Sonntag, 29. November 2009

Die Abenteuer von Piratenpaula und der Tapferkeitskatze Sally Teil 1

Hier eine Kindergeschichte von Drei für meine Kinder!
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Es war einmal,

ein guter und weiser König namens Gunther.
Er herrschte über ein kleines, aber wunderschönes Reich am Rande der schwäbischen Alb.
König Gunther war sehr beliebt bei seinem Volk und auch seine beiden hübschen Töchter, Prinzessin Lea und Prinzessin Sarah, waren von allen Leuten wohl gelitten.
Doch ach, den König plagten große Sorgen. Alles wäre wunderbar, wenn nicht drunten, in der alten Höhle im Lonetal ein gemeiner, böser Drache seine Heimstätte gehabt hätte.
Der alte Lindwurm Dracobert zog des Nachts aus und holte sich alle Schafe, Ziegen und Kühe in der Umgebung die er nur zu fassen bekam.

Groß war das Gejammer der armen Dorfbewohner, das Vieh war weg, die Ernte verbrannt vom stinkenden Ungeheuer und nicht zuletzt leerte sich die königliche Schatzkammer von Tag zu Tag mehr, denn König Gunther musste das Essen für sein Volk teuer von seinem gierigen Nachbarn, dem schwarzen Donaukorsaren Nathanial Howard kaufen.
Aber König Gunther war schlau und nach langen, langen Stunden des Grübelns hatte der alte König eine hervorragende Idee – jener wackere Held, der es schaffte, den Drachen zu besiegen, sollte die Hand seiner Tochter Sarah zur Ehe und einen Teil des Königreichs erhalten. Und jener, dem es gelang den sagenhaften Goldschatz des gemeinen Piraten Nathanial zu bergen, der erhielt im Gegenzug die Hand seiner anderen schönen Tochter, Lea, sowie ebenso einen Teil des Königreichs.

Unverzüglich sandte König Gunther seinen treuen Herold Harald aus, um im ganzen Lande tapfere Recken für die gefährlichen Aufgaben zusammen zu rufen.
Der Plan des Königs fand von allen Seiten stürmischen Beifall. Halt, nein, nicht jeder im Reich war glücklich über die Entscheidung des Königs.

Die beiden Prinzessinnen nämlich fanden es ganz und gar nicht gut, irgendeinen dahergelaufenen fremden Ritter oder Abenteurer zu heiraten, denn insgeheim hatte jede von ihnen bereits ihr Herz verschenkt. <% image leaklein sarahklein
So fand Lea Gefallen an Robert, dem Sohn des Hufschmieds, der in jeder Hinsicht der Prinz ihrer Träume war. Nur leider, Robert hatte furchtbare Angst vor den tiefen Wassern der Donau – wie sollte er also den Schatz des Piraten finden, wenn er nicht einmal in die Nähe der Schiffe kam?
Auch ihre Schwester, Prinzessin Sarah, plagten ähnlich düstere Gedanken. Ihr Herz gehörte nämlich dem hübschen Sohn des Feldmarschalls, der noch zu jung zum Kämpfen war und stattdessen die Pferde der Soldaten versorgen musste. Wie sollte der junge Timon da jemals einen Drachen erlegen?
Eines Nachts erwachte Prinzessin Lea unter ihrer Decke und stupste ihre Schwester.
„Pssst, Sarah. Bist du wach?“
„Grml, hrmpf.“ Sarah drehte sich murmelnd zur Seite.
„He, Schwesterlein, wach auf! Ich hab's!“ Lea konnte es kaum erwarten, ihre Idee zu erzählen.
„Was ist denn los?“ Mühsam rappelte sich Sarah auf und rieb sich den Schlaf aus den müden Augen.
„Erinnere dich doch, was hat Mutter uns immer über unsere Decke erzählt? Wo sie herkommt?“
Verschlafen strich Sarah über die kuschelig weiche Decke.
„Du meinst die Geschichte über die Traumdecke vom Birkenkönig? Ist doch Quatsch! Mama wollte doch nur, dass wir nicht an böse Dinge denken und rasch einschlafen!“
„Selber Quatsch! Es stimmt doch – oder hast du jemals einen Albtraum gehabt, seit wir unter dieser Decke liegen?“, empörte sich Lea.
„Hmmm....neeein“, musste Sarah zögerlich zustimmen.
„Na also.“ Zufrieden verschränkte Lea die Arme in ihrem rosa Rüschennachthemd. „Das heißt, wenn die Zauberdecke tatsächlich echt ist...“
„Dann gibt es auch den Baumkönig!“ rief Sarah freudig aus.
„Genau!“ Lea sprang bereits aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
„Und warum sollte uns der Baumkönig nicht helfen? Er kennt uns ja schließlich!“
In der Zwischenzeit hatte auch Sarah bereits Schuhe und Mantel übergezogen.
„Du, Lea?“, fragte Sarah.
„Ja was denn?“, erwiderte Lea.
„Sag mal, weißt du überhaupt, wo dieser Baumkönig wohnt?“
„Na, wo wird er wohl wohnen? Unten im dichten Wald vor dem Schloss natürlich, du Dummerle!“
Leise und vorsichtig stahlen sich die beiden königlichen Schwestern aus dem Schloss, hinein in den finsteren, tiefen Forst, auf der Suche nach dem sagenhaften Baumkönig Berthold Birke.
Doch noch zwei andere Gestalten folgten ihnen auf leisen Sohlen....

Silbernes Mondlicht schien auf den Wald und wo die Bäume nicht zu dicht standen, schimmerte es auf dem dichten Laubteppich des Waldbodens und leuchtete den beiden Prinzessinnen den Weg.
Doch dort, wo die tiefen Schatten der Nacht sich nicht vertreiben ließen, hörten die beiden Mädchen Zweige bedrohlich knacken und die unheimlichen Geräusche der einen oder anderen Eule.
Kalte Gänsehaut kroch den Königstöchtern über den Rücken und sie schauderten.
„Ganz schön gruselig“, hauchte Sarah während Lea nur zustimmend nicken konnte.
„Hrruomm, hrommm!“, grollte es plötzlich und etwas Riesiges bahnte sich krachend und knirschend seinen Weg durch das dichte Unterholz.
„Ja, hrrmmm, wen haben wir denn da?“, grollte das Etwas.
Erschrocken keuchten die Mädchen auf.
Ein hausgrosser, silbern glänzender Baum stand mit einem Mal vor ihnen auf dem Waldweg.
„S-s-sayonara“, begann Prinzessin Sarah mit zittriger Stimme zu singen. Etwas Besseres wollte ihr auf den Schreck hinauf nicht einfallen.
„Bi-bi-bist du der B-B-Baumkönig?“, wagte Prinzessin Lea das riesige Wesen zu fragen und trotzdem ihre Knie wie Wackelpudding zitterten, versuchte sie einen höfischen Knicks.
Bevor das Baumwesen jedoch antworten konnte, flogen zwei knurrende, fauchende, pelzige Schatten auf das vermeintliche Ungeheuer zu, um die beiden Mädchen mit Zähnen und Krallen zu verteidigen. Baumkoenigklein
Denn niemand andres, als die beiden Kätzchen der Prinzessinnen namens Sally und Paula, waren ihren Frauchen auf deren gefährlicher Wanderung in den dunklen Wald gefolgt.
Nun, das Riesenwesen war tatsächlich niemand anderes, als der gesuchte Baumkönig und auch wenn er mehr war als ein gewöhnlicher Baum, so bestand doch auch Berthold Birke aus Holz und die tapferen Kätzchen fanden sich unversehens in den zweigigen Fingern des Königs des Waldes wieder, ohne ihm auch nur ein Blatt gekrümmt zu haben.


