich auf, nur um festzustellen, dass ein schräges Dach und nasser Regen nicht unbedingt gut zusammenpassen, besonders wenn man versucht halb benommen aufzustehen.
Sofort rutschten die Füße unter Picardos Körper wieder weg und eine kurze Rutschpartie begann. Verzweifelt versuchte der ehemalige Wächter Halt an der Dachrinne zu finden, was ihm auch gelang. Leider nur einige kurze Sekunden, denn dann konnten seine Finger das Gewicht des Körpers nicht mehr halten.
Der einstige Dobermann stellte sich innerlich auf einen harten Aufschlag auf dem alten Kopfsteinpflaster ein.
Wieder fehlte das Vorbeiziehen seines vergangenen Lebens, was aber nur wenig zur Beruhigung des Fallenden beitrug.
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Freitag, 3. November 2006

Die wahre Boucherie Rouge

Dies ist eine unserer Stories die nie in unserer alten Online-Community veröffentlicht wurde, wegen der Angst sie könnte zu deftig für die mitlesenden und -schreibenden Kiddies sein...wobei...so deftig ist sie gar nicht ....


Sex ist not the Answer. Sex ist the question. Yes is the answer.
Unbekannt


ROBS

Langsam öffnete der Dobermann seine Augen.
Das graue Licht, mit dem der anbrechende Tag das Dunkel der Nacht vertrieb, schmerzte nur ein wenig. Nicht mehr als der typische Geruch, der diesen Moloch von Stadt immer beherrschte. Im Sommer mehr, im Winter weniger.
Die Bürger Ankh-Morpork haben ob dem üblen Geruch im Sommer schon einmal versucht, einfach die Jahreszeit Sommer abzuschaffen, aber so leicht ließ sich auch die Mutter Natur der Scheibenwelt nicht hinter das Licht führen, obwohl sie schwer mit dem Partner Narrative Kausalität kämpfen musste, aber schließlich gewann.
Es war, als wenn die Nacht alle Farben gestohlen hatte und nur ein tristes Grau hinterließ.
Geschlafen hatte Robin wieder nicht, aber dieses Mal plagten ihn wenigstens keine Alpträume von Hasen und schneefestlichen Vampiren.
Es war eher umgekehrt. Selten sah man den Gildenexperten so zufrieden. Vorsichtig drehte er sich um und betrachtete die Frau, die schlafend neben ihm lag.
Ihr langes schwarzes Haar bedeckte die weißen Schultern.
Beinahe zögerlich griff Picardo zu der schönen Frau herüber und streichelte sie behutsam an der Hüfte.
Der regelmäßige Atem verriet dem Dobermann, dass sein Gegenüber...oder sollte man hier eher sagen Nebeneinander, immer noch fest schlief.
Irgendwie wusste der Wächter auch nicht, wie es zu genau dieser Situation gekommen ist, aber er genoss im Augenblick jede Sekunde seines Seins.
Mit einem Lächeln dachte er an die zurückliegende Nacht zurück.
Wie zwei Verdurstende über eine kühle Quelle herfielen, so fielen sich die beiden in die Arme. Sie begannen sich zuerst sanft zu küssen und zu berühren, wobei Picardos Herz schon hier so schnell und laut schlug, dass er Angst hatte, man könnte es durch die dünnen Wände des Boucherie Rouge hören.
Geistesgegenwärtig verschloss die wunderschöne Frau das AL-Büro hinter sich, aber trotzdem hatte der Wächter Angst, Bernedetto Besen könnte einen Generalschlüssel haben´und sich entschließen, einfach mal nach dem Rechten zu sehen.
Ja so waren Hausmeister....immer bedacht alles unter Kontrolle zu haben und für Ordnung (und in zweiter Linie Sauberkeit) zu sorgen. Bernedetto war sich bestimmt nicht bewußt, in was für einem Etablissement er arbeitete.
Zäh kehrten des Fähnrichs Gedanken wieder in die Realität.
Die Frau drehte sich langsam um und Robin Atem begann zu stocken.
Sie war einfach wunderschön!
Klar, hatten sie dienstlich schon viel miteinander zu tun und sie verstanden sich prächtig, aber seit der Zwei-Komponenten-Dämon Geschichte, bestand eine Art Band zwischen den beiden Wächtern.
In seinem Kopf formulierte Picardo es noch einmal um und stellte für sich fest, dass er sich nur komplett fühlte, wenn die kleine Wächterin bei ihm war.
Klar verstießen sie gegen Konventionen und sicher redeten einige der Kameraden über sie, sollten sie es herausfinden, aber dem Gildenexperten ließ das kalt. Außerdem waren das die kleinsten Probleme, die der Abteilungsleiter der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten im Moment hatte.
Viel schwieriger war es seiner Bettgenossin zu erklären, was er für sie empfindet.
Er wollte sich auf keinen Fall lächerlich machen und auch auf keinen Fall zu "weich" vor seiner 'Untergebenen' dastehen, dennoch wollte er sie wissen lassen wie wichtig sie ihm war. Der Dienst gehörte da nur zu dem kleineren Teil.
Minuten in denen er seine Stellvertreterin nicht sah zogen sich zu gedanklichen Stunden und Robin hasste inzwischen die Tage, an denen die Lance-Korporal ihren Dienst im Hauptwachhaus versah.
Noch heute würde er gerne seine Hände um den dürren Hals des untoten Kommandeurs legen und den letzten Rest Leben oder Untodsein aus ihm herauspressen, auf Grund der Entscheidung, dass er einen kompetenten Ansprechpartner im Haupthaus brauchte.....
Zärtich strich er der kleinen Achatin einige Strähnen aus dem Gesicht und betrachtete weiter die schlafende Schönheit.
Von Anfang an hatte er gewusst, dass sie die Richtige war!
Die Richtige für DOG und auch.....ja die Richtige für ihn.
Es beschränkte sich bei den Beiden nicht nur auf Dienstliches oder Körperliches, für Robin ging die seelische Sonne auf, wenn er nur mit ihr sprach.
behutsam strich er Drei über die Wange und er erschrak, als diese ihre Augen aufschlug.
"Hi!", begrüßte Drei den Fähnrich mit einem müden Lächeln.
"Guten Morgen!", antwortete der Dobermann und beugte sich zu ihr herüber um sie zu küssen.

DLEI

Da war es wieder – das kurze, heiße Gefühl in der Magengegend, ähnlich wie die rasche Entladung der Lichtsalamander bei den teuren Klickermaschinen, das jede Berührung seiner weichen Lippen bei ihr auslöste. Nie hätte sie gedacht, jemals Gefallen am Küssen zu finden, zu tief war die Erinnerung an die linkischen Berührungen ihres Verlobten in ihr verwurzelt – seine widerwärtigen Annäherungen – aber jetzt...nun, Robin hatte ihr Weltbild völlig auf den Kopf gestellt.
Zärtlich erwiderte sie seinen Kuss, erlaubte seiner Zungenspitze die Barriere ihrer Lippen zu durchbrechen, gewährte ihm aufs Neue das Recht, ihren Körper zu erkunden, genau wie letzte Nacht...
Allein der Gedanke seiner Hände auf ihrer heißen Haut brachte das Tier tief in ihrem Innern dazu, den müden Kopf zu heben. Ein leises Knurren entrang sich ihrer Kehle...
Letzte Nacht...sie waren noch mit einigen anderen in den Eimer gegangen, eine nette fröhliche Runde, die mit zunehmendem Fortschreiten des Abends immer ausgelassener wurde. Sogar der alte Knollensauger hatte es geschafft, fast menschliche Züge anzunehmen; sehr männliche sogar, um ehrlich zu sein. Vielleicht täuschte sie sich da aber auch nur, in den letzten Monaten, genau genommen seit dem dämonischen Zwischenfall in der Höhle, neigte sie verstärkt dazu, Männer mit andren Augen zu sehen – und das Bild war – ungewohnt, aber durchaus höchst attraktiv. Sie fand sogar immer häufiger Gefallen daran, ihre Reize bewusst einzusetzen, sie auszuspielen, meist musste jedoch Ricardo – Meister der Verführung holder (und nicht zuletzt gut betuchter) Weiblichkeit – für ihre ersten Schritte in diesem neuartigen Terrain als Versuchskaninchen herhalten... doch ihre Fortschritte waren beachtlich und nicht nur in Bezug auf ihre Brindisianischkenntnisse, was das begehrliche Aufleuchten in den Augen des Mitglieds der Diebesgilde ihr von mal zu mal mehr bestätigte...
Während ihr Verstand noch versuchte zu ergründen, wie oder warum es dazu kam, dass sie nun hier lag, in Robins Bett in der Boucherie, in seinen Armen, übernahm ihr Körper aufs Neue die Führung.
Behutsam rollte sie sich über ihn, die Arme neben seinen Schultern abgestützt und begann seinen entblößten Oberkörper mit leichten Küssen zu bedecken. Sein Seufzen machte ihr Mut und als sie spielerisch ihre Zunge über seine Brust gleiten ließ, wurde sie mit einem leisen Stöhnen belohnt. Instinktiv presste sie die Hüften fester gegen seine und verfluchte insgeheim das Bettlaken, das zwischen ihren Körpern war.
Fast schuldbewusst ob seiner Reaktion fasste er sie an den Schultern und schob sie sacht über ihn.
Ihr langes Haar glitt über ihre Schultern nach vor und fiel als seidig-dunkler Vorhang herab – ein Vorhang der den anbrechenden Morgen für die beiden Dobermänner ausblendete. Nichts war wichtig, außerhalb ihrer kleinen Welt.
Ein Blick in seine leuchtenden Augen, sein Lächeln – das war alles das zählte.
Die Lance Korporal hätte viel dafür gegeben, diesen Moment in alle Ewigkeit festzuhalten – doch die Zeit auf der Scheibenwelt war selbst mit inbrünstigen Gebeten nicht dazu zu bewegen, auch nur für kurze Zeit in ihrem Tun innezuhalten.
Langsam senkte Drei ihren Kopf, widerstand der Verlockung seiner feuchten Lippen und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Dort, wo sein Blut am stärksten durch seine Adern pulsierte, wo die Haut warm und weich war, dort war auch sein Duft am Stärksten. Nur ein winzig kleines Teilchen, das Fähnrich Picardo, Abteilungsleiter der D.O.G ausmachte, aber eines der wesentlichsten Dinge, die ihn zu Robin machten, den Mann, für den sie letzte Nacht alles aufgegeben hatte.
Nicht, dass sie es bereute – die Verbindung zu Wan Schu war bereits seit der Sache mit dem Hasen geschwächt, dafür hatte sich jene zu ihrem Vorgesetzten seither immer stärker entwickelt. Er war ihr bereits seit ihrer ersten Begegnung sehr sympathisch, doch mit der Zeit hatte sich zwischen ihnen eine innige Verbundenheit, eine Vertrautheit, die sie noch nie zuvor gespürt hatte, entwickelt.
Seit dem Zusammenstoss im Flur jedoch, als er erstmals, wenn auch unbeabsichtigt, auf ihr zum Liegen gekommen war, als sie ihn so nahe und so intensiv wie nie zuvor mit all ihren Sinnen wahrgenommen hatte, seither ließ sie der Gedanke an ihn nicht mehr los.
Und sie wusste schon damals, dass er diesen Schritt wert war, wenn ihr auch da erst wirklich bewusst geworden war, dass sich die Fähigkeit der unverheirateten Frauen ihrer Familie, Drachen zu rufen, nicht primär auf den Familienstand bezog...
Doch egal, was La Serpente sagen würde, egal wie sich die Kollegen über sie das Maul zerreißen würden, es war richtig, diesen Schritt zu gehen, das sagte ihr ihr Gefühl. Es gab für sie in diesem Leben einfach keine andere Entscheidung...
Ob alle von Schicksal gelenkten Figuren im Spiel der Götter so fühlten? Sie gönnte es ihnen aus vollstem Herzen...

ROBS

Viele Worte waren zwischen den Beiden nicht notwendig, was durchaus auch auf ihre berufliche Zusammenarbeit und auch die Hasenverbindung zurückzuführen war.
Robin konnte seinen Blick nicht von der Schönheit ihres Gesichtes abwenden.
Immer wieder hielt er inne um jeden Moment voll und ganz auszukosten.
Seine Arme zitterten nicht nur vor Anstrengung, sondern eher, weil ihm ständig sein Herz bis zum Hals schlug. Er versuchte die Nervosität nicht überhand gewinnen zu lassen und streichelte über die seidenweiche Haut ihrer Flanken.
Drei hatte die Augen geschlossen und der Dobermann konnte nur hoffen, dass sie es ebenso wie er genoss.
Fordernd küsste die Achatin den Dobermann, während dessen seine Lippen sich schon wieder auf Erkundungstour an den für ihn erreichbaren Stellen ihres makellosen Körpers befanden.
Sanft begann er an ihrem Ohr zu knabbern, nur um festzustellen, welche Reaktion er damit erreichte.
Viel Gelegenheit hatte der Dobermann wegen des anstrengenden täglichen Dienstes nicht auf diesem Gebiet über einen Haufen Erfahrungen zu verfügen, dennoch bereitete es ihm Freude auf verschiedene Aktionen,
dass eine oder andere Mal heftige Reaktionen zu erhalten.
Jeder der in diesem Moment das Zimmer betreten und die beiden nicht sofort auf dem Bett erspäht hätte, hätte trotzdem sofort gewusst, was in diesem Büro gespielt wurde. Die Luft knisterte förmlich, aufgeladen von körperlicher Sexualität.
Der Dobermann war trotzdem froh, dass dies niemand versuchte.
Immer wieder dachte er an seine Erfahrungen in der Jugendzeit zurück, an Dinge, die er nur getan hatte, weil es seine Freunde von ihm erwarteten, beinahe nie vorher, war ihm wie jetzt wichtig, dass es seinem Gegenüber gefiel.
Immer heftiger werdend zuckten die beiden Körper in einem genüsslichen Veitstanz über das weiße Laken.
Mehr durch Zufall legte die Lance-Korporal ihre Handfläche auf das Gesicht des Dobermannes, der sofort begann auch diese mit knabbernden Küssen zu bedecken.

DLEI

Mit einem raschen Blick vergewisserte sich die Lance-Korporal, ob es auch tatsächlich Robin war, mit dem sie sich hier auf höchst eindeutige Weise "balgte".
Erstaunlich, wie jemand, der ihr so vertraut schien, derart ungeahntes Potenzial verbergen konnte. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass hinter der eher schüchternen Fassade, ein derartiges Feuer loderte. Sie war doch tatsächlich dem Irrtum aufgesessen, dass er - der schon bei einem verführerischen Augenaufschlag der Damen im unteren Geschoss die Flucht antrat - keine grosse Erfahrung im Umgang mit Frauen hatte. Andererseits musste sie sich eingestehen, dass bei näherer Überlegung die hübsche Alchemistin nicht ganz in das Bild passte, das sie sich zusammengereimt hatte. Waren denn die beiden nicht sogar verlobt? Oder war dieses Kapitel bereits passè?
Unwillkürlich hielt Drei kurz inne und streifte dabei mit ihrer Handfläche sein Gesicht.
Nie hatte sie den Mut aufgebracht, ihn danach zu fragen und nach der letzten Nacht würde sie es auch niemals tun, denn das, was sich zwischen ihnen beiden hier in diesem Büro ereignete, war zu wertvoll für sie, um es je irgendwelchen Zweifeln auszusetzen. Diese Stunden, die das Band zwischen ihnen verstärkten, all die kleinen Augenblicke - sie gehörten nur ihnen beiden, ganz egal, welche Wege ihr Leben für sie noch bereithielt.
Wohlige Schauer breiteten sich in ihr aus, als ihr Geliebter ihre Handfläche mit Küssen übersäte. Immer weiter tastete er sich nach oben, ihre Finger entlang, leckte, knabberte an ihnen, bis er sie schließlich zwischen seine Lippen nahm und leicht an ihnen saugte.
Die Achaterin zuckte unwillkürlich zurück - nicht weil es unangenehm war - ganz im Gegenteil.
Ihr Innerstes ähnelte dem sturmgepeitschten Ozean. Hohe, heftige Wellen überfluteten ihren Körper, drohten ihren Verstand auf dem Weg zum Zentrum einfach wegzuschwemmen.
Natürlich hatte auch sie schon darüber gelesen, hin und wieder brauchte auch die Gildenexpertin geistigen Urlaub von den verstaubten Akten, doch selbst in ihren kühnsten Träumen hatte sie es sich nicht vorstellen können dieses Gefühl, wenn alle Sinne sich auf eine einzige Sache konzentrierten, wenn das Denken nur mehr eine leise Erinnerung in den Genen war.
Fest packte Robin ihren Unterarm, bevor sie die Hand aus seiner Reichweite bringen konnte und zog sie erneut an seine Lippen. Sachte leckte er über die zarte Haut ihres inneren Handgelenks, warm, feucht - zog selbstvergessen mit der Zungenspitze uralte, geheime Muster nach. Eine letzte Woge heißen Blutes entfesselte die Glut in ihr. Gleich einer hell auflodernden Flamme breitete sie sich aus. Nerven vibrierten, ihr Puls raste und sie wollte mehr. Viel mehr...

Du oder Ich

Und noch eine Unvollendete aus Bines Feder - a tribute to Megaherz and the one and only misterrrr.....Tarantino!

"Blut ist auch nur eine Farbe."


Du oder Ich - Zum Töten geboren


***Ja Genau***

...ja genau, du bist mein lebenslanger Ratschlag...

"...tief einatmen und wieder ausatmen. Lass die Ströme der Energie dein innerstes Ich erreichen...Tanke die Kraft des Lichts, lass es ein, fühle es, werde eins im Geiste mit der Wesenheit des Universu..ieeeek!"
Der kleine Technikdämon des Diktiergeräts kreischte schrill, als seine Behausung dank einer heftigen Handbewegung über den Schreibtisch schlitterte, an einem Stapel Bücher abprallte, eine Drehung um ein viertel Grad entgegengesetzt erfuhr und schließlich über einen harmlos daliegenden Federkiel holperte und umkippte.
"Heeey! Was kann ich denn dafür, du blöde Kuh? Ich hab den Schwachsinn von dem Guru [*Guru (der) - auch unter den Pseudonymen "Lehrmeister", "Erleuchteter", "Allwissender", "Weiser Mann", "Kelch des Wissens/Geistes/Licht etc bekannte, aus den unendlichen und brennend heißen Wüsten von Klatsch stammende, parasitäre Lebensform, die Wohlstand und Ruhm durch Verbreitung sogenannter spiritueller Weisheit an püschologisch wankelmütige denkende Spezies - die sogenannten "Zu Erleuchtenden" - erlangt. Der dabei erlangte Wohlstand ist diesbezüglich jedoch lediglich als unbeabsichtigte Nebenwirkung anzusehen, da der Meister seinen Schülern aufgrund des Grundsatzes der "reinen universellen Weisheit" etwaige, den Energiefluß blockierende materielle Bürden aufgrund seines Status eines energetischen Blitzableiters abzunehmen verpflichtet ist.*]
ja nicht erfunden!", piepste es entrüstet aus dem Inneren des Gehäuses. Vergeblich wartete der Winzling auf eine Entschuldigung, oder helfende Hände, die ihn - beziehungsweise seine Heimstatt - wieder in eine bessere Position brachten. Stattdessen brach ein akustischer Schwall fieberhaft inszenierter Geschäftigkeit über ihn herein, gekrönt von dem Knall einer schwungvoll geschlossenen Bürotüre.
Nach dem Abebben der abziehenden Schallwellen, war in dem kleinen Ausweichbüro des stellvertretenden Abteilungsleiters der DOG lediglich ein dumpfes Rascheln zu vernehmen, als der Dämon sich aus dem Wust seiner Skripten zu wühlen versuchte.
"So ne verdammte Sauerei!", fluchte das Wesen vor sich hin, "Wer läßt zu, dass derart durchgeknallte Weiber modernste Technik in die Hände kriegen? Ich sollte mich bei der Gewerkschaft beschweren! Jawoll, das tue ich, das werde ich! Wo ist nur meine Feder...ah...oooch... abgebrochen, so'n Mist!"

***Weiter***

...ich will, ich kann, ich muss weiter...

Verbissen kämpfte sich Lance Korporal Drei Hungrige Mäuler einen Weg durch die plötzlich aufgekommene Betriebsamkeit des Hauptwachhauses. Vermutlich war der Kommandeur unterwegs auf einem Streifzug durch die Abteilungen. Sollte er doch, sie wusste nur eines - sie musste hier raus! Dringend! Irgendwie musste es ihr gelingen, die Bilder aus dem Kopf zu bringen. Bilder, über deren tieferen Sinn sie nicht genauer nachdenken wollte. Nicht jetzt. Nicht hier.
"Du musst dich konzentrieren, Kleine."
Der Geist von Ricardos Stimme gewann die Oberhand in dem wirbelnden Gedankenchaos hinter ihrer Stirn.
Und er hatte durchaus recht, aber selbst die fremdartigen Techniken des klatschianischen Alten aus der Esoterischen Strasse halfen ihr nicht dabei, ihre Gedanken auf die wichtigen Dinge zu lenken. Dabei war es einfach unumgänglich, wollte sie je die neue Spezialisierung erlangen. Ein falscher Ton, ein falsches Wort und ihre Tarnung wäre nichts mehr als eine lächerliche Farce, die sie schneller in die Arme ihrer Ahnen treiben würde, als ihr lieb war.

"Heee, pass doch auf, du du... Äh, guten Tag, Mäm!"
Die Achaterin achtete nicht auf die Kaffeepfützen zu Füssen des bedauernswerten Gefreitens, der sich dank ihrer Ellbogentechnik nunmehr erneut mit dem hauseigenen Espressodämonen herumstreiten musste.

Ricardo Cavalli, ihr unfreiwilliger Partner in der Geschichte um den Roten Löwen, ehrenwertes Mitglied der Diebesgilde und dank seiner Herkunft und ihren Ersparnissen nunmehr ihr Lektor in Sachen "Brindisianisch". Sie seufzte leise in Gedanken an ihre letzten Unterrichtsstunden. Sie war ganz gut, das hatte er immerhin zugeben müssen, aber das reichte noch lange nicht. Mittlerweile brachte sie nach drei Wochen intensivster Auseinandersetzung mit der fremden Sprache sogar bereits ein annähernd passabel klingendes "R" über die Lippen...

***Beiss mich***

...zeig mir deine Zähne und reiß mich...

Gedankenverloren griff Drei Hungrige Mäuler nach einem der angebotenen Sandwiches, legte ein paar Münzen auf die Theke und setzte ihren Weg über den Marktplatz fort. Hungrig biss sie in das Brötchen.
"Drei! Meine Güte, ich such dich schon ne ganze Weile. Zum Glück konnten mir die Kollegen von SEALS weiterhelfen...Sag mal, seit wann stehst du auf Rattenburger!?" Goldie Kleinaxts vom Laufen erhitztes Gesicht schob sich in das Blickfeld der Gildenexpertin. Verwunderung drang aus allen Poren der zwergischen Miene.
Der erste Bissen war bereits zu nahe an seinem Ziel. Tapfer würgte die Achaterin ihren Imbiss hinunter, und versuchte, glaubhaftes Erschrecken über Goldies unvermitteltes Auftauchen zu mimen, in Folge dessen das restliche Brötchen zu einem ungewollten Demonstrationsobjekt des geltenden pysikalischen Gesetzes der Gravitation wurde.

"Goldie! Was...? Was gibt es? Was ist passielt?"
"Du musst sofort mitkommen! Es ist einfach...einfach schrecklich! Der Schäff...er...wir...du...du bist schließlich Stellvertreter, wir brauchen dich unbedingt dringend!"
Der aufgeregte, fast schon hysterische Tonfall des Dobermanns, versetzte die Achaterin in Panik.
So schnell sie konnten eilten die beiden Wächterinnen auf kürzester Strecke in die Springstrasse 21.

***Augenblick***

... es ist alles nur ein Augenblick, in einem Augenblick...

Wild flackerten die Bilder im Kopf der Lance-Korporal. Bilder von Robin, bleich, leblos, blutüberströmt. Aus den Tiefen ihrer Erinnerung starrten ihr blicklos zwei alte Silbermünzen entgegen, fast schon fühlte sie das alte, zerknitterte Pergament wieder zwischen den Fingern. Eine Substanz die sie zu hassen gelernt hatte. Gross, schwarz und drohend hing der Buchstabe "K" vor ihrem inneren Auge.
"Nein", keuchte sie, als das alte Portal der Boucherie in Sicht kam.
Der Irre konnte nicht, er durfte nicht, wie hätte er...Robin und sie waren doch so vorsichtig bei den Ermittlungen gewesen...Wie konnte er es auch nur wagen!!!
Blinde Wut überspülte sämtliche Empfindungen des Dobermanns. Sollte er dem Fähnrich auch nur ein Haar gekrümmt haben, würde sie ihn finden und wenn sie ihn bis an den Rand der Scheibe verfolgen musste!!
Und dann...Ihre Augen loderten in grünem Feuer, ein grausames Lächeln verzerrte ihre Lippen, Blutströpfchen bildeten sich dort, wo sich ihre Nägel in rasender Vorfreude in ihre Handflächen bohrten.

Lautes, schrilles Stimmengewirr empfing die stellvertretende Abteilungsleiterin der DOG, als sie hinter der Zwergin in den Flur trat.
Der Flur - der Geruch des widerlichen Bohnerwachses, das dieser unnütze Hausmeister verwendete, stieg ihr in die Nase und brachte ihr andere Bilder zurück ins Gedächtnis. Bilder, die sie verdrängen wollte und die ihr jetzt Tränen in die Augen trieben. Fast blind stolperte sie vorwärts, genau in die Arme von...
"Lobin!" Fassungslos starrte sie in das so vertraut gewordene Gesicht ihres Vorgesetzten.
"Den Göttern sei Dank! Gute Arbeit, Goldie, danke. Gut, dass du da bist. Bitte übernimm den Fall hier, ich..." Fähnrich Picardo, hochrot im Gesicht, schob die Achaterin einem Schutzschild gleich in Richtung der wogenden Menge aus Spitzen, Rüschen und sehr viel rosigen Fleisches.
Alarmstufe Rot. Das also war es. Drei Hungrige Mäuler verstand.
"Ähm, Söl", raunte sie dem Alchemistenexperten ins Ohr, "wolum geht es denn hiel eigentlich?"

***Glas und Tränen***

...holt euch, was euch nicht gehört; Schwäche zeigen heißt verlieren...

Mah Lori lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, wach auf ihrer Matte aus geflochtenen Binsen und starrte auf den altvertrauten Riss in der Decke des kleinen Lehmhauses.
Es war wieder einer jener Abende gewesen. Einer jener Abende, an dem der alte, nach Reisschnaps stinkende Fettsack nach Hause kam, herumbrüllte, die vollen Schüsseln mit dem üblichen Gemisch aus Reis und zähen Fleischstücken durch den kleinen Wohnraum schleuderte und wüsteste Beschimpfungen von sich gab.
Nun, zumindest hatte er seine Frau nicht geschlagen. Nicht so wie sonst. Die aufgeplatzte Lippe würde sie morgen wahrscheinlich mit einem ihrer "kleinen Unfälle" erklären. Wenigstens bedeutete es, dass er heute nicht zu ihr kommen würde. Seine Wut an ihr auslassen.
Ihre Mutter musste sich nicht, wie sie es sonst immer tat, taub, stumm und blind stellen. Heute nicht. Heute war einer der guten Tage, an denen sich die beiden wohl gemeinsam in ihre Schlafkammer zurückziehen würden.
Sie gestattete sich ein kleines, bösartiges Lächeln, als sie an die ältere Frau dachte.
Erst als ihre Gedanken zu einem der letzten Abende abdrifteten, wurden ihre Gesichtszüge weicher. An jenem Abend hatte sie das erste mal den Fleischlieferanten der Familie gesehen. Mi Ky, ein stattlicher junger Mann mit Muskeln wie Taue, fröhlich blinzelnden Augen und einem umwerfend strahlenden Lächeln, das er ausnahmslos ihr geschenkt hatte.
Sie seufzte wohlig auf, als sie an ihn dachte. Wäre es nicht traumhaft, wenn er sie eines Tages aus diesem verseuchten Rattenloch befreien käme, weg von den Ungeheuern, mit denen sie gezwungen war, tagein, tagaus ihr Leben zu teilen? Er würde die Türe aufbrechen, ihre widerlichen Alten mit nur einer leichten Bewegung seiner starken Arme zum Schweigen bringen, sie aus ihrer Kammer holen und auf Händen hinaus in die Freiheit tragen. Und ihrem Bruder, diesem kleinen Schwein, würde sein hämisches Gekicher ebenfalls im Halse stecken bleiben - dafür würde sie zur Not selbst sorgen...

***Das Licht am Ende der Welt***

...Zeig mir das Licht, am Ende der Welt; nimm mich mit ans Ende der Zeit. Zeig mir den Weg und das Ziel; reich mir die Hand die mich hält...

Sanft spiegelte sich der orangefarbene Vollmond in den Wellen des Ozeans. Eine warme Sommerbrise streifte ihre nackten Arme und verursachte ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Hand in Hand standen Mah Lori und ihr Geliebter auf dem Grenzwall des Achatenen Reichs und blickten hinunter auf die Lichter von Bes Pelargic. Die grossen Segler schaukelten verträumt im Hafenbecken und lockten mit einer abenteuerlichen Zukunft. Ihrer beider Zukunft.
Zärtlich streichelte Mi Ky seiner Braut übers Gesicht, zog ihre schön geschwungenen Brauen nach, die Konturen ihrer weichen Wangen, streifte die vollen Lippen und genoss den Anblick als sie sich verheissungsvoll öffneten, bereit für einen weiteren innigen Kuss.
"Aaaarghhhh....![urinierender Hund]" Der leise Schrei erstarb in einem gurgelnden Röcheln, als Mi Kys Dolch die Kehle des letzten noch lebenden Grenzwächters am Fusse der hohen Mauer durchbohrte. Blut besudelte den Boden der äußersten Meter des Kaiserreiches. Hellrote Ströme mischten sich mit den dunklen Lachen, überzogen frisches Grün mit dem versickernden Lebenssaft dreier Männer, die in Ausübung ihrer Pflicht dem obersten Herrscher gegenüber, zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
"Dass diese Drecksäcke nicht leise verrecken können", knurrte Mi Ky verärgert, "jetzt, wo ich etwas Wichtiges zu tun habe." Seine Stimme wurde augenblicklich wieder sanft. Leises Lachen quittierte seine Bemerkung, als wäre es ein kleiner Scherz zwischen Liebenden gewesen.
Der junge Mann blickte Mah Lori tief in die leuchtenden dunklen Augen. "Mah Lori", seine Stimme vibrierte leise, "du weisst, dass ich dich liebe. Bist du bereit, dein Leben mit meinem zu vereinen? Wirst du mit mir kommen, wenn ich eines dieser Schiffe in eine bessere Zukunft nehme? Wirst du mich als meine Frau begleiten?" Atemlos hielt er inne.
Das Strahlen das über das hübsche Antlitz der Achaterin ging, war Antwort genug. Dennoch hauchte sie ein glückliches "Ja".
Mah Loris Blick verlor sich in seinem lodernden Blick...

***Teufel***

...es ist nicht leicht zu verstehn, es ist nicht einzusehn...

