Die Abenteuer von Piratenpaula und der Tapferkeitskatze Sally Teil 1

Hier eine Kindergeschichte von Drei für meine Kinder!
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Es war einmal,

ein guter und weiser König namens Gunther.
Er herrschte über ein kleines, aber wunderschönes Reich am Rande der schwäbischen Alb.
König Gunther war sehr beliebt bei seinem Volk und auch seine beiden hübschen Töchter, Prinzessin Lea und Prinzessin Sarah, waren von allen Leuten wohl gelitten.
Doch ach, den König plagten große Sorgen. Alles wäre wunderbar, wenn nicht drunten, in der alten Höhle im Lonetal ein gemeiner, böser Drache seine Heimstätte gehabt hätte.
Der alte Lindwurm Dracobert zog des Nachts aus und holte sich alle Schafe, Ziegen und Kühe in der Umgebung die er nur zu fassen bekam.

Groß war das Gejammer der armen Dorfbewohner, das Vieh war weg, die Ernte verbrannt vom stinkenden Ungeheuer und nicht zuletzt leerte sich die königliche Schatzkammer von Tag zu Tag mehr, denn König Gunther musste das Essen für sein Volk teuer von seinem gierigen Nachbarn, dem schwarzen Donaukorsaren Nathanial Howard kaufen.
Aber König Gunther war schlau und nach langen, langen Stunden des Grübelns hatte der alte König eine hervorragende Idee – jener wackere Held, der es schaffte, den Drachen zu besiegen, sollte die Hand seiner Tochter Sarah zur Ehe und einen Teil des Königreichs erhalten. Und jener, dem es gelang den sagenhaften Goldschatz des gemeinen Piraten Nathanial zu bergen, der erhielt im Gegenzug die Hand seiner anderen schönen Tochter, Lea, sowie ebenso einen Teil des Königreichs.

Unverzüglich sandte König Gunther seinen treuen Herold Harald aus, um im ganzen Lande tapfere Recken für die gefährlichen Aufgaben zusammen zu rufen.
Der Plan des Königs fand von allen Seiten stürmischen Beifall. Halt, nein, nicht jeder im Reich war glücklich über die Entscheidung des Königs.

Die beiden Prinzessinnen nämlich fanden es ganz und gar nicht gut, irgendeinen dahergelaufenen fremden Ritter oder Abenteurer zu heiraten, denn insgeheim hatte jede von ihnen bereits ihr Herz verschenkt. <% image leaklein sarahklein
So fand Lea Gefallen an Robert, dem Sohn des Hufschmieds, der in jeder Hinsicht der Prinz ihrer Träume war. Nur leider, Robert hatte furchtbare Angst vor den tiefen Wassern der Donau – wie sollte er also den Schatz des Piraten finden, wenn er nicht einmal in die Nähe der Schiffe kam?
Auch ihre Schwester, Prinzessin Sarah, plagten ähnlich düstere Gedanken. Ihr Herz gehörte nämlich dem hübschen Sohn des Feldmarschalls, der noch zu jung zum Kämpfen war und stattdessen die Pferde der Soldaten versorgen musste. Wie sollte der junge Timon da jemals einen Drachen erlegen?
Eines Nachts erwachte Prinzessin Lea unter ihrer Decke und stupste ihre Schwester.
„Pssst, Sarah. Bist du wach?“
„Grml, hrmpf.“ Sarah drehte sich murmelnd zur Seite.
„He, Schwesterlein, wach auf! Ich hab's!“ Lea konnte es kaum erwarten, ihre Idee zu erzählen.
„Was ist denn los?“ Mühsam rappelte sich Sarah auf und rieb sich den Schlaf aus den müden Augen.
„Erinnere dich doch, was hat Mutter uns immer über unsere Decke erzählt? Wo sie herkommt?“
Verschlafen strich Sarah über die kuschelig weiche Decke.
„Du meinst die Geschichte über die Traumdecke vom Birkenkönig? Ist doch Quatsch! Mama wollte doch nur, dass wir nicht an böse Dinge denken und rasch einschlafen!“
„Selber Quatsch! Es stimmt doch – oder hast du jemals einen Albtraum gehabt, seit wir unter dieser Decke liegen?“, empörte sich Lea.
„Hmmm....neeein“, musste Sarah zögerlich zustimmen.
„Na also.“ Zufrieden verschränkte Lea die Arme in ihrem rosa Rüschennachthemd. „Das heißt, wenn die Zauberdecke tatsächlich echt ist...“
„Dann gibt es auch den Baumkönig!“ rief Sarah freudig aus.
„Genau!“ Lea sprang bereits aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
„Und warum sollte uns der Baumkönig nicht helfen? Er kennt uns ja schließlich!“
In der Zwischenzeit hatte auch Sarah bereits Schuhe und Mantel übergezogen.
„Du, Lea?“, fragte Sarah.
„Ja was denn?“, erwiderte Lea.
„Sag mal, weißt du überhaupt, wo dieser Baumkönig wohnt?“
„Na, wo wird er wohl wohnen? Unten im dichten Wald vor dem Schloss natürlich, du Dummerle!“
Leise und vorsichtig stahlen sich die beiden königlichen Schwestern aus dem Schloss, hinein in den finsteren, tiefen Forst, auf der Suche nach dem sagenhaften Baumkönig Berthold Birke.
Doch noch zwei andere Gestalten folgten ihnen auf leisen Sohlen....

Silbernes Mondlicht schien auf den Wald und wo die Bäume nicht zu dicht standen, schimmerte es auf dem dichten Laubteppich des Waldbodens und leuchtete den beiden Prinzessinnen den Weg.
Doch dort, wo die tiefen Schatten der Nacht sich nicht vertreiben ließen, hörten die beiden Mädchen Zweige bedrohlich knacken und die unheimlichen Geräusche der einen oder anderen Eule.
Kalte Gänsehaut kroch den Königstöchtern über den Rücken und sie schauderten.
„Ganz schön gruselig“, hauchte Sarah während Lea nur zustimmend nicken konnte.
„Hrruomm, hrommm!“, grollte es plötzlich und etwas Riesiges bahnte sich krachend und knirschend seinen Weg durch das dichte Unterholz.
„Ja, hrrmmm, wen haben wir denn da?“, grollte das Etwas.
Erschrocken keuchten die Mädchen auf.
Ein hausgrosser, silbern glänzender Baum stand mit einem Mal vor ihnen auf dem Waldweg.
„S-s-sayonara“, begann Prinzessin Sarah mit zittriger Stimme zu singen. Etwas Besseres wollte ihr auf den Schreck hinauf nicht einfallen.
„Bi-bi-bist du der B-B-Baumkönig?“, wagte Prinzessin Lea das riesige Wesen zu fragen und trotzdem ihre Knie wie Wackelpudding zitterten, versuchte sie einen höfischen Knicks.
Bevor das Baumwesen jedoch antworten konnte, flogen zwei knurrende, fauchende, pelzige Schatten auf das vermeintliche Ungeheuer zu, um die beiden Mädchen mit Zähnen und Krallen zu verteidigen. Baumkoenigklein
Denn niemand andres, als die beiden Kätzchen der Prinzessinnen namens Sally und Paula, waren ihren Frauchen auf deren gefährlicher Wanderung in den dunklen Wald gefolgt.
Nun, das Riesenwesen war tatsächlich niemand anderes, als der gesuchte Baumkönig und auch wenn er mehr war als ein gewöhnlicher Baum, so bestand doch auch Berthold Birke aus Holz und die tapferen Kätzchen fanden sich unversehens in den zweigigen Fingern des Königs des Waldes wieder, ohne ihm auch nur ein Blatt gekrümmt zu haben.