„Hruomm, hrammm“, grollte das Wesen schließlich, „ja, der bin ich – Baumkönig Berthold Birke. Zu euren Diensten, werte Damen. Was, hrammm, führt euch zu dieser, hruomm, späten Stunde so tief in meinen Wald?“
Rasch erzählten die beiden Mädchen von den Plänen ihres Vaters, sie den mutigsten Recken des Landes zur Frau zu geben, wenn diese den Drachen bezwingen und den Piratenschatz bergen würden. Und natürlich von ihren Liebsten, die ohne die Hilfe des magischen Baumkönigs wohl nie die gestellten Aufgaben bewältigen könnten.
Brummend und leise vor sich hin grollend, hörte sich Berthold Birke die Geschichte der verzweifelten Prinzessinnen sehr genau an, bis er schließlich sagte: „Nuuun, hruomm, ich bin tatsächlich des Zauberns kundig, doch ich vermag einem Menschen keine Kampfesfertigkeit oder Mut zu verleihen.“
Die Enttäuschung spiegelte sich unübersehbar auf den Gesichtern von Lea und Sarah wider.
„Hramm, hromm, na, na, seid nicht gleich traurig Mädchen, ich sagte nicht, dass ich euch nicht helfen kann“, beschwichtigte der Baumkönig. „Ich sehe, hrumm, ihr habt hier zwei kleine, aber äußerst mutige Beschützer bei euch“ und mit einem leisen Schütteln seiner Zweige, ließ der Baumkönig die beiden Kätzchen zu Boden gleiten.
„Ich, hruomm, kann zwar eure Liebsten nicht in strahlende Ritter verwandeln, doch diese beiden“, König Berthold deutete auf die verdattert dasitzenden Katzen, „diese hruoamm, tapferen Gesellen vermag ich in Streiter für eure Sache zu verwandeln.“ Sprachs und mit einem leisen „Poff“ und viel glitzerndem grünen Nebel verwandelten sich die Kätzchen in – nun eigentlich sahen sie fast so aus wie vorher, außer dass die gefleckte Paula nunmehr eine schwarze Augenklappe, ein Holzbein und einen schicken, schwarzen Piratenhut trug, während die schwarz-braune Sally einen roten Schlapphut mit weißer Feder, passende hohe rote Stulpenstiefelchen und einen kleinen, scharf geschliffenen Degen um die Hüfte geschnallt erhielt.
Vom Baumkönig unterdessen war weit und breit keine Spur mehr zu sehen.
„Du, äh, Lea?“, fragte Prinzessin Sarah zaghaft. „Was tun wir jetzt?“
„Miaoarrr, harrr!“, antwortete stattdessen Piratenpaula. „Ihrrr geht bessserrr zurrrück insss Schlosssss, Prrrinzessssssin. Überrrlassssst die Arrrbeit Ssssally und mirrr.“
Überrascht und verwirrt blickten sich Lea und Sarah an. Nicht nur war es sonderbar, ihre kleinen pelzigen Freundinnen sprechen zu hören, sie waren auch nicht gerade einfach zu verstehen.
„Ja, aber“, wandte Prinzessin Sarah ein, „was ist, wenn ihr tatsächlich die Aufgaben erfüllt? Wir können doch nicht – ähm, verzeih, unsere Katzen heiraten?“
„Neiein, kleine Frreundin“, schnurrte die tapfere Sally zur Beruhigung, „aberrr wenn wirrr gewinnen, dann dürrrft ihrrr eurrren Brrräutigam doch sssicherrr ssselbssst wählen, oderrr?“
„Ja, natürlich! Sally hat Recht!“, jubelte Lea ausgelassen.
Nach vielen Glückwünschen und ein paar Streicheleinheiten für ihre mutigen, vierbeinigen Freundinnen, machten sich die beiden Königstöchter schnell wieder auf den Weg zurück ins Schloss, bevor noch jemand ihre Abwesenheit bemerkte.
Die beiden heldenhaften Katzen jedoch blieben noch eine kleine Weile auf dem dunklen Waldweg sitzen und unterhielten sich auf katzisch.
„Schicker Hut“, stichelte Piratenpaula.
„Ja, danke, dein Holzbein steht dir auch nicht schlecht“, giftete Sally beleidigt zurück.
Gleichgültig zuckte Paula die Schultern. „Na ja, der Baumkönig hat vielleicht einen seltsamen Geschmack was Kleidung betrifft, aber immerhin ist klar, wer welche Aufgabe zu erledigen hat, nicht wahr? Also Sally, viel Glück mit deinem Drachen, ich mach mich mal auf den Weg zum finsteren Nathanial und seiner Piratenbande!“ Mit einem kurzen Winken sprang Paula in die Dunkelheit davon.
„Ja, ja. Dir auch viel Glück“, murmelte Sally vor sich hin, „als ob Glückskatzen dies nötig hätten. Paula hat wieder mal leicht reden. Schlägt sich am Schiff den Bauch mit Mäusen voll und spioniert - wie immer - ein bisschen rum, um den Schatz zu finden. Und ich? Ich darf wieder mindestens eins meiner sieben Leben riskieren!“
In Gedanken beim bevorstehenden Drachenkampf schlich auch die dunkle Sally von dannen.