Flammen tanzten in den Tiefen von Mi Kys Augen, wurden grösser, heller. Erneut spürte Mah Lori die sengende Hitze des Feuers. Szenen jüngst vergangener Ereignisse wurden in ihrem Geiste neuerlich lebendig.
Da war der Abend, einer wie so viele andere, als sich die Familie wie immer zum gemeinsamen Abendessen in dem schmuddeligen Raum der kleinen Hütte versammelte. Doch diesmal war es ein wenig anders. Mah Lori kam gutgelaunt, in ihrem besten Kleid bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause, Mi Kys heissen Atem noch auf ihrer Haut. Unweit der Hütte erklangen die sehnsüchtigen Töne einer Flöte und ohne zu überlegen stimmte die junge Frau mit heller Stimme in das Lied ein.
Zu spät bemerkte sie die herannahende Faust. Sie fühlte ihre Lippen aufplatzen, warmes Blut rann über ihr Kinn. Die Wucht des Aufpralls schleuderte sie schmerzhaft gegen die Wand. Neuerlich zuckte ein stechender Schmerz durch ihren Kiefer. Ein weiterer Schlag traf ihre Schläfen und sein dumpfes Echo hallte in ihrem Schädel nach. Geifertröpfchen benetzen ihr Gesicht einem warmen, frühlingshaften Sprühregen gleich. Bevor ihr Vater seine Hand erneut heben konnte, krachte die morsche Eingangstüre aus Sperrholzlatten gegen die Anrichte neben dem Eingang. Holzteller klapperten, als sie über den Fussboden rollten, Suppenschüsseln zerschellten in tausende Scherben. Rasend vor Wut griff Mi Ky nach einer der Fackeln, die die Szene in ein gespenstisches Spiel aus Licht und Schatten tauchte. Gleich einem Knüppel schwang er die improvisierte Waffe und ließ sie mit voller Wucht auf das Schlüsselbein des Alten krachen. Die Flammen versengten das Gesicht des fetten Achaters. Schrille Schreie reinsten Schmerzes durchschnitten die gelähmte Stille innerhalb der Hütte. Erneut fuhr die Keule auf Mah Loris Vater herab, diesmal brach sie entzwei. Jäh verstummten die Laute der Panik. Nicht nur die Fackel konnte der Wucht des Schlages nicht widerstehen, auch das Genick des Alten hielt nicht stand. Verächtlich schleuderte Mi Ky die Reste des Knüppels von sich. Besorgt eilte er zu seiner Liebsten und half ihr behutsam auf die Beine.
Dankbar ergriff die junge Frau seinen starken Arm und zog sich hoch.
Hasserfüllt glänzten ihre dunklen Augen beim Anblick des zusammengesackten Bündel leicht angesengten Fleisches zu ihren Füssen. Sie spie vor ihrem ehemaligen Peiniger auf den Boden. Damit war zwischen ihnen alles gesagt, was noch zu sagen blieb.
Der zweite Blick galt den restlichen Anwesenden. Mutter und Sohn blickten gleichermassen unbeweglich vor Angst furchterfüllt abwechselnd zu Mi Ky, Mah Lori und den Flammen, die sich langsam und nahezu gemächlich durch das Zimmer frassen.
Die junge Achaterin bewegte sich drohend auf sie zu, ihr Galan folgte mit einigen Schritten Abstand.
Mah Lori fühlte, wie sich auch in ihrem Inneren die sengende Hitze ausbreitete. Heiß wallten die Flammen des Zornes auf. Sie hieß ihn willkommen, den lange vermissten Freund und überließ sich ohne Zögern seiner gewaltigen Umarmung.
Ihren Jungen fest an sich gedrückt, wich die Alte zurück. Schritt, für Schritt, für Schritt, bis ihre Kniekehlen schmerzhaft an ein Hindernis stießen. Ungelenk versuchte sie der Truhe auszuweichen, stolperte und stürzte rücklings auf die eheliche Schlafmatte.
Langsam folgte Mah Lori ihrer Mutter in die Kammer, das Gesicht eine Fratze aus blinder Wut und
Rache, die Augen lodernd vor der verzehrenden Macht der inneren Flammen.
"Mo Guai! Teufel!", das Krächzen der Alten verlor sich im aufkommenden Chaos. Die Flammen hatten die Vorräte an Lampenöl gefunden und sich genüsslich am Nachtisch des bereits genossenen Festmahles gelabt. Detonationen und Schreie untermalten Mah Loris Worte, bevor sie zusammen mit ihrem Liebsten durch die Reste der geborstenen Hüttenwand trat.
"Nicht mehr als du, alte Hexe! DU HAST MIR NIE GEHOLFEN!" Die Achaterin wandte sich noch einmal kurz zu dem vor Angst wie gelähmten Jungen um, "Frei, ich bin frei! So wie du, wenn du klug genug bist rasch zu laufen!"
Das Dorf, eine Ansammlung dicht gedrängter, baufälliger Hütten war ein einziges Inferno. Wild kreischende Menschen eilten kopflos hin und her, versuchten die Flammen einzudämmen und gleichzeitig alles an sich zu raffen, das irgendeinen Wert hatte.
Mi Ky packte seine Braut an der Hand und bahnte sich einen Weg durch das Chaos. Als sie einige Meter mit dem herrenlosen Karren eines Wasserbüffellenkers zurückgelegt hatten, stieß Mah Lori ein triumphierendes Geschrei aus. "FREI! Endlich FREI!"
Wild jubelnd fiel sie ihrem Retter um den Hals und griff nach der Peitsche. "Schneller Mi Ky, schneller!"
Ein unangenehmes Geräusch von splitternden Knochen zeigte dem neuen Karrenlenker an, dass der ehemalige Besitzer des Karrens, der sich ihrer wilden Flucht mutig in den Weg zu stellen wagte, nunmehr endgültig auf jegliche Ansprüche verzichtete.

***Zu den Sternen***

...einmal zu den Sternen und wieder zurück...

Flammen, gurgelnde Geräusche der Soldatenpatrouille, denen Mi Ky auf ihrer höllischen Fahrt zur grossen Mauer im Vorüberfahren die Kehlen durchtrennte, Ströme von Blut und das Knacken von Knochen begleiteten Mah Lori auf ihrer Reise zurück.
Die schwarzen Augen ihres Liebsten spiegelten erneut nichts mehr als ihre Gefühle wider. Liebe, Leidenschaft und das Versprechen zueinander zu stehen, zu allen Zeiten.
Geschickt zog Mi Ky etwas aus seiner Jackentasche - ein kleines, geflochtenes Lederband und ein Stück glänzenden Kupferdraht.
"Gib mir deine rechte Hand, Mah Lori."
Die junge Frau tat wie geheissen und ihr Bräutigam knüpfte ihr behutsam das Lederband um den Ringfinger.
"Kraft des mir hier vor den Göttern verliehenen Amtes, erkläre ich hiermit, dich, Mah Lori, zu meiner Frau." Die Worte schwebten leise hinunter zu den Lichtern Bes Pelargics.
Mit einem Nicken forderte der Achate nunmehr seine Frau auf, ihm das Stück Draht ebenso um den Finger zu wickeln.
Überwältigt vor Glück lachte die junge Frau kurz auf und das Mondlicht glitzerte in ihren tränenfeuchten Augen. Ungestüm fiel die frisch gebackene Ehefrau ihrem Angetrauten um den Hals und küsste ihn innig. Ihren Retter, ihre grosse Liebe.
Die Winddrachen des achatenen Reiches streiften über die grosse Mauer, spielten mit Mah Loris Haar, zerrten an ihren Zöpfen und entführten ein weißes Band hinauf zu den Sternen, die hoch über der Mauer strahlten, um es kurz darauf über den Dächern der Stadt wieder freizugeben. Schlangengleich wand sich das Band und segelte hinunter zu den glitzernden Wellen des Meeres.

***Tanz auf dem Vulkan***

...die verlorene Unschuld, einer goldenen Zeit...

Rauschende weinrote Seide, schwarze Spitzen und das leise Knacken eines massgefertigten Mieders waren die ersten Eindrücke die Lance Korporal Drei Hungrige Mäuler von der Grande Dame der käuflichen Zuneigung gewann. Besorgnis spiegelte sich in kohlgeschwärzten Augen, dennoch bedeutete Rosemarie Palm, die Gildenoberste der Näherinnen, der Wächterin mit einem Lächeln der perfekt geschminkten Lippen, Platz zu nehmen.
Das aufgeregte Geschnatter der Damen des Boucherie drang gedämpft durch die gepolsterte Türe des gediegen eingerichteten Büros von Frau Palm.
"Meine Liebe", begann die verblühende Rose Ankh-Morporks das Gespräch. Trotz der Vorkommnisse, die den bestehenden Aufruhr verursachten, klang die Stimme der Näherin fest.
"Ihr wisst, was passiert ist?", erkundigte sie sich bei der Achaterin.
"Ähm, um genau zu sein, nein. Tut mil sehl leid, Flau Palm, abel ich wulde eben elst hielhel bestellt." Drei Hungrige Mäuler zuckte entschuldigend die Achseln.
"Hat Herr Picardo euch denn gar nichts gesagt?"
"Nein, el wal ein wenig..."
Rosie Palm grinste verschwörerisch. "Ja, ja, der arme Junge, er ist immer ein wenig aus der Fassung, wenn meine Mädchen ihn ansprechen." Die leise Belustigung wich sofort wieder dem geschäftsmässigen Tonfall der Gildenobersten.
"Nun, meine Liebe, wir haben es hier vermutlich mit einer Entführung zu tun, wenn nicht mit Schlimmerem. Ich setze natürlich die grössten Erwartungen in die Fähigkeiten der Stadtwache, meine liebste Roxanne unversehrt wieder in die Arme schliessen zu können."
Rosemarie Palms Worte klangen durch und durch nach einer unausgesprochenen Drohung. Nicht umsonst hatte sie vor Jahren bereitwillig die oberen Geschosse an die Stadtwache vermietet.
"Eine Hand wäscht die andere", setzte Frau Palm überflüssigerweise nach.
Roxanne also. Der kühle Engel. Drei Hungrige Mäuler wusste nicht allzuviel über die Näherin, nur ihren Künstlernamen und den Titel, den sie sich in ihrer beruflichen Laufbahn erworben hatte.
Zuwenige Anhaltspunkte um auch nur irgendeine Spur zu erahnen.
"Flau Palm, ich weiss, ich mische mich vielleicht jetzt in Gildenintelna ein, abel ich blauche unbedingt jeden Hinweis, um ilgendeine sinnvolle Elmittlung übelhaupt beginnen zu können."
Drei Hungrige Mäuler räusperte sich und fuhr fort, "Wann wulde Roxanne das letzte mal gesehen?"
"Gestern abend, gegen Mitternacht, Mya traf sie noch wohlbehalten im Waschraum. Roxanne wollte sich noch kurz frisch machen, denn ein Gentleman machte ihr noch rechtzeitig vor Schichtende seine Aufwartung."
"Und dann?"
"Nun, heute morgen ist sie nicht erschienen und als eines der Mädchen in ihrer Kammer nach ihr sehen wollte, war das Bett unberührt."
"Ich dachte, sie hatte noch einen K...äh, also Besuch gehabt?" Fragend blickte die Gildenexpertin auf.
"Ach Schätzchen, das hat nichts zu bedeuten, Roxanne hat sich, so wie viele andere meiner Mädchen auf spezielle...Techniken spezialisiert."
"Aha?"
"Um genauer zu sein, niemand weiss mehr um das Feuer, das Eiswürfel hervorrufen können, als meine liebe Roxanne." Die ältliche Näherin sah dem Dobermann die Verwirrung ins Gesicht geschrieben an und setzte erklärend hinzu, "Also, nicht gerade Techniken, die sich für Spiele in seidenen Laken eignen. Roxanne hat dafür eine eigens eingerichtete Kammer neben ihrem Schlafraum."
Drei Hungrige Mäuler wusste zwar immer noch nicht, wie ihr diese Informationen weiterhelfen sollten, dennoch notierte sie sich die Auskünfte in ihrem kleinen Notizbuch.
"Wäle es vielleicht denkbal, dass sie mit ihlem letzten Kunden, dessen Name und Adlesse unsele Elmittlungen dulchaus beschleunigen könnten, ähm, aussel Haus gegangen ist?"
"Name und Adresse?" Frau Palm kicherte ungeniert vor sich hin. "Ihr glaubt doch nicht, dass unsere Kunden tatsächlich ihren wahren Namen angeben, oder?" Ein Blick in die unschuldige Miene der Achaterin bestätigte die Befürchtung. "Also, wir haben natürlich ein Gästebuch beim Schalter aufliegen, dennoch sind wir so diskret, dass wir die Angaben unserer geschätzten Besucher hinterfragen. Nicht, wenn sie im Voraus bezahlen und schon gar nicht, wenn sie einen Ehering tragen."
"Wel wal del letzte Gentleman, del Roxanne besuchte?"
"Nun, nur soviel, keiner der üblichen Stammkunden. Nicolette, das Mädchen am Empfang konnte sich aber erinnern, dass er eine Art Ehering trug."
"Eine Alt?"
"Nun ja, er hatte ein Stückchen Kupferdraht um den Finger gewickelt, fast als wäre dies ein Ehering aber dennoch hat er ohne Zögern die vereinbarte Summe in bar hinterlegt."
"Gibt es nähele Hinweise zu diesem Gentleman?" Die Gildenexpertin ließ nicht locker.
"Nun, er nannte sich Doktor Husar und als Adresse gab er ein namhaftes Hotel in der Affenstrasse an, das "Goldene Reiter". Wobei...wie gesagt, gerade bei diesem Gentleman bin ich sicher, dass es nicht der richtige Name war."
"Wieso, Flau Palm?"
"Er war offensichtlich ein Landsmann von euch, meine Liebe."
"Ihl meint, ein Achate?"
"Ja genau."
Während die Lance Korporal eifrig in ihr Büchlein kritzelte, setzte sie nach, "Wieso seid ihl so sichel, dass Loxanne nicht mit dem Gentleman aussel Haus ging?"
"Nun, Paragraph 17a der Gildenordnung - Hausbesuche sind ausnahmslos nur bei Stammkunden zulässig und dem Mädchen am Empfang zu melden. Ausserdem ist hiefür eine Extragebühr zu entrichten."
"Was nicht elfolgte, lichtig?"
"Korrekt", stimmte die Näherin zu.
"Könnte es denn sein, dass Loxanne zu, ich weiss nicht, einem Velwandten in Nöten gelufen wulde, odel vielleicht einen Heilkundigen aufsuchte. Ilgendeine Velabledung vielleicht?"
Rosie Palm schüttelte den Kopf. "Nein, Roxanne hat hier in der Stadt keine Verwandten und auch keinen Freund, das hätte ich gewusst. Und wenn meine Mädchen Probleme mit .... also wenn sie sich gesundheitlich nicht wohl fühlen, haben wir unsere eigenen Spezialisten, die sofort ins Haus kommen. Ausserdem ist Roxanne niemals ausser Haus gegangen, ohne jemandem Bescheid zu geben."
"Hmmm...", die stellvertretende Abteilungsleiterin der DOG war mit ihren Ideen fast am Ende.
"Eine Flage noch, Flau Palm, wie lange ist del Anmeldeschaltel besetzt?"
"Nun, eigentlich bis zwei Uhr nachts und dann wieder ab sechs Uhr morgens. Für Besuche ausserhalb dieser Zeit haben wir eine Notfallsklingel draussen in der Nische neben dem Portal. Aber das wisst ihr Wächter wohl ohnehin."
"Das heisst, jemand könnte unbeobachtet zwischen zwei Uhl und sechs Uhl molgens aus del Bouchelie hinauskommen, velstehe ich das lichtig?"
"Nun, ja, das wäre möglich", gestand die Gildenoberste ein.
"Gut Flau Palm, vielen Dank fül ihle Infolmationen. Wil welden das Velschwinden von Loxanne sichel bald aufgeklält haben. Zul Sichelheit welde ich alleldings ein Spulensichelungstiehm von SUSI bitten, sich Loxannes Kammel genau anzusehen, vielleicht finden die Kollegen ja Hinweise, die auf eine gewaltsame Entfühlung hindeuten."
"Tut, was immer ihr für nötig erachtet, meine Liebe, aber bringt mir mein Mädchen rasch und unversehrt wieder." Frau Palm erhob sich, um die Wächterin hinauszugeleiten.
"Natüllich, Mädäm, dalauf können sie sich vellassen", antwortete die Lance Korporal mit mehr Zuversicht, als sie in ihrem Innersten aufzubringen vermochte.
Die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen hatte begonnen. Die Fanfaren der Jäger hallten noch im Geiste der Achaterin wider.

***Miststück***

...geküßt und infiziert; gehaßt und abserviert...

Diskret wandte Tod seine Blicke von der Szene vor ihm ab. Selten genug kam es vor, dass er vor der vereinbarten Zeit eintraf, doch derzeit herrschte eine ziemlich lockere Auftragslage.
Wenn der junge Mann gewusst hätte, wer ihn aus der Ecke des Mietstalles beobachtete, oder genauer gesagt, taktvollerweise nicht beobachtete, er hätte vermutlich nicht annähernd die gesamte Palette seiner - gelinde gesagt, beschränkten - Fähigkeiten ausgespielt.
Nur zu bereitwillig hatte er der hübschen Kundin sämtliche Vorzüge der neuen Droschke gezeigt, die Hilbert Kumpf, sein Boss, erst letzte Woche erworben hatte.
Sie war einfach umwerfend. Ihre mandelförmigen Augen, schwarz wie der tiefste Abgrund, ihre langen, seidig glänzenden dunklen Haare, ihr schwingender Gang...Seufzend beugte er sich über die schöne Fremde. Schon immer hatte er eine Vorliebe für exotische Frauen, doch bisher hatte ihn noch keine derart einladend aufgefordert...

***Schlag zurück***

... nimm sie auseinander, stück für stück ...

Weshalb hatte Mi Ky sie auch so vor den Kopf stoßen müssen? Warum tat er ihr das an? Liebte er sie denn nicht mehr?
Dass sie nicht mehr attraktiv wäre, nun diesen Punkt hatte sie vor kurzem sehr eindeutig widerlegt bekommen. Dennoch, Männer waren doch alle gleich, sie dachten nur an ihr Vergnügen, nie an die Frau dahinter. Hätte er sich anders verhalten, hätte er nicht die gleiche Gier gezeigt, wie ihr Vater, nun wer weiss...
Mah Loris Fuß schmerzte noch immer ein wenig beim Gehen, aber das Hochgefühl, welches ihr die Panik in seinen Augen im Augenblick ihres Triumphes über den Peiniger verschaffte, ließ sie die Schmerzen vergessen.
Ihre Gedanken wanderten wieder zurück zu Mi Ky, jenem Mann, den sie abgöttisch liebte und ihr wurde klar, dass sie ihm verzeihen würde. Er war nicht so, wie die anderen; der Abschaum, der sie lediglich benutzen wollte. Sollte er seine Abwechslung haben, der blond gelockte Engel war ohnehin nur ein Spielzeug. Ja, sie würde nie wieder an ihm zweifeln, schließlich hatte er ihr, ihr allein, sein Versprechen gegeben, das Mädchen, nun, sie war nicht wichtig, sie war nur ein kurzes Aufleuchten in Mi Kys Augen, sie jedoch war die Fackel, die seinen Weg bis zum Ende beleuchten würde.
Mah Loris Puls beruhigte sich mit jedem weiteren Schritt, den sie durch die dunklen, verwinkelten Gässchen tat.
Als sie die schwach erleuchtete Schenke betrat, zierte ihr übliches gelassenes Lächeln ihre hübschen Gesichtszüge.
Wenig später trat sie zurück hinaus in die nächtliche Kühle der Stadt, ein kleines Päckchen in der Hand. Sie und ihr Liebster würden heute noch mit den Jadedrachen auf den Nebeln tanzen und danach...
Mah Lori ließ ein kehliges Lachen hören, ein Lachen voll der schönsten Verheißungen höchsten Glückes.
Tja und danach würde sie ihn bitten, das Mädchen zu entfernen...

***Himmelfahrt***

...du kennst den Weg und ich bin der Pilot, auf dieser hauchdünnen Bahn - zwischen Leben und Tod ...

Das letzte Sandkorn zwängte sich lautlos durch die Verengung des Stundenglases.
Es war soweit. Michael Bleibtreu hatte seine Chance gehabt, aber er war wohl nicht annähernd so begabt wie der berühmte Casanunda.
Tod drehte sich um und prüfte mit Kennerblick die Szenerie.
Kaum hatte die junge Dame ihrem Unmut freien Lauf gelassen, war sie auch schon durch die Stalltüre geschlüpft, direkt in die gierigen Arme der nächtlichen Stadt. Lediglich ein Hauch von Yasmin lag in der staubgeschwängerten Luft. Und natürlich der Geruch von Schweiß, Blut und - der Schnitter sog die Luft durch die Nasenlöcher - der fast nicht wahrnehmbare Duft grenzenloser Verwirrung.
Unbeholfen rappelte sich sein derzeitiger Kunde auf und klopfte sich geistesabwesend den Staub und die Strohreste vom Hosenboden. Offenbar konnte dieser es nicht glauben, dass die fremdländischen Schönheit so wenig Gefallen an seinem Unterhaltungsprogramm gefunden hatte, dass sie dessen Höhepunkt gar nicht abgewartet hatte. Fieberhaft durchsuchte Michael die Kutsche, doch die Dame glänzte durch Abwesenheit. Lediglich zwei wohlgeformte Mulden im Ledersitz der Droschke und die zerfasernden Wölkchen ihres blumigen Parfums zeugten noch von ihrer Gegenwart.
Streng genommen müsste es eigentlich vergangene Gegenwart heißen, wenn er sich richtig an die hitzige Diskussion mit Aetas zurückerinnerte.
Nein, das war nicht richtig. Der Schnitter runzelte die Stirn. Er würde sich vielmehr daran erinnern werden. Seufzend trat Tod näher an das ektoplasmatische Gebilde, das zu Lebzeiten einst Michael Bleibtreu genannt wurde. Das war schon immer das Problem mit Zeit - sie verwirrte einem die Sinne - sogar jemandem wie ihm.
Entschlossen trennte die schimmernde Klinge der Sense das bläulich glänzende Band, das Michael noch an seinen toten Körper fesselte.
"KOMM, ES IST ZEIT ZU GEHEN, MICHAEL." Tod streckte die knochige Hand nach der wabernden Gestalt des jungen Mannes aus.
"Zeit? Aber...warum? Und wohin gehen wir?" Zögernd flackerte das Gebilde, das mittlerweile nur mehr entfernt an den zusammengekauerten Leichnam mit dem blutverschmierten Gesicht am Fusse des Wagens erinnerte.
"ICH FÜHRE DICH NUR AN DEN PUNKT, AN DEM DEINE REISE BEGINNT. DEN RECHTEN WEG JEDOCH KENNST NUR DU."
"Äh, bevor wir gehen, darf ich dich noch etwas fragen?"
"NATÜRLICH."
"Äh, also...nun ja, es ist mir ein wenig peinlich, aber...wartest du schon lange?"
"OH, ICH WAR TATSÄCHLICH EIN WENIG ZU FRÜH HIER."
"Du hast...Ich meine, du hast...?!?" Ein ersticktes Keuchen entrang sich Michaels Kehle, während ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.[*Natürlich kann Ektoplasma mangels vorhandener Lebensfunktionen derartige Reaktionen nicht mehr produzieren, aber Menschen halten nunmal gerne an alten Gewohnheiten fest.*]
"42. ICH HABE EXTRA NACHGERECHNET."
Ein Blick auf den Geist genügte ihm.
"DIE STROHBALLEN IN DER HINTEREN ECKE DES STALLES. ES SIND EXAKT 42 STÜCK. ICH BIN NICHT GERNE UNTÄTIG, WÄHREND ICH WARTE."

"Oh Io mio!" Händeringend stürzte Hilbert Kumpf auf den reglosen Körper seines Mitarbeiters zu, geradewegs mitten durch die beiden anwesenden Gestalten.



***Meine Sünde***

...ein letztes mal geb ich der versuchung nach...

Vorsichtig schob sich der, in eine schwarze Uniform gekleidete, muskulöse Mann näher an die Türe. Die Armbrust lag schussbereit locker in seiner rechten Hand. Langsam drückte er Zentimeter für Zentimeter die Zimmertüre auf. Den Göttern sei Dank kümmerte sich in diesem Hause kein Igor um allfällige Hausmeistertätigkeiten.
Er spähte in den Spalt der leicht geöffneten Tür. Der Raum dahinter war noch schwach von ein paar ziemlich herabgebrannten Kerzen erleuchtet und er konnte die Umrisse eines Bettes mit zerwühlten Laken darauf erkennen. Schwacher Parfumduft zeugte von der Anwesenheit einer Frau, der andere Geruch bestätigte ihn in der Annahme, dass er sich nicht in der Adresse geirrt hatte. Prüfend sog er neuerlich die Luft ein. Kein Zweifel, die Jadedrachen hatten getanzt. Vermutlich handelte es sich sogar um einen festlichen Ball, denn der Rauch zwängte sich sogar hier draussen im Flur unbarmherzig in sein Gehirn.
Würde er sie hier nunmehr finden? Und wenn ja, was dann? Wäre er dann endlich am Ziel seiner Träume, würde er seinen Triumph endlich auskosten können?
Noch einmal atmete er tief durch und tat das, was er während seiner langjährigen Ausbildungszeit bis zur Perfektion erlernt hatte.
Der Uniformierte drückte die Türe auf, hechtete ins Zimmer und zielte mit einer geschmeidigen Bewegung auf das Bett, die linke hintere Zimmerecke, die rechte und auf den Bereich hinter der Türe. Vergebens, das Zimmer war leer. Nun, nein, nicht ganz, ein auf den ersten Blick als unerwünschtes Zielobjekt qualifiziertes Bündel Mensch kauerte gefesselt in der rechten Ecke des Raumes.
Leicht enttäuscht erhob sich der Mann wieder auf die Beine. Immerhin, er hatte eine Geisel gefunden, eine die sich wider Erwarten noch am Leben befand und sich als Draufgabe als eine ausnehmende Schönheit mit langen blonden Locken, die ihn aus schreckgeweiteten blauen Augen anstarrte, herausstellte. Ein erstickter Schrei, der sich erfolglos durch ein schmutziges Tuch in ihrem Mund zu quälen suchte, war ihr Willkommensgruss an ihn.


Rosa Hutmacher, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Roxanne, versuchte ihrem Zorn Luft zu machen. Dieses verdammte Achatenpack!
Der Blick auf die stählerne Spitze einer Nummer sieben, die punktgenau auf die Stelle zwischen ihren veilchenblauen Augen gerichtet war, ließ sie vorerst ihren Ärger hinunterschlucken. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass der Uniformierte warnend den Zeigenfinger an die Lippen gelegt hatte. Seine Augen erinnerten sie an Onyxe, hart, kalt und unergründlich.
Sie nickte knapp, dass sie verstanden hatte.
Kurz darauf genoss sie das Gefühl, die verbrauchte Luft der kleinen Hotelsuite tief in ihre Lungen zu pumpen. Während sie versuchte, das taube Gefühl aus ihren ansprechenden Gliedmassen zu massieren, musterte sie ihr Gegenüber abschätzend. Er war ihr fremd, hatte aber dennoch etwas Vertrautes an sich - kein Wunder, wenn man so wie sie tagein tagaus in der Boucherie Rouge verweilte, konnte man einen Wächter meilenweit gegen den Wind erkennen. Dienstmarken hatten einfach eine ganz eigene Wirkung auf den Träger selbiger, dazu mussten sie noch nichtmal sichtbar getragen werden. Jedoch würde sie sich hüten, diese Erkenntnis je einem Hüter der Gesetze unter die Nase zu reiben, zu unterhaltsam waren allein die Versuche der Grauen, wenn sie sich mit Lieselottes Hilfe in scheinbar unauffällige Normalbürger verwandelten. Sie und ihre langjährige Kollegin hatten sich schon so manchesmal schiefgelacht, wenn sich wieder ein stolzer verdeckter Ermittler unters Volk mischte.
"Ihr gehört nicht zu den Unsrigen", kam es unfreundlich über Roxannes Lippen.
"Sondereinsatzkommando", entgegnete der Mann schroff. Sein morporkianisch war einwandfrei, ein Zeichen, dass er nicht vertraut mit der Zwillingsstadt an dem zähen Fluss war.
Roxanne vermutete, dass er die Sprache aus Büchern und nicht wie der typische Einheimische auf der Strasse gelernt hatte.
"So? Nun, es überrascht mich nicht, dass Frau Palm eine Spezialtruppe erwirken konnte, aber für eine raschere Befreiung hätte ich mich liebend gerne auch mit einem kleinen Würstchen aus der Kröselstrasse zufrieden gegeben."
"Frau Palm? Ich unterstehe einzig dem Befehl des obersten Herrschers", erwiderte der Wächter.
Roxanne lachte amüsiert auf. "Das tut ihr doch wohl alle, der Kommandeur eingeschlossen. Und nun, zückt euren Notizblock, nehmt meine Anzeige gegen die verfluchten Achaten entgegen und bringt mich danach unverzüglich in die Springstrasse. Ich möchte gern ein Bad nehmen und mich umkleiden." Takt und Diplomatie zählten noch nie zu Roxannes besonderen Talenten, allerdings wogen ihre anderen Fähigkeiten das diesbezügliche Manko mehr als auf.
Leutnant Shaag Ne Ti, Mitglied der kaiserlichen Palastwache Hung Hungs, kämpfte schwer gegen die Versuchung an. 'Noch nicht', hielt er sich selbst zurück. Erst musste er wissen, was dieses Weib wusste. Dann...nun dann würde er wohl erst ein wenig den Tathergang der letzten Stunden rekonstruieren, mit Hilfe der anwesenden Augenzeugin. Doch danach... Nur noch einmal, ein letztes Mal, bevor er an seinem Ziel angelangt sein würde...
Er erlaubte sich ein kurzes Lächeln der Vorfreude und lockerte den Griff um die Armbrust ein wenig.
Das neunundvierzigste bedauernswerte Opfer, das ihren Namen auf die blutige Liste der insgeheim vom Volk gefeierten Rebellen des Kaiserreichs, My Ki und Mah Lori, setzen würde. Wenn sie sich würdig erwies, würde Ne Ti der blondgelockten Teufelin von jenseits der grossen Mauer vielleicht sogar eine Zeile in seinem grossartigen Gedicht widmen. Jenes Gedicht, das ihm unweigerlich die Beförderung zum ersten Kämmerer des Kaisers einbringen würde.