„Hruomm, hrammm“, grollte das Wesen schließlich, „ja, der bin ich – Baumkönig Berthold Birke. Zu euren Diensten, werte Damen. Was, hrammm, führt euch zu dieser, hruomm, späten Stunde so tief in meinen Wald?“
Rasch erzählten die beiden Mädchen von den Plänen ihres Vaters, sie den mutigsten Recken des Landes zur Frau zu geben, wenn diese den Drachen bezwingen und den Piratenschatz bergen würden. Und natürlich von ihren Liebsten, die ohne die Hilfe des magischen Baumkönigs wohl nie die gestellten Aufgaben bewältigen könnten.
Brummend und leise vor sich hin grollend, hörte sich Berthold Birke die Geschichte der verzweifelten Prinzessinnen sehr genau an, bis er schließlich sagte: „Nuuun, hruomm, ich bin tatsächlich des Zauberns kundig, doch ich vermag einem Menschen keine Kampfesfertigkeit oder Mut zu verleihen.“
Die Enttäuschung spiegelte sich unübersehbar auf den Gesichtern von Lea und Sarah wider.
„Hramm, hromm, na, na, seid nicht gleich traurig Mädchen, ich sagte nicht, dass ich euch nicht helfen kann“, beschwichtigte der Baumkönig. „Ich sehe, hrumm, ihr habt hier zwei kleine, aber äußerst mutige Beschützer bei euch“ und mit einem leisen Schütteln seiner Zweige, ließ der Baumkönig die beiden Kätzchen zu Boden gleiten.
„Ich, hruomm, kann zwar eure Liebsten nicht in strahlende Ritter verwandeln, doch diese beiden“, König Berthold deutete auf die verdattert dasitzenden Katzen, „diese hruoamm, tapferen Gesellen vermag ich in Streiter für eure Sache zu verwandeln.“ Sprachs und mit einem leisen „Poff“ und viel glitzerndem grünen Nebel verwandelten sich die Kätzchen in – nun eigentlich sahen sie fast so aus wie vorher, außer dass die gefleckte Paula nunmehr eine schwarze Augenklappe, ein Holzbein und einen schicken, schwarzen Piratenhut trug, während die schwarz-braune Sally einen roten Schlapphut mit weißer Feder, passende hohe rote Stulpenstiefelchen und einen kleinen, scharf geschliffenen Degen um die Hüfte geschnallt erhielt.
Vom Baumkönig unterdessen war weit und breit keine Spur mehr zu sehen.
„Du, äh, Lea?“, fragte Prinzessin Sarah zaghaft. „Was tun wir jetzt?“
„Miaoarrr, harrr!“, antwortete stattdessen Piratenpaula. „Ihrrr geht bessserrr zurrrück insss Schlosssss, Prrrinzessssssin. Überrrlassssst die Arrrbeit Ssssally und mirrr.“
Überrascht und verwirrt blickten sich Lea und Sarah an. Nicht nur war es sonderbar, ihre kleinen pelzigen Freundinnen sprechen zu hören, sie waren auch nicht gerade einfach zu verstehen.
„Ja, aber“, wandte Prinzessin Sarah ein, „was ist, wenn ihr tatsächlich die Aufgaben erfüllt? Wir können doch nicht – ähm, verzeih, unsere Katzen heiraten?“
„Neiein, kleine Frreundin“, schnurrte die tapfere Sally zur Beruhigung, „aberrr wenn wirrr gewinnen, dann dürrrft ihrrr eurrren Brrräutigam doch sssicherrr ssselbssst wählen, oderrr?“
„Ja, natürlich! Sally hat Recht!“, jubelte Lea ausgelassen.
Nach vielen Glückwünschen und ein paar Streicheleinheiten für ihre mutigen, vierbeinigen Freundinnen, machten sich die beiden Königstöchter schnell wieder auf den Weg zurück ins Schloss, bevor noch jemand ihre Abwesenheit bemerkte.
Die beiden heldenhaften Katzen jedoch blieben noch eine kleine Weile auf dem dunklen Waldweg sitzen und unterhielten sich auf katzisch.
„Schicker Hut“, stichelte Piratenpaula.
„Ja, danke, dein Holzbein steht dir auch nicht schlecht“, giftete Sally beleidigt zurück.
Gleichgültig zuckte Paula die Schultern. „Na ja, der Baumkönig hat vielleicht einen seltsamen Geschmack was Kleidung betrifft, aber immerhin ist klar, wer welche Aufgabe zu erledigen hat, nicht wahr? Also Sally, viel Glück mit deinem Drachen, ich mach mich mal auf den Weg zum finsteren Nathanial und seiner Piratenbande!“ Mit einem kurzen Winken sprang Paula in die Dunkelheit davon.
„Ja, ja. Dir auch viel Glück“, murmelte Sally vor sich hin, „als ob Glückskatzen dies nötig hätten. Paula hat wieder mal leicht reden. Schlägt sich am Schiff den Bauch mit Mäusen voll und spioniert - wie immer - ein bisschen rum, um den Schatz zu finden. Und ich? Ich darf wieder mindestens eins meiner sieben Leben riskieren!“
In Gedanken beim bevorstehenden Drachenkampf schlich auch die dunkle Sally von dannen.