Die Abenteuer von Piratenpaula

Paulaklein

„Tapp, tapp, tapp, tock!“, unauffällig und leise versuchte Piratenpaula sich durch unzählige bestiefelte Beinpaare zur Theke des „Braunen Spatz'“ durch zu quetschen. Keine leichte Aufagbe mit einem Holzbein aus massiver Eiche.
Trotz dichtem Tabakqualm, rußender Fackeln und dem bisschen flackernden Licht, das von den Kerzen auf den Tischen manchmal auf den vor schmutzstarrenden Bretterboden der Taverne fiel, fand sich die Glückskatze erstaunlich problemlos zurecht. Schließlich konnten Katzen ja auch im Dunklen sehr gut sehen.
Doch leider, alle Hocker am Tresen waren schon besetzt, was für Paula aber kein großes Hindernis darstellte.
Mit einem gut gezielten Sprung auf die fetten Oberschenkel eines schnarchenden und offensichtlich betrunkenen Glatzkopfs, eroberte sich Piratenpaula einen äußerst bequemen und gut gepolsterten Sitzplatz an der Bar.
„Miaouuurrr, ein Glasss Milch, bitte!“, forderte sie von dem hübschen, jungen Mädchen hinter der Theke.
„Ein Glas, WAS, bitte?“, fragte die Schankmaid überrascht.
Schlagartig wurde Paula bewusst, dass sie ja hier in einer der übelsten Spelunken im Ulmer Fischerviertel war.
„Mit Rrrrum!“, ergänzte sie daher schnell ihre Bestellung, um unter all den anderen finsteren Gesellen nicht allzusehr aufzufallen.
Ein wenig später stellte die junge Frau ein halbes Glas ranziger Ziegenmilch mit einem sehr großzügig bemessenen Schuss Rum unsanft vor der gescheckten Möchtegernpiratin ab.
„Das macht zwei Gulden, bitteschön.“
Oh, weh! Daran hatte Piratenpaula gar nicht gedacht, dass sie sich nun, weit weg vom Schloss und ihrem Frauchen, ja selbst um ihr Essen und Trinken kümmern musste.
„Ähhhm, Frraulein?“, schnurrte sie schmeichelnd.
„Ich heiße Annika und nur damit eines klar ist, wir nehmen hier nur Münzen!“, sagte die Maid bestimmt.
„Oooh, Annika, ein sssehr ssschönerrr Name“, schnurrte Paula verzweifelt weiter. Wie sollte sie jetzt auf die Schnelle an Gulden herankommen?
In diesem Moment rührte sich der Schlafende unter Piratenpaulas Pfoten und sie vernahm leises metallisches Klimpern aus der Jacke ihres menschlichen Sitzkissens.
Geschickt fingerte die Glückskatze zwei Münzen aus dessen Tasche und schob sie Annika hin.
Gerade als diese das Geld nehmen wollte, legte Paula ihr die Pfote auf die Hand.
„Sssag, Frraulein Annika, weißt du wo der ssschwarrrze Nathanial zu finden issst? Errr hat gesssagt, errr hätte einen Platsss fürrr mich in ssseiner Mannssschaft.“
Das Barmädchen hatte keine Chance, ihre Hand zurückzuziehen, denn ihr bepelzter Gast hatte bereits ganz leicht ihre Krallen ausgefahren, jederzeit bereit, sie tief in deren Haut zu versenken.
Obwohl die Situation keineswegs komisch war, lachte Annika glockenhell auf.
„Ach ja?“ Er hat dir also gesagt, er würde dich anheuern? So wie die drei traurigen Vogelscheuchen dort drüben?“ Sie nickte in Richtung eines wackeligen Tisches in einer der dunkleren Ecke der Taverne, an dem drei triefnasse Gesellen verstimmt vor ihren Rumkrügen saßen.
„Das geht jetzt schon einige Tage so, seit König Gunther seine Tochter demjenigen zur Frau versprochen hat, der den sagenhaften Goldschatz von dem fürchterlichen Korsaren bergen würde. Seitdem versuchen dauernd irgendwelche Helden sich in Nathanials Mannschaft zu schmuggeln. Erging ihnen allen so, wie denen dort, die meisten landeten in der Donau, wenn sie nicht schnell genug vor dem Zorn der Piraten davonliefen.“ Grinsend blickte Annika wieder zu dem Tisch in der Ecke.
Missmutig brummte der Größte der Männer am Tisch, „Gut Freunde, seid ehrlich, woran hat man erkannt, dass ich kein Pirat bin?“
Gebannt drehte Paula ihre Ohren in Richtung der drei nassen Gesellen, während sie weiter so tat, als würde sie nur ihre Ziegenmilch genießen.
Katzen können ja, wie gesagt, nicht nur sehr gut im Dunkeln sehen, sie haben auch ein viel besseres Gehör als Menschen. So war es für die angehende Piratin kein Problem, über all dem Lärm in der Taverne das Gespräch der Burschen zu belauschen.
„Tja, Kunibert“, entgegnete einer der Begleiter des großen Mannes, ein breitschultriger Bursche mit langen, dunklen Haaren, die vor dem Bad in der Donau, wohl einst gepflegte Locken waren, dem Fragenden zynisch, „könnte es vielleicht an deinem silbernen Brustharnisch gelegen haben? Ich meine, hey, Bertie, ehrlich, wie viele Piraten kennst du, die eine aufpolierte Ritterrüstung tragen?“
„Aber die ich leg nie ab!“, protestierte Kunibert, „Die ist ein Familienerbstück UND sie bringt mir Glück!“
„Na, das hat man ja gesehen!“, erwiderte spitz der Dritte im Bunde, ein kleiner, zierlicher Bursche mit engelsgleichen Zügen, als er einen kleinen, rosafarbenen Handspiegel aus der Tasche zog, um sich die Nase zu pudern.
„Was lief denn bei dir schief?“, fragte nun seinerseits Kunibert den Dunkelhaarigen, den sie als Piet Larsson kennen gelernt hatten.
„Nuuuun“, druckste Piet verlegen herum. „ich komme ja aus dem Norden, von der Küste und...“
„Ja?“, fragten die anderen beiden neugierig nach.
„Alles lief soweit ja ganz gut, als ich dann Holzaugen Joe, ihr wisst schon, Nathanials Stellvertreter, am Weg zum Hafen fragte, ob Nathanial auch so einen schönen großen Dreimaster hat, wie der berühmte Störtebeker.“
Die beiden anderen brachen in Gelächter aus. Das Engelsgesicht fasste sich als erster.
„Aber Piet, das hier ist die Donau! Noch dazu hier in der Gegend, so nahe bei der Quelle – da bleibt dir doch jedes größere Schiff im Uferschlamm stecken!“
„Ja, ja, das weiß ich jetzt auch“, grummelte Larsson beleidigt.
„Ich muss schon sagen, ihr wart beide sehr schlecht auf die Aufgabe des Königs vorbereitet.“, stellte das Engelsgesicht, der eigentlich Ludwig hieß, fest, während er versuchte, seinen Grog so geziert wie eine Porzellantasse Tee, mit einer Hand und abgespreiztem kleinen Finger anzuheben. „Wie Holzaugen Joe allerdings meine Verkleidung durchschauen konnte, ist und bleibt mir ein Rätsel.“ Ludwig gab seinen Versuch auf und stemmte mühsam seinen Krug mit beiden Händen hoch.
Peinlich berührt warfen sich Kunibert und Piet einen Blick zu. Um ihren Kameraden nicht zu kränken, wechselte Piet rasch das Thema.
„Ja, wirklich Ludwig, ein völliges Rätsel. Aber gut, Männer, was soll's. Vergessen wir den Piratenschatz und holen uns stattdessen den Kopf des Drachens. Bringt ja quasi den gleichen Lohn, nicht? Was ist, seid ihr dabei?“

„Noch ein Glas?“ Annika blickte freundlich in Paulas grünes Auge.
Piratenpaula schüttelte den Kopf. „Danke, aberrr ich musss jetssst gehen.“
„Immer noch entschlossen, dich Nathanials Bande anzuschließen?“. Das Mädchen warf einen viel sagenden Blick auf die angehenden Drachentöter.
„Mauoorrr, ich musss!“, knurrte die Katze zur Antwort.
„Na gut, ich mag dich und ich kenne jemanden, der dir vielleicht weiterhelfen kann. Sei in einer Stunde drüben beim Ziegenstall, da wird dich mein Freund dann abholen.“ Mit einem Augenzwinkern stellte Annika ein neues Glas – diesmal frischer – Milch vor die Nase ihrer gefleckten Kundschaft.
„Geht aufs Haus.“
Erleichtert stellte Piratenpaula fest, dass Annika dieses Mal den Rum vergessen hatte.