Der Schankraum des Eimers war wie immer in den Abendstunden gut gefüllt. Wächter aller Abteilungen, die das Glück hatten, dienstfrei zu haben, drängten sich rund um die Tische. Die vier DOG's, die sich nach einer relativ ergebnislosen Einsatzbesprechung hinsichtlich des Falles Roxanne ein wenig Inspiration in Form eines BND [*Bier nach Dienst - eine der besten Erfindungen, seit sich die ersten Grüppchen humanoider Spezien zusammengeschlossen hatten, um die Effizienz ihres täglichen Tuns zu produktiver Arbeit zu steigern. Natürlich liefen Körper und Geist dadurch immense Gefahr zu überhitzen, doch dank göttlicher Fügung oder möglicherweise auch aufgrund eines missglückten Experiments eines bis dato unbekannten Erlösers, ward der arbeitenden Bevölkerung ein bestens geeignetes Kühlmittel zum Geschenke gemacht worden*] erhofften, ergatterten mit Müh und Not noch freie Plätze an einem der Tische, an denen sich Mitarbeiter von RUM und SUSI breit gemacht hatten.
Glücklicherweise war weit und breit kein Okkultismusexperte zu sehen, denn das hätte die ohnehin schon üble Stimmung des Fähnrichs keineswegs zum Besseren gewandt.
Neben der stellvertretenden Abteilungsleiterin waren auch noch der zwergische Dobermann und einer der letzten Neuzugänge der Abteilung für Gildenangelegenheiten, der Molosswelpe mit dem schier unaussprechlichen Namen, mit von der Partie.
Kaum hatte sich die Lance Korporal Drei Hungrige Mäuler zu einem Platz an der Längsseite des Tisches vorgearbeitet, penibel darauf achtend, dass ihr Robin ja auf den Fersen blieb, fühlte sie eine kalte Hand an ihrer Schulter und mit einem freudigen "Hallo Kollegen!", zwängte sich die Gefreite Krulock behende zwischen ihre beiden Vorgesetzten und verwickelte Picardo sogleich in ein wahnsinnig wichtiges Gespräch über die vorige Woche neu aufgenommenen Studenten der von ihr betreuten dunklen Gilde.
Goldie, mit der die Achaterin bereits einiges erlebt hatte, entging die Enttäuschung auf Dreis Gesicht nicht. Kurze Zeit später, schob sie ihr mit einem verschmitzten Zwinkern einen mit roter Flüssigkeit gefüllten Becher zu.
"Hier, Dlei, mach nicht so ein miesepetriges Gesicht, das gibt Falten", meinte sie leichthin und hob ihren Becher auf ein Salut.
Als die Lance Korporal ihren Becher ebenfalls hob, stieg ihr das unverwechselbare Aroma des Schiantis in die Nase. Augenblicklich hatte sie die blassgrünen Kacheln des Aborts der Muffiaspelunke wieder vor Augen.
"Abel, nein, Goldie, bitte, ich kann nicht...du weisst doch, ich habe mil geschwolen, nie wiedel...", versuchte sie zu protestieren.
"Ach was, einmal ist keinmal. Ich bin sicher, der Schantiwein damals war einfach nur verdorben", beschwichtigte die Zwergin, "trink einfach, du wirst sehen, der von Herrn Käse hat eine weit bessere Qualität."
"Schianti", murmelte Drei Hungrige Mäuler korrigierend und nippte an dem Getränk.
Goldie hatte recht, einmal war keinmal und wenn das erste mal dadurch nicht zählte, war das zweite mal wieder der Beginn...
Rechterhand vernahm sie heiteres Gelächter, das sie aus ihren philosophischen Überlegungen riss. Die gutaussehende Gefreite hatte es doch tatsächlich binnen einiger Minuten geschafft, ihren Vorgesetzten aufzuheitern.
Die Versuchung war zu gross. Entgegen aller guten Vorsätze nahm die Achaterin einen grösseren Schluck. 'Zum letzten Mal', schwor sie sich. Anerkennend hob sie die Augenbrauen.
"Du hast lecht, Goldie, del hiel ist wilklich bei weitem bessel."
Die Kollegin nickte geistesabwesend, denn der Welpe hatte ein Thema angesprochen, das dem kleinen Dobermann nach wie vor ein fiebriges Glänzen in die sonst so sanften Augen zauberte. Die Gildenexpertin der Diebe wusste auch ohne dem Gespräch von anfang an gefolgt zu sein, worüber sich die beiden unterhielten - nur ein Thema bewegte die Zwergin so sehr, wie dieses - Recht und Gerechtigkeit. Über kurz oder lang würde sie den angehenden Moloss von der Notwendigkeit der Rettung der gesamten Scheibe zu überzeugen versuchen. Drei Hungrige Mäuler konnte nur hoffen, dass ihr "Azubi" weiterhin erreichbarere Ziele anstrebte, zumindest hatte sie bei dem Bewerbungsgespräch Dippwin als rechtschaffenen Realisten eingeschätzt.
Sie lächelte in Erinnerung an seine ehrliche Entrüstung, als Robin und sie versucht hatten, ihn zur Annahme von Bestechungsgeldern der Muffia zu verführen. Der Gefreite würde wahrlich ein guter DOG werden. Nicht nur, dass er das zugegebenermassen ziemlich schlimme Eignungsgespräch mit Bravour gemeistert hatte - sie hatte heute noch ein schlechtes Gewissen, dass sie sich im Vorfeld nicht näher über Dippwins Situation informiert hatten und ihn dadurch mit einer ähnlich traumatischen Situation aus seiner Zeit bei GRUND konfrontierten, die sein ganzes Leben lang prägen würde - er stellte sich auch während der praktischen Ausbildung nicht ungeschickt an.
Dippwin, der ihren Blick auf sich ruhen fühlte, sah verwirrt auf und wurde augenblicklich verlegen. Ein leichte Röte brachte Farbe in das bärtige Gesicht des ehemaligen Alchemisten.
Still kicherte die Lance Korporal in sich hinein. Wenn doch nur jemand anders ebenso auf ein Lächeln von ihr reagieren würde...
Immerhin, Robin hatte ihr für ihr eigenes Bewerbungsgespräch als Moloss eine mehr als grandiose Umgebung vorgeschlagen - das Casino Ankh-Morpork! Sie hoffte inständig, dass es ihr so bald als möglich gelingen würde, einen der heissumkämpften Tische im angeschlossenen Nobelrestaurant zu reservieren. Es war zwar ein wenig seltsam, dass er sich nicht darum kümmerte - schließlich war die Einladung ja von ihm ausgegangen - aber immerhin, es war wohl eher in die Kategorie Rendezvous als in jene einer Dienstbesprechung einzuordnen.
Abgesehen davon, ihre Bewerbung war ohnehin eine reine Formsache, denn wenn jemand den Posten eines Molosses ideal ausfüllen konnte, dann wohl niemand anders als sie selbst.
Eine weitere nicht unerhebliche Menge des köstlichen Schiantis fand ihren Weg durch die Kehle der Lance Korporal.
Und wenn er sie erst in dem Gut Schi Kleid sehen würde.... Es war genau so, wie er es ihr aufgetragen hatte - knallrot und hauteng. Wie sie allerdings in den dazupassenden Schuhen den Abend überstehen würde, das war Dreis derzeit grösseres Problem.

...........fts???

Mittwoch, 1. November 2006

Fragment einer angefangenen Story

Ratten und Eroberer dürfen im Unglück keine Gnade erwarten.
Charles Caleb Colton, (1780 - 1832), englischer Aphoristiker und Essayist
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Popol Vuh Pipil Dzibilchaltun wusste auch nicht welches verrückt gewordene Faultier ihn geritten hatte, aber als er die Vögel in einiger Entfernung schreckhaft auffliegen sah, kombiniert mit dem Warnruf des silberrückigen Wollaffen[*Der silberrückige Wollaffe wurde in verschiedener Fachliteratur auch immer wieder als 'Petze des Urwaldes' bezeichnet. Es gab wohl kaum ein Lebewesen, dass unter den anderen Tieren so unbeliebt war, besonders bei hungrigen Raubtieren. (außer vielleicht der Mensch an sich und im Speziellen, der genoss noch eine schlechtere Reputation.*] , wusste er das irgendetwas nicht stimmte und er nachschauen musste.
Vielleicht war es auch nur ein Versuch die unglaubliche Langeweile, die immer beim Pyramidenwachdienst aufkam, zu bekämpfen.
Der Wächter konnte den alten steinernen Klotz bald nicht mehr sehen.
Kaum einer außer der Priesterschaft wusste welcher Gottheit sie geweiht wurde oder welcher 'unglaublich mächtige Herrscher des Universums in möglichst absurder Tiergestalt' in ihr begraben war.
Er kannte indessen jede Ritze in den steinernen Stufen, die Schriftornamente wusste er inzwischen auswendig zu rezitieren und überhaupt, wer wollte schon so ein großes Bauwerk, dass zudem in einem ziemlich undurchdringlichen Blattwerk stand, stehlen???
Würgelianen und Dschungelefeu sowie anders Gewächs hatten schon längst die Pyramide umhüllt, so dass ein Ortsunkundiger sie wahrscheinlich für einen Berg inmitten des Urwaldes halten würde.
Es konnte also nichts schaden ein wenig Abwechslung in den trüben Alltag des Aufpassens auf 100 Tonnen Kalkstein zu bringen.
Behände schwang er sich von dem großen verzierten Opferstein auf dem er immer zu schla....wachen pflegte und verschmolz beinahe augenblicklich mit dem dichten Grün des Regenwaldes.
Ok....es war nicht schwer mit der Pflanzenwelt des Dschungels zu verschmelzen...es gab soviel an Bäumen, Blumen und Gestrüpp, dass es eher schwerer war nicht durch den Busch quasi aufgesogen zu werden.
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Das Dumme als Zauberer war, dass man den Zeitpunkt seines Todes kannte.
Es raubte einem einige Illusionen, tat aber ungeahnte Möglichkeiten auf.
Salamander Lurch, Expeditionmagus an der Unsichtbaren Universität wusste, dass er gleich sterben würde. Mit einem breiten Lächeln dachte er an den Vorabend seiner Abreise, wo er sich noch 1000 Ankh-Morpork Dollar bei einem schmierigen Geldverleiher borgte. Der Kredithai war wohl noch nicht lange im Geschäft, sonst hätte er nie so bereitwillig einem Zauberer soviel Geld geliehen.
Es war so eine Art sportliche Herausforderung unter den sterbenden Magiebegabten ala 'Wer findet den dümmsten Menschen in Ankh-Morpork und schröpft ihn am meisten'.
Mit 1000 Dollar befand sich Salamander im guten Mittelfeld der ewigen Rangliste toter Zauberer, deren Ehrentafel sich im Heizungskeller der Unsichtbaren Universität befand.
Sei es drum.
Das Geld hatte Lurch gut bei verschiedenen Restaurants und auch bei verschiedenen Mitarbeiterinnen von Frau Palm angelegt. Wen kümmerte es schon, dass eine ausgelebte Libido sich abträglich auf magische Fähigkeiten auswirkte, wenn man wusste das man innerhalb eines Monats tot war?
Salamander Lurch hatte den Anschluss an seine Expeditionsgruppe verloren und irrte schon eine geraume Weile alleine durch den dichten Dschungel.
Die relative Luftfeuchte und die paar Kilos zu viel auf seinen Rippen ließ den Umhang an seiner Haut kleben und er atmete angestrengt durch den Mund.
Mit einer genervten Handbewegung strich er einige Insekten ,die sich in seinem Bart verfangen hatten, beiseite.
Für kurze Zeit hatte er vergessen, dass in diesem Urwald seine Lebensgeschichte endete, jetzt aber lehnte er sich resignierend an einen abgestorbenen Baumstumpf und wartete.
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Einen solch gekleideten Menschen hatte Popol noch nie in seinem Leben gesehen.
Die vielen Haare und der mächtige Bauch machten ihm Angst.
Vorsichtig bog er ein störrisches Farnblatt das seinen Blick auf den fetten Menschen immer wieder versperrte, zur Seite.
Der versteckte Wächter entschloss sich den überaus wunderlichen Eindringling, der anscheinend auch noch mit selber sprach, noch eine Weile zu beobachten.....Wenn er sich nicht dummerweise auf einer Hauptstraße von roten Feuerameisen niedergelassen hätte.
"Arrrrrrrrrrrrrrrrrrghllllllllll!!!!!!!", Popol Vuh Pipil Dzibilchaltun sprang wie von der buchstäblichen Tarantel [*Die buchstäbliche Tarantel bezieht ihren Namen von einem Buchstaben auf ihrem Rücken. Forscher glauben, dass diese überaus seltene Spinnerasse so mit der Außenwelt zu kommunizieren versucht. Leider hat hier die Natur dem Insekt einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn diese diese Tiere sind ausgesprochene Einzelgänger. Es ist wie es ist, mit nur einem Buchstaben auf dem Rücken lässt sich nur schwer kommunizieren, dies erklärt auch die ständig schlechte Laune dieser Spinnenart und die häufigen Bissunfälle.*] gestochen aus seinem blättrigen Versteck und versuchte verzweifelt das Körperteil, das durch seinen Lendenschurz bedeckt wurde, vor weiteren schmerzhaften Bissen zu schützen.
Zugegeben, jeder wäre in dieser Situation erschrocken gewesen, so auch Lurch.
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Tod erschien wie immer rechtzeitig.
Kein Wunder, ohne ihn gab es kein Sterben; was nicht heißen soll, dass er bei jedem Todesfall anwesend ist, nur bei den Interessanten oder eben die Witzigen.
"ICH GEHE DAVON AUS DAS DU MICH SEHEN KANNST!", stellte der Schnitter fest, denn er kannte das Prozedere mit den magisch Begabten.
Oft arte es aus und der Reaper war froh, dass der prozentuale Anteil von Hexen und Zauberern auf der Scheibenwelt recht gering war. Viele wollten mit ihm um ein paar Jahre mehr spielen und fast alle verloren. Das Absurdeste war der Vorschlag eines achatischen Zauberers ein Spiel zu spielen, bei dem es darum ging kleine übereinander gewürfelte Holzstäbchen, so dass sich kein anderes bewegt, auseinander zu dividieren. Tod war die Verkörperung von Ruhe, so war es kein Wunder, dass der Magier verlor und dem Weg allen vergänglichen zu folgen.
"Ja!", zu einer längeren Antwort war Lurch nicht fähig.
Er hatte Tod in seinem traditionellen schwarzen Gewand erwartet, aber hier trug er einen roten Umhang und ein viereckigen Felsblock auf dem Kopf. Zusätzlich schmückten einige Pfauenfedern das Hutkunstwerk. Die Sense hatte offensichtlich durch einen schwarzen Glasdolch ersetzt.
"Ähm...", Salamander hüstelte verlegen, denn er wusste nicht wirklich, wie er Tod beibringen sollte, dass er absolut lächerlich aussah.
"ICH WEISS!", Tod ahnte voraus was kam. "DIE OBEN SCHWAFELTEN WAS VON KUNDENNÄHE!!"
"Hast du da nicht etwas falsch verstanden? Ich bin aus Ankh-Morpork!", es klang nicht nörglerisch oder gar anklagend.
"JA, ABER WIR BEFINDEN UNS IN EINEM DSCHUNGEL IRGENDWO IM TEZUMANISCHEN REICH!", hielt der Seelenpflücker entgegen, wohlwissend das er das verbale Duell maximal zu einem Patt zuende bringen konnte.
"Ich hätte es passender gefunden wenn du als Gefiederte Schlange, Nachtwind oder irgendeiner Kriegerinkarnation erschienen wärs?", Expeditionsmagus zu sein hatte den Vorteil, dass man sich zwangsläufig viel, meistens unnötiges, Wissen aneignet.
"SCHON GUT! ICH DENKE DU HAST MICH ERKANNT UND DAS GENÜGT DOCH, ODER?", so beendete Tod die Diskussion und stellte den ersehnten Gleichstand her.
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"Arghllllllllllllllllllllllllllllll!!!", in einem wilden Feisttanz begann sich Popol Vuh Pipil Dzibilchaltun wie wild auf dem Boden zu wälzen.
Wer schon sich schon einmal aus Versehen in einen Ameisenhaufen gesetzt hat, weiß wie unangenehm das sein kann.
Man stelle sich das Ganze nun nur spärlich bekleidet vor und mit -zumindest gefühlten- handtellergroßen Ameisen mit Beißwerkzeugen so groß wie Kneifzangen von Hufschmieden, die es ganz und gar nicht schätzen, wenn man ihnen a) den Weg zu ihrem Nest versperrt und b) ihre Meinung dann ändern und einen als willkommenen Nachmittagssnack ansahen.
Ok mit der Größe der Insekten hat der Autor wohl ein wenig übertrieben, aber der stechende Schmerz auf Vuhs Schekel gab ihm recht.
Mit Müh und Not hielt der neugierige Tempelwächter einen Vorstoß der roten Quälgeister auf seine Familienjuwelen (sie wissen welche ich meine!!!) auf, während die andere hungrige Kohorte sich quasi hinterrücks über den Armen hermachte.
Verdutzt unterbrach Salamander Lurch das Gespräch mit dem Sensenmann....entschuldigung...in Ermangelung des Vorhandenseins des bäuerlichen Mähwerkzeuges besser als Knochenmann bezeichnet.
"Kann ich dir helfen guter Mann?", fragte der verblüffte Zauberer.
"GrmpfArghl&§&%)+*#)!!!!!!", schrie Dzibilchaltun schmerzerfüllt, sich immer noch hin und her wälzend.
Man wurde nicht Expeditionsmagus und Professor für äußerst grausame Wanderungen in unwirtlichen Gebieten, wenn man schwer von Begriff war.
"Ha!", Lurch der sich schon in ähnlichen schmerzhaften Situationen befand, reagierte schnell. Nur ungern erinnerte er sich an den Zwischenfall in der Wüste von Klatsch bei dem ein Waran, ein Skorpion und ein giftiger Tausendfüssler die Hauptrolle spielten. Er wiederum besetzte damals in diesem Stück die Rolle der tragischen Nebenfigur. "Ich sehe hilft nur 'Waldemars Wurblichs winziger Wirbelsturm'!", Salamander versuchte seine Stimme möglichst heroisch klingen zu lassen, während er fragen zu Tod umsah.
Der Gevatter zuckte mit den knochigen Schultern, wenn er Augenbrauen besäßen hätte, hätte er sie noch aufmunternd gehoben.
"SHOWTIME!"
"Hast du zufällig du zufällig Schlangenblut und die Zehen eines Bergmolches bei der Hand?", fragte der Zauberer den verkleideten Tod.
"LASS MICH KURZ ÜBERLEGEN...ÄH...NEIN!?", antwortete der Sens..Knochenmann ein wenig genervt.
"Dann muss es so gehen!"

Dienstag, 24. Oktober 2006

Stirb nicht vor mir - Schicksal reloaded

Und noch eine unvollendete Co-Produktion zweier Stadtwächter - diesmal das eingespielte Team Robin Picardo und Drei Hungrige Mäuler ...
Aber alle Geschichten suchen ihr Ende - who knows - möglicherweise findet diese eines, das ihr angemessen ist.

Stirb nicht vor mir - Schicksal reloaded

Vorlage:
Was würdest Du machen, wenn Du die Möglichkeit hättest, den vergangenen Tag noch einmal zu erleben - und somit die Zukunft veränderbar wäre? Du könntest Schaden von Menschen abwenden, Morde oder Unfälle verhindern - und hättest damit die Macht, Schicksal zu spielen. Doch mit welchen Folgen?

Anmerkung:
Wie üblich ist die Storyidee geklaut. Diese Single basiert auf der nach 26 Folgen eingestellten TV-Serie Tru Calling....Es ist nicht wichtig diese Serie zu kennen ;);)
Wie immer haben die Fußnoten in der Single rein gar nichts mit der Geschichte zu tun und können getrost nicht gelesen werden; ihr verpasst also absolut nichts von der Story an sich!
[Robin Picardo]
Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
(Seneca, röm. Philosoph, 4 - 65 n.Chr.)
* Cori Celesti - Würdentracht *
Normalerweise kümmerte sich Zeit nicht um die Spielchen die die anderen Götter, Götzen und Wesenheiten auf Cori Celesti, dem höchsten Berg in der Mitte der Scheibenwelt, so trieben. Dieses Mal aber blieb sie an dem kleinen Abbild der Welt, mit dem ihre Kollegen so gerne spielten [*'Krieg und Frieden' war in dieser Saison wieder ein Renner unter den Göttern. Weitere Schlager waren auch 'Katastrophe' und das beliebte Gesellschaftsspiel 'Welcher geniale Arzt findet als erster ein Gegenmittel gegen die schrecklich verheerende Seuche'. Immer wieder gerne wurde auch 'Welcher Reiter der Apokralypse ist der Schnellste' gespielt, was durchaus schrecklich verheerende Folgen für manche Landstriche hatte. 'Weltenzerstörer' wurde jedoch nach kurzer Zeit von IO verboten, da sich die Schöpfer lautstark beschwert hatten und ihnen die Überstunden sowieso niemand zahlte. Zusammengefasst ist festzustellen, dass Humor wohl sehr leidet wenn man Ewigkeiten Zeit und vor allem viel Langeweile hat.*], stehen und betrachtete es nachdenklich.
Ausnahmsweise war heute einmal der verzierte Tisch mit dem detailreichen Modell heute verwaist.
'Was würde passieren wenn....', dachte die Zeit, während sich ein schelmisches Grinsen auf ihrem Mund formte.
Langsam beugte sie sich über das kleinen Möbel und ihre Augen begannen sich auf die große Zwillingsstadt am Ankh zu fokussieren.
Selbst hier im 'Modell' konnte die Frau den Moloch von Stadt sogar riechen und hätte eigentlich ihren Sichtsinn nicht übermäßig anstrengen müssen.
"Hm.....", schien Zeit kurz zu überlegen. "Ich nehme den!"
Ihre Hand durchstieß die Atmosphäre der kleinen Scheibenwelt und Zeit tippte mit ihrem Zeigefinger eine kleine Person in mausgrauer Uniform an, die danach ansatzlos zu Boden ging, wie ein Boxer in der 187. Runde.
"Viel Spaß, Kleiner! Nutze es gut!", hauchte die Frau zart und verließ feixend den prachtvollen Saal.
Zeit nahm sich gedanklich vor, Ihr Menschlein ab und an wieder zu beobachten, um zu sehen, was er daraus machte. Irgendwie fand sie es doch sehr 'anregend' ein Haustier zu haben; schämte sich aber für diesen Gedanken und wertete das Ganze schließlich als wissenschaftliche Projektarbeit.
Zumindest beruhigte das ihr Gewissen ein wenig.
* Boucherie Rouge - das AL-Büro, morgens *
Die aufgehende Sonne strahlte zäh in einem satten Orange und tauchte das Büro des Dobermannes in warme Farben und vertrieb die dunklen Schatten. Es dauerte immer ein wenig länger, als an anderen Stellen der Stadt, bis das träge Hell auch den Stadtteil Schatten notdürftig beleuchtete.
Das nicht sehr dezente Klopfen des Wischmobs von Bernedetto Besen, an der Türe des Abteilungsleiters, beendete jäh Robins Schlaf.
Wenn es Picardo nicht besser gewusste hätte, hätte er angenommen, dass der brindisianische Hausmeister mit Absicht sehr laut den Flur wischte und an wirklich jeder Bürotüre heftig mit seinem Putzgerät, aus purer Boshaftigkeit, anstieß. Robin folgerte dies deswegen, weil auch der alte Hauswart den üblichen Tagesrhythmus der Wächter von DOG kennen müsste und es war ja auch wirklich kein großes Geheimnis, dass er zumindest von den Uhrzeiten her, dem der Zauberer der Unsichtbaren Universität ähnelte.
"ICH BIN WACH!!", rief der Wächter und war sich sicher ein hämisches Kichern des alten Besenschwingers zu vernehmen.
Eine schwarze Taube flatterte wegen des lauten Rufes von Picardo verstört von dem schmutzigen Fenstersims des Drunter und Drüber weg und gurrte genervt.
Der Dobermann fühlte sich nicht gut...genauer gesagt fühlte er sich so, als hätte ihm gestern irgendjemand einen kräftig Hieb auf den Schädel verpasst.
Er fühlte sich so seit er gestern das Boucherie Rouge betreten hatte, schob es aber auf seinen allgemeinen Gesundheits- und Gemütszustandzustand.
Robin rieb sich noch einmal die müden Augen, schwang seine Beine aus dem Bett und begann damit sich anzukleiden.
'Eine kleine Abteilungsbesprechung wäre doch etwas Tolles!', dachte sich der Leiter der Dienststelle und ein schmales Lächeln formte sich auf seinem Gesicht. Mal sehen ob er nicht seine müden Molosse, drögen Dobermänner, tranigen Terrier, heulenden Huskys und braven Bulldoggen sinnvoll zum Arbeiten[*arbeiten beschränkte sich in der Dienststelle in der Regel auf das Hüten des eigenen Bürobettes und dem Untersuchen der eigenen Lidinnenseiten auf etwaige Verletzungen. Der 'gemütliche' Grundtenor, der im Boucherie Rouge vorwiegend vorherrschte, brachte in der Regel gute Ermittlungsarbeit und viel gesammeltes Fachwissen zu Tage, aber die DOG konnte von der Action her eben nicht mit den Fröschen mithalten; was der Leiter der Dienststelle aber nicht so schlimm fand. 'DOGs sind hochspezialisierte Allroundwächter!' pflegte sein alter Mentor damals immer zu sagen....und legte sich wieder schlafen, oder ging einen Stock tiefer um die Näherinnen zu beaufsichtigen, oder trank einen Kaffee...wahlweise mit den Näherinnen. Bis jetzt fanden die 'guten' Wächter noch immer den Weg in seine Dienststelle!...*] bringen konnte.
* Ankh-Morpork - eine dunkle Nebenstraße *
Brauner Staub und mannigfaltiger Unrat wurde durch einen kühlen Wind in der düsteren Gasse aufgewirbelt und formte kleine schmutzige und müllbeladene Windhosen [*selbst eine kleine Müllwindhosen hatte in Ankh-Morpork durchaus greifbaren Charakter und träumte hin und wieder davon, sich mittwärtig zueinen ausgewachsenen Tornado zu entwickeln. Ein Los, welches nicht vielen Windhosen vergönnt war.*], die so schnell wie sie erschienen waren, auch schon wieder erstarben.
Nur an einer Stelle sammelte sich der zusammengewehte Müll in der kleinen Gasse....an der Stelle an der ein kleiner zierlicher Körper gebrochen im Straßenschmutz lag.

"ES IST ZEIT!", sprach Tod mit seiner, beinahe wohltönenden, Bassstimme.
Die Gestalt war nicht so entsetzt, wie sie es von sich selbst in dieser Situation eigentlich dachte.
Ganz und gar nicht.
Ihr Sterben hatte viel zu lange gedauert um nun noch großartig über das Erscheinen des Schnitters überrascht zu sein oder etwa Verwunderung zu heucheln.
Kurz fasste sie sich an ihren, nun durchscheinenden, Hals und starrte vor sich auf den dreckigen Boden, wo ihre Leiche in einer immer größer werdenden Blutlache, die schon langsam zu gerinnen begann, lag.
"Mist! Da habe ich wohl nicht aufgepasst ob mich jemand beschattet!!", jammerte sie halbherzig.
"DAS KANN PASSIEREN...UND IST IN MANCHEN FÄLLEN EBEN TÖDLICH!", antwortete Tod der durchscheinenden Seele und es klang beinahe so, als ob er sich gerade über seinen nicht sehr gelungenen Witzamüsierte.
"Ich meine, so was ist doch nicht anständig!!!", moserte die frischgebackene Leiche. "Zudem habe ich mich beinahe fünf Minuten quälen müssen bis es zu Ende ging, ...endlich dann!!"
"ABER ÄNDERN KÖNNEN WIR ES NUN AUCH NICHT!", man hätte meinen können, dass der Sensenmann den klagenden Tonfall der Verstorbenen nachäffte. "ALSO? KÖNNEN WIR NUN?", der Seelenpflücker hob auffordernd das Arbeitsgerät, dass in der Regel Bauern bei der Ernte nutzen, und wenn er Augenbrauen besessen hätte, hätte er auch diese appellierend angehoben.
"Also gut!", die Sense sauste auf das Kommando nieder und versuchte den schimmernden Faden zu durchtrennen, der die kleine Seele noch mit den sterblichen Überresten verband.
"FERTIG!", stellte Tod aus reiner Gewohnheit fest.
"Gewiss???", fragte die Tote zweifelnd das bleiche Gerippe und deutete in einem Moment des schalen Triumphes auf die noch intakte Verbindung.
"KOMISCH?!?", Tod schaute zuerst fragend auf seine Sense und dann auf die durchscheinende Gestalt. "HM, IRGENDWIE SCHEINT ES DOCH NOCH NICHT DIE RICHTIGE ZEIT FÜR DICH ZU SEIN!!"
"So?", begann die sterbliche Seele verwirrt und Nervosität begann sich langsam in Tods Gegenüber breit zu machen.
*Boucherie Rouge- Das Drunter und Drüber*
Ein sanftes, grünes Glühen umgab den Dobermann der zur Abwechslung einmal ruhig in dem großen Himmelbett zu schlafen schien, dass wie hineingezwängt in den verhältnismäßig großen Raum wirkte.
Der Schlaf übermannte den Gildenexperten in sehr unregelmäßigen Abständen, wurde aber meist jäh beendet. Entweder träumte er schlecht, oder irgendein Wächter wusste nicht weiter und brauchte den 'Rat' seines Abteilungsleiters. Ein großes, alt aussehendes Buch mit ledernem Einband ruhte auf der Brust des Fähnrichs und hob und senkte sich bei jedem Atemzug.
Das Drunter und Drüber war um einiges düsterer als das Himmelblaue Knahbenzimmer, in dem Robin noch vor ein paar Tagen residierte.
Dunkle Vorhänge, die vor Äonen wohl einmal weiß gewesen waren, unterstrichen das Ambiente des Zimmers noch mehr. Außer von dem großen Bett wurde der Raum noch von vielen windschiefen Bücherregalen beherrscht. Ein unbedarfter Betrachter fragte sich auch, wer dann noch zusätzlich auf die wahnwitzige Idee kam einen alchemistischen Arbeitstisch samt den dazugehörenden Utensilien in das Büro zu quetschen.
Grundsätzlich fürchtete sich der Dobermann nicht vor dem Schlaf an sich, sondern nur vor seinen Träumen.
Wer einmal den fauligen Atem des Weihnachtsras gerochen hatte und nur eine Millisekunde sich in den Tiefen seiner toten kalten Augen verlor, konnte dem Gildenexperten wohl nachfühlen.
Der Zwei-Komponenten-Dämon den Robin in seinem Körper trug, bewahrte ihn wenigstens vor den schlimmsten Auswirkungen seiner Alpträume - nämlich der Erinnerung an diese nächtlichen Episoden.
Nur ab und zu war nun ein klagendes Ächzen oder ein leises Wimmern aus dem mächtigen Bett zu vernehmen.