Die Abenteuer von Piratenpaula

Paulaklein

„Tapp, tapp, tapp, tock!“, unauffällig und leise versuchte Piratenpaula sich durch unzählige bestiefelte Beinpaare zur Theke des „Braunen Spatz'“ durch zu quetschen. Keine leichte Aufagbe mit einem Holzbein aus massiver Eiche.
Trotz dichtem Tabakqualm, rußender Fackeln und dem bisschen flackernden Licht, das von den Kerzen auf den Tischen manchmal auf den vor schmutzstarrenden Bretterboden der Taverne fiel, fand sich die Glückskatze erstaunlich problemlos zurecht. Schließlich konnten Katzen ja auch im Dunklen sehr gut sehen.
Doch leider, alle Hocker am Tresen waren schon besetzt, was für Paula aber kein großes Hindernis darstellte.
Mit einem gut gezielten Sprung auf die fetten Oberschenkel eines schnarchenden und offensichtlich betrunkenen Glatzkopfs, eroberte sich Piratenpaula einen äußerst bequemen und gut gepolsterten Sitzplatz an der Bar.
„Miaouuurrr, ein Glasss Milch, bitte!“, forderte sie von dem hübschen, jungen Mädchen hinter der Theke.
„Ein Glas, WAS, bitte?“, fragte die Schankmaid überrascht.
Schlagartig wurde Paula bewusst, dass sie ja hier in einer der übelsten Spelunken im Ulmer Fischerviertel war.
„Mit Rrrrum!“, ergänzte sie daher schnell ihre Bestellung, um unter all den anderen finsteren Gesellen nicht allzusehr aufzufallen.
Ein wenig später stellte die junge Frau ein halbes Glas ranziger Ziegenmilch mit einem sehr großzügig bemessenen Schuss Rum unsanft vor der gescheckten Möchtegernpiratin ab.
„Das macht zwei Gulden, bitteschön.“
Oh, weh! Daran hatte Piratenpaula gar nicht gedacht, dass sie sich nun, weit weg vom Schloss und ihrem Frauchen, ja selbst um ihr Essen und Trinken kümmern musste.
„Ähhhm, Frraulein?“, schnurrte sie schmeichelnd.
„Ich heiße Annika und nur damit eines klar ist, wir nehmen hier nur Münzen!“, sagte die Maid bestimmt.
„Oooh, Annika, ein sssehr ssschönerrr Name“, schnurrte Paula verzweifelt weiter. Wie sollte sie jetzt auf die Schnelle an Gulden herankommen?
In diesem Moment rührte sich der Schlafende unter Piratenpaulas Pfoten und sie vernahm leises metallisches Klimpern aus der Jacke ihres menschlichen Sitzkissens.
Geschickt fingerte die Glückskatze zwei Münzen aus dessen Tasche und schob sie Annika hin.
Gerade als diese das Geld nehmen wollte, legte Paula ihr die Pfote auf die Hand.
„Sssag, Frraulein Annika, weißt du wo der ssschwarrrze Nathanial zu finden issst? Errr hat gesssagt, errr hätte einen Platsss fürrr mich in ssseiner Mannssschaft.“
Das Barmädchen hatte keine Chance, ihre Hand zurückzuziehen, denn ihr bepelzter Gast hatte bereits ganz leicht ihre Krallen ausgefahren, jederzeit bereit, sie tief in deren Haut zu versenken.
Obwohl die Situation keineswegs komisch war, lachte Annika glockenhell auf.
„Ach ja?“ Er hat dir also gesagt, er würde dich anheuern? So wie die drei traurigen Vogelscheuchen dort drüben?“ Sie nickte in Richtung eines wackeligen Tisches in einer der dunkleren Ecke der Taverne, an dem drei triefnasse Gesellen verstimmt vor ihren Rumkrügen saßen.
„Das geht jetzt schon einige Tage so, seit König Gunther seine Tochter demjenigen zur Frau versprochen hat, der den sagenhaften Goldschatz von dem fürchterlichen Korsaren bergen würde. Seitdem versuchen dauernd irgendwelche Helden sich in Nathanials Mannschaft zu schmuggeln. Erging ihnen allen so, wie denen dort, die meisten landeten in der Donau, wenn sie nicht schnell genug vor dem Zorn der Piraten davonliefen.“ Grinsend blickte Annika wieder zu dem Tisch in der Ecke.
Missmutig brummte der Größte der Männer am Tisch, „Gut Freunde, seid ehrlich, woran hat man erkannt, dass ich kein Pirat bin?“
Gebannt drehte Paula ihre Ohren in Richtung der drei nassen Gesellen, während sie weiter so tat, als würde sie nur ihre Ziegenmilch genießen.
Katzen können ja, wie gesagt, nicht nur sehr gut im Dunkeln sehen, sie haben auch ein viel besseres Gehör als Menschen. So war es für die angehende Piratin kein Problem, über all dem Lärm in der Taverne das Gespräch der Burschen zu belauschen.
„Tja, Kunibert“, entgegnete einer der Begleiter des großen Mannes, ein breitschultriger Bursche mit langen, dunklen Haaren, die vor dem Bad in der Donau, wohl einst gepflegte Locken waren, dem Fragenden zynisch, „könnte es vielleicht an deinem silbernen Brustharnisch gelegen haben? Ich meine, hey, Bertie, ehrlich, wie viele Piraten kennst du, die eine aufpolierte Ritterrüstung tragen?“
„Aber die ich leg nie ab!“, protestierte Kunibert, „Die ist ein Familienerbstück UND sie bringt mir Glück!“
„Na, das hat man ja gesehen!“, erwiderte spitz der Dritte im Bunde, ein kleiner, zierlicher Bursche mit engelsgleichen Zügen, als er einen kleinen, rosafarbenen Handspiegel aus der Tasche zog, um sich die Nase zu pudern.
„Was lief denn bei dir schief?“, fragte nun seinerseits Kunibert den Dunkelhaarigen, den sie als Piet Larsson kennen gelernt hatten.
„Nuuuun“, druckste Piet verlegen herum. „ich komme ja aus dem Norden, von der Küste und...“
„Ja?“, fragten die anderen beiden neugierig nach.
„Alles lief soweit ja ganz gut, als ich dann Holzaugen Joe, ihr wisst schon, Nathanials Stellvertreter, am Weg zum Hafen fragte, ob Nathanial auch so einen schönen großen Dreimaster hat, wie der berühmte Störtebeker.“
Die beiden anderen brachen in Gelächter aus. Das Engelsgesicht fasste sich als erster.
„Aber Piet, das hier ist die Donau! Noch dazu hier in der Gegend, so nahe bei der Quelle – da bleibt dir doch jedes größere Schiff im Uferschlamm stecken!“
„Ja, ja, das weiß ich jetzt auch“, grummelte Larsson beleidigt.
„Ich muss schon sagen, ihr wart beide sehr schlecht auf die Aufgabe des Königs vorbereitet.“, stellte das Engelsgesicht, der eigentlich Ludwig hieß, fest, während er versuchte, seinen Grog so geziert wie eine Porzellantasse Tee, mit einer Hand und abgespreiztem kleinen Finger anzuheben. „Wie Holzaugen Joe allerdings meine Verkleidung durchschauen konnte, ist und bleibt mir ein Rätsel.“ Ludwig gab seinen Versuch auf und stemmte mühsam seinen Krug mit beiden Händen hoch.
Peinlich berührt warfen sich Kunibert und Piet einen Blick zu. Um ihren Kameraden nicht zu kränken, wechselte Piet rasch das Thema.
„Ja, wirklich Ludwig, ein völliges Rätsel. Aber gut, Männer, was soll's. Vergessen wir den Piratenschatz und holen uns stattdessen den Kopf des Drachens. Bringt ja quasi den gleichen Lohn, nicht? Was ist, seid ihr dabei?“

„Noch ein Glas?“ Annika blickte freundlich in Paulas grünes Auge.
Piratenpaula schüttelte den Kopf. „Danke, aberrr ich musss jetssst gehen.“
„Immer noch entschlossen, dich Nathanials Bande anzuschließen?“. Das Mädchen warf einen viel sagenden Blick auf die angehenden Drachentöter.
„Mauoorrr, ich musss!“, knurrte die Katze zur Antwort.
„Na gut, ich mag dich und ich kenne jemanden, der dir vielleicht weiterhelfen kann. Sei in einer Stunde drüben beim Ziegenstall, da wird dich mein Freund dann abholen.“ Mit einem Augenzwinkern stellte Annika ein neues Glas – diesmal frischer – Milch vor die Nase ihrer gefleckten Kundschaft.
„Geht aufs Haus.“
Erleichtert stellte Piratenpaula fest, dass Annika dieses Mal den Rum vergessen hatte.