Eisiger Wind strich durch die Ritzen der Stadtmauer und brachte den Geruch des Flusses mit sich. Piratenpaula presste sich noch dichter an den Eingang zum Ziegenstall, um nicht noch mehr zu frieren, als sie es bereits tat. Die Tür zur Taverne fest im Blick, wartete die dreifarbige Glückskatze bereits seit einigen Minuten auf den geheimnisvollen Freund der Schankmaid.
Dann und wann öffnete sich die Tür des Gasthauses und Fetzen einer alten Piratenhymne wehten in die dunkle Nacht hinaus. „Jo-ho, jo-hooo und 'ne Buddel voll Rum!“ Dort wo das flackernde Licht des Schankraumes hinaus auf die nächtliche Straße traf, begannen die Schatten zum Takt der Musik zu tanzen.
Nervös zuckten die Ohren der Katze hin und her, während sie weiter grimmig ihr Auge fest auf den „Braunen Spatz“ gerichtet hielt. Ein weiterer betrunkener Gast taumelte hinaus auf die Straße während die Schatten um den Ziegenstall unvermittelt dichter wurden und sich mit einem Satz auf Paulas Versteck zu bewegten.
Heftig erschrak die kleine Piratin und fauchte mit gesträubtem Fell in die Finsternis.
„Schon gut, ich bin es nur“, knurrte es aus der Dunkelheit und ein großer, dünner, weiß-braun gescheckter Hund mit zerzaustem Fell trat auf die Katze zu. Hechelnd und heftig mit seiner kurzen Rute wedelnd setzte er sich vor Piratenpaula hin und hob seine rechte Vorderpfote zur Begrüßung. „Hallo, ich bin Billy, Annika's Freund!“
Langsam glättete sich Paula's Fell wieder, als sie den ersten Schrecken zu überwinden begann.
Dass sie Billy verstehen konnte, war nicht weiter verwunderlich, denn das Hundische ähnelte in vielen Worten dem ihr vertrauten Katzisch.
„Hast du mich vorhin aber erschreckt!“, fauchte Paula ihn an.
Billy grinste zurück, „War gut, nicht?“
„Simpel“, dachte Piratenpaula bei sich. Laut erwiderte sie, „ Annika hat mir gesagt, du könntest mir helfen, zu Nathanial zu kommen?“
„Klaro. Ich hol noch schnell einen „Sabberschlappschmatz“ aus der Küche und dann laufen wir runter zum Fluss, da treffen wir uns mit meiner Freundin. Magst du gerne laufen? Wir könnten ein Wettrennen machen!“ Freudig sprang Billy auf und ab. „Na? Na? Na? Wie wär's?“
Bedauernd reckte die Katze ihr Holzbein vor, „Geht wohl nicht.“ Das „Obersimpel“ konnte sie gerade noch zurückhalten. „Jetzt hol halt noch das „Wasauchimmer“ aus der Küche und lass uns aufbrechen, bevor mir hier noch das Fell von den Knochen geblasen wird!“ Wie auf ein geheimes Stichwort fegte eine neuerliche Windbö rund um den Ziegenstall.
„Null Problemo“, kläffte Billy. „Übrigens heißt das „Sabberschlappschmatz“. Wie würdet ihr Katzen es nennen? Ach ja, ich glaub ihr sagt „Knochen“ dazu. Was für ein nichtssagendes Wort! Wir Hunde haben über 20 Worte für diese Köstlichkeit“ Nachdem er aus alter Gewohnheit kurz das Bein an der Wand des Stalls hob, sprang der Hund davon.
Energisch drückte Piratenpaula ihren Hut fester auf die Ohren und schlich geduckt auf die alte Stadtmauer zu. Sie hatte den Durchgang zur Donau noch nicht ganz erreicht, als Billy sie einholte. „Hier lang!“, nuschelte er, da er einen riesigen Knochen zwischen den Zähnen trug und deutete flussaufwärts. Zwischen einigen kleineren Ruderbooten lag dort eine lange Zille vor Anker. Piratenpaula konnte die Umrisse einer dicken, zerzausten Gestalt am Bug erkennen.
Als sie näher kamen, um wehte ein feiner Duft von getragenen Socken Paulas feine Nase. „Igitt, was müffelt denn hier so?“
Verständnislos sah Billy sie aus braunen Augen an. „Wie? Hier müffelt gar nichts. Ganz im Gegenteil, kannst du ihr Parfum denn nicht riechen?“ Freudig eilte Billy auf die Gestalt in der Zille zu.
Erstaunt beobachtete Piratenpaula das Begrüßungsritual der beiden. Offensichtlich handelte es sich bei dem Wesen um Billys Freundin. Nach etlichem Schnüffeln, Kläffen und wie wild im Kreis springen, konnte Paula einen schmutzig weiß-braun gesprenkelten Spaniel erkennen. Doch erst nachdem der Knochen den Besitzer gewechselt hatte, trat die Katze näher. Der seltsame Geruch wurde immer stärker und sie erkannte, dass dieser tatsächlich von dem fremden Hund im Boot stammte. Ganz so, als hätte sich dieser tagelang in der Wäschetonne voller schmutziger Wäsche gewälzt.holzaugeklein
„Das ist Spike“, stellte Billy seine Freundin mit stolz geschwellter Brust vor.
„Hallo. Du kommst also mit mir mit?“, wollte Spike wissen. Bis auf den Geruch und ihrer etwas zu schrillen Stimme, fand Piratenpaula das kleine Hundemädchen ganz sympathisch.
„Ich denke ... schon.“ Paula zögerte ein wenig, da sie noch keinen rechten Plan hatte, wohin die Reise gehen sollte.
„In Ordnung, Katze, dann spring mal an Bord. Sobald Holzaugen Joe sich vom Rum im „Braunen Spatz“ losreißen kann, geht es los. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ Erwartungsvoll legte die Hundedame den Kopf schief und spitzte ihre Schlappohren.
„Pau...äh, Piratenpaula“, antwortete diese.
Aus einiger Entfernung war rasselndes Husten und ein unterdrückter Fluch zu hören.
„Ah ja, da kommt unser Holzauge auch schon. Wie gerufen!“, sprach Spike und kämpfte sich, mit Billys Geschenk im Maul, ebenfalls ins Boot. Dort drängte sie Piratenpaula, sich unter einem Haufen aus alten Lumpen zu verstecken. Dem Gestank nach musste dies wohl der Schlafplatz von Spike sein, wie die Glückskatze richtig vermutete. Zumindest war es schön warm unter all den Lumpen und Paula rollte sich behaglich zusammen. Kurz darauf erhielt sie Gesellschaft von einem feuchten, sehr stinkenden Knochen, den Spike ebenfalls unter die Schichten der mottenzerfressenen Kleider schob.
„Also dann, Billy, mach's gut, bis nächstes Mal und vielen Dank für den „Sabberschlappschmatz“!“, hörte Paula Spikes Stimme gedämpft in ihr Versteck dringen. Gleich darauf wackelte das Boot bedrohlich, als die Hundedame den Piraten mit ausgiebigem Schwanzwedeln begrüßte.
Kaum hatte sich der Magen der Möchtegernpiratin von dem Geschaukel beruhigt, spürte sie das Gewicht des Spaniels auf ihrem Rücken. Spike hatte es sich für die Reise bequem gemacht.
„Uff!“ Piratenpaula konnte sich das schmerzhafte Stöhnen nicht verkneifen.
Glück gehabt, denn ihr Schnauben ging im lautesten Rülpser, den sie je gehört hatte, unter.
„Na, Schbaig? Alles klar? Dann woll'n wer mal nach Hausche fahrn.“, lallte eine tiefe Männerstimme, die offenbar dem Piraten Holzaugen Joe gehörte.
Neuerlich schwankte das Gefährt, als Joe die Zille umständlich vom Anlegeplatz in Richtung der Blau, einem Nebenfluss der Donau, stakte.
Piratenpaula wusste zwar immer noch nicht, wohin die Reise ging und ob sie tatsächlich unterwegs zu dem gefürchtetsten aller Flusspiraten, dem schwarzen Nathanial Howard, waren, aber im Moment war es ihr auch egal, denn sie litt furchtbar unter Übelkeit, hervorgerufen durch die Mischung aus schwankendem Boot und dem Geruch nach alten Socken, der ihr sprichwörtlich bis unter die Haut drang.
Gnädigerweise übermannte sie bald der Schlaf, genauso wie Spike, die bereits seit geraumer Zeit neben ihr laut hörbar schnarchte.