Unsanft wurde die Türe zum Abteilungsleiterbüro aufgestoßen und beinahe augenblicklich erstarb das grüne Glimmen.
"Tschuldigung, Sör!", grüßte der Husky Patrick Nichts seinen Abteilungsleiter schnoddrig.
"W..Wa....Wasn?!", fragte der Fähnrich mehr im Halbschlaf als im Wachsein.
"Wir sollen in die Breite Gasse!", begann der Lance-Korporal.
"Schon mal was von anklopfen gehört?", Robin hinkte dieser Konversation mindestens einen Satz hinterher.
Unbeirrt setzte der verdeckte Ermittler fort.
"Es gibt wie üblich Kompetenzprobleme! Es wurde irgendein ermordeter lizenzierter Bettler gefunden, aber keine Quittung der Assassinen!", Nichts plapperte wie ein lancrestinischer Bergwasserfall. "Nun behauptet RUM, dass es ein unlizenzierter Mord wäre, aber unsere Ermittler sagen, da das Verbrechen einen Gildenangehörigen betroffen hat, gehört es zu D.O.G!!"
"Breite Gasse?", Robin drehte seinen Kopf zum, Fenster und stelle fest, dass es wenigstens nicht regnete. "Über deine Manieren gegenüber Vorgesetzten müssen wir noch einmal reden!"
"Ja, aber...", Patrick wurde jäh von Picardo unterbrochen.
"Nichts aber!! Ich hätte auch anderweitig...beschäftigt...sein können!!", maulte der Abteilungsleiter.
"Ach, du doch nicht!!", erwiderte der Husky mit einem Augenaufschlag der Robin die Zornesröte ins Gesicht schießen ließ.
"Raus jetzt!! Ich komme gleich nach!!", der Gildenexperte hätte schwören können ein dreistes Glucksen seines Untergebenen zu hören als dieser die Tür schloss.
* Der Tatort - Breite Gasse *
Gähnend schlüpfte Robin unter der hastig ausgerollten S.U.S.I-Absperrung hindurch und betrat müde den Tatort.
Einige Wächter hatten sich in einigem Abstand im Halbkreis um das vermeintliche Opfer versammelt und diskutierten angeregt.
Auch ohne ein Werwolf oder Vampir zu sein, war das geronnene Blut und die letzten Ausscheidungen des Opfers zu riechen und überdeckten den widerlichen Eigengeruch der Stadt bei weitem und mit Leichtigkeit.
Picardo schluckte trocken.
Selbst nach so langer Zeit als Wächter drehte ihm genau dieser spezielle Odeur immer noch buchstäblich den Magen um. Das Schlimme war, dass man ihn den ganzen Tag immer in der Nase hatte und nicht wieder wegbekam. Selbst der fassbare Duft des stinkenden alten Ron bewies selten eine so große Anhänglichkeit.
Zu den persönlichen Highlights des Gildenexperten gehörten jedoch die bedauernswerten Opfer von Assassinen, die mittels Tiefsee-Blähfischgift inhumiert worden waren. Solche Tatortbilder gruben sich tief in jede Wächterseele und das Aufwischen des Ganzen war zusätzlich eine Aufgabe für Leute die sprichwörtlich Vater und Mutter erschlagen hatten oder einfach nur zu spät zur letzten Abteilungsbesprechung kamen.
Der Gildenexperte schüttelte angewidert seinen Kopf und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
Die Herumstehenden bestanden aus dem Tatortwächter Charlie Holm, dessen glimmender Pfeifentabak nur schwerlich gegen das vorherrschende Aroma des Todes ankam, der blassen R.U.M-Ermittlerin Magane, wie immer korrekt behandschuht und Patrick Nichts, der in seiner schwarzen Lederkleidung aussah, als wäre er aus einem Klicker in der fernen Zukunft entsprungen.
"Keine Quittung, also gehört der Fall R.U.M.!", hörte der Gildenexperte noch einen Wächter feststellen.
Jedes Mal stellte sich das selbe Gerangel um Kompetenzen an einem Tatort ein. Natürlich hatte sich noch kleiner der Anwesenden ausgiebig mit dem Opfer beschäftigt.
So langsam war es der Leiter der Dienststelle leid.
Robin näherte sich der Szenerie und achtete nicht weiter auf das übliche Zuständigkeits-Gegacker der umstehenden Wächter.
Die Leiche lag in einer großen Lache Blut, die schon fast vollständig geronnen war. Einige Schmeißfliegen freuten sich über das unerwartete Mahl, staksten aufgeregt durch die zäh werdende rote Masse und nutzen die tolle Gelegenheit auch schon für eine außerplanmäßige Kopulation mit anschließender Eiablage.
Fast wie automatisiert machte sich der Fähnrich daran, ein Bild über die allgemeine Lage zu schaffen.
Vor ihm lag eine kleine Gestalt in ihrem eigenen Köperflüssigkeiten und wenigstens in einem Punkt hatte Nichts recht, offensichtlich ein Bettler.
Abgetragener Mantel mit vielen Flicken und noch mehr Flecken, zerzaustes braunes Haar und einen wirklich ungepflegten Bart. Ein brauner Schlapphut lag achtlos ebenfalls neben dem Leichnam.
'Fast wie aus dem Lehrbuch', es fehlte nicht einmal die Weinflasche die halb aus der Seitentasche des Mantels verstohlen hervorlugte.
Robin gehörte zwar nicht zur Abteilung SUSI und war bei weitem nicht so kompetent wie ein ausgebildeter Gerichtsmediziner in der Lage Verletzungen zu beurteilen, dennoch wandte er sich der offensichtlich tödlichen Wunde zu.
An einigen Stellen reichte Teilung des Fleisches so tief, dass man das Weiß der Halswirbelsäule durchschimmern sah...dennoch schien der Täter dies alles nicht mit einem Streich bewerkstellig zu haben, sondern hatte offenbar mehrfach angesetzt um sein Werk zu beenden.
Die rechte Hand der Leiche lag schlaf auf deren Brust, nahe der Wunde, die andere war gleich einer Klaue in den graubraunen Straßenstaub gekrallt.
Picardo trat noch einige Schritte näher an das Opfer heran und kniete neben ihm nieder um noch besser vielleicht einige wichtige Einzelheiten zu erkennen.
Die Augen des Bettlers waren noch halb geöffnet und die gebrochenen Pupillen blickten ihn leer an. Das Weiß der Augäpfel begann sich schon in ein schmutziges Braun zu wandeln, was darauf hindeutete, dass das verbliebene Blut in ihnen bereits gerann.
'Diese Augen..?', Picardo runzelte seine Stirn
Mit einem heftigen Ruck drehte der tote Bettler seinen Kopf.
"Hiiiiilf miii...!!, krächzte der Leichnam, während Bröckchen von geronnenem Blut aus der Wunde spritzten und für einen kurzen Moment wurden die Augen der Leiche wieder klar.
Der Fähnrich wich erschrocken zurück und fiel mit seinem Hosenboden in den Strassenstaub und erkannte.....
"Aaah..D...", ansatzlos begann sich plötzlich die Welt vor den Augen des Wächters zu drehen und die Zeit begann sich zu dehnen [*Was recht witzig aussah, denn der pinke Trainingsanzug hob sich doch sehr von der anderen Sportbekleidung der restlichen Gottheiten ab [*IO ist gottlob von dem traditionalistischem Ansatz abgekommen, dass die Spiele durch die Athleten durchgängig nackt bestritten werden müssen. Wer will schon eine fette Gottheiten unbekleidet sehen! Ok, er selber wäre ja nicht betroffen davon gewesen, aber die pure Vorstellung daran ließ den Gottvater schaudern.*], aber bei den göttlichen Sportmeisterschaften war sie immer unschlagbar gewesen. Egal wie schnell die anderen Götter liefen, Zeit kam immer einen Wimpernschlag früher an. Die anderen Wesenheiten fragten sich, ob dies noch mit rechten Dingen zuging und schlussendlich wurde Zeit durch IO von den Wettbewerben ausgeschlossen und nur mehr als Kampfrichter eingesetzt. Trotzdem rannte Zeit gerne in ihrer Freizeit und betrachtete dies als ihren persönlichen Ausgleich.*]....
Farben verschwommen und wurden zu einem grauen Brei....
* Boucherie Rouge - das AL-Büro, morgens *
Die aufgehende Sonne strahlte beinahe fassbar in einem satten Orange und tauchte das Büro des Dobermannes in relativ warme Farben und vertrieb so die dunklen Schatten in dem Zimmer.
Das nicht sehr dezente Klopfen des Wischmobs von Bernedetto Besen, an der Türe des Abteilungsleiters, beendete jäh Robins Schlaf.
"AAAaaaahhh....!!", eine schwarze Taube flatterte wegen des lauten Schreis verstört von dem Fenstersims des Drunter und Drüber weg und gurrte genervt.
Das Herz des jungen Fähnrichs klopfte bis zum Hals.
"ICH BIN WAC....", ein Deja-vu? [*Pars Prototo blätterte in einem dicken Wälzer den er sich aus dem B-Raum irgendeiner rundweltlichen Bibliothek gegriffen hatte: "Als Deja-vu-Erlebnis (französisch für schon gesehen; auch die Erinnerungstäuschung oder kurz Deja-vu), auch als Deja-entendu-Phänomen (französisch für schon gehört) oder Deja-vecu-Erlebnis (französisch für schon erlebt) (die ganzen Striche über den französischen Buchstaben musste ich weglassen, weil das Skript sie nicht mochte ;o) ) bezeichnet man ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine an sich völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben. Dabei handelt es sich nicht um eine falsche Wahrnehmung, sondern um ein paradoxes Gefühlserleben (was Wikipedia so alles kann und weiß! ;o) ).", so lautete also die allgemein bekannte Rundwelterklärung für eine solche Begebenheit. Pars schüttelte nachdenklich seinen kleinen Kopf und schloss den dicken Folianten. Hier auf der Scheibenwelt war die Sachlage grundlegend verschieden. Die kleine Wesenheit Pars Prototo kümmerte sich um verdrängte Gedanken und Fantasien aller Bewohner des scheibenförmigen Planteten. Grundsätzlich hätte Pars ja ein tolles Leben führen können(zumindest die meiste Zeit), wenn es sich sein Aufgabengebiet nur um verdrängte schöne Phantasien handeln würde, aber gerade die verdrängten Gedanken (besonders die an ungeliebte Chefs oder Ex-Freundinnen und -Frauen) und ja auch einige kranken Phantasien machten dem kleinen Kerl doch schwer zu schaffen. Manche der abgelegten Gedankenspiele konnte man sich durchaus wie bei einem gemütlichem Klickerabend mit einer Tüte Knallkörner ansehen, andere wiederum verursachten eher schlimme Alpträume.
Irgendeine höhere Gottheit kam vor Äonen einmal auf die grandiose Idee, dass man doch nicht die ganzen verdrängten Dinge so einfach im metaphorischen Orbit Groß A'Tuins verschwinden lassen konnte, da dies ja förmlich eine Verschwendung kosmischer Energie wäre und erschuf deswegen den kleinen Prototo, der nun seinerseits in den Tiefen Cori Celestis für eine anständige 'Ablage' der Gefühle und Gedanken zu sorgen hatte. Leider machte sich die erschaffende Wesenheit nicht so große Gedanken um das Aussehen des kleinen Pars und deswegen konnte man den Kleinen durchaus als optisch zumindest minderbemittelt ansehen. Es schien beinahe, also ab sein Schöpfer nur mehr oder weniger stark gebraucht und abgenutzte Teile, zweiter und dritter Wahl bei seiner Erschaffung zur Hand hatte. Übergroße spitze Ohren, ein viel zu kleines Knubbelkinn, einen erbärmlich rundlichen Körper mit riesigen Füßen, aber zum Ausgleich zu kurze Arme. Wenigstens schien sein Erschaffer genug Falten zur Verfügung gehabt zu haben, denn bei diesen schöpfte er aus den Vollen.
Schon bald war das Lager mit Gedanken und Gefühlen förmlich massenweise überschwemmt, so dass sich der Archivar durch nichts anderes zu helfen wusste, als ab und an verschiedenes gehortetes Geistesgut, zu passenden und unpassenden Momenten, wieder an den ursprünglichen 'Erdenker' freizugeben. So enstanden Deja-vus auf der Scheibenwelt!*]? Der Dobermann stockte abrupt.
Robin schmerzte jeder Knochen in seinem Körper.
'Eine kleine Abteilungsbespr.....', was lief hier ab?
Die Worte 'Breite Gasse' erschienen vor dem geistigen Auge Picardos.
Robin rieb sich noch einmal das Gesicht, schwang seine Beine aus dem Bett und begann damit sich hastig anzukleiden.
LK Drei Hungrige Mäuler
* Pseudopolisplatz - die krickentengrühne Kammer*
"Aaaahhhh...!!!" Zu Tode erschrocken fuhr die Frau in der grauen Uniform hoch. Ihr Puls jagte, das Herz schlug ihr bis zum Hals, an den sie sich unwillkürlich fasste. Langsam gewann die Wirklichkeit an Konsistenz...[*Fast so, wie vor einem nahenden Gewitter, wenn Konturen, bedingt durch kaltes hartes Licht, welches sich vehement durch eine dicke Wolkenschicht zwängt, schärfer hervortreten und die Schatten an Tiefe zulegen. Jene Phase wo sich aufgestaute, zähflüssige Energie schmierig auf schweißnasse Haut legt, der Wind noch im Tiefschlaf liegt, jeder Igor eilig den Blitzableiter am Schlossturm ausrichtet und der Verfasser dieser Zeilen rasch die saubere Wäsche von der Leine draußen holt.*]Nervöse Finger tasteten über die weiche, heiße Stelle zwischen Unterkiefer und Brustbein.

Nun, bis auf eine extreme Trockenheit schien die Kehle der stellvertretenden Abteilungsleiterin der DOG unversehrt zu sein. Ihr vor Panik noch immer wild flackernder Blick huschte hin und her und fing sich in einem Paar brauner Augen, welche ein wenig froschartig auf dem zierlichen Kopf der mittelländischen Schneekuh wirkten.

Ein Paar brauner Augen...die Gedanken der Lance Korporal Drei Hungrige Mäuler jagten zurück in die jüngste Vergangenheit....ein Paar sehr vertrauter brauner Augen, umgeben von dunklen Schatten schlafloser Nächte...Robins Augen...der brennende Schmerz, metallischer Geschmack auf ihrer Zunge, schmutzig gelbes Licht rußiger Fackeln auf einer geschwärzten Klinge, die bleiche Hand, den blutbesudelten Dolchgriff fest zwischen klauenartige Finger gepresst, der Gestank der Gosse, die schmale Gestalt, die in die nächtliche Gasse trat, abendlicher Nieselregen auf vertrautem Brückenkopfpflaster, die staubige, fensterlose Kammer....

Jäh rissen ihre Gedanken ab. Drei Hungrige Mäuler fuhr sich mit zittrigen Fingern durch ihr strähniges, schweißnasses Haar und legte die Stirn für einen kurzen Moment in die Handflächen. Sie musste ihren Kopf schleunigst wieder klar bekommen und endlich aufhören, sich mit ihren Berichten in dem Ausweichbüro der Boucherie Rouge abends einzusperren, sonst endete sie womöglich als nervliches Wrack, so wie...nun, sie konnte sich nicht für ein Paradebeispiel erwärmen - es gab einfach zu viele Wächter, die Anspruch auf diesen Zustand erhoben.

Abrupt erhob sie sich aus der unbequemen Stellung, in der sie gestern Abend wohl über ihrem Zwischenbericht über die Leistungsprüfung des jüngsten Welpen im Tiehm eingenickt war. Auf wackeligen Beinen stakste sie auf den termitenzerfressenen Hochstand zu, der wohl als schmückendes Beiwerk dem neugestalteten Büro im Hauptwachhaus hinzugefügt worden war - möglicherweise war es auch reine Bosheit, die Bernedetto Besen, Hausmeister und im Zuge der Umbauarbeiten der Ausweichbüros der DOG neuerdings auch Innenarchitekt, dazu veranlassten ihr neben den scheußlichen Trophäen volltrunkener Jagdgesellschaften auch dieses Monstrum ins Büro zu packen. Der einzige Vorteil an diesem - nun da es Teil der Einrichtung war - wohl Möbelstück, bestand darin, dass die morsche Leiter die zu der kleinen Ausgucksplattform hinaufführte mit Flechten überwachsen war, sodass sie ohne Bedenken dahinter ein kleines Tischchen mit achatischen Hausmitteln verbergen konnte.

Die Lance Korporal griff sich einen der abgestoßenen Becher aus trübem Glas und goss ihn mit einer seltsam aromatisch duftenden dunklen Flüssigkeit voll. Nach zwei großen Zügen, hatte sich die Achaterin soweit wieder unter Kontrolle. Langsam kehrte sie zurück an ihren Schreibtisch. Der Blick in den kleinen Handspiegel, welcher immer noch oben auf den Aktenbergen lag, zeigte ein verheerendes Bild der jungen Wächterin. Bleich, die Augen rot verquollen und umschattet von dunklen Ringen...

Robins Augen - die Augen aus dem Albtraum - fielen ihr wieder ein. Konnte es sein, dass...? Wäre es möglich? Hatte die Begegnung mit dem dämonischen Karnickel ihre Spuren hinterlassen? Drei Hungrige Mäuler sah sich wieder mit Robin in der dunklen Kaverne, in der der Beschwörerzirkel damals versuchte, den dämonischen Lord mit dem unaussprechlichen Namen, in diese Dimension der Scheibenwelt zu holen. Wer oder was in Form des grünen Kaninchens tatsächlich unten in der Höhle erschienen war, war ihr bis heute nicht klar und immer noch verfluchte sie sich selbst dafür, Robins Hand nicht rechtzeitig von dem leuchtenden Ding aus den Niederhöllen weggeschlagen zu haben. Im Gegenteil. Durch ihr Eingreifen kam es dazu, dass sie zeitgleich mit ihrem Vorgesetzten den Hasen berührte...sie ihn wohl seither beide zu gleichen Teilen in sich trugen, doch keiner von ihnen wagte bis heute diese Angelegenheit je wieder zu erwähnen. Wozu auch? Offiziell war nichts passiert und inoffiziell eigentlich auch nichts. Zumindest nichts, dass sie auf den Zwischenfall mit dem Hasendämonen schieben konnte. Dennoch fühlte sie seit geraumer Zeit gewisse Veränderungen an sich selbst und nun dies. Albträume!
Erschreckend real und grauenvoll war sie gezwungen, ihr eigenes Ableben noch vor wenigen Minuten miterleben zu müssen. Warum aber Robins besorgter Blick? War es eine Warnung? Oder waren sie seit dem Missgeschick in der Kaverne auf gewisse Weise verbunden? Konnte es sein, dass sie nunmehr die gleichen Albträume heimsuchten, wie den Dienststellenleiter der DOG? Würde sie die nächste sein, die gezwungen war Nacht für Nacht die gleichen Träume wie er zu erleiden? Würde auch ihr Schmuck sich bald auf tiefe Ringe unter den Augen beschränken?

Energisch zwang sie sich, sich wieder auf die Realität zu konzentrieren.
Es war bloß ein Traum. Basta. Nichts weiter, nur ein schrecklicher Traum.
Die Lance Korporal griff sich ein Memo, welches sie achtlos beim Bearbeiten des Berichtes am Abend zuvor beiseite geschoben hatte und überflog die paar Zeilen, die ihr Fähnrich Picardo per Eiltaube übermitteln ließ.
Ärgerlich zerknüllte sie das Stückchen Pergament und warf es in eine Ecke.

"Das dalf doch wohl nicht wahl sein! Wieso klieg immel ich diese Auftläge?!?"
Jäh flammte der Zorn auf das System der Wache im allgemeinen und auf Robin im besonderen auf. Warum nur hatte er ihr nicht den freien Molossposten - wenigstens versuchsweise - geben können?
Aber nein, sie war nach seiner Meinung wohl nicht gut genug für diesen gefährlichen Posten trainiert. SIE durfte sich lediglich auf die theoretische Ausbildung ebendieser Welpen konzentrieren und zum Trost bloß ihre eigene Ausbildung zum Husky beginnen. Das kleine Detail am Rande, aus freien Stücken in den Vorschlag ihres Vorgesetzen eingewilligt zu haben, ließ sie geflissentlich außer acht. Schließlich störte dieser Umstand nur ihre düsteren Gedanken und immerhin war sie eine Frau. Frauen waren seit Menschengedenken Meister im Verklären von Tatsachen. [*Die Geschichte gibt ihnen recht, denn ohne der Schlange, als hinterlistige Verführerin, würde es der omnianischen Fabel mit dem Apfel und dem Garten Eden gewaltig an atemberaubender Spannung gefehlt haben. Wer möchte schon hören, dass die Vertreibung aus dem Paradies geschah, weil das Weib der ihr angeborenen Neugier nachgegeben hatte?*]

Wütend stapfte die kleine Frau durch das in beruhigenden Grüntönen gehaltene Zimmer. Jäh hielt sie inne, blickte dem Exemplar der frigiden Fjordgans vorwurfsvoll in die Glasmurmeln und fragte sie, "Wenn el wilklich so viel auf mich hält, wie el immel sagt, wieso bei allen Dämonen muss ich immel die Dlecksalbeit elledigen?"
Ausdruckslos erwiderte die Gans den Blick.
"Na gut! Bitte! Wenn el meint, dann welde ich eben diese bescheuelte veldeckte Elmittlung dulchfühlen. Kein Ploblem. Wild elledigt, Söl. Natüllich!"
Spöttisch salutierte der Dobermann vor einem besonders edlen Exemplar eines tezumanischen Grunzotters, schnappte sich im Hinausgehen ihren Umhang und knallte schwungvoll die Bürotüre hinter sich zu.
Ohne weiter auf ihre Umgebung zu achten, bahnte sie sich ihren Weg zum berühmt-berüchtigten Fundus der Dienststelle zur Observation von Gildenangelegenheiten, um sich für die anstehende verdeckte Ermittlung entsprechend auszurüsten.

***Springstrasse 21, Keller***

Der DOG-Fundus - unendliche Weiten. Dies ist ein Einblick in die geheime Welt chaotisch hingeworfener Kleidungsstücke, die bereits Generationen von Flöhen, Milben und der berüchtigten Tineola Bisselliella als Unterkunft und Nahrung gedient hatten. Und keinesfalls schlecht.
Hustend tastete sich die stellvertretende Abteilungsleiterin der Grauen durch knöchelhohen Staub und Spinnweben, bis sie in der hintersten Ecke des fensterlosen Raumes auf eine zerfledderte Schachtel stieß. Behutsam stellte sie die rostige Laterne auf einem freien Fleckchen Bodens ab und zog mit spitzen Fingern die benötigte Gewandung aus dem Karton. Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis eine handtellergrosse Spinne ihren Nachwuchs evakuiert hatte und tauschte danach ihre Uniform gegen die Verkleidung. Natürlich nicht ohne den in solchen Situationen angebrachten angewiderten Gesichtsausdruck zur Schau zu tragen.
Haarteile und Hut komplettierten ihren Aufzug und die Achaterin verließ den Ort um ihre erste eigenständige Ermittlung als Husky zu beginnen.

***Ankh Morpork bei Nacht***

Es regnete. Dort wo das Mondlicht trübe durch die engen Zwischenräume der baufälligen Häuser durchsickerte, glänzten die Pfützen zwischen den Steinen der Gasse kränklich auf. Das brüchige Katzenkopfpflaster bohrte sich unbarmherzig durch die löchrigen Stiefelsohlen der vermummten Gestalt. Mit tiefem Bedauern stellte sie fest, dass die Flasche billigen Fusels keinen einzigen Tropfen mehr enthielt. Seufzend schob sie sie wieder zurück in die Manteltasche, als gedämpfte Stimmen aus der Nebengasse näherkamen.
Krächzendes Gebrabbel drang aus ihrer durstigen Kehle hervor.

"Was heißt, ich bin schuld?"
Die Stimmen wurden lauter und klarer als sie sich der Hausecke näherten.
"Wer hat denn die Vase von Großtante Gunhilda bei dem Trödler eingetauscht? ICH etwa?" Der keifende Unterton stellte zweifelsfrei klar, dass es sich bei der zweiten Person um eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts handelte.
"Wer versteckt denn heutzutage noch seine Ersparnisse in solch einem häßlichen Pott?" Die dunkle und nichtsdestoweniger durchdringende Stimme gehörte eindeutig einem Mann. Unterwürfige Verzweiflung gepaart mit einem Anflug aufkeimender, jedoch sicherheitshalber unterdrückter Wut, schwangen im letzten Satz mit.
Beide Stimmen waren Teil eines weitverbreiteten Phänomens - zwei sich äusserst zugetane Menschen, die zum Zeitpunkt höchster Euphorie, wahlweise Katerstimmung nach einer feuchtfröhlichen Nacht, sich ewige Treue geschworen hatten. Eheleute!
"SCHÄPPER!!!" Laut klappernd schob sich die Blechbüchse zwischen die Streithähne, als diese in die kleine Gasse traten.
"Aaaaah! Friedbert, so tu doch was!", kreischte die bessere Hälfte des Paares, während sie versuchte, vierzig Jahre Auswirkung deftiger Hausmannskost hinter dem dürren Leib ihres Göttergattens in Sicherheit zu bringen.
"Hau ab!", knurrte Friedbert, während er demonstrativ ein vergammeltes Stückchen Pergament aus seinem Wams hervorkramte. "Hier, meine Quittung. Ich hab bereits gespendet und hier", er hielt dem Bettler einen Daumen, eingehüllt in einen Streifen schmuddelige Mullbinden, unter die Nase, "den rostigen Nagel, als Werbegeschenk für die grosszügige Spende von 10 Cents habe ich ebenfalls erhalten!" Sprachs und zog seine Holde in entgegengesetzte Richtung die dunkle Gasse hinunter.
Grummelnd und brummelnd ließ der Angehörige von Königin Mollys Hofstaat sein Arbeitswerkzeug sinken.
Er hatte mittlerweile die Nebengasse betreten und im Schein einer rußigen Fackel erkannte er weiter vor sich die kleine Spelunke "Zum trotzigen Mägdelain". Ja, hier war er richtig, Dunkelsteinergasse 5.
Ächzend zog sich der Brummler auf die oberste Stufe einer Kellertreppe zurück, den Schlapphut zum Schutz vor dem Regen tief in die Stirn gezogen, die wachen Augen jedoch starr auf den Eingang der Taverne gerichtet, als sich ein stechender Schmerz explosionsartig in seinem Körper ausbreitete.
Ungläubig sah der Bettler an sich herab und konnte nicht umhin, das solide verarbeitete Ende des Armbrustbolzens in seiner Brust zu bewundern. Er war kein Kenner der Materie, doch dies war mit Sicherheit nicht die Munition einer gängigen Nummer Fünf...

***

"ES IST ZEIT!", sprach Tod mit seiner, beinahe wohltönenden, Bassstimme.
Die Gestalt war nicht so entsetzt, wie sie es von sich selbst in dieser Situation eigentlich dachte.
Ganz und gar nicht.
Ihr Sterben hatte viel zu lange gedauert um nun noch großartig über das Erscheinen des Schnitters überrascht zu sein oder etwa Verwunderung zu heucheln.

***Springstrasse 21, Keller***

Hustend tastete sich Drei Hungrige Mäuler durch knöchelhohen Staub und Spinnweben, bis sie in der hintersten Ecke des fensterlosen Raumes auf eine zerfledderte Schachtel stieß. Behutsam stellte sie die rostige Laterne auf einem freien Fleckchen Bodens ab und trat gegen den Karton. Sie ahnte, nein, komischerweise musste sie sich eingestehen, dass sie wusste, was gleich passieren würde. Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis eine handtellergrosse Spinne ihren Nachwuchs evakuiert hatte und tauschte danach ihre Uniform gegen die Verkleidung, die sie mit spitzen Fingern aus der Kiste zog. Natürlich nicht ohne den in solchen Situationen angebrachten angewiderten Gesichtsausdruck zur Schau zu tragen.
Was für ein seltsamer Tag...
Zuerst das jähe Erwachen aus einem furchtbaren Albtraum, dann das Memo von Fähnrich Picardo, über das sie sich masslos geärgert hatte und jetzt hier im Fundus der DOG. Sie wurde das Gefühl nicht los, den Tag bereits erlebt zu haben.
Resolut rückte sie Perücke und Hut zurecht. "Blödsinn", murmelte sie in den verfilzten Bart, "ich bin einfach nul ullaubsleif."
Auf dem Weg nach draußen, hörte der angehende Husky schwere Schritte eilig die Treppe zu den oberen Geschossen der Boucherie heruntereilen. Doch sie hatte keine Zeit für einen Plausch mit einem Kollegen - ihre erste verdeckte Ermittlung wartete.
Mit lautem Krachen fiel die schwere Eichentür des Etablissements hinter der Achaterin ins Schloss.
Regen peitschte ihr ins schmutzverschmierte Gesicht, als sie durch die nächtlichen Strassen der Stadt eilte, um zu ihrem "Rendezvous" mit dem Müffelnden Michael nicht zu spät zu kommen. Schließlich hing es von seiner Aussage ab, ob die Stadtwache den Täter nunmehr ausforschen konnte, oder nicht. Sie hoffte inbrünstig, überzeugend zu wirken, denn der lizenzierte Bettler galt nicht als besonders kommunikativ, so stand es jedenfalls in den Aufzeichnungen des ReGGil. Der Einsatz erforderte ihr ganzes schauspielerisches Talent und natürlich den richtigen Zeitpunkt, Michael mit durch billigen Inselrum gelockerter Zunge zu erwischen. Laut den DOG-Unterlagen bevorzugte der Informant wider Willen eine Kneipe namens "Grüner Kakadu", glücklicherweise stand die Adresse in Robins Memo.

****

Beobachten - Menschen, Verhaltensweisen, Entwicklungen - schon als kleiner Junge hatte er eine Schwäche dafür, seine Umgebung förmlich in sich aufzusaugen und mit der Zeit hatte sich dieses Steckenpferd zu einem Beruf, nein vielmehr einer Berufung gewandelt. Dies war das wahre Geheimnis des Erfolges, der ultimative Weg zu wahrer Macht. Erkenne deinen Gegner bevor er sich selbst erkennt und er wird berechenbar - eine Marionette, deren leblose Fäden sich nach einem Puppenspieler sehnen, ein aufgezäumtes Pferd, in Erwartung erfahrene Hände an den Zügeln zu spüren...
In der Stadt gab es nur einen einzigen ernstzunehmenden Gegner in der Königsdisziplin und noch war dieser ihm einen kleinen Schritt voraus. Ein kleiner Schritt, aber Welten entfernt - Welten die einen schwarzen, leicht abgewetzt wirkenden Anzug, ein rechteckiges Büro und eine wohlgefüllte Skorpiongrube umfassten. Doch irgendwann stolperte auch der trittsicherste Wanderer...und dann, ja dann würde er zur Stelle sein. Nicht um ihm aufzuhelfen, aber um ihm den Weg in den gähnenden Abgrund zu erleichtern...

****

"Was zum Henkel...!"
Sie hatte das Gefühl, ihr Rückgrat würde entzweigespalten werden. Sein?
Angestrengt schielte die verdeckte Ermittlerin über die Schulter und versuchte gleichzeitig den Informanten aus den Reihen der Bettlergilde im Auge zu behalten, der sich wankend und brabbelnd stetig von ihr fortbewegte. Tatsächlich! Der Schmerz war nicht eingebildet - schemenhaft konnte die Wächterin den polierten Griff und einen Teil des wunderbar polierten silberglänzenden Blattes einer Wurfaxt erkennen. Einer Wurfaxt, deren scharfer Teil ziemlich tief in ihrem Rücken steckte.
Panisch versuchte sie das, wovor jeder Igor seine Kundschaft eindringlich warnte - so diese noch imstande war, die wohlmeinenden Worte zu vernehmen - sie versuchte die nach Blut und Knochen gierende Waffe aus ihrem Körper zu entfernen. Rascher, immer rascher verdunkelte sich ihr Gesichtsfeld. Im letzten Fleckchen Wirklichkeit erkannte sie eine vertraute Gestalt mit wehendem Umhang auf sie zueilen und wusste, er konnte es nicht schaffen. Und doch hoffte sie auf ein Wunder...
"Lobiiiin, hiiiilf", der Schrei, geboren aus wilder Angst und lähmendem Verstehen, ihr letztes Sandkorn an die untere Hälfte ihrer Lebensuhr verloren zu haben, erstarb als ersticktes Röcheln auf ihren Lippen.
Ein letzter Blick in vertraute braune Augen.
Und die Welt wurde schwarz.

****

"Aaaahhhh...!!!" Zu Tode erschrocken fuhr die Frau in der grauen Uniform hoch. Ihr Puls jagte, das Herz schlug ihr bis zum Hals.

"So, aus, jetzt leichts!" Energisch erhob sich Lance Korporal Drei Hungrige Mäuler aus der unbequemen Stellung, in der sie zum wiederholten Male über Akten gebeugt am Schreibtisch eingenickt war.
Ihr Blick fiel auf ein unschuldig daliegendes Memo vom Dienststellenleiter der DOG. Es trug den Vermerk "Dringent".
Nun, das einzige, das die Achaterin in diesem Moment als dringend empfand war eine schonungslose Unterredung unter vier Augen mit dem Fähnrich. Ein Gespräch über Hasendämonen, Albträume und den Fall "Mülleimer Palastwache" - eine unappetitliche Kompetenzstreitigkeit zwischen Hunde- und Bettlergilde, mit tödlichem Ausgang. Sie musste Robin nachdrücklich bitten, den Fall und die damit verdeckte Ermittlung innerhalb der menschlicheren der beiden Gilden jemand anders zu geben, denn ihre Nerven spielten diesmal einfach verrückt.
Sie straffte die Schultern, nahm ihren Umhang vom Haken und öffnete die Tür der krickentengrühnen Kammer - just in dem Moment als Fähnrich Picardo Anstalten machte, an ebendiese zu klopfen.


Fts folgt...

Time Warp

Dies ist eine ziemlich alte Co-Produktion zwischen Stadtwächtern der www.stadtwache.net, der Achaterin Drei Hungrige Mäuler und dem Schwarzen Mann Maximilian R. Schreckt, die den Weg zur Veröffentlichung bisher leider nicht gefunden hat, da sie zu den "unvollendeten Stories" zählt.
Um sie nicht für ewige Zeiten in den Untiefen meiner Festplatte versinken zu lassen, habe ich mich entschlossen, das Fragment zu veröffentlichen.


„Vorwort“

Die folgende Geschichte gilt als Tribut an einen der schrägsten, schrillsten und besten Film der 70er Jahre. Denjenigen, die sich daran erinnern, vielleicht sogar selbst Teil der eingefleischten Fangemeinde von Richard O’Brians Kultwerk sind, hoffen wir mit den folgenden Zeilen das eine oder andere Lächeln zu entlocken.
Diejenigen unter euch, die damit (noch?) nicht vertraut sind, werden sich vermutlich über die eine oder andere Stelle wundern, den Kopf schütteln und sich fragen, ob die Autoren zum Zeitpunkt der Entstehung der Geschichte noch ganz bei Trost waren. Seid beruhigt, wir hatten und haben noch alle fünf Sinne beisammen. *g*


Es war ein herrlicher Sommertag. Die Sonne schien hell und warm auf die Strassen der Metropole Ankh-Morpork. Wie immer, schien sie natürlich auf jene von Ankh heller als auf die von Morpork.
Die Glocken des kleinen Tempels von Io, in einer der besseren Gegenden der Zwillingsstadt, läuteten heute mit besonderer Begeisterung. Wieder einmal hatten zwei Menschen den Bund des Lebens geschlossen; Ralf Habschatten und Bettina Meineruh.

"Da sind sie ja!" schnarrte ein alter Mann vor dem Tempel.
Der Mann mittleren Alters, seinen Ikonographen fest in der rechten Hand, setzte ein Lächeln auf, wischte sich über den Jackenärmel und dämpfte energisch seine Zigarette aus. Er zog seinen Gehilfen, der einen weiteren Ikonographen trug, eilig mit sich, dem frisch vermählten Paar entgegen.
Mittlerweile hatten sich etliche Verwandte, Freunde und Bekannte rund um das Paar auf den Stiegen des Tempels gedrängt.

"Kommt, lasst uns ein Bild machen!" Der lächelnde Mann wedelte aufgeregt mit dem linken Arm, die Menge in die richtige Position dirigierend.
"Näher zusammen. Das Paar, die Eltern und dann die Grosseltern. Die ganze Sippschaft. Ahhh, so bleiben. Wundervoll! Und..."
Der Ikonographendämon malte wie verrückt.
"Gratuliere!" Schnarrte der Alte erneut, während sich Frau Willichnicht, die sich, aus welchem Grund auch immer, während des Ikonographierens genau neben dem Brautpaar befand, einen Weg durch das Gedränge der Gratulanten bahnte.
"Oh, ich muss bei Hochzeiten immer weinen!" schniefte sie in ihr weißes Spitzentaschentuch.
Dann war der Moment, den alle mit Spannung erwarteten, gekommen. Die Braut schickte sich an, ihren Blumenstrauß zu werfen.
Aufgeregt kreischten und hüpften alle anwesenden jungen Damen vor der Braut auf und ab.