Eisiger Wind strich durch die Ritzen der Stadtmauer und brachte den Geruch des Flusses mit sich. Piratenpaula presste sich noch dichter an den Eingang zum Ziegenstall, um nicht noch mehr zu frieren, als sie es bereits tat. Die Tür zur Taverne fest im Blick, wartete die dreifarbige Glückskatze bereits seit einigen Minuten auf den geheimnisvollen Freund der Schankmaid.
Dann und wann öffnete sich die Tür des Gasthauses und Fetzen einer alten Piratenhymne wehten in die dunkle Nacht hinaus. „Jo-ho, jo-hooo und 'ne Buddel voll Rum!“ Dort wo das flackernde Licht des Schankraumes hinaus auf die nächtliche Straße traf, begannen die Schatten zum Takt der Musik zu tanzen.
Nervös zuckten die Ohren der Katze hin und her, während sie weiter grimmig ihr Auge fest auf den „Braunen Spatz“ gerichtet hielt. Ein weiterer betrunkener Gast taumelte hinaus auf die Straße während die Schatten um den Ziegenstall unvermittelt dichter wurden und sich mit einem Satz auf Paulas Versteck zu bewegten.
Heftig erschrak die kleine Piratin und fauchte mit gesträubtem Fell in die Finsternis.
„Schon gut, ich bin es nur“, knurrte es aus der Dunkelheit und ein großer, dünner, weiß-braun gescheckter Hund mit zerzaustem Fell trat auf die Katze zu. Hechelnd und heftig mit seiner kurzen Rute wedelnd setzte er sich vor Piratenpaula hin und hob seine rechte Vorderpfote zur Begrüßung. „Hallo, ich bin Billy, Annika's Freund!“
Langsam glättete sich Paula's Fell wieder, als sie den ersten Schrecken zu überwinden begann.
Dass sie Billy verstehen konnte, war nicht weiter verwunderlich, denn das Hundische ähnelte in vielen Worten dem ihr vertrauten Katzisch.
„Hast du mich vorhin aber erschreckt!“, fauchte Paula ihn an.
Billy grinste zurück, „War gut, nicht?“
„Simpel“, dachte Piratenpaula bei sich. Laut erwiderte sie, „ Annika hat mir gesagt, du könntest mir helfen, zu Nathanial zu kommen?“
„Klaro. Ich hol noch schnell einen „Sabberschlappschmatz“ aus der Küche und dann laufen wir runter zum Fluss, da treffen wir uns mit meiner Freundin. Magst du gerne laufen? Wir könnten ein Wettrennen machen!“ Freudig sprang Billy auf und ab. „Na? Na? Na? Wie wär's?“
Bedauernd reckte die Katze ihr Holzbein vor, „Geht wohl nicht.“ Das „Obersimpel“ konnte sie gerade noch zurückhalten. „Jetzt hol halt noch das „Wasauchimmer“ aus der Küche und lass uns aufbrechen, bevor mir hier noch das Fell von den Knochen geblasen wird!“ Wie auf ein geheimes Stichwort fegte eine neuerliche Windbö rund um den Ziegenstall.
„Null Problemo“, kläffte Billy. „Übrigens heißt das „Sabberschlappschmatz“. Wie würdet ihr Katzen es nennen? Ach ja, ich glaub ihr sagt „Knochen“ dazu. Was für ein nichtssagendes Wort! Wir Hunde haben über 20 Worte für diese Köstlichkeit“ Nachdem er aus alter Gewohnheit kurz das Bein an der Wand des Stalls hob, sprang der Hund davon.
Energisch drückte Piratenpaula ihren Hut fester auf die Ohren und schlich geduckt auf die alte Stadtmauer zu. Sie hatte den Durchgang zur Donau noch nicht ganz erreicht, als Billy sie einholte. „Hier lang!“, nuschelte er, da er einen riesigen Knochen zwischen den Zähnen trug und deutete flussaufwärts. Zwischen einigen kleineren Ruderbooten lag dort eine lange Zille vor Anker. Piratenpaula konnte die Umrisse einer dicken, zerzausten Gestalt am Bug erkennen.
Als sie näher kamen, um wehte ein feiner Duft von getragenen Socken Paulas feine Nase. „Igitt, was müffelt denn hier so?“
Verständnislos sah Billy sie aus braunen Augen an. „Wie? Hier müffelt gar nichts. Ganz im Gegenteil, kannst du ihr Parfum denn nicht riechen?“ Freudig eilte Billy auf die Gestalt in der Zille zu.
Erstaunt beobachtete Piratenpaula das Begrüßungsritual der beiden. Offensichtlich handelte es sich bei dem Wesen um Billys Freundin. Nach etlichem Schnüffeln, Kläffen und wie wild im Kreis springen, konnte Paula einen schmutzig weiß-braun gesprenkelten Spaniel erkennen. Doch erst nachdem der Knochen den Besitzer gewechselt hatte, trat die Katze näher. Der seltsame Geruch wurde immer stärker und sie erkannte, dass dieser tatsächlich von dem fremden Hund im Boot stammte. Ganz so, als hätte sich dieser tagelang in der Wäschetonne voller schmutziger Wäsche gewälzt.holzaugeklein
„Das ist Spike“, stellte Billy seine Freundin mit stolz geschwellter Brust vor.
„Hallo. Du kommst also mit mir mit?“, wollte Spike wissen. Bis auf den Geruch und ihrer etwas zu schrillen Stimme, fand Piratenpaula das kleine Hundemädchen ganz sympathisch.
„Ich denke ... schon.“ Paula zögerte ein wenig, da sie noch keinen rechten Plan hatte, wohin die Reise gehen sollte.
„In Ordnung, Katze, dann spring mal an Bord. Sobald Holzaugen Joe sich vom Rum im „Braunen Spatz“ losreißen kann, geht es los. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ Erwartungsvoll legte die Hundedame den Kopf schief und spitzte ihre Schlappohren.
„Pau...äh, Piratenpaula“, antwortete diese.
Aus einiger Entfernung war rasselndes Husten und ein unterdrückter Fluch zu hören.
„Ah ja, da kommt unser Holzauge auch schon. Wie gerufen!“, sprach Spike und kämpfte sich, mit Billys Geschenk im Maul, ebenfalls ins Boot. Dort drängte sie Piratenpaula, sich unter einem Haufen aus alten Lumpen zu verstecken. Dem Gestank nach musste dies wohl der Schlafplatz von Spike sein, wie die Glückskatze richtig vermutete. Zumindest war es schön warm unter all den Lumpen und Paula rollte sich behaglich zusammen. Kurz darauf erhielt sie Gesellschaft von einem feuchten, sehr stinkenden Knochen, den Spike ebenfalls unter die Schichten der mottenzerfressenen Kleider schob.
„Also dann, Billy, mach's gut, bis nächstes Mal und vielen Dank für den „Sabberschlappschmatz“!“, hörte Paula Spikes Stimme gedämpft in ihr Versteck dringen. Gleich darauf wackelte das Boot bedrohlich, als die Hundedame den Piraten mit ausgiebigem Schwanzwedeln begrüßte.
Kaum hatte sich der Magen der Möchtegernpiratin von dem Geschaukel beruhigt, spürte sie das Gewicht des Spaniels auf ihrem Rücken. Spike hatte es sich für die Reise bequem gemacht.
„Uff!“ Piratenpaula konnte sich das schmerzhafte Stöhnen nicht verkneifen.
Glück gehabt, denn ihr Schnauben ging im lautesten Rülpser, den sie je gehört hatte, unter.
„Na, Schbaig? Alles klar? Dann woll'n wer mal nach Hausche fahrn.“, lallte eine tiefe Männerstimme, die offenbar dem Piraten Holzaugen Joe gehörte.
Neuerlich schwankte das Gefährt, als Joe die Zille umständlich vom Anlegeplatz in Richtung der Blau, einem Nebenfluss der Donau, stakte.
Piratenpaula wusste zwar immer noch nicht, wohin die Reise ging und ob sie tatsächlich unterwegs zu dem gefürchtetsten aller Flusspiraten, dem schwarzen Nathanial Howard, waren, aber im Moment war es ihr auch egal, denn sie litt furchtbar unter Übelkeit, hervorgerufen durch die Mischung aus schwankendem Boot und dem Geruch nach alten Socken, der ihr sprichwörtlich bis unter die Haut drang.
Gnädigerweise übermannte sie bald der Schlaf, genauso wie Spike, die bereits seit geraumer Zeit neben ihr laut hörbar schnarchte.

„WIR SIND DA!“
Durch Spikes Gekläff unvermittelt aus dem tiefen Schlaf gerissen, erschrak Paula so heftig, dass sie mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Höhe sprang. Gerade noch konnte sie einen kurzen Blick auf ein schäbiges Haus am Waldrand und das Ufer eines relativ großen Teiches erhaschen, als sie mit einem lauten „Platsch“ samt der Hälfte der alten Lumpen in den kalten Wassern in ebendiesem versank.
Wild strampelte die Glückskatze herum, doch statt an die rettende Oberfläche zu gelangen, wurde sie durch die nassen Lumpen immer tiefer und tiefer nach unten, in ein wahres Labyrinth aus Unterwasserhöhlen, gezogen.
Der Teich, den Piratenpaula so kurz gesehen hatte, war der berühmte Blautopf.
Die Quelle des kleinen Flußes Blau, ein uraltes Gewässer, dessen Verlauf sich meilenweit unterirdisch durch einen großen Teil der schwäbischen Alb hinzog.
Doch gerade als ihr drohte, dass ihr das letzte bisschen Atemluft ausging, fühlte Piratenpaula wie sich zwei menschliche Arme um sie legten und sie mit sich an das rettende Ufer eines unterirdischen Sees zogen. Triefend nass fand sich das Kätzchen -schwer nach Atem ringend -in einer dunklen Höhle, tief im Inneren der Erde wieder.
Glück, meint ihr? Natürlich, denn nicht umsonst werden dreifarbige Katzen wie Piratenpaula auch Glückskatzen genannt. Gedanklich zog Paula jedoch ganze zwei Leben von ihrer Katzenlebensliste ab.
„Wie gut, dass ich gerade in der Nähe war, meine alte Freundin Spike zu begrüßen, sonst wärst du mit Sicherheit ertrunken.“, wurde Paula von einem seltsamen Wesen, halb Mädchen, halb Fisch, angesprochen, das sich neugierig aus dem Wasser lehnte.
„W-w-wasss? W-w-wo? W-w-werrr?“, stammelte Piratenpaula verwirrt.
„Ein Dankeschön hätte auch gereicht“, erwiderte das kleine Fischmädchen schnippisch.