„WIR SIND DA!“
Durch Spikes Gekläff unvermittelt aus dem tiefen Schlaf gerissen, erschrak Paula so heftig, dass sie mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Höhe sprang. Gerade noch konnte sie einen kurzen Blick auf ein schäbiges Haus am Waldrand und das Ufer eines relativ großen Teiches erhaschen, als sie mit einem lauten „Platsch“ samt der Hälfte der alten Lumpen in den kalten Wassern in ebendiesem versank.
Wild strampelte die Glückskatze herum, doch statt an die rettende Oberfläche zu gelangen, wurde sie durch die nassen Lumpen immer tiefer und tiefer nach unten, in ein wahres Labyrinth aus Unterwasserhöhlen, gezogen.
Der Teich, den Piratenpaula so kurz gesehen hatte, war der berühmte Blautopf.
Die Quelle des kleinen Flußes Blau, ein uraltes Gewässer, dessen Verlauf sich meilenweit unterirdisch durch einen großen Teil der schwäbischen Alb hinzog.
Doch gerade als ihr drohte, dass ihr das letzte bisschen Atemluft ausging, fühlte Piratenpaula wie sich zwei menschliche Arme um sie legten und sie mit sich an das rettende Ufer eines unterirdischen Sees zogen. Triefend nass fand sich das Kätzchen -schwer nach Atem ringend -in einer dunklen Höhle, tief im Inneren der Erde wieder.
Glück, meint ihr? Natürlich, denn nicht umsonst werden dreifarbige Katzen wie Piratenpaula auch Glückskatzen genannt. Gedanklich zog Paula jedoch ganze zwei Leben von ihrer Katzenlebensliste ab.
„Wie gut, dass ich gerade in der Nähe war, meine alte Freundin Spike zu begrüßen, sonst wärst du mit Sicherheit ertrunken.“, wurde Paula von einem seltsamen Wesen, halb Mädchen, halb Fisch, angesprochen, das sich neugierig aus dem Wasser lehnte.
„W-w-wasss? W-w-wo? W-w-werrr?“, stammelte Piratenpaula verwirrt.
„Ein Dankeschön hätte auch gereicht“, erwiderte das kleine Fischmädchen schnippisch.

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„D-d-dankessschön“, stotterte Piratenpaula mit klappernden Zähnen, während sie ihren Hut höflich vom Kopf nahm.
Beschwichtigt fuhr das Wesen wieder in einem freundlicheren Tonfall fort, „Wer ich bin, willst du wissen? Mein Name ist die schöne Lau und dies hier“, mit einer weit ausholenden Geste deutete sie auf den unterirdischen See, die dunkle Höhle und unzählige düstere Gänge, „ist mein Reich, der Blautopf. Ich bin eine Wassernixe und lebe schon seit einer Ewigkeit hier.“
Einmal in Fahrt gekommen, hörte die kleine Nixe nicht so schnell zu erzählen auf. „Weißt du, was schade ist? Nein? Ich sag es dir. Es ist total langweilig hier, weil ich ganz allein hier lebe. Kaum jemand kommt mich besuchen, außer Spike manchmal und ja, hin und wieder kann ich diese böse Männer von oben, die Mannschaft vom Piratenkapitän Howard, in ihrer Schatzhöhle hören, aber glaube mir, bevor ich mich mit denen unterhalte, bleib ich doch lieber alleine. All das Fluchen, der viele Rum und die schrecklichen Lieder!“ Lau musste nun doch auch einmal Luft holen.
Von all dem Geplapper überwältigt, merkte Piratenpaula einzig bei den Worten „Piraten“ und „Schatzhöhle“ auf. Bevor sie allerdings selber zu Wort kam, fuhr die schöne Lau munter fort, „Ach ja“, seufzte sie, „ich würde sooo gerne einmal woanders hin, irgendwo wo es viele Menschen gibt und Fische, ja Fische, schöne bunte Fische. Sag mal, Kätzchen, wie lautet überhaupt dein Name? Woher kommst du und was suchst du hier am Blautopf? Ich habe dich hier nämlich noch nie gesehen. Ich meine, nicht, dass ich groß draußen spazieren gehen könnte“, sie wackelte viel sagend mit ihrer Schwanzflosse, „aber trotzdem kenne ich so ziemlich jeden, der oben in Nathanials Haus lebt.“
Paula sah ihre Chance gekommen, den Redefluss der Wassernixe zu unterbrechen.
„Miau“, setzte sie zum Sprechen an.
„Nein, nein. Lau, mein Name ist Lau. Manchmal nennen mich die Menschen auch die schöne Lau.“, riss das Fischmädchen das Gespräch erneut an sich.
„Diese Unterhaltung könnte schwierig werden“, dachte die Glückskatze bei sich und verdrehte ihr Auge. Tapfer versuchte sie erneut zu Wort zu kommen.
„Frraulein Lau, ich danke dirrr nochmalsss dafür, dasss du mein Leben gerrrettet hassst.“ Sie jubelte innerlich, denn es schien, als wäre Lau endlich bereit zuzuhören. „Mein Name ist Pirrratenpaula und ich bin hierrr, weil mein Frrrauchen, Prrrinzesssin Lea, die Tochterrr von König Guntherrr, meine Hilfe brrraucht damit sssie ihrrren Liebsssten heirrraten darrrf und...“ Das wars.
„Eine Prinzessin? Die Tochter von einem echten König? Hach, wie aufregend! Und eine königliche Hochzeit auch noch! Wie romantisch und die findet doch sicherlich in einem Schloss statt, oder?“ Träumerisch seufzte die Wassernixe auf.
„Ja, ja. Eine echte Prrrinzesssin in einem echten Königssschlosss und eine tolle Hochssseit mit allem Drrrum und Drrran und ich bin sicherrr, dassss sssich alle frrreuen würrrden, wenn du auch kommen könntest.“, setzte Paula ihren vorher begonnenen Satz genervt fort.
„Tatsächlich? Ich auf einer königlichen Hochzeit? Das wäre wundervoll! Erzähl weiter!“, forderte Lau die Katze auf und klatschte entzückt über die Einladung freudig in die Hände.
„Na ja, da gibt esss nurrr ein kleines Prrroblem, bevorrr die Hochssseit stattfinden kann. Ich musss den Schatsss der Pirrraten dem König brrringen, dessshalb bin ich auch hierrr gelandet. Du hassst vorrrhin etwas von einerrr Ssschatssshöhle errrwähnt – kannssst du mich dorrrthin führrren?“
„Oweh, ich fürchte das geht leider nicht. Die Piraten haben den Zugang vom Wasser her mit Ziegelsteinen zugemauert und der einzige mögliche Weg hinein, führt durch den Keller von Nathanials Haus.“ Enttäuscht knetete die Nixe ihre Unterlippe. „Da müsste schon jemand die Wand einreißen, dann könnte ich das Wasser in die Schatzkammer leiten und mit dir hinein schwimmen.“
„Hallo? Haaallloooo!“, schallte es plötzlich durch die Höhle.
„Ah, da kommt Spike!“, rief Lau aus. „Juhuuuu, Spike, hier sind wir!“
Gemächlich trottete der dickliche Spaniel aus einem dunklen Gang hinter Piratenpaulas Rücken.
„Mensch, Paula, ich such dich schon die ganze Zeit. Hab gehofft, dass Lau dich rechtzeitig finden würde, so wie mich damals, als wir uns das erste Mal begegnet sind.“ Der Hund zwinkerte dem Kätzchen fröhlich zu. „Bin auch in den Blautopf gefallen, als ich als Welpe einem geworfenen Stock nachgesprungen bin und die liebe Lau hier hat mir das Leben gerettet.“ Dankbar leckte die Hündin der Wassernixe übers Gesicht. „Ich wusste bloß nicht, wo sie dich hingebracht hat, deshalb hat die Suche länger gedauert.“
„Spike, stell dir vor, ich bin zur Hochzeit einer echten Prinzessin eingeladen! Auf einem Schloss!“, berichtete die Nixe aufgeregt.
„Ach, wirklich? Schön, aber in Schlössern gibt es kein Wasser, was willst du dann dort?“, unterbrach der Spaniel die Freundin.
„Oh, daran habe ich gar nicht gedacht“, erwiderte die Nixe traurig.
Laut und vernehmlich räusperte sich Piratenpaula. „Dasss issst nicht dasss Prrroblem. Wirrr haben eine grrrossse Badewanne und einen Teich. Mit vielen Goldfissschen drrrin und essss gibt einen kleinen Bach, derrr führrrt in die Donau. Aberrr...“ Nachdrücklich erinnerte Piratenpaula an Nathanials Schatz, ohne den es keine Hochzeit geben würde. „Wirrr brrrauchen einen Plan!“ stellte sie zum Abschluss fest.
„Plan, Plan, Plan“, grübelte auch Spike vor sich hin.