"Jaaaah! Ich hab ihn, Max, ich hab ihn! Jetzt gehölt el mil!"
Triumphierend wedelte Drei Hungrige Mäuler mit dem Strauß durch die Luft.
Max, der etwas abseits stand und sich mit dem Bräutigam unterhielt, winkte ihr anerkennend zu.

"Sie sind ein Freund von Bettina, nicht?" meinte der Bräutigam, zu Max gewandt.
"Nein, nicht direkt. Ich kenne sie nur aus ihren Kindertagen."
"Oh, sie waren als Kind mit ihr befreundet?"
"Nein. Aber ich kenne leider die meisten Kinder in Ankh-Morpork" seufzte Max.
"Verstehe. Sie sind ein Schwarzer Mann, wie?" entgegnete er mitfühlend. Ihm schien erst jetzt Max' eigentümliches Aussehen aufzufallen. Doch an einem Tag wie diesem, konnte Ralf auch das nicht die gute Laune verderben.
Er klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter und bot ihm eine Zigarette an.
Max lehnte dankend ab.
In diesem Moment kam auch schon die Kutsche heran, die das frischvermählte Paar in seine Flitterwochen bringen sollte.

Unbeachtet von den sich schnell verflüchtigenden Hochzeitsgästen, begannen zwei Mönche bereits den Tempel für eine Begräbniszeremonie umzudekorieren, nicht ohne die, von der Hochzeit übrig gebliebenen, Blumen in die Gestaltung mit einzubeziehen.

Fröhlich kam Drei Hungrige Mäuler auf Max zu.
"Wal eine klasse Idee von dil hielhel zu kommen! Die haben hiel wilklich seltsame Sitten eine Hochzeit zu feieln. Besondels del Wettkampf um den Blautstlauß wal lustig!" Sie grinste breit und roch genüsslich an ihrer Beute.
"Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich war selber auch schon sehr lange nicht mehr auf einer Hochzeit." erwiderte Max lächelnd.

Gleich darauf wurde er nachdenklich.

"Hey, Dlei."
"Ja, Max?"
"Ich muss dir was sagen."
Verlegen scharrte der Schwarze Mann mit den Füssen
"Mhm?"
"Ich steh echt drauf, wie geschickt du die anderen Mädls aus dem Rennen um den Brautstrauß gekickt hast!"
Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht
"Oh, oh Max!"
Drei errötete und schnupperte an den Blumen.
*Donner grollte*
Max begann forsch drauflos zu marschieren, geradewegs auf den Tempel zu, wobei er sich immer wieder zu ihr umdrehte
"...Der Fluss war hart, aber wir haben ihn beschritten,..." Er dachte kurz über den Blödsinn nach, den er gerade von sich gegeben hatte, fuhr aber dann unbeirrt fort,
"Jetzt ist es an der Zeit unsere Zukunft zu planen, also komm zu FROG und sag nicht, dass du nicht möchtest."
Während dieser Worte malte er mit Kreide die Buchstaben F.R.O.G. an die Tempeltüre, aber Drei schüttelte energisch den Kopf.
Sofort war ein seltsam gekleideter Mönch zur Stelle und wischte die Buchstaben fort. Neben einer Latzhose trug er ein kariertes Hemd und hielt eine Heugabel in der Hand. Drei und Max merkten dies nicht, da sie so sehr in ihr Gespräch vertieft waren.
"Och, verdammt, aber eins muss ich dir sagen, ... ich werd dich vermissen!"
Max drehte sich plötzlich zu ihr um und fasste sie an den Händen.
"... Die Strassen waren dunkel und kalt, aber wir sind unsere Streife gegangen; da brennt noch immer das Feuer nach Abenteuern in mir, die wir noch gemeinsam erleben könnten..."
Erneut schüttelte Drei den Kopf.
"Aber wenn es jemanden gibt, auf den du dich immer verlassen kannst, dann bin ich es!
Ich muss es einfach nochmals sagen, verdammt, Dlei, ich werd dich vermissen!"
Im Überschwang der Gefühle fiel Max vor seiner Kollegin auf die Knie und zog etwas aus seiner Hosentasche.
"Und als Beweis, dass ich dein bester Freund bin, habe ich dir etwas mitgebracht"
Voll Freude reichte er Drei ihr verloren geglaubtes Drachenamulett *
"Weißt du, es gibt drei Arten wie sich Freundschaften entwickeln können - gut, schlecht oder mittelmäßig - aber, oh DLEI, unsere ist super!"
Der seltsame Mönch hatte mittlerweile Aufstellung neben dem Eingang zum Tempel genommen. Ein zweiter Mönch gesellte sich ihm hinzu.
"Oh, oh, es glänzt fast noch mehl, als damals!
Jetzt hab ich es wiedel und ich bin ja so floh!
Ach, ich wünschte, du hättest meine Tante noch gekannt!
Oh, Max, vielen vielen Dank, auch ich weld dich fulchtbal velmissen!"
Mit dem Drachen fest in ihrer Hand, lief Drei in den Tempel, blieb abrupt stehen und wandte sich zu Max um.
"Oh Max,..."
"Oh Verdammt...,"
"Ich bin vellückt,..."
"Oh Dlei..."
"...abel nicht so vellückt, dass ich zu F.L.O.G. geh!*"
"Oh, verdammt!"
Die beiden sahen sich kurz gespielt böse an und liefen lachend arm in arm aus dem Tempel, die Strassen von Ankh entlang.
Die beiden Mönche standen immer noch vor dem Tempeleingang.*

***

Der muffige Geruch, der alten verstaubten Möbel in dem dunklen Arbeitszimmer, war nahezu sichtbar. Ein unbeherrschter Beobachter hätte wohl kaum dem Drang widerstanden, danach zu greifen.
Auf dem unaufgeräumten Schreibtisch prangte ein riesiges, bewegliches Abbild der Scheibenwelt.
Dahinter saß ein älterer, untersetzter Herr in einem bequemen, wenn auch ein wenig abgewetzten, Lehnstuhl aus Leder.
"Ich möchte sie, wenn sie gestatten, .." unterbrach er freundlich die Geschichte, "...auf eine phantastische Reise mitnehmen.
Es schien ein ganz normaler Tag in Ankh-Morpork zu sein, als OG Maximilian R. Schreckt und seine Kollegin, G Drei Hungrige Mäuler, zwei junge*, normale*, gesunde Wächter, den vornehmen Stadtteil Ankh durchquerten, um sich auf den Heimweg zu machen. Fakt ist, dass sich dunkle Gewitterwolken, schwer, schwarz und bedrohlich, über ihnen ausbreiteten. Auch wahr ist, dass sich ein leichtes Hungergefühl bei der Gefreiten bemerkbar machte. Ebenso richtig ist es, dass sich der Tag langsam dem Abend zuneigte und sich die beiden in der zunehmenden Dunkelheit verirrt hatten. Es war ein ereignisreicher Tag für beide. Ein ereignisreicher Tag, an den sie sich noch lange erinnern sollten."

"Veldammt, Max. Wo sind wil hiel eigentlich? Jetzt lebst du schon seit 132 Jahlen in diesel Stadt und findest nicht mehl nach Hause?" Drei Hungrige Mäuler schimpfte vor sich hin.
"Ich komm nun mal nicht oft hierher" grummelte der Schwarze Mann.
Nach einigen zaghaften Tropfen, öffneten sich die Schleusen des Himmels und es goss wie aus Eimern.
"Na klasse, jetzt legnets auch noch. Wilklich toll, Hell Obelgefleitel! Und hiel in diesel supelfeinen Gegend gibt’s nicht mal eine Scheune zum Untelstellen. Ich welde mil noch eine fulchtbale Elkältung holen!"
"Ach was, beruhig dich doch endlich. Schau mal, da vorne ist ein Haus und es brennt Licht. Die lassen uns sicher kurz unterstellen, bis das Gewitter vorbei ist. Wir sind ja schließlich Wächter!"
Zielstrebig hielt Max durch den dichten Vorhang aus Regen geradewegs auf das Gebäude zu.
"Wow, das ist ja ein lichtiges Schloss!" Drei Hungrige Mäuler staunte.

***

"Klatsch!" Zornig knallte Kmdr. Rince die neueste Ausgabe der Ankh-Morpork Times auf seinen Schreibtisch. Ein schmatzendes Geräusch bestätigte einmal mehr die Existenz von Murphy's Gesetz. "Mistundv..!" Verärgert betrachtete der Kommandeur die unfreiwillige Verbindung seines zweiten Frühstücks, eines mit Liebe zubereiteten, saftigen Butterbrots mit dem druckfrischen Artikel, welcher der Anlass für die eilig einberufene Versammlung sämtlicher Abteilungsleiter der Wache war.

"Kann mir einer von euch erklären, weshalb dieser deWorde wieder mal besser und schneller über die Sache informiert ist, als ich?"

Betretenes Schweigen folgte, bis sich Stabsspieß Atera zu Wort meldete "Sör, weshalb die Aufregung?"

"Weshalb die Aufregung?" echote Kmdr. Rince mit hochrotem Kopf. "Deshalb!" Fieberhaft tippte er auf die Zeitung, was zur Folge hatte, dass sein Finger zur Hälfte mit einer schmierig-schwarzen Paste überzogen wurde.

'Grauenhafter Leichenfund in Kunze's Kühlhalle - Lord Witwenmacher dementiert Inhumierungsauftrag! Auftakt einer neuen Mordserie in Ankh-Morpork? Was ist los mit der Stadtwache?'

"Stabsspieß Atera, wieso wurde ich nicht darüber informiert?"
"Äh, Sör, also, wir waren vor Ort, mit einigen Jungs von der Spurensicherung, aber da die Leiche, neben der Axt im Rücken, auch eine Quittung der Assassinen in der Jackentasche hatte, haben wir dem Fall keine weitere Beachtung geschenkt, Sör. Den Bericht habe ich ihnen auf den Schreibtisch gelegt."

Gereizt überflog Kmdr. Rince das Chaos auf seinem Tisch. Der Bericht fand sich zwischen Kaffeetasse und Aufzeichnungsdämon unter einem Stapel diverser Papiere.

"Quittung, so so" murmelte das Oberhaupt der Stadtwache vor sich hin. "Könnte es sein, dass die Assassinen in diesem Fall lügen?" mutmaßte er. "Oder könnte es vielmehr sein, werte Kollegen, dass wir es hier mit einer gefälschten Inhumierungsbestätigung zu tun haben?" Scheinbar ruhig blickte er die anwesenden Wächter an.
Mit sanftem Lächeln fuhr er fort "Also gut, meine Damen und Herren, Lord Vetinari wird dafür eine Erklärung haben wollen. Ich schlage daher vor, dass ihr der Sache auf den Grund geht, jede einzelne Abteilung. Und zwar SOFORT!"
Wie zur Bestätigung klappte just in diesem Moment die Öffnung des Rohrpostschachts zur Seite. Reggie sprang elegant aus dem Rohr auf den Schreibtisch und wollte schon zu einer seiner üblichen rohen und spöttischen Bemerkung ansetzen, als er den warnenden Blick von Olt. Venezia Knurblich registrierte. Die Botschaft des Blickes lautete in etwa ‚Wenn du es wagst, den Kommandeur auch nur ein klitzekleines Bisschen zu ärgern, bekommst du es mit mir zu tun!’ Etwas aus dem Konzept gebracht, räusperte er sich nur kurz, hielt dem Kommandeur ein Schreiben unter die Nase, ein Schreiben das offensichtlich von Lord Vetinari höchstpersönlich verfasst wurde und mit einem knappen "Was solln der Auflauf?" sprang er wieder zurück in die Röhre, nicht ohne seiner Angebeteten vorher noch ein Kusshändchen zu schicken. Die Augen der Wergnomin blitzten zornig auf.

***

Hüpfschnell-Strasse 22, Ankh-Morpork, in etwa zur gleichen Zeit

"So, also dann hätten wir drei Zentner weißes Gesichtspuder, zwei Töpfe Fettschminke zu je fünf Pfund, eine Dose Rouge und vier Liter Abschminkmilch. Darf es sonst noch etwas sein? Derzeit hätten wir die Dachshaarpinsel im Sonderangebot!" Erwartungsvoll blickte Schnapptopf Donnerstoß seinen Kunden an.
"Nein, danke. Das wäre alles." Der weißgesichtige Mann schüttelte den Kopf.
"Gut, gut. Abzüglich des üblichen Mengenrabattes kommen wir auf ...", fieberhaft schrieb Herr Donnerstoß Zahlenkolonnen auf einen Rechnungsblock, "genau sechzig Ankh-Morpork Dollar. Die Lieferung wie immer frei haus, nehme ich an?"
Bevor der Kunde etwas erwidern konnte, schwang die Ladentüre auf und Herr Schüttelbier, der derzeitige Inhaber und Leiter der berühmten "Scheibe" betrat den Laden.
"Guten Morgen die Herren!" Mit einer, ein wenig zu übertriebenen Freundlichkeit, näherte sich der Theaterbesitzer.
"Na, Herr Weißgesicht, wieder mal dabei, dafür zu sorgen, dass euren Mitgliedern das Lachen nicht vergeht?" Erheitert über seinen eigenen Witz klopfte Meister Schüttelbier dem Gildenoberhaupt der Narren jovial auf die Schulter.
"Nehmen sie augenblicklich ihre Hand da weg!" fuhr Herr Weißgesicht den Theatermacher an. "Ich verbitte mir eine derartige Frechheit, sie Geißel der Menschheit!"
"Aber, aber, meine Herren." Schnapptopf Donnerstoß versuchte zu vermitteln. "Was ist denn passiert, dass ihr derart aneinander geratet?" Er blickte von einer Kundschaft zur anderen.
"Dieser verfluchte Mistkerl ist ein Frevler, jawohl, das ist passiert!" ereiferte sich Herr Weißgesicht. "Er beleidigt meine Gilde in aller Öffentlichkeit und lässt sich seine Lästereien auch noch von unseren Bürgern teuer bezahlen. Das Ganze nennt er dann Theater, dieser Schurke!" Der Vorsitzende der Narrengilde steigerte sich immer mehr in Rage.
"Also, ich verstehe nicht..." hilfesuchend sah der Ladenbesitzer zu Herrn Schüttelbier.
"Ach was, die Ganze Sache ist nicht annähernd so dramatisch" beschwichtigte der Theaterdirektor, "unser neues Programm, "Der Bajazzo", ein außerordentliches Stück zeitgenössischer Theaterkunst, liegt den Narren ein wenig im Magen. Die handelnden Personen des Stückes sind nämlich allesamt in dem Metier der Narren, Clowns und Harlekine angesiedelt. Es gefällt Herrn Weißgesicht offenbar nicht, dass auch andere Leute sein Fach beherrschen." Herausfordernd sah er den weiß geschminkten Mann neben sich an.
"Es ist ein wirklich unterhaltsames und lehrreiches Stück, Meister Donnerstoß. Ihr solltet es nicht versäumen." Rasch zog Herr Schüttelbier zwei Freikarten aus seiner Jackentasche und reichte sie dem verständnislos dreinblickenden Ladeninhaber.
"Sie, sie ... ungehobelter Mensch! Wie können sie es wagen Herrn Donnerstoß in diesen Sündenpfuhl locken zu wollen!"
Langsam gewann man den Eindruck, dass Herr Weißgesicht entweder ein Kostüm mit weiterem Halsausschnitt oder einfach ein paar Minuten frische Luft brauchte.
"Sündenpfuhl? Herr Weißgesicht, mein Theater ist Schauplatz hochgeistiger Kultur, kein Ort der Sünde!" Entrüstet richtete sich Schüttelbier zu seiner vollen Größe auf, die leider nicht annähernd beeindruckende Masse annahm. Herr Schüttelbier war ein Zwerg.
"Jawohl, ich sage die "Scheibe" ist zu einem dämonischen Ort verkommen, durch ihre wahnsinnigen Ideen. Wer, außer Herrn Schüttelbier, lässt schon W-W.., Ffffr.., DAMEN in den honorigen Kostümen der Clowns und Narren auftreten!" Herr Weißgesicht spie das Wort 'Damen' regelrecht aus.
"Ich werde mich heute noch bei Lord Vetinari dafür einsetzen, dass dieses diskriminierende Programm unverzüglich abgebrochen wird. Sie werden schon sehen, Schüttelbier, wen sie sich in dieser Stadt als Feind auserkoren haben!"
Zornig wandte sich das Gildenoberhaupt der Narren abrupt um und verließ mit einem gebellten "Guten Tag, Herr Donnerstoß" den Laden des Schminkelieferanten, nicht ohne die Türe geräuschvoll zuschlagen zu lassen.

"Na das sind ja heitere Aussichten." Der Theaterbesitzer zog eine Grimasse. Mit einem aufgesetzt fröhlichen Gesichtsausdruck wandte er sich an den Ladeninhaber.
"Dann wollen wir uns mal den geschäftlichen Dingen zuwenden, nicht wahr?"

***

"Wahnsinn! Ich fass es nicht! Sieh doch mal Karl, ich hab eine Einladung! An mich persönlich adressiert!" Aufgeregt, mit einer Stimme, die ihrem Namen alle Ehre machte, lief Fräulein Schrill durch die Gänge der Scheibe.
Auf der Bühne, wo ihr Kollege nochmals seinen Soloauftritt in "Der Bajazzo" durchging, stolperte sie fast über die herumliegenden Teile der Bühnendekoration, so begierig war sie darauf, ihm den Brief unter die Nase zu halten.
"Toll." Karl reagierte so begeistert, wie jemand, der gerade erfahren hatte, dass ein Trupp Schläger des gefürchteten Chrysopras, seine Wohnung ein wenig umgestaltet hatte.
"Sieh her, hier steht es!" Fräulein Schrill ließ sich nicht entmutigen.

Euphorisch las sie ihrem Gegenüber die Einladung vor.

"'Verehrtes Fräulein Schrill,
ich habe sie des öfteren auf der Bühne bewundert und finde ihre Darstellung der "Columbine" einfach göttlich.
Ich würde sie gerne näher kennen lernen und möchte sie daher heute Abend zu meinem Galaah einladen. Bitte ziehen sie ihr Kostüm an, denn ich finde, es unterstreicht ihr ohnehin bezauberndes Aussehen noch.
In aufrichtiger Verehrung,
Frank'

Ist es nicht wahnsinnig lieb von ihm, mich zu dem angesagtesten Fest der Stadt einzuladen, Karl? Na, was meinst du?"

"Mir egal, is ja heut spielfrei. Mach doch was du willst." Karl brummelte vor sich hin.
"Brauchst aber nicht glauben, nur weil dich so ein stinkreicher Fatzke einmal in seine Villa einlädt, dass du was Besseres bist! Und jetzt geh, ich möchte hier noch ein wenig üben." Karl wandte der jungen Frau den Rücken zu.

***

Im Labor von SUSI, wurde der noch immer leicht gefrorene Körper der männlichen Leiche, einer Obduktion unterzogen.
Neugierig standen Lt. Irina Lanfear, die sich durch die Obduktion der Leiche endlich erste Hinweise auf den Mordfall erhoffte, OG Lupos Drachenflug und Olt. Pismire um den Seziertisch. Der Gerichtsmediziner, OG Jack Narrator, war konzentriert dabei, den noch nicht zur Gänze aufgetauten Magen des Opfers aufzuschneiden.
"Also, Pis, was gibt es zu berichten?" Lt. Lanfear verfolgte jedes Wort, das Olt. Pismire in seinen Bericht niederschrieb, mit großer Aufmerksamkeit, während OG Drachenflug krampfhaft bemüht war, seinen Mageninhalt, ob des Geruchs des leblosen Körpers, im Zaum zu halten.
Nicht, dass der nackte Fleischberg bereits Verwesungsdünste ausströmte, dies wurde durch den Tatort, der Kühlhalle des Fleischers Kunze, Offler sei Dank, verhindert. Dennoch roch der Leichnam einfach widerlich nach klebrig, süßem Parfum oder einer vergleichbaren Substanz. Es erweckte fast den Anschein, als würde sich ein nasser Hund geruchsmäßig als Karamellbonbon zu tarnen versuchen.
"Na klar, das isses!" Unbewusst sprach der Werwolf seine Gedanken laut aus. Die anwesenden Wächter starrten ihn ungläubig an.
"Was ist was?" hakte der Gerichtsmediziner nach.
"Na dieser Geruch! Ich kenne ihn. Der Schwabbelbauch", Lupos deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf den Toten, "stinkt nach Hundepomade. L'oh dü Ankh um genau zu sein." Stolz über seine Entdeckung warf sich der Obergefreite in die Brust.
"Es geht doch nichts über einen ausgeprägten Geruchssinn!"
Lt. Lanfear freute sich über eine mögliche erste Spur. Kurz fasste sie die bisherigen Fakten nochmals zusammen.
"Wir haben also einen mehr oder weniger gefrorenen Toten mit einer Axt im Rücken, der nach Hundeschampoo riecht. Weiters haben wir am Tatort eine Inhumierungsbestätigung gefunden, die offensichtlich eine Fälschung ist und keinerlei Hinweise darauf, um wen es sich bei dem Toten überhaupt handelt, geschweige denn, wer sich die Arbeit macht, den Mord der Assassinengilde in die Schuhe schieben zu wollen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine rasche Aufklärung des Falles."
Hoffnungsvoll wandte sie sich erneut an die Gerichtsmediziner. "Oder haben wir noch etwas zu bieten, meine Herren?"
"Allerdings. Wenn ihr mich nicht dauernd unterbrochen hättet, hätte ich es euch längst sagen können." antwortete OG Narrator in überheblichem Tonfall. "Wir haben es hier mit einer unnatürlich verformten Magenschleimhaut zu tun. Ich kann zwar noch nicht mit Sicherheit feststellen, wodurch das hervorgerufen wurde, da die Innereien des Opfers noch nicht zur Gänze aufgetaut sind, aber ich vermute, das Opfer hat so was wie einen Giftcocktail zu sich genommen."
"Lass mich das mal ansehen." Olt. Pismire drängte sich näher an die Leiche heran. "Hm, so wie sich die Veränderung der Schleimhäute gestaltet, würde ich mal auf Trüpptaminsalz und eventuell natürliches Gift, möglicherweise Spinnengift, tippen. Das Salz wird übrigens in manchen Teilen der Scheibe zur Beschwörung von Dämonen verwendet."*
Ungerührt schob der Oberleutnant den halbgefrorenen Mageninhalt des Opfers mit einem Metallstäbchen hin und her, um das Organ besser untersuchen zu können. "So genau kann man das ohne weitere Tests nicht feststellen."
"Igitt, Pis, wie kann man nur freiwillig einen derart widerlichen Tschob machen?" Die Leiterin der Abteilung R.U.M. unterdrückte ein Würgen.
"Jeder hier tut was er kann und das Sezieren ist nun mal unser Fachgebiet, Rina." erwiderte Olt. Pismire. "Aber worauf ich eigentlich hinauswollte, die Veränderung der Magenschleimhaut deutet auf eine geringe Dosis der Giftstoffe hin, das Opfer war also nicht akut gefährdet sich tödlich zu vergiften, vielmehr dürfte es vor seinem Tod ziemlich zugedröht gewesen sein."
"Superfroschpillen, was?" feixte OG Drachenflug.
"Ich habe nicht gesagt, dass er die Substanz gegessen hat, sie könnte auch flüssig oder möglicherweise auch gasförmig eingenommen worden sein." Pismire warf dem Obergefreiten einen strengen Blick zu.
"Na, zumindest kann man Gift als Todesursache ohnehin ausschließen." Lupos warf einen bezeichnenden Blick auf die blutverschmierte Axt.
"Zu klären ist wohl auch, woher der Tote diese Substanzen hat." Lt. Lanfear sah den OG Narrator durchdringend an. "Ich vermute, ein Abstecher zur Alchemistengilde bleibt uns wohl nicht erspart, Jack, oder?"
Achselzuckend erwiderte der Gerichtsmediziner "Schaden könnte es nicht." Er wandte sich wieder der Leiche zu.
"Was haben eigentlich die Untersuchungen der Tatwaffe ergeben?" interessierte sich Lt. Lanfear.
"Wenn man mich nicht permanent bei der Arbeit behindern würde", schnappte Jack Narrator, "könnte ich euch Ergebnisse liefern! Aber so wies hier zugeht, ist es mir nicht möglich, mich zu konzentrieren."

"Freunde", CK Sillybos betrat das Labor, wie immer gefolgt von Hegelkant, "ich habe die Kleider unseres Opfers einer neuerlichen Untersuchung unterworfen und etwas Interessantes gefunden. Hegelkant, zeige es doch den anderen!"
Der dunkelhäutige Hüne hielt eine völlig derangierte Visitenkarte zwischen Daumen und Zeigefinger hoch.
" 'Pflegesalon Francois Chien, Pflastergasse 7', weiß vielleicht jemand wo das liegt?" Sillybos hielt inne.
"Ja, ich denke schon. Das muss in der Nähe von Drei Hungrige Mäulers Haus sein, nahe der Festen Strasse." ließ sich Hauptmann Humph MeckDwarf, der soeben durch die Labortür trat, vernehmen.
Der kleine Raum wurde langsam voll.
"Was soll denn dort sein?" hakte der Hauptmann nach, da er lediglich den Schluss von CK Sillybos's Ausführungen gehört hatte.
"Wartet mal eben", unterbrach Lupos Drachenflug seine Kollegen, "Pflastergasse, war dort nicht die komische Hundeschuranstalt, über die sich unsere werte Frau Willichnicht vor einiger Zeit beschwert hat? Sie könne bei dem Gekläffe und Gejaule nicht einmal in Ruhe ihren Nachmittagstee zu sich nehmen, hat sie damals gezetert. Aber ob die auf Hausnummer sieben war, weiß ich leider nicht mehr."

Mittlerweile wurden auch CK Sillybos und Hptm. MeckDwarf von Lt. Lanfear über die bisherigen Ermittlungen aufgeklärt.

"Okay, Leute, ich werd mal dort vorbeischauen", Hptm. MeckDwarf warf nochmals einen Blick auf die Visitkarte, "ich wollte ohnehin Gefreite Drei Hungrige Mäuler und OG Schreckt zurück in den Dienst beordern. Wir brauchen im Moment jeden verfügbaren Wächter für diesen Fall."
"OG Schreckt? Der ist ja gar nicht mehr bei GRUND, Hauptmann." Rina hob fragend eine Augenbraue.
"Ich weiß, aber er wohnt bei ihr im Keller, wusstet ihr das nicht?" Die erstaunten Blicke der versammelten Wächter sprachen für sich.
"Ach ja, OG Drachenflug, falls es wichtig werden sollte, wie hieß nochmals das Flohpulver, das der Tote verwendet haben soll?"
"L'oh dü Ankh und es ist ein Schampoo, Hauptmann." gab dieser pflichtgemäß Auskunft.
"Wenn du möchtest, könnte ich dich aber auch dorthin begleiten, vielleicht sind meine Qualitäten", er rümpfte bezeichnend die Nase, "dort nicht zu verachten."
"Wenn ich’s mir recht überlege, Obergefreiter, ist es vielleicht gar keine schlechte Idee." pflichtete Hptm. MeckDwarf dem Werwolf bei.

"So wies aussieht, Kollegen, liegt es an uns, den Alchimisten ein wenig auf den Zahn zu fühlen. An die Arbeit! Mal sehen, ob CK Picardo eine Ahnung davon hat." Lt. Lanfear schob die restlichen Wächter vor sich her, zur Tür des Labors hinaus.

***

"Und so schien es, als wäre Die Lady den beiden Wächtern wohlgesonnen und es schien als hätten sie einen trockenen Platz gefunden, an dem sie das Gewitter abwarten konnten. Oder sollten sie sich getäuscht haben?" Das Gesicht des älteren Mannes in der muffigen Schreibstube ließ keinerlei Schlussfolgerungen über das bevorstehende Ereignis zu.

Am eisernen Gittertor der Schlossmauer fanden der OG Maximilian R. Schreckt und die G Drei Hungrige Mäuler ein mit zittrigen Buchstaben gemaltes Schild mit der Aufschrift 'Betretigen auf eigene Gefahr'. Laufend näherten sich verschiedenste Gefährte dem Schloss. Pferdekutschen, Eselskarren sogar mehr oder weniger reparaturbedürftige Sänften waren zu erkennen.

"Max, komm, lass uns umkehlen, mil ist kalt und mil gefällt das hiel nicht..." ängstlich zog Drei Hungrige Mäuler den Schwarzen Mann am Ärmel seiner Jacke.
"Ach was, nur einen Moment, vielleicht kriegen wir da drinnen ja ne schöne, heiße Tasse Tee." Entschlossen öffnete Max das Tor und marschierte auf den Eingang des riesigen, unheimlich wirkenden Gebäudes zu.
Energisch klopfte er an das große Eingangstor des Schlosses.
Langsam öffnete sich die knarrende Tür. Ein hässlicher, buckliger Mann mit kahler Stirn und nur wenigen, ungepflegten langen Haarsträhnen lugte aus dem Türspalt hervor.

"Hello..." Gedehnt sprach der Bucklige die beiden Wächter an, fast als würde er sie fragen wollen was um der Götter willen sie hier zu suchen hatten. Die Stimme klang wie ein rostiges Scharnier. Fragend blickte er Max und Drei an.
"Hi!" Max nahm Haltung an und streckte dem hässlichen Mann seine Klaue steif zum Gruß entgegen, zog sie aber sofort wieder zurück, als der Bucklige keine Anstalten machte sie zu ergreifen.
"Mein Name ist Maximilian R. Schreckt und das", er zog die Achaterin näher zur Tür, "ist meine Kollegin, Drei Hungrige Mäuler. Wir sind Mitglieder der Stadtwache und haben uns hier in Ankh verirrt. Dürfen wir uns hier ein wenig unterstellen bis das Unwetter nachlässt?" Erwartungsvoll lächelte er den Buckligen an.
"Ihr feid naff."
"Ja", Drei versuchte freundlich zu lächeln, "es legnet."
"Ja." bekräftigte Max.
"Ja..." Die schnarrende Stimme ging den beiden Wächtern durch Mark und Bein.

*Donner grollte; Blitze zuckten und erhellten gespenstisch die Gesichtszüge des Buckligen*

"Ich denke, ihr beide kommt beffer herein." Der Bucklige trat beiseite um die Wächter hereinzulassen.
"Oh, sie sind zu fleundlich." Drei lächelte ein wenig gezwungen. Zu ihrem Freund gewandt fuhr sie fort, "Oh Max, ich fülchte mich. Was ist das hiel fül ein Olt?" Drei drängte sich ängstlich näher an den Schwarzen Mann.

Das Innere des Schlosses, welches äußerlich schon ziemlich unheimlich wirkte, eine Wirkung die durch die Dunkelheit und strömenden Regen verstärkt wurde, übertraf den ersten Eindruck der Wächter bei weitem. Einst mag dieses Schloss bestimmt prunkvoll und schön gewesen sein, doch diese Tage waren längst vorbei. Der Raum war von Staub und Spinnweben über Jahrzehnte hinweg reichlich verwöhnt worden.
Einige schmutzverkrustete Kandelaber an den Wänden spendeten spärliches, mattes Licht. An einer Seite der Eingangshalle, welche mit brüchigen, alt-klatschianischen Webteppichen ausgelegt war, verlief eine steinerne Treppe nach oben. Das geschnitzte Treppengeländer aus dunklem Holz warf lange Schatten in den Raum.
Ein äußerst anheimelnder Ort, wie Max fand. Er blickte sich interessiert um.

Die Wände wurden geziert von verschiedensten Tierköpfen, die vermutlich ganzen Mottenvölkern als Heimat dienten, schön gearbeiteten Waffen, denen Rost und Patina recht eigentümliche Farben verliehen und großen Ölgemälden, die durch eine Schicht aus Jahre altem Staub und Schmutz vor dem Abblättern geschützt wurden. Unter den Letztgenannten stach wohl eine perfekte Kopie, vielleicht sogar das verloren geglaubte Original selbst, der "Zwei Bauern vor dem Tempel", von Leonardo da Quirm, hervor.
In einer dunklen Ecke des Raumes stand eine mit Spinnweben verhangene große Uhr, deren Zeiger auf kurz vor sechs wiesen.
Der beeindruckendste Einrichtungsgegenstand war jedoch der ausgestopfte Puzuma*, umwunden von einer pergamentartigen Riesenschlange, der mitten im Raum platziert war.