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„D-d-dankessschön“, stotterte Piratenpaula mit klappernden Zähnen, während sie ihren Hut höflich vom Kopf nahm.
Beschwichtigt fuhr das Wesen wieder in einem freundlicheren Tonfall fort, „Wer ich bin, willst du wissen? Mein Name ist die schöne Lau und dies hier“, mit einer weit ausholenden Geste deutete sie auf den unterirdischen See, die dunkle Höhle und unzählige düstere Gänge, „ist mein Reich, der Blautopf. Ich bin eine Wassernixe und lebe schon seit einer Ewigkeit hier.“
Einmal in Fahrt gekommen, hörte die kleine Nixe nicht so schnell zu erzählen auf. „Weißt du, was schade ist? Nein? Ich sag es dir. Es ist total langweilig hier, weil ich ganz allein hier lebe. Kaum jemand kommt mich besuchen, außer Spike manchmal und ja, hin und wieder kann ich diese böse Männer von oben, die Mannschaft vom Piratenkapitän Howard, in ihrer Schatzhöhle hören, aber glaube mir, bevor ich mich mit denen unterhalte, bleib ich doch lieber alleine. All das Fluchen, der viele Rum und die schrecklichen Lieder!“ Lau musste nun doch auch einmal Luft holen.
Von all dem Geplapper überwältigt, merkte Piratenpaula einzig bei den Worten „Piraten“ und „Schatzhöhle“ auf. Bevor sie allerdings selber zu Wort kam, fuhr die schöne Lau munter fort, „Ach ja“, seufzte sie, „ich würde sooo gerne einmal woanders hin, irgendwo wo es viele Menschen gibt und Fische, ja Fische, schöne bunte Fische. Sag mal, Kätzchen, wie lautet überhaupt dein Name? Woher kommst du und was suchst du hier am Blautopf? Ich habe dich hier nämlich noch nie gesehen. Ich meine, nicht, dass ich groß draußen spazieren gehen könnte“, sie wackelte viel sagend mit ihrer Schwanzflosse, „aber trotzdem kenne ich so ziemlich jeden, der oben in Nathanials Haus lebt.“
Paula sah ihre Chance gekommen, den Redefluss der Wassernixe zu unterbrechen.
„Miau“, setzte sie zum Sprechen an.
„Nein, nein. Lau, mein Name ist Lau. Manchmal nennen mich die Menschen auch die schöne Lau.“, riss das Fischmädchen das Gespräch erneut an sich.
„Diese Unterhaltung könnte schwierig werden“, dachte die Glückskatze bei sich und verdrehte ihr Auge. Tapfer versuchte sie erneut zu Wort zu kommen.
„Frraulein Lau, ich danke dirrr nochmalsss dafür, dasss du mein Leben gerrrettet hassst.“ Sie jubelte innerlich, denn es schien, als wäre Lau endlich bereit zuzuhören. „Mein Name ist Pirrratenpaula und ich bin hierrr, weil mein Frrrauchen, Prrrinzesssin Lea, die Tochterrr von König Guntherrr, meine Hilfe brrraucht damit sssie ihrrren Liebsssten heirrraten darrrf und...“ Das wars.
„Eine Prinzessin? Die Tochter von einem echten König? Hach, wie aufregend! Und eine königliche Hochzeit auch noch! Wie romantisch und die findet doch sicherlich in einem Schloss statt, oder?“ Träumerisch seufzte die Wassernixe auf.
„Ja, ja. Eine echte Prrrinzesssin in einem echten Königssschlosss und eine tolle Hochssseit mit allem Drrrum und Drrran und ich bin sicherrr, dassss sssich alle frrreuen würrrden, wenn du auch kommen könntest.“, setzte Paula ihren vorher begonnenen Satz genervt fort.
„Tatsächlich? Ich auf einer königlichen Hochzeit? Das wäre wundervoll! Erzähl weiter!“, forderte Lau die Katze auf und klatschte entzückt über die Einladung freudig in die Hände.
„Na ja, da gibt esss nurrr ein kleines Prrroblem, bevorrr die Hochssseit stattfinden kann. Ich musss den Schatsss der Pirrraten dem König brrringen, dessshalb bin ich auch hierrr gelandet. Du hassst vorrrhin etwas von einerrr Ssschatssshöhle errrwähnt – kannssst du mich dorrrthin führrren?“
„Oweh, ich fürchte das geht leider nicht. Die Piraten haben den Zugang vom Wasser her mit Ziegelsteinen zugemauert und der einzige mögliche Weg hinein, führt durch den Keller von Nathanials Haus.“ Enttäuscht knetete die Nixe ihre Unterlippe. „Da müsste schon jemand die Wand einreißen, dann könnte ich das Wasser in die Schatzkammer leiten und mit dir hinein schwimmen.“
„Hallo? Haaallloooo!“, schallte es plötzlich durch die Höhle.
„Ah, da kommt Spike!“, rief Lau aus. „Juhuuuu, Spike, hier sind wir!“
Gemächlich trottete der dickliche Spaniel aus einem dunklen Gang hinter Piratenpaulas Rücken.
„Mensch, Paula, ich such dich schon die ganze Zeit. Hab gehofft, dass Lau dich rechtzeitig finden würde, so wie mich damals, als wir uns das erste Mal begegnet sind.“ Der Hund zwinkerte dem Kätzchen fröhlich zu. „Bin auch in den Blautopf gefallen, als ich als Welpe einem geworfenen Stock nachgesprungen bin und die liebe Lau hier hat mir das Leben gerettet.“ Dankbar leckte die Hündin der Wassernixe übers Gesicht. „Ich wusste bloß nicht, wo sie dich hingebracht hat, deshalb hat die Suche länger gedauert.“
„Spike, stell dir vor, ich bin zur Hochzeit einer echten Prinzessin eingeladen! Auf einem Schloss!“, berichtete die Nixe aufgeregt.
„Ach, wirklich? Schön, aber in Schlössern gibt es kein Wasser, was willst du dann dort?“, unterbrach der Spaniel die Freundin.
„Oh, daran habe ich gar nicht gedacht“, erwiderte die Nixe traurig.
Laut und vernehmlich räusperte sich Piratenpaula. „Dasss issst nicht dasss Prrroblem. Wirrr haben eine grrrossse Badewanne und einen Teich. Mit vielen Goldfissschen drrrin und essss gibt einen kleinen Bach, derrr führrrt in die Donau. Aberrr...“ Nachdrücklich erinnerte Piratenpaula an Nathanials Schatz, ohne den es keine Hochzeit geben würde. „Wirrr brrrauchen einen Plan!“ stellte sie zum Abschluss fest.
„Plan, Plan, Plan“, grübelte auch Spike vor sich hin.

Einige Stunden später, nach endlosen Diskussionen und Ideen, von denen einige schnell wieder verworfen wurden, hatten die drei kleinen Abenteurer endlich einen Weg gefunden, den fiesen Donaukorsaren um sein Gold zu erleichtern.