Einige Stunden später, nach endlosen Diskussionen und Ideen, von denen einige schnell wieder verworfen wurden, hatten die drei kleinen Abenteurer endlich einen Weg gefunden, den fiesen Donaukorsaren um sein Gold zu erleichtern.

„Ho, Junge! Pass doch auf!“, blaffte der scheeläugige Alte mit Inbrunst, als die voll beladene Zille wuchtig gegen den Anlegesteg prallte. Mit seinem Eisenhaken, den er anstelle einer rechten Hand trug, angelte er nach dem Seil, das der langhaarige Junge ihm hin warf und vertäute das Boot mit geschickten Handgriffen an einem dicken Holzpflock am Ufer. „Neee, mach mal halblang“, hinderte der Greis den jungen Burschen am Aussteigen, „Parole?“
„Was soll das denn?“, maulte der zurück und versuchte seine Stimme tiefer klingen zu lassen, als üblich. „Ich bring hier den halben Vorrat an Rum vom „Spatz“, mit den besten Wünschen vom Wirt für... zum...äh“, stammelte der Bursch, „äh … zu Käptn Nathanials Geburtstag und du kommst mir mit so nem Quatsch?“
Trotz des gierigen Leuchtens in den Augen des alten Freibeuters, als er das Boot voll Rum musterte, blieb er hart. „Keiner betritt hier lebend das Ufer, wenn er die Parole nicht kennt. Erstes Piratengesetz. Solltest auch du Bürschlein wissen, wenn du tatsächlich vom ollen Dete geschickt worden bist!“, knurrte er während er sein Gegenüber forschend musterte.
„Klar weiß ich das“, log der Junge und riskierte einen kurzen Blick über die Schulter nach hinten, zu den gestapelten Fässern.
„Fischsuppe“, zischte es leise zwischen der Ladung hervor.
„Fischsuppe!“, schleuderte er dem Piraten triumphierend entgegen und versuchte mit hochmütigem Gesichtsausdruck den Aufschlag seiner Jacke aus dem Eisenhaken des Alten zu entwinden.
„Hm. So, so.“ Das Passwort stimmte wohl, denn der greise Pirat zog sich brummelnd zurück. „Dann bring mal die Geschenke rein“, er nickte zum Eingang des verfallenden Hauses am Ufer, „und beeil dich, je schneller du fertig bist, desto schneller biste wieder weg!“ Gemächlich schlurfte der Alte voraus. „Pah, Geburtstag! Na ja, ich schätze auch der Käptn hat wohl sowas.“, grummelte er vor sich hin. „Da hat sich der alte Dete ja wieder schön bei ihm eingeschmeichelt.“
„Puh! Das lief ja bis jetzt ganz gut“, seufzte der Junge erleichtert.
„Hab nicht daran gezweifelt.“, erwiderte eine Stimme hinter ihm und vorsichtig trat Billy, der Hofhund der Taverne zum „Braunen Spatz“, aus seinem Versteck zwischen den Rumfässern hervor.
„Soweit so gut, der Plan deiner Freunde, aber weißt du, was mir an der ganzen Sache am Meisten stinkt?“, fragte der Junge, der niemand anders war, als die verkleidete Schankmaid Annika.
„Was denn?“ Billy ahnte, worauf die Frage hinauslief.
„Dass ich mich jetzt zum zweiten Mal mit diesen verflixten schweren Fässern abplagen muss!“
„Denk dran, was der Lohn für all die Mühe ist! Ein Sack voll Piratengold und eine schöne Kammer im Schloss von König Gunther. Oder willst du lieber bis ans Lebensende im „Spatz“ arbeiten?“ Aufmunternd stupste der Rüde Annika an. „Komm, ich helf dir mit dem Ausladen!“
Kopfschüttelnd machte sich das Mädchen an die Arbeit. Vor zwei Tagen hätte sie noch nicht gedacht, dass sie einmal ihren Chef, den Wirt Dete, bestehlen würde, geschweige denn, gleich den halben Rumvorrat der Taverne samt seiner geliebten Zille. Alles für eine mögliche Chance auf ein besseres Leben, vorausgesetzt, die kleine Piratenkatze hatte überhaupt Erfolg damit, an Nathanial Howards Goldschatz zu gelangen.
„Was solls“, seufzte Annika leise, „zurück in den „Braunen Spatz“ kann ich ohnehin nicht mehr.“
Jetzt mussten sie alle hoffen und beten, dass der Plan, den die Glückskatze mit ihren Freunden ausgetüftelt hatte, weiterhin klappte.
Sobald Nathanial und seine Mannschaft von dem geschenkten Rum betrunken waren, wollte Piratenpaula dem Korsaren den Schlüssel zur Schatzkammer abnehmen und das Gold mit Annikas Boot zu König Gunther bringen. Danach würden sie alle, samt Spike und Billy, fröhlich auf Prinzessin Leas Hochzeit tanzen.
Ein schöner Plan, doch Zweifel über sein Gelingen plagten das ehemalige Schankmädchen, als sie, mit Billys Hilfe, die schweren Fässer in das Haus des Donaukorsaren rollte.
Kaum war die Hälfte des Rums ausgeladen, hörte Annika schon die untrüglichen Anzeigen einer deftigen Piratenfeier aus dem Inneren des Hauses, während draußen am Blautopf langsam die Abenddämmerung herein brach.
Lautes Johlen, Grölen und ausgelassener Gesang begleiteten das Mädchen und ihren Hundefreund bei ihrer Arbeit. Als jedoch ein schartiger Dolch durch eines der zerbrochenen Fenster, hinter denen sie den Festsaal vermutete, flog und sich tief in den Deckel des Fasses bohrte, das Annika gerade ans Ufer wuchtete, nahmen ihre Bedenken rapide zu, mit heiler Haut aus der ganzen Sache herauszukommen.
Der Mond, eine dünne Sichel hoch am nächtlichen Himmel, zeigte sich über den waldigen Ufern des Blautopfs, als Annika völlig erschöpft und zitternd vor Angst, ein weiteres Messer könnte angeflogen kommen und dieses Mal sie selbst treffen, zurück in ihr flaches Boot kletterte.
„Braves Mädchen“, lobte Billy seine Freundin als er das Seil mit den Zähnen vom Ankerpflock löste. „Jetzt lass uns hinüber zum anderen Ufer fahren, da sind wir durch die überhängenden Äste der Bäume und die Dunkelheit besser geschützt, solange wir auf die anderen warten.“