Der Schwarze Mann war fasziniert von dem überwältigend schönen Interieur, ein Gefühl, das seine Kollegin keineswegs teilte. Drei Hungrige Mäuler fand den Raum einfach nur abscheulich und unheimlich.
„Vielleicht ist dies das Wohnhaus eines überwaldischen Gesandten“, mutmaßte er, die Frage seiner Kollegin beantwortend.
"Oh“, mehr konnte Drei nicht darauf erwidern.
„Hier entlang.“
Mit einer Verbeugung wies der Bucklige den Wächtern den Weg in den hinteren Teil der Halle.
Überall im Haus ertönte laute, kreischende Musik, übertönt von einzelnen Gesprächsfetzen und Gelächter, doch es war niemand zu sehen.

Mit zittriger Stimme wandte sich Drei Hungrige Mäuler an den hässlichen Mann, „Feieln sie heute ein Fest?“
Er antwortete in seinem grauenhaften Tonfall, „Ihr seid zu einem ganz besonderen Anlass zurechtgekommen. Heute ist eines der berühmten Galaah‘s des Meisters.“
„Oh, wie wundelbal!“ Drei Hungrige Mäuler versuchte verzweifelt ein harmloses Gespräch mit dem seltsamen, ein wenig igorhaft anmutenden, Mann zu beginnen.
Aus der Dunkelheit des Treppenabsatzes über ihr ertönte plötzlich eine ordinär klingende Frauenstimme mit einem harten Akzent.
Drei erschrak.
„Du bist wunderbar! Er ist wunderbar! Ich bin wunderbar! Wir alle sind wunderbar!“ Die letzte Silbe ging nahtlos in schauerliches Gelächter über. Eine rothaarige, grauenhaft geschminkte Frau in schwarzer Bedienstetentracht glitt lasziv das Treppengeländer hinab, während die Standuhr ihr dumpfes „Gong“ siebenmal erklingen ließ.

***

Hauptmann MeckDwarf und der OG Lupos Drachenflug erreichten die Pflastergasse 7, nachdem sie die beiden Wächter, G Drei Hungrige Mäuler und OG Max Schreckt nicht zu Hause angetroffen hatten.
Über dem Eingang des pastellfarbig bemalten Hauses, in dem sich die Hundeschuranstalt befunden hatte, prangte ein Ladenschild mit der Aufschrift 'Pflegesalon', darunter war ein kleiner Hund zu sehen.
"Ah, es gibt ihn also doch noch." stellte OG Drachenflug fest. "Die Geschäfte dürften aber nicht mehr so gut laufen, denn Frau Willichnicht hat sich außer dem einen mal, nicht mehr darüber beschwert."
Fassungslos stand Hauptmann MeckDwarf vor dem Haus und starrte die Fassade an.
"Wie, um Io's willen, kann man in dieser Gegend ein Haus nur rosarot anpinseln! Das ist ja fast schon pervers!"
Der Pflegesalon stach in dieser Gegend Morporks, am Rande der Schatten, jedermann sofort ins Auge. Rund um Haus Nr. 7 drängten sich die üblichen Bauwerke der Gegend in gewohntem mausgrau, schmutzigbraun und brandschwarz zusammen, genauso wie man es hier erwarten durfte.
Hauptmann MeckDwarf überwand seine Abscheu und betrat, gefolgt von Lupos Drachenflug, den Salon.
Ein außergewöhnlicher Mann, mit kurzen, blondgefärbten Haaren, gekleidet in einen türkisblauen Seidenanzug, mit auffälligen goldfarbenen Pailletten an den Säumen, kam ihnen wild gestikulierend entgegen.
"Ah, Monsieurs, isch wünsche ihnen einen wündervollen güten Tag! Was kann isch für sie tün?" Ein prüfender Blick traf die beiden Wächter. Der geckenhaft gekleidete Mann vergewisserte sich mit einem neuerlichen Blick, um danach eilfertig an Lupos Uniform herumzuzupfen und durch dessen Haare zu fahren.
Mit dem Blick des geübten Geschäftsmannes hatte er OG Drachenflug als möglichen Kunden erkannt.
Hilfe suchend blickte der Werwolf zu dem schockierten Hauptmann.
"Ah, oui, oui, isch sehe, die Frisür entsprischt nischt mehr die Vorstellüng von die 'err Gefreite, nischt wahr?" Er fuhr fort durch Lupos' Haare zu wuscheln, bis dieser mit einem drohenden Knurren verärgert zur Seite sprang.
"Pardon?" Überrascht hielt der blonde Mann inne.
Hauptmann MeckDwarf räusperte sich eingehend, bevor er sich an den eigentümlichen Mann wandte.
"Sind sie der Inhaber dieses Ladens?" fragte er.
"Ah, oui, oui, isch bin Francois Chien, Fellkünstlär sosüsagen. Womit kann isch ihnen behilflisch sein?"
"Mein Name ist Hauptmann Humph MeckDwarf und dies ist Obergefreiter Lupos Drachenflug. Wir ermitteln in einer Mordsache, bei der wir auf ihre Hilfe hoffen."
"?" Die Gestik des Ladenbesitzers war ein einziges Fragezeichen.
"Ein Mann wurde grausam in einer Kühlhalle ermordet und er hatte eine ihrer Visitkarten in seiner Hosentasche. Es handelt sich um einen etwa dreißigjährigen Mann, ziemlich beleibt, kurze schwarze Haare. Er trug eine ziemlich abgewetzte, enge schwarze Lederhose, Stiefel und eine Weste aus Kunstfell. Puzumanachbildung. Außerdem hat er offenbar Flohpulver der Marke..."
"Schampoo, Herr Hauptmann", zischte der Werwolf, " L'oh dü Ankh!"
"...benutzt. Danke OG Drachenflug." Ein strenger Blick traf den Obergefreiten.
Zu dem Ladeninhaber gewandt fuhr der Hauptmann fort, "Können sie uns sagen, ob es sich um einen Kunden ihres Salons handelt, Herr äh Schien?"
"Chien" verbesserte der Angesprochene automatisch. Während der Worte des Hauptmannes war Francois Chien immer bleicher geworden. Mit Tränen in den Augen wimmerte er leise "Oh, non, das darf dosch nischt wahr sein!" Laut schluchzend erzählte er, "Also, isch, verseihen sie meine Gefühl, die 'erren, aber es ist sü fürschtbar, welsche Tragödie. Meine arme bel ami Eddie, Offler sei ihm gnädisch! Oui, isch kenne diese Mann, den sie süschen. Eddie! Eine reisende jünge Mann, sehr liebenswürdisch, wirklisch. Sähr begabt mit blasen äh die `orn, wie man sagt äh die Saschsofoh. Er 'at mir erst gestern eine Einladüng von die 'err Fraunk Fürtär sü dem Galaah 'eute abend gegeben. Eine wirklisch formidable Fest. Alle wischtigen Person' die Stadt dort sind eingeladän."
Mit großen Augen und hochgezogenen Brauen standen die beiden Wächter vor dem hemmungslos schluchzenden Hundefrisör und versuchten dessen Worten in einen vernünftigen Zusammenhang zu bringen.
"Bitte, Herr Sch, äh Chien, beruhigen sie sich. Der Name des Mannes war also Eddie? Eddie wie noch?"
"Das weiß isch leider nischt, aber isch weiß wo er wohnt. Wo er gewohnt 'at besser." Erneut strömten Herrn Chien die Tränen über die Wange.
"Eine Moment die 'erren, isch 'abe 'ier irgendwo die Küvert von die Einladüng!" Francois rauschte davon um die Karte zu holen.
"Nicht schlecht, Herr Hauptmann, scheint eine heiße Spur zu sein." Lupos Drachenflug schürzte anerkennend die Lippen.
"Möglicherweise, OG Drachenflug, möglicherweise."
"So, 'ier isch 'abe die Adräss! 'ohe Weg, Nümmer Seschsig. 'eute Abend, Seschs Ühr."
"Das liegt drüben in Ankh, Herr Hauptmann." Lupos staunte. 'Wieso wohnt ein solcher Typ, wie dieser Eddie in einem der besten Viertel der Stadt. Ich hätte eher gedacht, der stammt aus den tiefsten Schatten.' überlegte der Werwolf bei sich.
"Vielen Dank, Sir, sie haben uns schon sehr viel weitergeholfen. Doch was ich nicht verstehe, mit Verlaub Herr Chien, Eddie scheint mir nicht gerade der gehobenen Gesellschaft der Stadt angehört zu haben, oder?" bohrte der Hauptmann weiter.
"Non, sie 'aben rescht. Er stammt eigentlisch aus die Gegend 'ier üm die Feste Strass', aber er 'at für den 'aus'ärr dort gearbeitet ünd dürfte dafür dort wohnen."
"Sie wissen nicht zufällig, welche Art von Tätigkeit Eddie ausübte?" Der strenge Blick gepaart mit dem Tonfall eines erfahrenen Wächters, erlaubte es dem Hundefrisör nicht, zu lügen.
"Nün, mein 'err, isch bin mir nischt gans sischer, aber isch glaube, er 'atte sü tün mit äh, Lieferüng von wischtige Mittel von die Alschemistengild', aber isch leider weiß nischt mehr darüber." Bedauernd schüttelte Francois Chien den Kopf. "Tüt mir leid."
'Drogen' durchzuckte es die Köpfe der beiden Wächter nahezu gleichzeitig.
Hptm. MeckDwarf und OG Drachenflug schickten sich an, den Laden zu verlassen, als sich der Hauptmann noch einmal umwandte und beiläufig fragte "Eines wollte ich sie noch fragen, Herr Chien, wieso benutzte Eddie eigentlich Hundeschampoo?"
Francois Chien errötete.
"Nün, Monsieur, das Galaah. Er wollte für 'eute abend chique sein, also 'abe isch ihm angeboten, die 'aare sü maschen. Aber bitte, Monsieur, dass müss ünter üns bleiben, isch sonst bekomme gross' Schwierischkeiten mit die Gild', isch 'abe nämlisch keine Lisens für 'errenfrisör, nür für le chien, für 'ünde ünd äh ähnlische Geschöpf'.“ Ein vielsagender Blick traf den OG Drachenflug. Verschwörerisch legte Francois den Zeigefinger an die Lippen.

"Obergefreiter Drachenflug, erstatten sie umgehend Bericht über die Aussage von Herrn Chien. Möglicherweise hilft es ja den anderen mit deren Ermittlungen weiter. Ich werde mich mal auf den Weg nach Ankh machen, werde zuvor aber noch in der Kröselstrasse vorbeigehen und ein paar Rekruten mitnehmen. Es wird ohnehin Zeit, dass der eine oder andere an einer Vernehmung eines Bürgers dabei ist.“
Lupos Drachenflug salutierte zackig und mit einem "Jawoll, Sör!" war er auch schon am Weg in die Boucherie. Vielleicht würde CK Picardo ja die Information über Eddies Geschäfte mit den Alchemisten von Nutzen sein.

***

Hptm. Daemon, der Abteilungsleiter der D.O.G., ließ sich das Gehörte nochmals durch den Kopf gehen. 'Ein toter Kerl aus den Schatten, in dessen Magen Spuren von giftigen Substanzen gefunden wurden, der im Auftrag eines Kerls aus Ankh Geschäfte mit den Alchemisten durchführt. Hm. Seltsam, in der Tat.'
Das Eintreffen des zuständigen Dobermanns, CK Robin Picardo, setzte seinen Überlegungen ein Ende.
"Sör, ich habe Neuigkeiten in der Mordsache." Er ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.
"Na dann los, mach's nicht so spannend, Picardo!" Hptm. Daemon neigte sich erwartungsvoll nach vorne.
"Wie ich in Erfahrung bringen konnte, wurde aus einem so genannten Entsorgungslager der Gilde, eine nicht unbeträchtliche Menge an hochgiftigen alchemistischen Abfallprodukten und gefährlichen Giftstoffen entwendet. Es sind verschiedene Substanzen die laut Verordnung des Patriziers nicht mehr einfach in den Ankh geschüttet werden dürfen, sondern von der Gilde unter strenger Aufsicht gelagert werden müssen. Das sind die giftigsten der giftigen Substanzen die da entwendet wurden."
Robin erinnerte sich daran wie unangenehm es Alice, seiner Informantin bei der Alchemistengilde war, ihm dies einzugestehen. Würde sie ihn nicht so lieben hätte sie ihm dies sicher nie erzählt. Es war einfach ein Skandal. Wie hatte das nur passieren können.
Der Dobermann fuhr fort "Ich habe mir eine Liste der entwendeten Gegenstände zusammengestellt, Sör, wenn sie erlauben..."
"Ja, ja, lies vor, obwohl ich bezweifle, dass ich auch nur von einem dieser Dinge je gehört habe."
CK Picardo holte tief Luft. "Also, entwendet wurden zwei Pfund "Alchemistenzucker", ein weißes, hochgiftiges Pulver das durch Verbrennung von Scherbenkobalt entsteht, eine Dose "Cantarella", ein Tiegel "Dicke Talis", ein halbes Pfund aminisches Ahmfett, drei Phiolen "Corvitol", ein Beutel "weißer Phosphor", vier Phiolen "Merkurium" ein oder zwei Beutel mit salzigem "Methültriptaminum" und ein Fläschen hochdosiertes Tarantelgift, der violetten Tarantula Dracorum. Nette Einkaufsliste, nicht wahr?" Der Chiefkorporal blickte nochmals kurz auf seine Notizen. "Oh fast hätte ich vergessen, auch Bleiazetat in unbekannter Menge ist abhanden gekommen."
Hauptmann Daemon kannte, wie er befürchtet hatte, keine der genannten Substanzen. Lediglich den Begriff Tarantel konnte er zuordnen - Spinnen, wie abscheulich!
"Das Beste kommt aber erst noch, Sör, in den Regalen hat man eine Quittung der Diebesgilde gefunden, eine recht gute Fälschung sogar. Hätten die Alchemisten aber nicht kurz vorher eine Jahreslizenz gelöst, wäre es vermutlich nicht weiter aufgefallen. Dank der derzeitigen erfolglosen Versuche der Gilde, neue Sprengstoffe zu entwickeln, ist das Büro von Thomas Silberfisch noch intakt und die Lizenz unversehrt."
Während CK Picardo's Bericht, hatte Hptm. Daemon begonnen, im Zimmer auf und ab zu wandern.
"Der Fall wird immer komplizierter, Robs, wer versucht hier den angesehensten Gilden etwas unterzuschieben? Warum tauchen plötzlich überall gefälschte Quittungen auf? Was verspricht sich derjenige davon? Und warum klaut man wahllos alchemistische Abfälle? Kannst du mir verraten, was das wieder soll?" Ein wenig außer Atem blieb Daemon vor Robin stehen.
"Tut mir leid, Chef, aber vielleicht kann uns CK Narrator zumindest erklären, was hier eigentlich gestohlen wurde?" Picardo wirkte ebenso ratlos wie der Hauptmann.
"Vielleicht versucht hier ja jemand das Gildensystem außer Gefecht zu setzen und legt falsche Fährten, um einen Gildenkrieg zu provozieren?" spekulierte der Dobermann.
"Unwahrscheinlich! In dem Fall würden maximal die Anwälte profitieren, aber die bräuchten nicht auf derartige Mittel zurückzugreifen."
An der Tür war ein zaghaftes Klopfen zu vernehmen. Ein Rekrut überbrachte einen weiteren Laborbericht von S.U.S.I.
"Sör, für CK Picardo, Sör, der angeforderte Bericht." Es folgte eine Bewegung, die nur ein wohlmeinender Vorgesetzter als salutieren betrachtet hätte. Zum Glück für den Rekruten, hatten die beiden D.O.G.-Mitarbeiter derzeit andere Sorgen.
"Danke, Rekrut, wegtreten!" Hptm. Daemon entließ den Boten und blätterte in der Akte.
"Gute Idee, Picardo, die Quittungen im Labor auf Hinweise untersuchen zu lassen, aber das Ergebnis ist negativ. Nichts, keine Hinweise auf den Aussteller, keine außergewöhnlichen Auffälligkeiten. Sackgasse." Ein wenig deprimiert legte der Hauptmann den Bericht beiseite.

***

Unvermittelt sprang der Bucklige auf die sargförmige Standuhr zu, noch bevor der letzte Gongschlag verhallte und riss die Tür des Pendelwerks auf. Den verblüfften Wächtern, Maximilian R. Schreckt und Drei Hungrige Mäuler, bot sich ein grausiger Anblick. Im Inneren der Standuhr befand sich statt des erwarteten Uhrwerks und einem zugehörigen Pendel, ein wahrscheinlich menschliches Skelett, über und über mit Spinnweben behangen.
Mit einem irren Lächeln auf den Lippen, bewaffnet mit einem Staubwedel, tanzte der Bucklige wie verrückt vor der Uhr herum und befreite dabei das Skelett von seiner, von großzügigen, achtbeinigen Amateurschneidern angefertigten, Kleidung.
Dabei sang er. Ja, er sang, anders konnte man es wohl nicht ausdrücken.
Die beiden Wächter konnten zwar kein Wort davon verstehen, aber es hörte sich so an, als wollte der Bucklige ihnen etwas Wichtiges mitteilen.
Begeistert hüpfte er singend durch den Raum und gestikulierte dabei wie wild. Offenbar erwartete er von Max und Drei eine bestimmte Reaktion.
Die beiden standen fassungslos und bewegungsunfähig da, als auch noch die rothaarige Frau in seinen furchtbaren Gesang einstimmte.
'Ok, das ist das Zeichen. Raus hier!' schoss es beiden Wächtern scheinbar gleichzeitig durch den Kopf.
Rückwärts stolperten sie durch eine Tür in einen großen, festlich geschmückten Saal.
Mit weit aufgerissenen Augen starrten Max und Drei auf die Szene, die sich ihnen bot.
Hunderte, aufs Seltsamste gekleidete Personen, tanzten einen irren Reigen. Schockiert erkannten sie einige der angesehensten Bürger Ankh-Morporks unter ihnen.
Viele der Gäste trugen komische Hüte, hauptsächlich waren die Leute allerdings in glitzernde Fummel und Federboas gehüllt, auch die Männer. Das Ganze erinnerte ein wenig an eine extravagante Veranstaltung der Narrengilde. Die Begeisterung, mit der die Gäste in den fremdartigen Gesang des Buckligen und seiner Partnerin einstimmten, beruhigte die beiden Wächter keineswegs.
"Ich wusste gal nicht, dass Lold Witwenmachel diese seltsame Splache splicht?" flüsterte die Achaterin dem Schwarzen Mann zu.
Fragend blickte Drei zu Max, doch der zuckte nur ratlos die Schultern.
Als ihr Blick durch die tanzende Menge schweifte, erkannten sie weitere wichtige Persönlichkeiten der Stadt, scheinbar waren auch alle Gildenoberhäupter auf dem Fest vertreten.
"Ich wusste gal nicht, dass heute ein Maskenball stattfindet." Drei war plötzlich wieder guter Laune und stieß Max begeistert in die Seite.
"Also, ich war noch nie auf einem Maskenball, bei dem so getanzt wurde." erwiderte Max.
Die Leute verrenkten sich auf geradezu groteske Weise und wippten mit dem Oberkörper auf und ab.
Drei ließ ihren Blick über die tanzende Menge schweifen.
"Da hast du auch wiedel lecht, Max."
Die gute Laune verließ die Gefreite so schnell wie sie gekommen war.

Der alte Mann schien sich auf diese Stelle der Geschichte besonders vorbereitet zu haben.
An der Wand der Schreibstube hing eine große Karte, auf der Fußabdrücke und Pfeile abgebildet waren. Begeistert deutete er mit einem Rohrstab auf die Karte und begann, seltsamerweise ebenfalls in dieser fremdartigen Sprache, zu erklären:

"It's just a jump to the left
And then a step to the right
With your hands on your hips
You bring your knees in tight."

Dieser alte Mann war wirklich erstaunlich... Aber kommen wir zurück zur Party.

"Max sind die alle vellückt gewolden?" Drei war mittlerweile auch schon ein bisschen mulmig zumute.
"Ich weiß nicht, wenn ich mir den Gesichtsausdruck von Herrn Boggins so ansehe, kann ich das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen" Max' Blick wanderte durch den Saal und blieb an einigen Sektflöten hängen, die mit einer violetten Flüssigkeit gefüllt waren. Ein Schicksal, das alle Trinkgefässe teilten, wie ihm auffiel.
"Du Dlei, ich glaub die sind unter Drogen gesetzt worden. Schau mal was die für komisches Zeug trinken."
"Sieht doch lecht hübsch aus, die Falbe gefällt mil... VOLSICHT MAX!" Drei konnte ihren Kollegen gerade noch rechtzeitig aus dem Weg zerren, als einer der Gäste in einem wilden, leidenschaftlichen Stepptanz rasend schnell auf ihn zukam. Es war niemand geringerer als Fräulein Schrill in ihrem Bühnenoutfit. Sie drehte sich dabei wild im Kreis und wäre bestimmt mit dem Wächter zusammen gekracht, wenn Drei nicht das Schlimmste verhindert hätte. Doch das Glück schien der Tänzerin nicht hold zu sein. Von dem vermeintlichen Hindernis aus dem Konzept gebracht, stolperte sie über ihre eigenen Füße und landete unsanft auf ihrem Gesäß. „Columbina“ funkelte die beiden Wächter kurz böse an, stürzte sich aber wie besessen sofort wieder in den wilden Tanz.
"Also weißt du Max. Ich tanze ja geln, das weißt du, abel das wild mil hiel langsam immel unheimlichel. Lass uns gehn."
"Hast recht. Mir gefällt das hier auch nicht sonderlich."
Mühsam bahnten sie sich ihren Weg zurück zur Tür. Wie um ihren geheimen Fluchtversuch aufzudecken, verstummte der Gesang genau in dem Moment als die Wächter die Tür erreichten und alle im Raum, außer Max und Drei, fielen kraftlos zu Boden. Drei war geschockt. Was hatte das zu bedeuten?
Es war mucksmäuschenstill im Saal. Die Leute schienen sie vom Boden aus erwartungsvoll anzustarren. Hätte man in diesem Moment eine Nadel fallengelassen, hätte der Lärm vermutlich das gesamte Gebäude erzittern lassen.
Nervös zupfte Drei an Max' Ärmel. "Max, sag was." flüsterte sie.
Max wollte seine Kollegin nicht enttäuschen und startete einen Versuch. "Sagt mal..." richtete Max das Wort an die Menge. Durch die Stille im Saal wirkte seine Stimme unnatürlich laut. „Kennt ihr auch den Moriskentanz?“
Dem Blick der Gäste nach zu urteilen, war der Schwarze Mann gerade in ein Fettnäpfchen getreten.

Mit einem entschuldigenden Lächeln und bemüht, so ungezwungen und ruhig wie möglich zu erscheinen, verließen die beiden Wächter rückwärtsgehend den Ballsaal. Aller Blicke waren starr auf die beiden gerichtet.
"Max, ich hab das ungute Gefühl die walten auf etwas. Ich hab Angst." flüsterte die Achaterin.
Sie standen noch immer wie gebannt im Türrahmen, mit dem Rücken zur Eingangshalle.
"Lass uns bitte von hiel foltgehen." Drei’s Tonfall wurde immer drängender. "Mil ist kalt, ich bin immel noch ganz nass und ich klieg langsam die Panik. Ich will nach Hause!"
„Ach was, Dlei, keine Angst. Die üben hier vielleicht nur irgendwelche ausländischen Volkstänze, oder so.“ sprach Max in beruhigendem Tonfall. „Außerdem ist das Gewitter noch immer nicht vorüber und den richtigen Weg wissen wir auch noch nicht.“ Entschlossen verschränkte der Schwarze Mann die Arme vor der Brust und blieb weiterhin stehen.
„Abel ich möchte gehen!“ Heftig wirbelte die Wächterin herum. Dabei fiel ihr Blick auf einen großen, hölzernen Kasten der plötzlich in einer Ecke der Eingangshalle erschien.
Zu Tode erschrocken riss sie mit einem mal ihre Augen weit auf. Tonlose Laute des Grauens entrangen sich ihrer Kehle.
Unbeirrt setzte Max fort, „Wohin? Wir haben uns verirrt, Dlei. Ich bin ganz sicher, hier ist nichts wovor du dich fürchten musst, mach dir keine Sorgen. Ich bin ja da.“
Die hochgewachsene Gestalt die unversehens in dem großen Kasten erschienen war, riss nun schwungvoll das eiserne Gitter, das statt einer Tür an dem Kasten befestigt war, beiseite. Ob des Lärms wandte sich auch der Schwarze Mann um.
"WAAAAAAAAAAH!" Max zuckte so heftig zusammen, dass es ihn fast von den Beinen gerissen hätte.

"Hallo ihr beiden Schnuckelchen." Die Stimme der großen, schwarz gelockten und ein wenig zu grell geschminkten Dame, die aus dem Kasten trat, war rau und verführerisch zu gleich. Ein leichter Hauch eines harten Akzents, gleich dem der Rothaarigen, schwang auch in dieser Stimme mit. Sie trug einen glänzenden schwarzen Umhang, der sie komplett einhüllte. Drei hatte sie im Dunkeln für einen Vampir gehalten.
Die fremde Lady stolzierte mit wiegenden Hüften auf die beiden Wächter zu und hielt dem Schwarzen Mann damenhaft die Hand zum Kuss entgegen. Als sie allerdings dessen Klaue gewahr wurde, zog sie sie schnell wieder zurück.
"Mein Name ist Frank Furter. Ich bin der Gastgeber dieser extravaganten Party."
Unbewusst nahm Max Haltung an. "Sehr erfreut, mein Name ist Maximilian R. Schreckt und das ist meine Kollegin Dlei.“
„Dlei Hunglige Mäulel“ verbesserte die Achaterin ärgerlich.
Ohne auf deren Einwand näher einzugehen sprach Max, an den Hausherrn gewandt, weiter. „Wir haben uns in Ankh verlaufen und wurden von dem Gewitter überrascht. Wir wollten uns hier nur ein wenig unterstellen.“
"Oh, ihr ärmsten. Bleibt nur ruhig hier und seid meine Gäste. Heute findet nämlich ein Fest der ganz besonderen Art statt. Amüsiert euch doch ein wenig, wir werden euer Problem dann schon noch lösen. Meinen Assistenten habt ihr ja wohl schon kennen gelernt? Ihr hattet großes Glück, dass er euch überhaupt hereingelassen hat. Er ist ein wenig seltsam Fremden gegenüber, wisst ihr." Antwortete Herr Furter gönnerhaft.
"Velzeihung, Mäm, äh ich hätte da eine Flage.“ Verlegen druckste Drei herum. Doch dann gewann ihre Neugier erneut die Oberhand. „Äääh.. wieso heißen sie Flank? Sie sind doch eine Lady, odel?"
Max konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. In manchen Dingen war Drei einfach so unschuldig wie ein Kind.
"Nein meine Liebe", Frank beugte sich zu der Gefreiten hinab und streichelte ihr sanft über die Wange. "aber ich bin auch kein Mann. Ich bin etwas ganz Besonderes."
Nun war Drei Hungrige Mäuler restlos verwirrt.
"Ihr dürft euch nicht an meinem Äußeren stoßen." Frank sah der Gefreiten tief in die Augen. "Du würdest ein Buch doch auch nicht nur nach dem Einband beurteilen, oder?"
Drei war viel zu verblüfft um antworten zu können.
Frank stolzierte an den beiden Wächtern vorbei in den Festsaal, wobei er an der Tür seinen Umhang kokett fallen ließ.
Der Wächter Kinnladen klappten nach unten.
Ihr Gastgeber war nun nur mehr mit einem knappen schwarzen Höschen und - na war denn das zu fassen - einem glitzernden Korsett bekleidet. Außerdem umhüllten grelle Seidenstrümpfe seine Beine und er trug paillettenbesetzte Schuhe mit gewaltig hohen Absätzen. Die Festgäste, die sich mittlerweile wieder vom Boden erhoben hatten, wichen unter lautem Jubel über sein Erscheinen zurück und öffneten Frank so eine breite Schneise bis zu einem Thron am anderen Ende des Saals.
Der Gastgeber schnappte sich ein Glas mit der violetten Flüssigkeit vom Buffett und schritt auf den Thron zu, nicht ohne dem einen oder anderen Gast freundlich die Hand zu schütteln.
"Kommt ihr beide, amüsiert euch ein bisschen. Wir haben hier für jeden Geschmack die richtige Unterhaltung. Wir haben sogar ein paar alte Steffen Riffs Klicker im Keller, wenn ich mich nicht irre."
Frank setze voraus, dass die beiden Wächter ihm folgen würden und als er sich nach ihnen umwandte, musste er enttäuscht feststellen, dass dem nicht so war. Schnellen Schrittes ging er zu ihnen zurück, fasste sie an den Schultern und schob sie vor sich her in Richtung des Thrones.
Max und Drei waren noch immer viel zu verwundert über das Erscheinungsbild des Gastgebers um Widerstand zu leisten.
Frank setzte sich anmutig auf den herrschaftlichen Stuhl und schwang lasziv beide Beine über die rechte Armlehne. Der Butler und Fräulein Schrill, alias Columbine, nahmen links und rechts von ihm Aufstellung.

"Wir wollen bestimmt nicht unhöflich sein Herr Furter, aber wir können nicht länger bleiben. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und sind müde und durchnässt. Vielleicht könnten sie uns sagen wie man am schnellsten zur Schlechten Brücke kommt?", wandte sich Max an den Gastgeber.
"Ach ja, richtig. Ihr habt euch verirrt. Hach wie romantisch...", Frank seufzte lang und hingebungsvoll. "Warum bleibt ihr nicht einfach über Nacht hier?"
Lautlos äffte der Bucklige seine Worte nach. Er schien mit Franks Vorschlag gar nicht einverstanden zu sein.
"Oder bleibt zumindest auf ein Abendessen."
Columbine leckte sich gierig die Lippen. Sie erweckte den Eindruck, als wollte sie jeden Moment in Franks Wade beißen.
Max sah sich ihm Saal um. Alle Blicke waren erwartungsvoll auf die beiden Wächter gerichtet. Drei schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, tut mil leid, abel wil müssen jetzt wilklich gehen.“ Drei Hungrige Mäuler wandte sich zum Saalausgang.
"Ach kommt, seid keine Spielverderber. Bleibt doch noch ein bisschen. Die Nacht ist noch sooo jung.“ schmollte der Gastgeber. In beschwörendem Tonfall fuhr er fort, „Ich könnte euch etwas ganz Außergewöhnliches zeigen.“
Fragend blickten sich Max und Drei an, Frank hatte ihre Neugier geweckt.
„Einen großen, strammen Burschen mit blonden Haaren und blauen Augen." Frank seufzte erneut, diesmal voll freudiger Erwartung. "Er wurde gemacht, um mich zu ….beschützen. Ihr versteht schon..." Frank zwinkerte den beiden Wächtern kokett zu.
Während die beiden Wächter noch über die Bedeutung des Wortes „gemacht“ nachdachten, erhob sich deren Gastgeber grazil aus dem Thron und legte die Arme um die Schultern von Drei und Max, um sie mit sanftem Druck ein wenig zur Seite zu geleiten. "Wollt ihr eure nassen Kleider nicht gegen etwas Bequemeres eintauschen?“, bedeutungsvoll strich Frank über sein glitzerndes Korsett. Ein anzügliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Eiligst lehnten die beiden ab.
„Schade, aber dann zieht euch wenigstens diese hier über.“ Enttäuscht warf Frank ihnen zwei fleckige Kittel zu, die er auf einem Stuhl fand.