„Ho, Junge! Pass doch auf!“, blaffte der scheeläugige Alte mit Inbrunst, als die voll beladene Zille wuchtig gegen den Anlegesteg prallte. Mit seinem Eisenhaken, den er anstelle einer rechten Hand trug, angelte er nach dem Seil, das der langhaarige Junge ihm hin warf und vertäute das Boot mit geschickten Handgriffen an einem dicken Holzpflock am Ufer. „Neee, mach mal halblang“, hinderte der Greis den jungen Burschen am Aussteigen, „Parole?“
„Was soll das denn?“, maulte der zurück und versuchte seine Stimme tiefer klingen zu lassen, als üblich. „Ich bring hier den halben Vorrat an Rum vom „Spatz“, mit den besten Wünschen vom Wirt für... zum...äh“, stammelte der Bursch, „äh … zu Käptn Nathanials Geburtstag und du kommst mir mit so nem Quatsch?“
Trotz des gierigen Leuchtens in den Augen des alten Freibeuters, als er das Boot voll Rum musterte, blieb er hart. „Keiner betritt hier lebend das Ufer, wenn er die Parole nicht kennt. Erstes Piratengesetz. Solltest auch du Bürschlein wissen, wenn du tatsächlich vom ollen Dete geschickt worden bist!“, knurrte er während er sein Gegenüber forschend musterte.
„Klar weiß ich das“, log der Junge und riskierte einen kurzen Blick über die Schulter nach hinten, zu den gestapelten Fässern.
„Fischsuppe“, zischte es leise zwischen der Ladung hervor.
„Fischsuppe!“, schleuderte er dem Piraten triumphierend entgegen und versuchte mit hochmütigem Gesichtsausdruck den Aufschlag seiner Jacke aus dem Eisenhaken des Alten zu entwinden.
„Hm. So, so.“ Das Passwort stimmte wohl, denn der greise Pirat zog sich brummelnd zurück. „Dann bring mal die Geschenke rein“, er nickte zum Eingang des verfallenden Hauses am Ufer, „und beeil dich, je schneller du fertig bist, desto schneller biste wieder weg!“ Gemächlich schlurfte der Alte voraus. „Pah, Geburtstag! Na ja, ich schätze auch der Käptn hat wohl sowas.“, grummelte er vor sich hin. „Da hat sich der alte Dete ja wieder schön bei ihm eingeschmeichelt.“
„Puh! Das lief ja bis jetzt ganz gut“, seufzte der Junge erleichtert.
„Hab nicht daran gezweifelt.“, erwiderte eine Stimme hinter ihm und vorsichtig trat Billy, der Hofhund der Taverne zum „Braunen Spatz“, aus seinem Versteck zwischen den Rumfässern hervor.
„Soweit so gut, der Plan deiner Freunde, aber weißt du, was mir an der ganzen Sache am Meisten stinkt?“, fragte der Junge, der niemand anders war, als die verkleidete Schankmaid Annika.
„Was denn?“ Billy ahnte, worauf die Frage hinauslief.
„Dass ich mich jetzt zum zweiten Mal mit diesen verflixten schweren Fässern abplagen muss!“
„Denk dran, was der Lohn für all die Mühe ist! Ein Sack voll Piratengold und eine schöne Kammer im Schloss von König Gunther. Oder willst du lieber bis ans Lebensende im „Spatz“ arbeiten?“ Aufmunternd stupste der Rüde Annika an. „Komm, ich helf dir mit dem Ausladen!“
Kopfschüttelnd machte sich das Mädchen an die Arbeit. Vor zwei Tagen hätte sie noch nicht gedacht, dass sie einmal ihren Chef, den Wirt Dete, bestehlen würde, geschweige denn, gleich den halben Rumvorrat der Taverne samt seiner geliebten Zille. Alles für eine mögliche Chance auf ein besseres Leben, vorausgesetzt, die kleine Piratenkatze hatte überhaupt Erfolg damit, an Nathanial Howards Goldschatz zu gelangen.
„Was solls“, seufzte Annika leise, „zurück in den „Braunen Spatz“ kann ich ohnehin nicht mehr.“
Jetzt mussten sie alle hoffen und beten, dass der Plan, den die Glückskatze mit ihren Freunden ausgetüftelt hatte, weiterhin klappte.
Sobald Nathanial und seine Mannschaft von dem geschenkten Rum betrunken waren, wollte Piratenpaula dem Korsaren den Schlüssel zur Schatzkammer abnehmen und das Gold mit Annikas Boot zu König Gunther bringen. Danach würden sie alle, samt Spike und Billy, fröhlich auf Prinzessin Leas Hochzeit tanzen.
Ein schöner Plan, doch Zweifel über sein Gelingen plagten das ehemalige Schankmädchen, als sie, mit Billys Hilfe, die schweren Fässer in das Haus des Donaukorsaren rollte.
Kaum war die Hälfte des Rums ausgeladen, hörte Annika schon die untrüglichen Anzeigen einer deftigen Piratenfeier aus dem Inneren des Hauses, während draußen am Blautopf langsam die Abenddämmerung herein brach.
Lautes Johlen, Grölen und ausgelassener Gesang begleiteten das Mädchen und ihren Hundefreund bei ihrer Arbeit. Als jedoch ein schartiger Dolch durch eines der zerbrochenen Fenster, hinter denen sie den Festsaal vermutete, flog und sich tief in den Deckel des Fasses bohrte, das Annika gerade ans Ufer wuchtete, nahmen ihre Bedenken rapide zu, mit heiler Haut aus der ganzen Sache herauszukommen.
Der Mond, eine dünne Sichel hoch am nächtlichen Himmel, zeigte sich über den waldigen Ufern des Blautopfs, als Annika völlig erschöpft und zitternd vor Angst, ein weiteres Messer könnte angeflogen kommen und dieses Mal sie selbst treffen, zurück in ihr flaches Boot kletterte.
„Braves Mädchen“, lobte Billy seine Freundin als er das Seil mit den Zähnen vom Ankerpflock löste. „Jetzt lass uns hinüber zum anderen Ufer fahren, da sind wir durch die überhängenden Äste der Bäume und die Dunkelheit besser geschützt, solange wir auf die anderen warten.“

Während ihre Ulmer Freunde das Diebesgut aus dem „Braunen Spatz“ in Nathanials Haus schafften, versuchte Spike mit allen möglichen Kunststücken, die Piraten zu unterhalten, da sie wusste, gut gelaunt tranken diese rascher und mehr von deren geliebtem Rum. Denn je schneller sie betrunken waren, desto schneller würden sie einschlafen und dann begann Phase zwei ihres tollkühnen Planes, Nathanials Gold zu stehlen.
Doch noch war es nicht soweit. Stattdessen erhob sich der finstere Donaukorsar selbst und rief seine Mannen zu einem sehr beliebten Spiel auf. Das Spiel hieß „Kürbiskopf“ und Ziel war es, den großen Kürbis, der neben einem kaputten Fenster an der Längsseite der Festhalle hing, möglichst oft mit seinem Messer, Dolch oder anderen spitzen Gegenständen, zu treffen. Das Gemeine daran war, dass den Kürbis das gemalte Antlitz von König Gunther zierte. Noch schlimmer als das, war allerdings die Tatsache, dass Piratenpaula sich ausgerechnet hinter einer Kiste genau unter dem Kürbiskopf versteckt hielt. Besorgt schielte Spike möglichst unauffällig dorthin. piratcolor_klein
Da! Die ersten Waffen steckten bereits im Ziel. Holzaugen Joe war diesmal weniger geschickt, als sonst, sein alter Dolch flog geradewegs durch die zerbrochene Fensterscheibe, was Nathanial mit dröhnendem Gelächter quittierte.