Während ihre Ulmer Freunde das Diebesgut aus dem „Braunen Spatz“ in Nathanials Haus schafften, versuchte Spike mit allen möglichen Kunststücken, die Piraten zu unterhalten, da sie wusste, gut gelaunt tranken diese rascher und mehr von deren geliebtem Rum. Denn je schneller sie betrunken waren, desto schneller würden sie einschlafen und dann begann Phase zwei ihres tollkühnen Planes, Nathanials Gold zu stehlen.
Doch noch war es nicht soweit. Stattdessen erhob sich der finstere Donaukorsar selbst und rief seine Mannen zu einem sehr beliebten Spiel auf. Das Spiel hieß „Kürbiskopf“ und Ziel war es, den großen Kürbis, der neben einem kaputten Fenster an der Längsseite der Festhalle hing, möglichst oft mit seinem Messer, Dolch oder anderen spitzen Gegenständen, zu treffen. Das Gemeine daran war, dass den Kürbis das gemalte Antlitz von König Gunther zierte. Noch schlimmer als das, war allerdings die Tatsache, dass Piratenpaula sich ausgerechnet hinter einer Kiste genau unter dem Kürbiskopf versteckt hielt. Besorgt schielte Spike möglichst unauffällig dorthin. piratcolor_klein
Da! Die ersten Waffen steckten bereits im Ziel. Holzaugen Joe war diesmal weniger geschickt, als sonst, sein alter Dolch flog geradewegs durch die zerbrochene Fensterscheibe, was Nathanial mit dröhnendem Gelächter quittierte.


Dummerweise änderte sich dadurch die Flugbahn seines in eben jenem Moment geschleuderten Dolchs und traf mit voller Wucht auf die morsche Kiste unter dem Kürbis. Holzsplitter regneten auf die umstehenden Piraten. Spike keuchte erschrocken auf und kniff die Augen zu. Als sich die Sicht wieder klärte und die Hündin ängstlich zu Piratenpaulas zerstörtem Versteck blinzelte, konnte sie nur ein Stückchen schwarzen Filz erkennen, der durch Nathanials Dolch an die fleckige Zimmerwand genagelt worden war. Die Glückskatze war nicht mehr zu sehen.
Mit heftig pochendem Herzen sah sich der Spaniel panisch nach seiner Freundin um. Nichts. Keine Katze weit und breit. Aber halt, aus den Augenwinkeln erhaschte Spike einen kurzen Blick auf eine orangefarbene Schwanzspitze, ganz oben am Dachbalken. Erleichtert stieß sie den angehaltenen Atem wieder aus. Piratenpaula hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
„Beim verfluchten Klabautermann!“, dröhnte die Stimme des schwarzen Korsaren nun durch den Raum. Wütend trat der Piratenkapitän nach den Resten der Kiste. Nathanial Howard war kein Mann, der verlieren konnte. Angst erfülltes Schweigen herrschte im Saal, denn Nathanials Männer fürchteten seine Wutausbrüche.
„Kroax! Ein Lied!“, krächzte es da aus einer dunklen Ecke.
„Halt den Schnabel, du gerupftes Huhn!“, herrschte der oberste Pirat den grünen Papagei an, der wild auf seiner Sitzstange hin und her schaukelte.
„A-a-aber ein Lied wäre nicht schlecht.“, wagte Holzaugen Joe einzuwerfen, während er mit der einen Hand seinem Käptn einen gut gefüllten Krug Rum hinhielt und die kärglichen Reste Holz mit der anderen Hand aufzusammeln versuchte.
Nach einem großen Schluck Branntwein sah die Welt für den obersten Piraten wieder ein wenig besser aus. Auch seine Mannschaft entspannte sich wieder ein wenig.
„Ein Lied, also, was? Na gut, Jungs, legt euch ins Zeug!“, forderte Nathanial die Männer auf. Einige Zeit später war das Fest wieder in vollem Gange, als ob nie etwas vorgefallen wäre.
Gegen Mitternacht verstummte auch der letzte Gesang und ging nahtlos in tiefes Schnarchen über.

„Jetzt oder nie“, dachte Piratenpaula, die den ganzen Abend lang auf dem Deckenbalken gesessen und den schwarzen Korsaren beobachtet hatte. Dadurch wusste sie, dass der Pirat den Schlüssel zur Schatzkammer an einem Band um den Hals trug. Mit einem Satz sprang sie auf den großen gusseisernen Leuchter in der Mitte des Saales, der an einem dicken Seil hing. Ein Ende dieses Seils verlief quer durch den Raum und war an der Wand gegenüber festgemacht. „Vermutlich war es einfacher so, als das Seil zu kürzen“, dachte die Glückskatze bei sich. Über mögliche andere Verwendungen wollte sie gar nicht nachdenken, denn für ihre Zwecke war es einfach perfekt. Sie zog den langen Dolch, den sie bei ihrer Flucht auf den Deckenbalken einem der Piraten aus dem Stiefel gezogen hatte und schwang sich auf das Seil. Es brannte zwar gehörig, als sie mit ihrer weichen Pfote über das raue Seil glitt, doch die Schmerzen wurden tausendmal dadurch aufgewogen, dass Kapitän Howard genau unter dem Seil, den Kopf auf die Arme gestützt, an einem Tisch schlief. Geschickt fädelte das Kätzchen den Dolch unter das Band um Nathanials Hals und schnitt es durch.
Ein grau-weiß-brauner Schatten huschte zu dem Schlafenden und fing den Schlüssel gekonnt auf.
„Kroax! Diebe! Haltet den Dieb! Kroax!“, kreischte mit einem Mal der Papagei aus seiner Ecke laut auf.
„Heiliges Kanonenrohr!“, entfuhr es Piratenpaula, „Der schreckliche Vogel!“ parrotkleinWie konnte sie nur auf diese Schwachstelle in ihrem schönen Plan vergessen!
„Halln..schnabl“, nuschelte der Piratenkapitän unter ihr und warf einen Tonkrug nach dem Kreischer.
Die Glückskatze erstarrte. „Bitte lass Nathanial jetzt nicht aufwachen“, betete sie inbrünstig. Auch Spike, bereits auf halbem Wege zu dem Keller des Hauses, rührte sich nicht vom Fleck.
Seitens des Korsaren war erneut regelmäßiges Schnarchen zu hören.
Kaum hatte Paula den Schrecken überwunden, war sie auch schon mit einem gewaltigen Satz auf den Vogel zu gesprungen.
„Kroa..! Hmpff!“, der tierische Alarm verstummte abrupt.


Piratenpaula hatte den Papagei nach bewährter Katzenart erledigt.
Zufrieden leckte sie sich übers Maul, als sie der Hündin rasch zur Treppe nach unten folgte.