Er wandte sich um, warf verächtlich den Kopf zurück und trat vor die versammelte Gästeschar
Mit lauter Stimme verkündete er, „Werte Gäste, Freunde, Bürger Ankh-Morporks! Heute Nacht haben sie die große Ehre Zeugen eines gewaltigen Durchbruchs jahrelanger Forschungsarbeit zu werden.
Seit wir uns zurückerinnern können, wurde über das Leben von göttlichen Mächten bestimmt. Damit ist es jetzt vorbei! Es war ein Unfall, nur ein kleiner Unfall, der es mir ermöglichte, die Dimensionen zu durchbrechen! Ja, ich habe die Macht! Ich habe die Macht und nun auch den Schlüssel“ er hielt kurz inne um die Spannung zu erhöhen, „den Schlüssel für das Leben selbst!“
Tosender Applaus quittierte Franks euphorische Rede.
Drei wandte sich an den Schwarzen Mann, „Sag mal, Max, wovon splicht Flank da? Welchel Schlüssel und was meint el mit dem Unfall?“
„Keine Ahnung, Dlei, vielleicht erklärt er’s ja noch.“ Max beobachtete abwechselnd den Gastgeber und die jubelnde Menge.
Mit einem kurzen Wink gab Frank seinem Butler und dem Hausmädchen zu verstehen, den roten Samtvorhang hinter dem Thron beiseite zu ziehen.
„Werte Gäste, sehen sie nunmehr das absolut Einzigartigste – mein Meisterwerk!“ Theatralisch hob Frank Furter die Arme und präsentierte das Ding hinter dem Vorhang.
Es sah aus wie eine Badewanne, eine durchsichtige Badewanne, halbgefüllt mit Wasser und rundherum mit unzähligen Phiolen, einem Gürtel gleich, bestückt. Jede der Phiolen enthielt eine andersfarbige Flüssigkeit. Am Kopfende der Wanne befand sich ein Behälter mit Salamandern, von dem ein schwaches Glühen ausging. Daneben lag ein großer Knüppel. In der Wanne lag etwas, das entfernt an eine djelibebische Mumie erinnerte.
Energisch schritt Frank auf das Ding zu, zog sich den grünen Mantel, den Columbine ihm reichte über und wählte eine Phiole mit blauer Flüssigkeit. Er schüttete die Flüssigkeit in die Wanne. Ebenso verfuhr er nacheinander mit gelb-, grün-, rot- und orangefarben gefüllten Phiolen. In dem unförmigen Hauskleid wirkte er wie eine besessene Köchin beim Entwerfen einer neuen Suppenkreation.
Dampf begann in bunten Schwaden über der Wanne aufzusteigen. Mit einem Kopfnicken bedeutete Frank dem Buckligen den Knüppel aufzunehmen. Das Folgende geschah in so schneller Abfolge, dass niemand genau sagen konnte, was tatsächlich passierte. Franks Butler schlug auf den Behälter mit den Salamandern ein, die einen grellen Lichtblitz absonderten*, ein metallisch glänzender Blitz löste sich von irgendwo aus dem wabernden, bunten Nebel, es gab einen ohrenbetäubenden Knall und die Mumie schnellte aus ihrer liegenden, in eine stehende Position.
Freudestrahlend tänzelte Frank Furter um die Wanne, während seine Bediensteten mit Hilfe von Columbine, die Bandagen der Mumie entfernten.
„Oh, nein!“ rief Max erschrocken aus, „Sie töten die Mumie!“

„Oh nein! Sie wickeln sie aus!“ rief Max erschrocken aus, „Die können doch einer Mumie nicht die Bandagen entfernen! Das bringt sie doch um!“
„Max“ Drei Hungrige Mäuler sah ihren Kollegen mit schräg geneigtem Kopf und hochgezogenen Brauen an, „Mumien kann man nicht töten, die sind nolmalelweise schon tot.“
„Aber noch nicht ganz.“ widersprach der Schwarze Mann. Womit er durchaus recht hatte.

Zu der Wächter Verwirrung kam unter den Bandage eine rosige Haut zum Vorschein. Ein blonder junger Mann, großgewachsem mit einem überaus athletischen Körperbau. Frank schritt strahlend auf die verwirrte Gestalt zu und bot eine Hand an um aus der Wanne klettern zu können. Es sah ein bisschen so aus als fürde ein Schimpanse an der Hand herumgeführt.

„Er ist ein Produkt eures außerordentlichen Verstandes, Master“, lobte Riff Raff im Hintergrund.
„Der Sieg eures starken Willens“, fügte Magenta hinzu.
„Er ist ganz ordentlich geworden,“ war Columbine’s Beitrag.
„GANZ ORDENTLICH!“ Frank war entrüstet. „Na ich glaube er ist wohl besser als das.“ Beleidigt führte er seinen „Schimpansen“ zu Drei und Max hinüber. „Na was sagt ihr. Max? Dlei? Wie gefällt er euch?“
Max wusste nicht was er sagen sollte.
„Eigentlich mag ich Männel nicht mit so vielen Muskeln“, gab Drei verlegen zu.
„Ich hab ihn auch nicht für DICH gemacht!“ keifte Frank Furtner zurück.

***


*Siehe Single-Mission „Glückssache oder Andere Länder, andere Sitten“ von Drei Hungrige Mäuler
*Drei Hungrige Mäuler ist der Ansicht, die F.R.O.G. seien die lebensgefährlichste Abteilung der Wache für Menschen, womit sie wohl nicht ganz unrecht hat
* Ein unbeteiligter Beobachter hätte die Ähnlichkeit der Szene mit dem Bild „Zwei Bauern vor dem Tempel“, von Leonardo da Quirm nicht abstreiten können.
*Darüber könnte man durchaus diskutieren
*für die gängigen Verhältnisse Ankh-Morporks
*Manchmal zahlt sich eine fundierte Schamanenausbildung eben durchaus aus.
*Zugegeben, vermutlich handelt es sich um ein solches Tier, da der durchschnittliche Puzuma bekanntlich nur in ziemlich flachem und ziemlich totem Zustand beobachtet werden kann.
*durch den Schrecken, den sie wegen dem wuchtigen Schlag bekamen

Der singende und tanzende Abschaum der Scheibenwelt -Schlaflosigkeit, Chaos, Seife -Der Prolog-

Hier wieder mal ein Prolog einer Story...ich komm wohl nie über das Stadium heraus....
Dies ist der Versuch den Film Fight Club auf die Scheibenwelt zu transportieren.



Träume werden zur Wirklichkeit. Die Wirklichkeit zu einem Alptraum. Der Alptraum zu deinem Leben.


Anmerkung des Autors:

Geschichten passieren eben.

Die wesentliche Leistung dieser Nacherzählung war nicht das Ersinnen eines Plot oder einer Storyline, sondern das Transportieren des Ganzen auf die Scheibenwelt und die Anpassung an unsere Stadtwache.

Hierzu habe ich mir einen meiner Lieblingsfilme ausgewählt und nach ihn Ankh-Morpork transferiert. Das Ganze soll auch das Kapitel der Schlaflosigkeit Robins aus der Welt schaffen....oder gar ihn selbst???

Wer den Film kennt sehe mir nach, dass ich es nicht zu hundert Prozent geschafft habe ihn zu übertragen, da mir meist das technische Gerät Kopfzerbrechen bereitete und ich nicht für Alles und Jedes Dämonen 'erfinden' wollte.

Auch ist diese Geschichte nicht ganz so humorvoll, wie ich es sonst versuche anzustreben, ich wollte einmal einen anderen Weg gehen.

Ein großes Merkmal sind auch die vielen Schnitte und das Hüpfen zwischen den Szenen....es könnte verwirrend werden.....

Einige der ...recht deftig formulierten...... Teile entsprechen nicht gerade einer guten Kinderstube, waren aber meiner Meinung nach unerlässlich für das Stimmungsbild. Wer so etwas nicht lesen will sollte es gleich lassen und nicht weiterlesen.

Ihr lest weiter?....Nun gut.....sagt nicht ich hätte Euch nicht gewarnt.....





Schwärze . . . . .



'Die Leute fragen mich immer ob ich Teiler Schmierseif kenne'



*** Auf einem hohen Dach mit Blick über die große Metropole Ankh-Morpork - Nahe Zukunft***



Ein gut gebauter und dazu noch unverschämt cool wirkender Mann im Alter von etwa 23 Jahren, mit blondem, modisch kurzgeschorenem Haar stand breitbeinig vor Robin Picardo, dem allseits bekannten Dobermann der Abteilung D.O.G.

Ein Bolzen, der in eine Armbrust von Burlich und Starkimarm - Marke Engelsgesang - gespannt war, hinderte den am Boden kauernden Wächter merklich am reden.

Beide Protagonisten schwitzten und auch Ihre Kleidung hatte auch schon einmal bessere Tage gesehen.

Es schien, das der Dobermann dabei war den letzten Funken seines Lebenswillens zu verlieren.

"Wir werden nicht wirklich sterben!!....Wir werden unsterblich sein!!", hauchte Teiler, leicht zu Robin herübergeneigt und den Finger immer noch auf dem Abzug der Armbrust ruhend.

"Oor .. ee..ee ...uh .... aa ......ii ....", nuschelte der Fähnrich undeutlich, denn mit einer geladenen Armbrust im Mund, besser gesagt einem Bolzen der einem auf der Zunge 'liegt', ließen sich nun einmal nur Vokale artikulieren.

Picardo schob den Armbrustpfeil mit seiner Zunge zur Seite.

"Wie Vampire!!!", murmelte Robin nun deutlicher und echter Zorn blitzte in den Augen des Gildenexperten auf.

Ein kurzes, aber heftiges Gerangel brach plötzlich aus, bei dem Teiler dann letztendlich doch die Oberhand gewann.

'Mit meiner Zunge konnte ich wieder jede kleine Furche im Holz des Bolzens ertasten und ebenso das kalte, silbern wirkende Metall der Spitze. Das einzige Geräusch beim Abschuss einer Armbrust war ein leises Twääng, hervorgerufen durch die fast zum Zerreißen gespannte Sehne. Ich vergaß einen Augenblick Teilers Mord-Selbstmord-Ding und fragte mich wie sauber der Bolzen ist.'

Teiler schaute auf die Uhr, die am Türmchen der Uhrmachergilde prangte.

"Drei Minuten!", hauchte Teiler bestimmt.

Robin drehte sich so, dass er Teilers Blick über die Stadt folgen konnte.

'Das Dach auf dem wir standen bot einen tollen Ausblick über die große Zwillingsstadt, würde aber in drei Minuten nicht mehr existieren.

Man nehme 98 Prozent Pulver Nummer Eins, füge einige gute Ratschläge von alten Alchemisten hinzu, eine kleine Formel eines Beschwörers und schon hast du eine der besten Bomben die die Scheibenwelt je gesehen hat. . . . .Ich weiß dies, weil Teiler das weiß.'



Picardo versuchte Teiler ungestüm zur Seite zu schieben und wieder entbrannte ein wildes Ringen um die Vorherrschaft auf dem Dach.

Robin schaffte es schließlich Teiler beiseite zu schieben und warf sich wild auf ihn, so dass beide über das alte Schindeldach zu rollen begannen. Die Armbrust wurde Teiler jäh aus der Hand geschlagen und schlitterte mit einem beleidigtem Knirschen über die Hausabdeckung. Fast zeitgleich hechteten beide nach der Waffe und wiederum war Robins Widersacher der Sieger.

'Das Komitee für die Zerstörung Ankh-Morporks -Projekt Wirrwarr- hatte an vielen wichtigen Gebäuden einige der weiter oben erwähnten 'Überraschungspakete' installiert. Dies war nicht wirklich schwer denn wie jeder weiß ist Ankh-Morpork auf Ankh-Morpork erbaut, so dass es unzählige Gänge und Tunnel unter der Stadt gab und jeder beliebiger Ort unterirdisch erreicht werden konnte.

Das erste Paket zündete ein weiteres, und so weiter und so fort, bis...ja bis der Punkt auf dem wir uns gerade befinden auch nurmehr eine einsame Stelle am leeren Himmel sein wird.'

Teiler riss den Fähnrich unsanft in die Bauchlage und zwang ihn nochmals seinen Blick über die Metropole schweifen zu lassen.

"Das ist deine Welt!. . . . . Zwei Minuten", schrie Teiler und zog Picardo zu seinem Brustkorb hoch.

'Zwei Minuten;. . . . und ich wunderte mich wie ich hier her kam.'

Für einen Moment verschwamm die Szene und damit vor allem Teilers Brust vor den Augen unseres Wächter.



***



Robin öffnete die Augen und stellte fest, dass sein Kopf fest zwischen den großen steinernen Brüsten eines moosbewachsenen Trolls 'festgeklemmt' war.

Der Troll sah verhältnismäßig jung aus, soweit der Dobermann dies beurteilen konnte. Seine Arme hatte er wie unbarmherzige Schaubzwingen um Picardos Körper geschlungen.

Tropfen für Tropfen fiel das trollische Äquivalent von Tränen auf Robins Hemd.

Der Dobermann versuchte halbherzig und mit wächsern wirkender Miene die freundschaftliche Umarmung 'zurückzugeben', was aber wahrscheinlich durch den Troll gar nicht wahrgenommen wurde.

'Dieser Troll hatte äußerst unsympathische Moosflechten!'

Offensichtlich befand sich Robin in einem Nebenraum irgendeines der vielen omnischen Gemeindezentren. Eine Stuhlkreisgruppe von Männern, verschiedenster Spezies und Daseinsformen, standen engumschlungen beieinander.

Einige weinten, einige flüsterten und wiederum anderer standen still in ihrer innigen Umarmung.

Picardos Blick schweifte zur Eingangstüre an der ein hastig geschriebenes Papierschild mit der Aufschrift 'Männerselbsthilfegruppe für magische, andere abnorme Krankheiten und sonstige Probleme -Wir stehen zusammen !!!-' angebracht war

'Dies war also eine dieser Selbsthilfegruppe für Männer und der auf mich weinende Fels hieß Tephrit.'

"Ich meine eigene Steinbruch hatte!", jammerte Tephrit.

"Ich weiß! Dein 'Laden' war sogar bei Nicht-Trollen bekannt.", der Offizieranwärter hoffte nicht zu viel Mitgefühl in seine Stimme gelegt zu haben, denn er wollte den Steinhaufen nicht zu sehr ermutigen.

'Tephrit, das Dümmste was die Natur mit Silizium anstellen konnte, erzählte mir immer und immer wieder seine Lebensgeschichte'

"Wir sein doch noch immer Männer! Die Gesellschaft akzeptieren muss, dass wir da!", grollte Tephrit.

"Ja! Wir sind Männer! Echte Männer", bestärkte Robin seinen Gesprächspartner.

'Tephrit heulte. Das Flechtenproblem verfolgte ihn nun seit sechs Monaten. Dann die darauf folgende alchemistische Therapie um der Krankheit Herr zu werden, machten ihn handzahm und weinerlich wie eine versteinerte Mimose. Da stand ich nun...zwischen den bemoosten Titten eines weinenden Trolls und dachte daran, dass er auf einer Grasfläche bestimmt gut getarnt wäre. ....... Leider waren dies nicht die erwünschten Flechten von Trollen, sondern anscheinend eine Abart, die bei anderen der steinernen Gesellen eher Ekel und Abscheu hervorruft.'

Der Troll hob den Wächter ein wenig an, schaute inbrünstig in seine Augen und begann zu zitieren.

"Nur Flechten sein. Nur einfache Pflanze die wachsen auf Stein. Nichts ausmachen dem Leben von Tephrit!", der Leiter der Gruppe trat einen Schritt vor und räusperte sich.

"OK alle zusammen! Gruppenumarmung!!!"

Robin fand sich in einem Meer von umherwogenden Armen wieder und machte gute Miene zum bösen Spiel.

'Aber warten Sie! Setzen wir ein wenig früher in der Geschichte ein!'



*** Drunter und Drüber - Nacht ***



Wie ein geschundenes Stück Vieh lag Robin allein auf dem Himmelbett. Vereinzelt drangen Stimmen andere Wächter und der Näherinnen durch die dünnen Wände des Drunter und Drüber an die Ohren des Dobermannes. Eine Fliege krabbelte keck an seiner Wange nach oben und der halbherzige Versuch sie zu erschlagen scheiterte kläglich.

'Seit sechs Monaten!! Ich schlief schon seit sechs Monaten nicht mehr!!!'



*** Eine Hinterhofpraxis -Tag ***



Robins Augenringe nahmen langsam bedrohliche Ausmaße an und gingen schon in eine tiefschwarze oder mitternachtsblaue Farbe über. Sie konnten beinahe ihre eigene Spezies bilden und einen unabhängigen Staat gründen. Besonders 'schön' hoben sie sich von seinem nun blassen Teint ab.

Ein Arzt mit schmuddeligem weißen Kittel und ebenso ungepflegten Haaren untersuchte gelangweilt den Dobermann in einem ebenso schmierigen Untersuchungsraum.

Die ehemals weißen Wände waren schmutzig grau, nur unterbrochen von bräunlichen Spritzern die (hoffentlich) auf getrocknetes Blut schließen ließen.

"Nein! Man kann an Schlaflosigkeit nicht sterben!", leierte der Mediziner beinahe maschinell herunter.

"Aber beinahe! Schauen sie in mein Gesicht!!!!", pure Verzweiflung schwang in Robins Stimme.

"Sie müssen nur Ihren Kopf freibekommen!", der Arzt tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

"Können sie mir was dagegen geben?", fragte Robin.

'Kleine blau-rote Pillen, ankh-grüner Saft,..Zäpfchen.....egal irgendwas!!!!'

"Sie brauchen gesunden, natürlichen Schlaf. Kauen sie Lavendelwurzel und machen ein paar Leibesübungen an der frischen Luft!", sagte der Heilkünstler ohne merkliche Emotionen weiter.

'Frische Luft...Ha Ha Haaa!!'

Mit leichtem, aber unnachgiebigen Druck, schob der Doktor Robin in Richtung des Ausgangesund schaute sich gleich wieder einem anderen Patienten um.

"Doktor, ich leide!!"

"Sie wollen echtes Leid sehen?? Dann gehen sie zur Omnischen Mission zu einer der Selbsthilfegruppen!", endete der Arzt ruppig.

Geknickt entließ er den Wächtern in die düsteren Gassen Ankh-Morporks.



***Omnianisches Gemeindezentrum - Nacht***



Robin starrte auf die eine Gruppe von Männern verschiedenster Arten, eingeschlossen Tephrit, die alle einem blassen Mann mit spitzen Fangzähnen und festlicher Abendgarderobe lauschten.

"Ich wollte immer Lehrer an einem Mädcheninternat werden...... und nun schaut mich an.

Der Vampir lächelte zuerst unglücklich und verlegen , brach dann aber in Tränen aus.

Robin atmete tief durch.

"So und nun suchen wir uns alle einen Partner!", sagte der omnische Priester, der offensichtlich der Leiter oder besser Aufseher, der Gruppe war.

Tephrit steuerte geradewegs auf Robin zu, ganz so wie ein junges Hündchen seinem Herrn wohl folgen würde. Picardo betrachtete ihn und legte als Bonus eine satte Ladung Anteilnahme in seine Miene.

'Kleiner flechtiger Troll mit Tränen in den Augen und winzigen, tapsig wirkenden Schritten.'

Wiederum folgt eine wuchtige Umarmung.

'Bei der mir beinahe das Innere nach Außen gekehrt wurde.'

"Zwei Kiesel ich habe und sie sich nicht bei mir melden!", donnerte Tephrits Stimme wie ein Steinschlag.

'Fremde mit einer solchen offenen Ehrlichkeit, machen mich schwach und ich bekomme weiche Knie!'

Tephrit begann erneut zu flennen und barg seinen Kopf auf Robins Schulter, was unheimlich lächerlich und ein wenig surreal aussah, denn der Troll überragte den Wächter um einiges.

Der Gildenexperte sackte leicht in die Knie.

'Ich verlor mich in wohliger ungewohnter Wärme dunkel, still und einfach komplett.

Der ehemalige Arzt und Bader schlang seinerseits so gut es ging die Arme um den Troll und begann zu heulen und zu schluchzen.

'Das war Freiheit! Alle Hoffnungen und Träume zu verlieren war die absolute Freiheit'

Robin trat einen Schritt von den massigen Troll zurück. Auf dem Bauchteil der Alltagskleidung war ein nasser Gesichtsabdruck Robins.



***Drunter und Drüber - Himmelbett***



'Babys könnten nicht besser schlafen.'

Schnarchend und mit sichtlichem Genuss lag der Alchemistenexperte in dem großen Himmelbett.

Die Balken des anrüchigen Hauses wären im metaphorischen Sinne beinahe durchgesägt worden und es war eine Wohltat den Dobermann nach so langer Zeit wieder einmal so zu sehen.

Selbst Mina, die fleischfressende Topfpflanze des DOG's, hatte eine zufriedene Miene aufgesetzt und schnappte sich ein unvorsichtiges Mäuslein, dass den Fehler beging zu nahe an ihrem Topf vorbeizuschleichen.

'Ich wurde süchtig!



***Zurück in der Missionsstation***



Picardo warf sich beinahe in einen weiteren Gruppenumarmungspulk von kranken Männern und .....Wesen. Eine Umarmung folgte der nächsten, ungeachtet von Äußerlichkeiten und sonstigen Grenzen oder Schranken.

'Ich sagte nie irgendwas und die Leute vermuteten, dass ich am Schlimmsten von Ihnen dran wäre. Wenn sie weinten, dann weinte ich umso heftiger.'



***



Die Sitzungen, egal in welcher Selbsthilfegruppe, die von den fleißigen omnischen Missionaren ausgerichtet wurden, waren nun ein Teil von Robins Lebens und bestimmten sein ganzes Nicht-Wächterdasein.

'Es war nicht das Sterben oder Kranksein-Ding, es wurde zum meinem kleinen und warmen Zentrum, während die Welt da draußen verrückt spielte.'

"OK, jeder schließt seine Augen", begann der namenlose Gruppenleiter zu leiern. "stellt euch euren Schmerz als kleinen weißen Ball aus heilendem Licht vor. Geht den geheimen Pfad in euch hinab zur der Höhle und werdet eins mit eurem Krafttier...."

Langsam wanderte der Dobermann einen schneebedeckten Weg hinab und betrat seine Höhle. Glitzernde Eiszapfen zierten die kalten Wände und warfen verzerrte Abbilder seines Gesichtes zurück. Auf einem schneebedeckten Podest saß ein Pinguin und . . .lächelte...

"Gleite!", hauchte der Pinguin und rutschte davon.



***



Fast freundschaftlich verabschiedete sich der Gildenexperte von seinen neugewonnen Bekannten und schlenderte beschwingt die dunklen Passagen entlang, bis er das heimische rote Leuchten des Boucherie Rouge sah.

'Jeden Abend starb ich und jedes Mal wurde ich wiedergeboren.'



***Wieder in der Omnischen Mission***



Robin versank immer noch in der Umarmung seines neugewonnenen Siliziumfreundes.

'Tephrit liebte mich, denn er dachte ich hätte ähnliche Probleme wie er. Hier zu stehen, mein Gesicht versunken zwischen seinen steinernen flechtigen Brüsten (spärlich von Stoff bedeckt), fertig zum Weinen - das war mein Urlaub!'

Eine schwarzhaarige Frau mit großen, dunklen Puppenaugen, die erst auf den zweiten Blick attraktiv und dennoch ein wenig billig wirkte, betrat den Raum und zog alle Blicke der Anwesenden auf sich.

Musternd untersuchte sie den Raum.

"Ist das die Selbsthilfe!", fragte Marlene niemanden bestimmten.

Langsam führte sie eine Zigarette an ihre vollen Lippen und zog, beinahe obszön, daran.

Alle Augen richteten sich auf sie und blickten fassungslos.

Selbst der Priester war peinlich berührt, aber schritt nicht ein.

'Und SIE ruinierte alles!'



***



Alle standen pärchenweiße in dem spartanisch eingerichteten Raum beisammen.

Kurze, gezwungene und unangenehm berührte, Gesprächsfetzen waren zu hören.

Picardo stand immer noch Arm in Arm mit dem Troll Tephrit und schaute mühsam unter dessen massiger Schulter hindurch.

In seinen Augen brannte die Wut.

'Lügnerin! Betrügerin! LÜGNERIN!!!'

Marlene stand alleine an die graue Wand gelehnt und pustete gelangweilt bläuliche Rauchringe in die Luft.

'Dieses. . . .Mädchen, Frau...wasauchimmer. . . .Marlene Sänger. . . .hatte keine . . . .Männerprobleme. Sie hatte gar keine Krankheiten. Sie war eine Lügnerin. Ich sah sie in der Integrationsproblemgruppe für Untote am Montag, meiner Gruppe! Ich schminkte mich bleich um reinzupassen, aber selbst das hatte diese Frau wohl nicht nötig.'

In einer Pause sah Robin Marlene wieder am Rande einer Gruppe sitzen und unbeteiligt Löcher in die Luft starren. Wie üblich glimmte eine nikotinbraune Zigarette zwischen ihren vollen Lippen vor sich hin.

Gemessenen Schrittes, nicht zu schnell, steuerte der Gildenexperte auf die junge Frau zu.

'Marlene - die große Touristin des Elends. Diese Betrügerin! Mit ihr hier zusammen, wurde auch ich zum Schwindler. Ihre Lügen sind wie ein mir vorgehaltener Spiegel. ....Wenn sie hier war konnte ich nicht weinen.'



*** Boucherie Rouge - AL-Büro***



Vollkommen bekleidet lag Robin im Himmelbett und starrte an die Decke.

Gedankenverloren schlug der Fähnrich nach einer dicken Schmeißfliege die sich in sein Zimmer verirrt hatte.

'Wieder einmal konnte ich nicht schlafen'

Künstliches Kichern der Näherinnen aus dem Erdgeschoss drang an sein Ohr.

Hinzu gesellte sich das raue Husten ihrer Kunden und von Zeit zur Zeit hörte er auch das leise Schlurfen einer seiner Wächter oder Bernedetto Besens in den Fluren.

Jedes Knirschen, jedes Knarren war wie ein Paukenschlag in den Ohren des Dobermanns. Selbst das Kratzen der Schaben unter und in der Matratze hörte sich wie eine Kakophonie des Grauens an.

Mühsam raffte sich Robin hoch und rieb mit beiden Händen sein müdes Gesicht.

Suchend kramte er am Boden nach einem Aktenblatt aus dem Gildenregister.

'Ich wurde ein Sklave der Gilden. Es gab nichts was ich nicht über diese Organisationen Ankh-Morporks sammelte. Kleine Gildenausweise, Todesanzeigen, allgemeine Nachrichten. Wenn uns ein neuer Eintrittsantrag zugespielt wurde musste ich ihn sofort in RegGil einsortieren. Ich musste alles haben! Den neunen Gildenschal der Assassinen....das Witzbuch der Narren....All dies definierte mich als Wächter der Abteilung DOG und Mitglied der Stadtwache.'

Das Gefühl mit einer lebenden Person zu reden, bäumte sich wie ein Wildpferd im Inneren Robins auf und wurde stärker und stärker. Leopold von Leermach war zur Zeit auch kaum noch zu sehen, was der Wächter durchaus schade fand.

Das mit Büchern vollgestopfte Zimmer mit den dunkeln Vorhängen wirkte leer.

'Dieses mal beim Selbsthilfetreffen-geführte Meditation- dem kleinen weißen Ball der Heilung aus Licht, wenn wir unsere Chackras geöffnet haben, wenn wieder Umarmungszeit ist. . . .schnapp ich mir diese kleine Schlampe Marlene Sänger, drücke sie an die Wand und sage:....'

"MARLENE du Lügnerin. . .du . . .du Elendstourist. . .Verschwinde!!!!", die Worte Picardos hallten kalt von den Wänden des himmelblauen Knahbenzimmers wieder und riefen eine leises Klopfen an der Wand hervor, das von seinen Zimmernachbarn herrührte.



***



Müde saß der Dienststellenleiter in seinem Büro, dem Drunter und Drüber.

Zäh floss sein Blick über die vor ihm liegenden Aktenstapel.

In einer Ecke standen immer noch zwei Kartons seines Vorgängers und Ausbilder Daemon und trotz seiner körperlichen Abwesenheit wusste Robin genau, dass dieser jeden seiner Schritte peinlich genau verfolgte.

'Wenn man an Schlaflosigkeit leidet ist nichts real. Alles wirkt wie weit entfernt. Wie eine Ikonographie von einer Ikonographie einer Ikonographie. Wie schaler Haferbrei zum Frühstück...'

Dumpf nahm Robin einige DOG's wahr, die mehr oder weniger emsig durch die dunklen Gefilde des DOG-Hauptquartiers huschten.

Das AL-Büro war mehr praktisch eingerichtet als gemütlich, funktionell aber immer noch kalt, da half auch das große Bett nichts, dass Robin unter Mühen hergeschafft hatte.

Schwungvoll betrat Patrick Nichts den Raum des Fähnrichs und salutierte eher lasch, denn vorschriftsgemäß.

'Es muss Dienstag sein, denn er trägt seinen mitternachtsblauen Mantel.'

"Sör, du wirst draußen gebraucht. Ein paar rote Flaggen abarbeiten!", sagte der Husky mit einem verschmitzten Augenzwinkern.

Rote Flaggen war das interne Codewort der DOG's für Stellen in der Stadt, an denen im wahrsten Sinne des Wortes die Kac....Exkremente am dampfen war.

"Ich habe andere, wichtigere, Dinge zu tun!", der Gildenexperte hoffte nicht zu weinerisch zu klingen.

"Kommandeur Ohnedurst sagte irgendetwas von höchster Priorität!", erwiderte Nichts lax während Robin Interesse vortäuschte.

'Ohnedurst . . . hatte heute wohl schon seinen Knollensafteinlauf.'

Der Lance Korporal wandte sich ohne weiteren Gruß und verschwand in der Düsternis des Flurs.

'Wenn man an Schlaflosigkeit leidet, dann bist du niemals richtig wach und du schläfst aber auch nicht wirklich.'



*** Die Missionskirche - Nacht ***



Robin betrat den kahlen Versammlungsraum und wurde bereitwillig von anwesenden Gruppe aufgesogen.

Dieses Mal war es eine gemischte Gruppe von Frauen und Männern die hier Ihre Probleme besprachen, auf Erlösung hofften.

Der kleine omnische Pfarrer ergriff das Wort.

"Hallo Brüder und Schwestern im Geiste!", begann der Pfaffe tragend, während der Offizieranwärter den Raum betrat und sich von der Menge umschließen ließ. " Dies ist Chloe..", Robin hörte gar nicht mehr richtig zu als die blasse Frau ans Rednerpult trat, denn er hatte nur noch Augen für die Lügnerin Marlene, die selbstgefällig auf einem der Stühle in der hinteren Reihe saß.

"Danke Chloe!", die kränkliche Dame hatte ihren Monolog über ihre Leiden beendet und der Priester ergriff wieder das Wort. "Kommen wir zur Meditation! Geht den geheimen Pfad in euch hinab zur der Höhle und werdet eins mit eurem Krafttier...."

. . . .Langsam wanderte der Dobermann einen schneebedeckten Weg hinab und betrat seine Höhle.

Glitzernde Eiszapfen zierten die blauen, kalten Wände. Auf einem schneebedeckten Podest saß ......Marlene mit einer Zigarette im Mund, blies lasziv Rauch in Robins Gesicht und . . . . .lächelte

"Gleite!", hauchte Marlene......

Sofort war der Dobermann wieder im Hier und Jetzt.

Lauernd drehte er sich um und erblickte Marlene. Die Augen geschlossen und rauchend.

"Gut!", beendete der Omnier die Meditation. "Paarweise nun zusammen. Jeder sollte sich jemanden Besonderen wählen!"

Alle standen auf und huschten durch den Raum um sich einen Partner zu suchen.

Picardo sah seinen fleischgewordenen Alptraum direkt auf sich zukommen, trotzdem lächelte er und zischte ihr im vorbeigehen ins Ohr.

"Wir haben zu reden!"

"Oh - kay...sicher.", antwortete Marlene wenig beeindruckt während Robin sie am Unterarm packte und in den hinteren Bereich des Raumes zog.

"Du bist eine Betrügerin! Du stirbst nicht!", Picardo versuchte seine Stimme im Zaum zu halten. "OK im philosophischen Sinne sterben wir all irgendwann, aber nicht so wie Chloe!", der Wächter deutet auf die blasse Frau die die "Begrüßungsansprache" gehalten hatte.

"Mach mal halblang!", begann Marlene lakonisch. "Du stirbst auch nicht....Kornelius"

'Bei den Selbsthilfegruppen benutzte ich nie meinen richtigen Namen'

"Das sind meine Gruppen! Ich habe sie gefunden!", der Wächter klang ein wenig bemitleidenswert.

"Lasst einander teilhaben!", die Stimme drang unterbewusst an Robins Ohr und der Wächter nahm, einem konditionierten Reflex gleich, Marlene in die Arme und legte den Kopf auf ihre Schulter.

"Ich sah dich das üben."

"Was?", fragte Picardo ungläubig nach.