Dummerweise änderte sich dadurch die Flugbahn seines in eben jenem Moment geschleuderten Dolchs und traf mit voller Wucht auf die morsche Kiste unter dem Kürbis. Holzsplitter regneten auf die umstehenden Piraten. Spike keuchte erschrocken auf und kniff die Augen zu. Als sich die Sicht wieder klärte und die Hündin ängstlich zu Piratenpaulas zerstörtem Versteck blinzelte, konnte sie nur ein Stückchen schwarzen Filz erkennen, der durch Nathanials Dolch an die fleckige Zimmerwand genagelt worden war. Die Glückskatze war nicht mehr zu sehen.
Mit heftig pochendem Herzen sah sich der Spaniel panisch nach seiner Freundin um. Nichts. Keine Katze weit und breit. Aber halt, aus den Augenwinkeln erhaschte Spike einen kurzen Blick auf eine orangefarbene Schwanzspitze, ganz oben am Dachbalken. Erleichtert stieß sie den angehaltenen Atem wieder aus. Piratenpaula hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
„Beim verfluchten Klabautermann!“, dröhnte die Stimme des schwarzen Korsaren nun durch den Raum. Wütend trat der Piratenkapitän nach den Resten der Kiste. Nathanial Howard war kein Mann, der verlieren konnte. Angst erfülltes Schweigen herrschte im Saal, denn Nathanials Männer fürchteten seine Wutausbrüche.
„Kroax! Ein Lied!“, krächzte es da aus einer dunklen Ecke.
„Halt den Schnabel, du gerupftes Huhn!“, herrschte der oberste Pirat den grünen Papagei an, der wild auf seiner Sitzstange hin und her schaukelte.
„A-a-aber ein Lied wäre nicht schlecht.“, wagte Holzaugen Joe einzuwerfen, während er mit der einen Hand seinem Käptn einen gut gefüllten Krug Rum hinhielt und die kärglichen Reste Holz mit der anderen Hand aufzusammeln versuchte.
Nach einem großen Schluck Branntwein sah die Welt für den obersten Piraten wieder ein wenig besser aus. Auch seine Mannschaft entspannte sich wieder ein wenig.
„Ein Lied, also, was? Na gut, Jungs, legt euch ins Zeug!“, forderte Nathanial die Männer auf. Einige Zeit später war das Fest wieder in vollem Gange, als ob nie etwas vorgefallen wäre.
Gegen Mitternacht verstummte auch der letzte Gesang und ging nahtlos in tiefes Schnarchen über.

„Jetzt oder nie“, dachte Piratenpaula, die den ganzen Abend lang auf dem Deckenbalken gesessen und den schwarzen Korsaren beobachtet hatte. Dadurch wusste sie, dass der Pirat den Schlüssel zur Schatzkammer an einem Band um den Hals trug. Mit einem Satz sprang sie auf den großen gusseisernen Leuchter in der Mitte des Saales, der an einem dicken Seil hing. Ein Ende dieses Seils verlief quer durch den Raum und war an der Wand gegenüber festgemacht. „Vermutlich war es einfacher so, als das Seil zu kürzen“, dachte die Glückskatze bei sich. Über mögliche andere Verwendungen wollte sie gar nicht nachdenken, denn für ihre Zwecke war es einfach perfekt. Sie zog den langen Dolch, den sie bei ihrer Flucht auf den Deckenbalken einem der Piraten aus dem Stiefel gezogen hatte und schwang sich auf das Seil. Es brannte zwar gehörig, als sie mit ihrer weichen Pfote über das raue Seil glitt, doch die Schmerzen wurden tausendmal dadurch aufgewogen, dass Kapitän Howard genau unter dem Seil, den Kopf auf die Arme gestützt, an einem Tisch schlief. Geschickt fädelte das Kätzchen den Dolch unter das Band um Nathanials Hals und schnitt es durch.
Ein grau-weiß-brauner Schatten huschte zu dem Schlafenden und fing den Schlüssel gekonnt auf.
„Kroax! Diebe! Haltet den Dieb! Kroax!“, kreischte mit einem Mal der Papagei aus seiner Ecke laut auf.
„Heiliges Kanonenrohr!“, entfuhr es Piratenpaula, „Der schreckliche Vogel!“ parrotkleinWie konnte sie nur auf diese Schwachstelle in ihrem schönen Plan vergessen!
„Halln..schnabl“, nuschelte der Piratenkapitän unter ihr und warf einen Tonkrug nach dem Kreischer.
Die Glückskatze erstarrte. „Bitte lass Nathanial jetzt nicht aufwachen“, betete sie inbrünstig. Auch Spike, bereits auf halbem Wege zu dem Keller des Hauses, rührte sich nicht vom Fleck.
Seitens des Korsaren war erneut regelmäßiges Schnarchen zu hören.
Kaum hatte Paula den Schrecken überwunden, war sie auch schon mit einem gewaltigen Satz auf den Vogel zu gesprungen.
„Kroa..! Hmpff!“, der tierische Alarm verstummte abrupt.


Piratenpaula hatte den Papagei nach bewährter Katzenart erledigt.
Zufrieden leckte sie sich übers Maul, als sie der Hündin rasch zur Treppe nach unten folgte.

