Heute ist ein Tag, an dem ich das Wort Geduld am liebsten zerreißen, zerstückeln, zerstechen, zerbeißen, in die Luft sprengen und verbrennen will. In dieser Reihenfolge!
Es geht nicht, es ist ein Wort wie jedes andere, es ist nichts Greifbares, es ist ein Zustand des Empfindens, mit dem man zurechtkommt oder eben nicht.
Heute ist der 350.Tag, seit ich keinen festen Job habe. Der 1220. seit ich tränenüberströmt über die kleine Stadt geflogen bin, in der ich 11 Jahre gelebt hatte, um nach China zu ziehen. Der Monatserste in einem Jahr, dass das letzte in China werden soll. Ich würde rechts vom Beitrag einen Countdownzähler einrichten, aber es steht noch kein Abreisedatum fest. Es steht nicht fest, ob ich das Abreisedatum überhaupt wissen will. Was ganz sicher feststeht - ich will keine Geduld mehr haben! Ich will nicht, dass mein Leben weiterrollt und ich ab und zu die Richtung angebe. Ich will, dass mich die Flut packt, mitreißt und zu einem Neuland bringt, wo ich gefordert, geschätzt und gebraucht werde! Ich bin eine gute Schwimmerin, ich weiß, ich schaff's bis zum Ufer.

Heute Morgen hab ich einen Beitrag von Elizabeth Gilbert, der Autorin des Buches "Eat, Pray, Love" gehört. Sie sprach von der Mystik der Kreativität und der Muse - wie sie Menschen beflügeln oder auch in den Tod schicken kann. Wie viele Künstler, Autoren, Musiker Angst haben, nicht mehr kreativ genug zu sein, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Man solle anders denken anfangen, versichert sie, keine Angst haben und seine Arbeit vollziehen. Seinen Job tun. Der Rest macht jemand anders - Gott, das Schicksal, whatever.
Ich bin da! Ich mache meinen Job! Ich mache meinen Job wirklich gut! Jetzt ist jemand anders an der Reihe - und das ist nicht die Geduld!