"Das hier!", die junge Frau zuckte leicht mir der Schulter auf der der Kopf des Dobermanns lag. "Läuft es so gut wie du dachtest?"

"Ich werde dich bloßstellen!", Hass schwang unüberhörbar in der Stimme des Gildenexperten mit.

"Versuchs!"

"..und jetzt weint.", befahl der Mediator.

Nun legte Marlene auch den Kopf auf die Schulter von Robin und tat so als ob sie weinte.

"Ich hab in diese Gruppen viel Zeit und Energie gesteckt!", begehrte der Wächter auf.

"Muss hart sein, dann von mir als ebenso großer Lügner dargestellt zu werden!", entgegnete Marlene ohne großartig zu erkennende Gefühlsregungen. "Warum bist du hier?", fragte Marlene ansatzlos nach.

"Und du?", konterte Picardo die Frage mit einer Gegenfrage.

"Wenn die Leute denken du stirbst oder bist schwer krank, dann hören sie dir zu anstatt darauf zu warten ab wann sie nun dran sind zu sprechen.

"Ich fühlte mich schlecht und bin einfach einmal zu einer Gruppe hingegangen um mir das Ganze und dann ging ich zu einer anderen ...dann wieder zu einer anderen. . . Sterbende Leute sind so . . .lebendig.", philosophierte Marlene.

"Es wird eine Sucht!", ergänzte Robin.

"Ja", hauchte die dunkelhaarige Frau rau.

"Hör zu!", begann der Wächter. "Ich kann nicht zu einer Gruppe gehen bei der ein Betrüger anwesend ist!"

"Ich ebenso wenig!", die Antwort klang schnippisch.

"Lass und die Woche aufteilen!", das war die beste Möglichkeit.

Der Priester war soeben mit dem Schlussgebet fertig und das ungleiche Paar machte sich daran das Gemeindehaus zu verlassen.

"Du kannst zu der Hausfrauengruppe und zu Tuberkulose gehen.", schlug Picardo vor.

"Nicht Tuberkulose!", unterbrach ihn Marlene. "Das kommt mit meinem Rauchen nicht so gut:"

"Aber die Männergruppe gehört mir!.", sagte der Wächter.

"Warum? Technisch gesehen bin ich mehr Mann als du!"

"Mach keine Späße!", war die rüde Entgegnung des Dobermanns.

"OK, dann bekomme ich aber die Gehirnparasiten!"

"Du kannst nicht alles haben!", schmollte Robin.

Nach weiteren zehn Minuten harter Diskussion war die Woche aufgeteilt und Robin schaute der jungen Frau hinterher wie sie in einer der dunklen und schmutzigen Gassen der Stadt verschwand.

"Lebwohl!", rief Robin der Betrügerin hinterher.



***



'Du wachst in irgendeinem Vorzimmer einer Gilde auf...'

Einige DOG - Wächter stritten sich offensichtlich mit verschiedenen Gildensekretären, nur dumpf drang das Gekeife an die Ohren Picardos.

Alles verschwimmt....



*** Sirupminenstrasse- Dämmerung ***



Schauplätze zogen an einem vorbei und in der nächsten Minute wachst du an einem anderen Ort auf.

Wächter-, Täter- und Opfergesichter vermischen sich zu einem undefinierbaren Brei vor dem geistigen Auge.

Schlaffe Befehle und Anordnungen, bei denen es einem egal ist ob sie erledigt werden oder nicht, wurden durch dümmliches Lächeln quittiert.

'Schmale Straße, Ankh-Morpork. Du verlierst eine Stunde, du gewinnst eine Stunde. Das ist dein Leben ....

Wenn du zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort aufwachst, könntest du dann eine andere Person sein?'

Langweilige Ermittlungsarbeit, die oftmals nur Papierkram war, bestimmte das berufliche Leben des Fähnrichs.

Alles durch einen grauen Schleier zu sehen, machte die Sache nicht besser.

Tägliche Besprechungen, ob im Haupthaus oder im Boucherie Rouge wurden zur endlosen Qual.

'Die Leute die ich traf, nannte ich 'portionierte Freunde'. Zwischen zwei Tatorten hatten wir unsere gemeinsame Zeit und sahen einander dann nie wieder.'

Das Gildensystem in der großen Stadt Ankh-Morpork konnte man durchaus als pervers bezeichnen.

Wenn einem einmal der Gildenstatus verliehen wurde war beinahe alles legal, Hauptsache eine Quittung wurde ausgestellt und Gebühren wurden ordnungsgemäß an den Patrizier abgeführt.

Bezahlte Morde waren legal, Diebstähle und Raub auch. Sogar das Schneidern von Bekleidung wurde in das System gezwängt, dass sich seit einigen Jahren zu bewähren schien.

Schnell konnte man bei Ermittlungen mit seinem eigenen Leben bezahlen und manchmal wünschte sich dies der Dobermann.

Ein kurzer Schnitt, sprudelndes dunkelrotes Blut und ein zufriedener Gesichtsausdruck während er langsam in die Arme des Todes gleiten würde.

Oft malte sich Picardo eine solche Szene in seiner Fantasie bildhaft aus.

'Immer die selbe Fantasie, aber nie genügend Glück!'

Müde schloss Robin seine Augen und hoffte doch noch eine Sekunde Schlaf ohne Träume zu erhaschen, als eine nahe Stimme diese Hoffnung jäh zerstörte.



"Es gibt drei verschiedene Wege Brandpaste herzustellen. Der Erste, man mixe zu gleichen Teilen Lampenöl mit Orangensaft.", Robin drehte sich lächelnd zu der noch körperlosen Stimme um und erblickte einen jungen Mann mit modischem Haarschnitt und freundlichem Gesicht. Ohne sich zu dem Wächter zu drehen redete er weiter. "Zweitens! Gleiche Teile Kerzenfett und Schnappers sprudelndes Erfrischungsgetränk und drittens, mal löse Katzenstreu in Öl auf und schüttelt das ganze bis die Mixtur zähflüssig wird."

Das Lächeln des Dobermanns verblasste ein wenig, aber der Mann drehte sich nun zu ihm um, grinste und reichte dem Wächter seine Hand zum Gruß.

'So traf ich. . . . . '

Robin ergriff die ihm angebotene Hand und drückte sie sanft.

"Teiler Schmierseif! Weißt du warum sie immer Quittungen ausstellen?", Robin betrachtet den vor ihnen liegenden Toten. Aus dessen Hemdtasche prangte die altbekannte Assassinenquittung.

"Um eine angemessene Buchführung sicherzustellen!?", gab Robin zurück.

"Messerscharfe Antwort!", konterte Teiler. "Es beruhigt ihr Gewissen und lässt es geschäftlich aussehen!"

Teiler schnappte sich die Quittung und schauspielerte so, als ob er sie angestrengt ausfüllen würde.

Robin lachte und war gebannt von dem Mann und seiner Vorführung.

"Was machen Sie so?", fragte der DOG-Ermittler neugierig; es kam ihm nicht komisch vor ,dass ein Unbefugter sich hinter der Absperrung befand.

"Was wollen Sie das ich mache?", fragte wiederum Teiler.

"Ich meinte, wie verdienen Sie sich Ihren Lebensunterhalt?", soviel Scharfzüngigkeit war Picardo nicht gewohnt von seinen Gesprächspartnern.

"Warum?", fragte Schmierseif: "Damit Sie arschkriecherisch sagen können 'Oh toll!!', drauf geschissen!"

Diese herzerfrischende Ehrlichkeit entlockte dem müden Wächter ein lautes Lachen.

Der Gildenexperte schaut an seiner Flanke zu seiner Tasche hinunter.

"Wir haben den selben Beutel!", stellte er fest.

Teiler zog seine Tasche an der Schlaufe vor seinen Körper und öffnete sie.

Während des Geräusches, dass durch das Öffnen verursachte wurde, fragte sich der Wächter kurz was wohl darin ist.

Schmierseif griff behände in den Behälter und 'zauberte' zwei sauber eingewickelte Stück Seife hervor.

"Ich produziere und verkaufe Seife.", immer noch zog Teilers Lächeln Robin in seinen Bann.

Teiler streckte dem Gildenexperten eines seiner Produkte entgegen und Robin begutachte es.

"Wenn man bei der Seifenproduktion ein kleine weitere Zutat hinzugibt, dann bekommt man einen Stoff der Pulver Nummer Eins hundertmal in den Schatten stellt. Mit genügend Seife könnte man die Scheibenwelt in die Luft jagen!", referierte Teiler.

Robin betrachtete nun etwas nervöser die ihm dargereichte Seife, lachte aber und reichte das Stück zurück, während er ungläubig mit dem Kopf schüttelte.

Teiler verstaute die Seife umständlich in seiner Umhängetasche und zückte mit der selben Bewegung eine Visitenkarte die er Robin reichte.

Picardo überflog sie kurz und sagte:

"Sie leben in den Schatten?"

"Ja!", war die kurze Antwort Teilers.

"Ich auch!", Teiler klappte die Tasche wieder zu und nickte.

"Entschuldigen Sie mich!", der Seifenverkäufer wandte sich zum Gehen.

"Wir sollten uns irgendwann einmal treffen!", begann Robin. "Sie sind der interessanteste 'portionierte Freund' seit langem!

Teiler quittierte das Kompliment mit einem schmalen Lächeln.

"Wir werden sehen!", Schmierseif hob die Hand als letzten Gruß und verschwand in einer der vielen dunklen Gassen, während Picardo sich wieder um den langweiligen Toten kümmerte.



*** Auf dem Weg ins Boucherie -Feurio ***



Gemächlich schlenderte der Dobermann durch die Straßen der Schatten.

Schon lange brauchte er nicht mehr allzu viel Furcht vor etwaigen Überfällen zu haben.

Natürlich diente das Boucherie Rouge quasi als verdecktes Wachhaus am Pulse der Kriminalität, aber die Schattenbewohner waren auch nicht die Dümmsten und wussten inzwischen wer zur Wache gehörte und wer nicht.

Trotzdem hing der Gildenexperte immer noch seinen philosophischen Denkansätzen nach und sog die typische Ankh-Luft tief in seine Lungen.

'Es könnte alles schlimmer sein! Das Leben konnte schlimmer sein!...Eine tezuamische Spinne könnte zum Beispiel ihre Eier unter deiner Gesichtshaut ablegen, während sich dann kurze Zeit später die Larven durch dein Gewebe fressen und irgendwann einmal Babyspinnen aus deiner Unterhaut das Tageslicht erblicken!'

Von weitem sah der Dobermann schon das übliche rote Schimmern des verruchten Gebäudes, aber dieses mal war es ein anderes Rot, ein gänzlich falsche Farbe, die alarmierend wirkte.

Als der Fähnrich um die nächste Ecke bog, bot sich ihm ein unikales Bild.

Einige Wächter seiner Abteilung sperrten den Bereich von Schaulustigen ab, während einige Gildenmitglieder der "Nicht-ganz-so.freiwilligen-Feuerwehr" einen Brand im zweiten Obergeschoss löschten.

Verkohlte Büroeinrichtungen und einige stark in Mitleidenschaft gezogene Bücher lagen in großen Löschwasserpfützen.

Kleine Flammen loderten dort, wo sich ehemals das Drunter und Drüber befunden hat, oder besser ausgedrückt dessen Fenster.

Knappe Befehle wurden gebellt, die immer wieder von dem Geräusch splitternden Holzes untermalt wurden.

'.....oder wenn eine Explosion all deine Sachen auf die Straße schleudert, natürlich nur dein Hab und Gut!!! Ein kleiner hässlicher und räumlich begrenzter 'Krater'!!'

Wie vom Blitz getroffen stand der Offizieranwärter da und schnappte nach Luft, wie ein bedauernswerter Karpfen an Land.

'Solche Sachen passieren eben.... '

"Da ist nichts mehr zu retten!", stellte ein rußverschmierter Patrick Nichts fest.

Robin trat einen Schritt näher an das noch halblodernde Inferno.

"Du kannst da nicht rein!", stellte der Husky fest. "Sie löschen erst und dann wird sich SUSI damit beschäftigen!"

"...."

"Hast du jemanden bei dem du schlafen kannst?", fragte Nichts, während er seinem Chef die Hand auf die Schulter legte.

Immer noch geschockt blickte Robin Picardo auf die am Boden verstreuten Habseligkeiten aus dem Abteilungsleiterbüro, während herumliegende Glassplitter knirschende Geräusche unter seinen Stiefeln verursachten.

"Sicher!", antwortete der Wächter stumpf und ließ die Szene hinter sich.

'Später teilten mir die Ermittler von SUSI mit, dass sich irgend eine Chemikalie wohl entzündet hatte und das ganze Büro in Brand gesetzt hatte. Genügend Nahrung für die Flammen war durch die Bücher und Unterlagen vorhanden.'

Ziellos und wie betäubt streifte der Wächter durch die Schatten.

Wo sollte er schlafen......leben.....was würden seine Vorgesetzten zu der Geschichte sagen.....was würde SUSI ermitteln?

Gedankenverloren griff Robin in seine Hosentasche und beförderte die Visitenkarte von Teiler ans Tageslicht.

'Teiler Schmierseif. . . .Rette mich'



Picardo ging beinahe mechanisch durch die Gassen und stand irgendwann plötzlich vor einem alten Gebäude

Robin klopfte zaghaft an die alte Türe.

"Hallo?", fragte Robin das alte Holz des Tores und nach einiger Zeit antwortete eine Stimme aus dem Inneren des Hauses.

"Wer ist da?", war die Antwort.



***Hargas Rippenstube-Nacht***



Gelbe Fettschwaden durchzogen zäh das kleine Restaurant und schon nach kurzer Zeit rochen alle Gäste genauso wie ihr Essen...oder das Essen von vorletzter Woche....

Robin und Teiler saßen an einem kleinen Tisch im hinteren Teil des sogenannten Restaurants.

Fünf betrunkene Typen schafften sich eine 'verzweifelte' und vor allem fettige Grundlage in der Hoffnung das Unvermeidliche noch zu umgehen, während sie lallend feixten und herumalberten.

"Du sammelst also alles über Gilden . . . . Du sagst dir, das wird der letzte ikonografierte Mitgliedsantrag sein den du brauchst. Alle Informationen, alle Bücher am rechten Fleck. Nachgestellte Experimente. . .So füllst du dein Leben aus!", resümierte Schmierseif, während er an einem Erfrischungsgetränk nippte.

"D....Das kommt so hin.", Robin war wiederum erstaunt über die Scharfsichtigkeit seines neugewonnenen 'portionierten' Freundes.

"Und nun hat sich alles in Asche verwandelt und du hast nichts mehr:"

"Kann man so sagen.", so durchschaut zu werden war sehr unangenehm.

"Aber nun sitzt du hier und findest, dass dir hätte nichts besseres passieren können.", Schmierseif nahm einen größeren Schluck aus dem Glas.

"Jaaa!", es war wie eine Befreiung.

"Hast du eine Familie bei der du unterkommen kannst?", fragte Teiler.

"Nicht hier in Ankh-Morpork.", antwortete der zimmerlose Gildenexperte. "Außerdem habe ich nicht das beste Verhältnis zu meinem Vater. . . . Zu meiner Mutter schon gar nicht!"

"Wir sind jetzt inzwischen beim dritten Krug von dieser Plörre und du hast immer noch nicht den Mumm mich zu fragen!", stellte der junge Mann ansatzlos fest.

"Was?", Picardo wusste eigentlich worauf es hinauslief.

"Warum beenden wir den Scheiß hier nicht und du fragst mich, ob du bei mir wohnen kannst?"

"Wäre das ein Problem für dich?"

"Wäre es ein Problem für dich zu fragen?"

"Kann ich bei dir unterkommen?", kam es ein wenig gepresst über Robins Lippen.

"Klar!"

Schweigend standen die beiden auf und zahlten ihre Getränke bei dem mürrischen Typen an der Theke, sogar das Wechselgeld war fettig und wirkte gelb.

Die Türglocke verabschiedete die Beiden aus diesem 'erstklassigen' Etablissement und sie standen im Freien.

"Klar kannst du bei mir unterkommen.", wiederholte sich Schmierseif. "Wenn du mir einen Gefallen tust."

"Welchen?", fragte der Wächter müde.

"Ich will, dass du mich so fest du nur kannst schlägst!"

'Lassen sie mich ein wenig über Teiler Schmierseif erzählen!'



***Eine Klickerhalle -Teilers Umtriebe***



In dem Projektionsraum, der für das Abspielgerät der Klickerfilme bereit stand, herrschte ein geordnetes Chaos.

Die Alchemisten hatten ganze Arbeit bei dieser Erfindung geleistet und die Massen waren begeistert.

Teiler saß an einem Schneidetisch schaute sich einzelne abgeschnittene Rollenstreifen an.

Nachts arbeitete Schmierseif als Aushilfsklickervorführer.

Man müssen wissen, dass Klicker in der Regel auf zwei Rollen bei den Klickerhallen ankamen.

"In alten Hallen werden in der Regel zwei Projektoren benutzt. Ich muss also genau in dem Moment umschalten, wenn die eine endet, so dass das Publikum nichts bemerkt.", beschrieb Teiler. "Wenn die eine Rolle startet, dann läuft die andere aus und hält an. Zwei Schneidepunkte weisen als Warnung darauf hin."

..

"Die nennt man Brandlöcher!", stellte Teiler wissend fest, obwohl es auf Grund der Instabilität und Feuergefährlichkeit des Klickermaterials ein sprachliches Paradoxem war.

'Er fügte Teile aus Erwachsenenfilmen in Familienklicker ein!'

"Eine vierundzwanzigstel Sekunde . . . .So lange sehen sie den Penis und das Beste ist, sie wissen nicht, dass sie ihn gesehen haben.", ergänzte der Seifenverkäufer.

Teiler arbeitete auch als..... '



***Gildenfesthalle - Nacht***



Teiler schob geschäftig einen Servierwagen durch die Tischfluchten und servierte den erlesenen Banquettegästen emsig Teller mit heißer Suppe.

'. . .als Kellner bei verschiedenen großen Veranstaltungen der Gilden.'

Wohlgenährte Gildenbonzen saßen hübsch angezogen an ihren Tischen und betrieben flache Konversation mit ihren Gegenübern.

Im Hintergrund spielte leise Musik zur Untermalung.

Teiler fuhr seinen Wägelchen in den hinteren Teil des Küchentraktes. Er schaute sich kurz um und öffnete seine Knöpfe an der Hose und näherte sich dem riesigen Suppentopf.

'Er war der wahre Guerilla der so jungen Kateringindustrie'

Das Geräusch von plätschernder Flüssigkeit trat nun zur leisen Hintergrundmusik hinzu.

"Oh jaaaaaaa!", sagte Teiler leise.

'Er furzte auf die Creme Brulee, schnäuzte in den Salat und in die Pilzcremesuppe ....Na ja, Sie können es sich denken!!'



***Wieder bei Harga's Rippenstube- Immer noch Nacht***



"Was?!?", fragte Robin noch einmal.

"Schlag mich, so fest du kannst!!", Teiler drücke Robin sanft zu einem freien Platz nahe einer Straßenlaterne.

"Ich kenn mich damit nicht aus!", antwortete Picardo entsetzt.

"Ich ja auch nicht! Lass es uns rausfinden!"

"Wohin soll ich dich schlagen? Ins Gesicht oder den Bauch?", fragte der Wächter.

"Überrasch mich!"

Unbeholfen holte der Gildenexperte aus und schlug zu.

"Auuuuu!", jaulte Schmierseif. "Verdammt! du hast mir aufs Ohr geschlagen!!!! Auuuuaa!"

"Tut mir leid!", entschuldigte sich Robin sofort.

"Nein, dass war großartig!", Teiler holte seinerseits aus und schlug dem Wächter mit der Faust in den Magen.

Robin krümmte sich vor Schmerz und auch deswegen, weil ihm ein Großteil der Luft aus den Lungen gepresst wurde.

Beide verharrten.

Teiler rieb sich sein Ohr und Robin rang in der Hocke nach Luft.

"Wie fühlst du dich?", fragte der Seifenverkäufer.

"Komisch!"

"Aber herrlich komisch?"

"Ich glaube ja!"

Beide hoben ansatzlos zu einem weiteren Schlagabtausch an und eine wilde Rauferei entbrannte, die einige Minuten anhielt.

Von Schlag zu Schlag atmeten die Kämpfer heftiger, fühlten sich aber lebendiger denn je.

'Wenn du niemals gekämpft und Angst vor Verletzungen hast, dann wunderst du dich über dich selbst, was du einem anderen Mann antun kannst.'

Eine Schar Betrunkener näherte sich vorsichtig der Szene und feuerte nach erster abgelegter Schüchternheit die Raufbolde johlend an.



Teiler und Robin saßen erschöpft in der schmutzigen Gosse.

Gezeichnet von den Spuren des Kampfes.

Ein dünnes Rinnsal Blut trotzte der Scheibenanziehungskraft und verharrte an Picardos Kinn.

Teilers Auge war schon jetzt geschwollen und die Schwellung würde bis morgen bestimmt noch mehr anwachsen.

"Gegen wen würdest du am liebsten einmal kämpfen?", fragte der lädierte Seifenverkäufer.

"Gegen meinen Tschob, meinen Boss, Marlene von den Selbsthilfegruppen. . . . Gegen alles was in meinem Leben nicht funktionierte!", philosophierte Picardo." Und du? Gegen wenn würdest du am liebsten?"

"Meinen Vater!", die Feststellung kam staubtrocken aus Teilers Mund, aber ebenso schnell.

Robin musterte eingehend das Gesicht Teilers.

"Wir sollten das wiederholen!", sagte Robin.

Teiler lächelte schmal und nickte.



***Pergamentstrasse-Nacht***



Dieser Straßenzug von Ankh-Morpork hatte eindeutig bessere Zeiten erlebt.

Halb verfallene Häuser wechselten sich mit verwahrlosten Grundstücken ab und die Natur rang der Stadt verlorenes Terrain wieder ab.

Selbst die vielen Bettler in dieser großen Stadt hatten ihren Stolz und suchten sich bessere Residenzen.

Der laue Wind trieb braunes Laub und städtischen Unrat vor sich her.

Eine alte Pergamentmühle, die wie ein hohler verfaulter Zahn aus der Menge der alten Behausungen hervorstach war das Ziel der beiden Hauptdarsteller.

Die Fensterläden und die Tür waren mit groben Holzlatten vernagelt worden, was aber irgendjemand nicht davon abgehalten hatten diese einzutreten.

Teiler führte Robin in den zweiten Stock des alten Hauses.

Der Geruch von moderndem Holz und gelb-grünlichem Schimmel waren dominant.

Schmierseif stieß eine Türe zu einem Raum auf und bedeutete Robin sich zu setzen.

Das alte Bett quietschte unter dem Gewicht des Wächters anklagend auf.

Selbst die Matratzen im Lager des Boucherie Rouge machten einen saubereren, ja hygienisch einwandfreieren, Eindruck auf den Fähnrich.

'Ich weiß nicht wie Teiler dieses Haus gefunden hat, aber er lebte hier seit einem halben Jahr.'



Am nächsten Morgen zeigte das Gesicht des Dobermannes deutliche Spuren des gestrigen Kampfes., aber auch ein kleines zufriedenes Lächeln.

Mit seiner Hand scheuchte der Wächter eine dunkelbraune Kakerlake beiseite und goss sich einen Kaffee ein.

'Nichts funktionierte in dem alten Haus und es wäre besser gewesen, wenn einer der Herbststürme dem Leben des Gebäudes ein gnädiges Ende setzen würde. Alles war halb verfallen und die Treppenstufen standen kurz vor dem Kollaps.'



Jede Samstag Nacht gingen die Beiden nun hinter Hargas Rippenstube ihrem neuen Hobby nach und kämpften wie die wilden Tiere.

Mehr und mehr Zuschauer, aber auch 'Mitspieler' schlossen sich ihnen an.

Nach dem Kämpfen waren beide zu aufgedreht zum Schlafen. Und nach einiger Zeit sah Picardos Gesicht wie aus Granit gemeißelt aus.

Neue Kratzer überdeckten alte Narben, abgeheilte Prellungen wurden von jungfräuliche blauen Flecken überdeckt.



*** Hauptwachhaus -Abteilungsleiterbesprechung ***



Die Luft stand schnell ab in dem relativ kleinen Raum in dem die wöchentliche 'Einschwörung' der Abteilungsleiter stattfand. Begünstig wurde dies durch die Anwesenheit eines Zombies in den Reihen der Wacheleitung.

Rascaal Ohnedurst referierte über die anstehenden Aufträge und Probleme der Stadtwache.

Viel Politik, aber auch einige Gerüchte wurden wortreich erörtert.

'Mein Boss wusste nicht was er über mich denken sollte und ich dachte nur an das nächste Wochenende!'

Eine heiße Diskussion entbrannte über eine nicht nachzuvollziehende Entscheidung des Patriziers und alle sprachen durcheinander.

Immer wieder wurde der Dobermann mit musternden Blicken bedacht.

"Ich habe das alles Robin gezeigt und er mochte es auch!", begann Daemon. "Nicht wahr, Robin?"

Picardo lächelte langsam und zeigte dabei seine Zähne die rot von Blut waren.

Das Blut rührte noch von einer halbverheilten Wunde seiner wochenendlichen Freizeitbeschäftigung her.

"Uhhh...den anderen möchte ich nicht sehen!", entfleuchte es dem Hauptmann.

'Man kann einen halben Liter Blut schlucken bevor einem schlecht wird. Der verweichlichte Hintern Daemons würde nicht einmal eine halbe Sekunde im Club überstehen.'



*** Hargas Rippenstube - der Club ***



Wie Motten vom Licht angezogen werden, bewegte sich eine Welle Männer verschiedenen Alters auf das kleine Restaurant zu.

Einige der Leute waren offensichtlich diejenigen, die Teiler und Robins ersten Kampf beobachtet hatten.

Nach einem knappen Begrüßungsnicken betrat die Horde Männer die schmierige Taverne.

"Los Leute! Trinkt aus ich mach zu!!", rief der fette Wirt den vereinzelt noch sitzenden Kunde zu, die sich daraufhin mürrisch auf den Heimweg machten.

Die verbliebenen Personen bestanden aus Leuten aus allen Schichten. Geschäftsmänner in dunklen Anzügen, abgerissene Streuner, ein paar hochnäsige Adelige, alle Schichten der Stadt waren vertreten.

Alle warteten...bis Robin und Teiler die Rippenstube betraten und sich umblickten.

Die wartende Armee tauschte heimliche Blicke aus, während die Spannung förmlich zu spüren war.

Wie auf ein geheimes Zeichen, losch der Barmann die Lichter der Kneipe und öffnete die Klappe die zu einem Keller führte.

Das Kellerloch roch wie die Kneipe zu der es gehörte.

Eine steile Treppe führte in die bodenlose Schwärze hinab und endete in einer großen Kaverne.

Verwunderlich war dies nicht in Ankh-Morpork, denn wie gesagt, die Stadt wurde quasi auf der Stadt erbaut.

Manche Häuser hatten größere Kellerverliese als der Patrizierpalast.

Teiler wies den Dobermann schnoddrig an einige der Lampen zu entzünden, um Licht in das Dunkel zu bringen.



***



Kurze Gespräche begannen während die Männer die fettige Treppen hinabmarschierten.

"Ich habe meinen Zimmernachbarn mitgebracht!", sagte der große Mann.

"Oh ja?...Hi, Phil!", antwortete der Fette.

Die Stimmung in dem dunklen Verlies war entspannt und locker, ja fast freundschaftlich.

"Mal schauen was er drauf hat!", stellte der Große lakonisch fest.

"Bestimmt einen fürchterlichen Aufwärtshaken!", war in einem anderen Gespräch von einem Drahtigen zu hören.

"Ich muss an meiner Linken arbeiten...", erwiderte ein kurzer Mann.

"Der letzte Woche hatte eine Linke!", begann der drahtige Kerl.

"Du wischst auch immer förmlich den Boden mit Leuten, die weit außerhalb deiner Gewichtsklasse liegen...", war wieder aus dem Gespräch des Langen mit dem Fetten zu hören.

Der Große klopfte dem neben ihm stehenden Drahtigen wuchtig auf die Schulter.

"Aber die Sehnigen kämpfen, bis sie wie Hackfleisch aussehen...das mag ich!", das Lachen des Riesen war eher mit einem dumpfen Grollen zu vergleichen.

Teiler bewegte sich in die Mitte des Raumes und positionierte sich unter einer alten Fettlampe die spärlich Licht spendete.

Sofort kehrte Ruhe in die Menge ein und sie formten einen Kreis um den Seifenverkäufer. Nur vereinzeltes Husten durchbrach die Stille.

"Die erste Regel des Clubs - Sprich nie über den Club! Die zweite Regel lautet - SPRICH NIE über den Club!!", die Worte hallten von den Wänden wieder.

Robin ließ seinen Blick über die 'angetretene' Menge schweifen und blieb bei einem kleinen Kerl hängen dessen Gesicht ein blaues Auge zierte.

'Dieser Junge - Ricky, ein kleiner Brötchenlieferant der sich nie erinnert, ob man Mohnsemmel oder Knäckebrot bestellt hat......'

"Die dritte Regel lautet - wenn jemand Stop sagt, oder abklatscht ist der Kampf vorüber. Die vierte Regel lautet - immer nur zwei Männer kämpfen!!!"

'.....Ricky war hier für zehn Minuten ein Gott, wenn er einen doppelt so großen Typen, wie er es war, zu Hackfleisch verarbeitete'

"Die fünfte Regel lautet", leierte Teiler weiter "-nur ein Kampf gleichzeitig! Regel Sechs - keine Hemden und keine Schuhe!! Und die achte Regel besagt - Wer neu ist im Club, muss kämpfen!!!!"

Schmierseif trat einen Schritt zurück, während ein dicker Mann und ein Typ mit ziegenhaften Aussehen, sich Ihrer Hemden und Stiefel entledigten und in die Mitte der freien Fläche sich begaben.

Beinahe sofort entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den Beiden, während die anderen die Kämpfer hefitig anfeuerten.

Schon bald war die Luft erfüllt von dem Geruch nach Schweiß und Blut.

"Sssst . . op!", rief der Ziegenhafte nach kurzer Zeit!



***Ein Essensstand in irgendeiner dunklen Straße***



Missmutig schlang Picardo die undefinierbare Brei, die der Straßenverkäufer wohl Essen nannte, in sich hinein.

Wenigstens war das Ganze lauwarm.

Der Händler hatte ein blaues Auge und offensichtlich eine frischgebrochene Nase an der noch ein wenig verkrustetes Blut hing.

Der Mann nickte Robin wissend zu.

'Auch wenn ich jemandem mitteilen hätte können, dass er einen tollen Kampf abgeliefert hatte, wäre es nicht gewesen, als würde ich mit dem selben Mann von gestern sprechen. Wer du bist im Club ist nicht dasselbe, der du für den Rest der Welt bist. Du existierst nur in der Zeitspanne, in denen der Club startet und endet.... '



*** Im Hauptwachhaus ***



Robin saß im Besprechungsraum des alten Gebäudes und wartete darauf, dass irgendeine unnütze Besprechung begann.

Gedankenverloren tupfte der Dobermann mit einem Taschentuch Blut von seiner Lippe.

"In was bist du hineingeraten?", fragte Hauptmann MeckDwarf dumpf, der gerade am Besprechungsraum vorbeiging, aber ob des Anblickes Robins verhaarte.

Picardo warf dem Offizier ein Lächeln dem jegliche Wärme fehlte, entgegen.

Kopfschüttelnd ging der kleine Offizier weiter

'Nach einer Nacht im Club war die Lautstärke von allem auf Leise gedreht. Du kannst mit allem umgehen und all die Leute die Macht über dich zu haben glauben, verlieren sie jedes mal ein Stückchen mehr ....Noch etwas! Inzwischen wackelten die meistem meiner Zähne....'



*** Im Club ***



Klatschend trafen Robins Faustschläge die Flanken seines Gegners, der wiederum mit harten Geraden konterte.

Kleine Blutspritzer vermischten sich mit Schweißtropfen an der nahe gelegenen Wand.

'Im Club ging es nicht ums gewinnen oder verlieren...es war keine Sache die mit vielen Worten ablief...'

Die Menge feuerte die Kämpfer grölend an, während diese wie wilde Tiere kämpften.


***ENDE DES PROLOGS***

Was ist los im Blog?

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ein haiku. 5-7-5. well done!
SehnsuchtistmeineFarbe - 8. Juni, 10:38
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