Am Ende der langen dunklen Steintreppe angekommen, fanden sie eine eisenbeschlagene Tür aus dicken Eichenbohlen.
„Ja! Gleich haben wirs geschafft!“, jubelte Piratenpaula, die in Gedanken schon Truhen voller Gold und Edelsteine durch die Türe schimmern sah.
Auch Spike wedelte aus Vorfreude mit ihrem Stummelschwanz, während sie der Katze den erbeuteten Schlüssel reichte.
Bedächtig drehte diese den Schlüssel im Schloss und mit vereinten Kräften zogen die beiden die schwere Türe auf.
„Ooooh“, enttäuscht ließ die Glückskatze den Schwanz hängen. Denn hinter der Türe erwartete sie nicht der erhoffte Reichtum, sondern ein weiterer dunkler Raum. Die Wände und auch der Boden bestanden aus behauenem Stein, welche vor Feuchtigkeit glänzten. Doch das Seltsamste waren die fünf düsteren Gänge, die in diesem Raum endeten.
„Und was jetzt?“, leise Verzweiflung schwang in Piratenpaulas Stimme mit.
„Hätte ich mir ja fast denken können.“, murmelte die Hündin, als sie, die Nase fest am Boden, einen Rundgang durch den Raum machte. Zwei der Gänge wurden von ihr intensiver beschnüffelt, bis sie sich sicher war.
„Der hier ist es.“, sagte sie bestimmt und betrat den zweiten Gang links von der Tür. „Hier entlang, Paula.“
„Aber, woher...?“ Die Glückskatze zögerte ein wenig.
Zur Antwort tippte sich der Spaniel grinsend an die Nase. „Hundesache. Katzenaugen sind zwar gut, aber Hundenasen sind noch viel besser. Wir „sehen“ quasi damit. Und ich „sehe“, dass viele Piraten durch diesen Gang gelaufen sind, also wird das der Weg zur Schatzhöhle sein. Logisch?“
„Logisch.“, stimmte Paula zu und folgte ihrer Hundefreundin.
„Du, Spike?“
„Ja?“
„Was, wenn wir einen anderen Gang genommen hätten?“
„Nun, bestenfalls hätten wir uns im Höhlenlabyrinth unterm Blautopf verirrt.“
„Und schlimmstenfalls?“
„Ich weiß nicht, Fallgruben mit spitzen Pfählen, fallende Felsblöcke oder so schätze ich. Nathanial ist sehr einfallsreich, was Fallen anbelangt.“
„Verstehe“, Paula schluckte schwer, „gut, dass du mit mir kommst.“
Nach einer Weile erreichten die beiden Abenteurer eine Stelle, an der der Gang scharf nach links abknickte. Vorsichtig lugte Spike um die Ecke.
„Alles in Ordnung, die Luft ist rein!“ Sie winkte der Glückskatze ihr zu folgen.
Der Gang endete einige Meter weiter in einer kleinen Höhle.
Und da, im Schein flackernder Öllämpchen, lag Nathanials Gold!
schatzklein
„Hurra!“, Piratenpaula hüpfte vor Freude im Kreis, „Der Schatz! Wir haben ihn! Sieh nur die vielen Truhen und hier“, sie griff sich einen reich verzierten goldenen Kelch, „der Becher und...“ Paula stutze. „He, das ist doch der Becher von König Gunther! Spike? Spike, was ist los?“ Sie wandte sich zu der Hündin um, die schweigend inmitten der goldgefüllten Truhen saß.
„Was ist? Hör mal, wir sind am Ziel, wieso guckst du so traurig? Du solltest dich freuen!“ Paula sprang aufgeregt von einer Kiste zur anderen.
„Piratenpaula?“, fragte da die Hündin.
„Mhmmm?“
„Wie stark bist du?“
„Was?“, verwundert hielt die Glückskatze beim Wühlen in einem Haufen glänzender Goldmünzen inne. „Sehr stark. Hier sieh mal.“, sie spannte ihren Bizeps.
„Dann ist ja gut, denn die Höhle hat nur einen Ausgang. Nämlich den Weg, den wir hereingekommen sind. Das heißt, du musst das Gold den ganzen langen Weg zurück tragen. Ich hoffe, das war auch so geplant von dir? Und noch was, du musst dich beeilen, denn die Piraten werden nicht ewig schlafen!“
„Bei Neptuns Bart!“ Paula hatte während des Fests im Piratenlager einige Flüche gelernt, die sie nun der Reihe nach ab ließ. „Verflucht noch eins, Spike, ich schätze unser toller Plan hat einen großen Haken!“
„Allerdings“, stimmte ihr die Hündin zu.
„Mist, dabei hat die Nixe es doch erwähnt!“ Piratenpaula versuchte sich die genauen Worte der schönen Lau ins Gedächtnis zu rufen. „Moment. Spike, siehst du hier irgendwo eine Stelle, die anders aussieht als der Rest der Höhlenwand?“ Hektisch ließ sie ihren Blick durch die Höhle schweifen.
„Du meinst die Ziegelmauer hinter dir?“, fragte Spike.
„Oh, äh, ja. Ja, genau die.“
„Und was ist damit?“
„Dahinter liegt die Höhle mit dem unterirdischen See. Wenn wir die Mauer einreißen, kann Lau die Höhle hier fluten und wir bringen den Schatz übers Wasser nach oben zu Annikas Boot!“
„Gute Idee“, stimmte ihr die Hündin zu, „nur wie willst du das anstellen?“
„Wir nehmen einfach ein paar lockere Ziegel heraus, bis wir ein Loch in der Wand haben, den Rest erledigt dann der Wasserdruck.“ Piratenpaula war stolz auf ihre geniale Idee.
„Tja, Paula, also ICH sehe hier keinen einzigen lockeren Stein, nur eine winzige Lücke ganz unten.“
„Oh Mist. Mist, Mist und nochmals Mist!“ Deprimiert hockte sich das Kätzchen auf eine der großen Schatztruhen.
Spike indessen tappte grübelnd durch die Höhle. Plötzlich rief sie aus, „Sprengen!“
„Was?“, antwortete die Glückskatze verwirrt.
„Wir sprengen die vermaledeite Wand!“ Nun war es an Spike aufgeregt durch die Höhle zu springen. „Hier sieh mal, dort in der Ecke, die Fässer!“
Piratenpaula entdeckte sie, konnte sich aber nicht annähernd so darüber freuen, wie der Spaniel.
Schon schleppte die Hündin eines der Fässer, welches mit einem mit schwarz-grauem Pulver gefüllt war, heran.
Von dem folgenden Vortrag, verstand Piratenpaula nicht mehr als „Schwarzpulver“, „Lunte“, „Feuer“ und „Bumm!“.
Dennoch half sie der Hündin eifrig bei ihren hektischen Vorbereitungen.
Die beiden streuten einiges Pulver rund um das Fass, das sie ganz nahe an die Ziegelwand geschoben hatten, tränkten ein Stück Seil, das Paula an der Wand der Höhle entdeckt und kurzerhand mit ihrem Dolch gekürzt hatte mit Lampenöl und steckten ein Ende in die winzige Maueröffnung. Danach riefen sie nach der Wassernixe.
Lau hatte die beiden bereits gehört, als sie in der Schatzhöhle rumorten und war daher schon zur Stelle.
„Also gut Lau,“ erklärte Spike dem Fischmädchen, „sobald die Wand fällt, flutest du die Höhle. Danach schwimmst du mit uns nach oben zu Annikas Boot und tauchst nach dem Schatz. Sobald wir das Gold im Boot haben, hält uns nichts mehr länger in der Nähe der Piraten.“
Alle waren mit dem weiteren Verlauf des Planes einverstanden und bezogen ihre Posten. Gerade als Piratenpaula eine der brennenden Öllampen an die Lunte halten wollte, brach ohrenbetäubender Lärm aus. Nathanial und seine Männer, bewaffnet bis an die Zähne, stürmten die Schatzhöhle. Denn, was Paula nicht wusste, das Seil, das sie vorhin abgeschnitten hatte, war mit einer Glocke im Piratenlager verbunden und als sie daran zog, löste sie im Haus oben Alarm aus.
„Schnappt sie euch, Männer!“ brüllte Kapitän Howard außer sich vor Wut und stürmte zum Angriff auf die beiden Diebinnen. Vor Schreck ließ die Katze die Lampe fallen und sprang vor Nathanials Säbel in Deckung. Der zornig geführte Hieb ging daneben und riss der Katze lediglich den Hut vom Kopf. Auch die Hündin warf sich vor einem nach ihr geworfenen Messer in Deckung. Nicht zu früh, denn ein gewaltiges Getöse erschütterte die Schatzkammer. Eine Druckwelle erfasste die Angreifer und schleuderte diejenigen in erster Reihe zurück. Splitter von Ziegelsteinen flogen kreuz und quer durch den Raum und etliche Piraten gingen getroffen zu Boden, als eine gewaltige Welle auch den letzten noch stehenden Mann von den Beinen riss. Rasch stieg das Wasser in der Höhle und Nathanial und seine Bande suchten ihr Heil in der Flucht. Inmitten des heillosen Chaos erschien die Wassernixe, packte ihre beiden pelzigen Freundinnen am Kragen und schwamm so schnell sie konnte an die Oberfläche. Geistesgegenwärtig umklammerte Piratenpaula noch den Griff der ihr am nächsten stehenden Schatzkiste, als sie Laus Hand am Genick spürte. Kurz danach, der Glückskatze kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, landete sie unsanft neben Spike in Annikas Boot, während Billy und das Mädchen der schönen Lau halfen, die schwere Kiste über Bord zu hieven. Aus der Richtung der Hütte am gegenüberliegenden Ufer des Blautopfs, konnten sie bereits die Schreie der entkommenen Piraten hören.
„Schnell weg von hier!“, rief Billy. Annika stakte bereits die Zille in Richtung der Blau.
„Dasss Gold!“, stöhnte Piratenpaula.
„Die Piraten!“, murmelte stattdessen Spike.
„Lau!“, rief Annika angst erfüllt aus, als sie die wütenden Männer aus der Hütte stolpern sah. „Die Boote!“
„Schon unterwegs“, erwiderte die Nixe und machte sich auf den Weg, die Boote der Piraten zu versenken. Das würde die Verfolgung mit Sicherheit erschweren.
Einige Zeit später, die vier Freunde in ihrer Zille trieben bereits flussabwärts der Donau entgegen, jammerte Piratenpaula immer noch über den verlorenen Schatz. Da landete plötzlich ein weiterer nasser Sack voll Goldmünzen im Boot und breit grinsend erschien die schöne Lau neben den Abenteurern.
„Alles klar“, rief sie fröhlich, „Nathanial schäumt vor Wut, weil er an Land festsitzt und das Gold liegt nunmehr für die Piraten unerreichbar am Grund des Blautopfs, wo ich es jederzeit holen kann.“
„Jippie! Gewonnen!“, jubelte Piratenpaula und die anderen fielen lautstark in ihr Freudengeheul ein.
„Dann findet also eine königliche Hochzeit statt?“, fragte die Nixe, als sich der Jubel gelegt hatte.
Zufrieden lächelnd erwiderte die Glückskatze, „Und ob die ssstattfindet, ssschönesss Frrraulein, und ob!“

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