Am Ende der langen dunklen Steintreppe angekommen, fanden sie eine eisenbeschlagene Tür aus dicken Eichenbohlen.
„Ja! Gleich haben wirs geschafft!“, jubelte Piratenpaula, die in Gedanken schon Truhen voller Gold und Edelsteine durch die Türe schimmern sah.
Auch Spike wedelte aus Vorfreude mit ihrem Stummelschwanz, während sie der Katze den erbeuteten Schlüssel reichte.
Bedächtig drehte diese den Schlüssel im Schloss und mit vereinten Kräften zogen die beiden die schwere Türe auf.
„Ooooh“, enttäuscht ließ die Glückskatze den Schwanz hängen. Denn hinter der Türe erwartete sie nicht der erhoffte Reichtum, sondern ein weiterer dunkler Raum. Die Wände und auch der Boden bestanden aus behauenem Stein, welche vor Feuchtigkeit glänzten. Doch das Seltsamste waren die fünf düsteren Gänge, die in diesem Raum endeten.
„Und was jetzt?“, leise Verzweiflung schwang in Piratenpaulas Stimme mit.
„Hätte ich mir ja fast denken können.“, murmelte die Hündin, als sie, die Nase fest am Boden, einen Rundgang durch den Raum machte. Zwei der Gänge wurden von ihr intensiver beschnüffelt, bis sie sich sicher war.
„Der hier ist es.“, sagte sie bestimmt und betrat den zweiten Gang links von der Tür. „Hier entlang, Paula.“
„Aber, woher...?“ Die Glückskatze zögerte ein wenig.
Zur Antwort tippte sich der Spaniel grinsend an die Nase. „Hundesache. Katzenaugen sind zwar gut, aber Hundenasen sind noch viel besser. Wir „sehen“ quasi damit. Und ich „sehe“, dass viele Piraten durch diesen Gang gelaufen sind, also wird das der Weg zur Schatzhöhle sein. Logisch?“
„Logisch.“, stimmte Paula zu und folgte ihrer Hundefreundin.
„Du, Spike?“
„Ja?“
„Was, wenn wir einen anderen Gang genommen hätten?“
„Nun, bestenfalls hätten wir uns im Höhlenlabyrinth unterm Blautopf verirrt.“
„Und schlimmstenfalls?“
„Ich weiß nicht, Fallgruben mit spitzen Pfählen, fallende Felsblöcke oder so schätze ich. Nathanial ist sehr einfallsreich, was Fallen anbelangt.“
„Verstehe“, Paula schluckte schwer, „gut, dass du mit mir kommst.“
Nach einer Weile erreichten die beiden Abenteurer eine Stelle, an der der Gang scharf nach links abknickte. Vorsichtig lugte Spike um die Ecke.
„Alles in Ordnung, die Luft ist rein!“ Sie winkte der Glückskatze ihr zu folgen.
Der Gang endete einige Meter weiter in einer kleinen Höhle.
Und da, im Schein flackernder Öllämpchen, lag Nathanials Gold!
schatzklein
„Hurra!“, Piratenpaula hüpfte vor Freude im Kreis, „Der Schatz! Wir haben ihn! Sieh nur die vielen Truhen und hier“, sie griff sich einen reich verzierten goldenen Kelch, „der Becher und...“ Paula stutze. „He, das ist doch der Becher von König Gunther! Spike? Spike, was ist los?“ Sie wandte sich zu der Hündin um, die schweigend inmitten der goldgefüllten Truhen saß.
„Was ist? Hör mal, wir sind am Ziel, wieso guckst du so traurig? Du solltest dich freuen!“ Paula sprang aufgeregt von einer Kiste zur anderen.
„Piratenpaula?“, fragte da die Hündin.
„Mhmmm?“
„Wie stark bist du?“
„Was?“, verwundert hielt die Glückskatze beim Wühlen in einem Haufen glänzender Goldmünzen inne. „Sehr stark. Hier sieh mal.“, sie spannte ihren Bizeps.
„Dann ist ja gut, denn die Höhle hat nur einen Ausgang. Nämlich den Weg, den wir hereingekommen sind. Das heißt, du musst das Gold den ganzen langen Weg zurück tragen. Ich hoffe, das war auch so geplant von dir? Und noch was, du musst dich beeilen, denn die Piraten werden nicht ewig schlafen!“
„Bei Neptuns Bart!“ Paula hatte während des Fests im Piratenlager einige Flüche gelernt, die sie nun der Reihe nach ab ließ. „Verflucht noch eins, Spike, ich schätze unser toller Plan hat einen großen Haken!“
„Allerdings“, stimmte ihr die Hündin zu.
„Mist, dabei hat die Nixe es doch erwähnt!“ Piratenpaula versuchte sich die genauen Worte der schönen Lau ins Gedächtnis zu rufen. „Moment. Spike, siehst du hier irgendwo eine Stelle, die anders aussieht als der Rest der Höhlenwand?“ Hektisch ließ sie ihren Blick durch die Höhle schweifen.
„Du meinst die Ziegelmauer hinter dir?“, fragte Spike.
„Oh, äh, ja. Ja, genau die.“
„Und was ist damit?“
„Dahinter liegt die Höhle mit dem unterirdischen See. Wenn wir die Mauer einreißen, kann Lau die Höhle hier fluten und wir bringen den Schatz übers Wasser nach oben zu Annikas Boot!“
„Gute Idee“, stimmte ihr die Hündin zu, „nur wie willst du das anstellen?“
„Wir nehmen einfach ein paar lockere Ziegel heraus, bis wir ein Loch in der Wand haben, den Rest erledigt dann der Wasserdruck.“ Piratenpaula war stolz auf ihre geniale Idee.
„Tja, Paula, also ICH sehe hier keinen einzigen lockeren Stein, nur eine winzige Lücke ganz unten.“
„Oh Mist. Mist, Mist und nochmals Mist!“ Deprimiert hockte sich das Kätzchen auf eine der großen Schatztruhen.
Spike indessen tappte grübelnd durch die Höhle. Plötzlich rief sie aus, „Sprengen!“
„Was?“, antwortete die Glückskatze verwirrt.
„Wir sprengen die vermaledeite Wand!“ Nun war es an Spike aufgeregt durch die Höhle zu springen. „Hier sieh mal, dort in der Ecke, die Fässer!“
Piratenpaula entdeckte sie, konnte sich aber nicht annähernd so darüber freuen, wie der Spaniel.
Schon schleppte die Hündin eines der Fässer, welches mit einem mit schwarz-grauem Pulver gefüllt war, heran.
Von dem folgenden Vortrag, verstand Piratenpaula nicht mehr als „Schwarzpulver“, „Lunte“, „Feuer“ und „Bumm!“.
Dennoch half sie der Hündin eifrig bei ihren hektischen Vorbereitungen.
Die beiden streuten einiges Pulver rund um das Fass, das sie ganz nahe an die Ziegelwand geschoben hatten, tränkten ein Stück Seil, das Paula an der Wand der Höhle entdeckt und kurzerhand mit ihrem Dolch gekürzt hatte mit Lampenöl und steckten ein Ende in die winzige Maueröffnung. Danach riefen sie nach der Wassernixe.
Lau hatte die beiden bereits gehört, als sie in der Schatzhöhle rumorten und war daher schon zur Stelle.
„Also gut Lau,“ erklärte Spike dem Fischmädchen, „sobald die Wand fällt, flutest du die Höhle. Danach schwimmst du mit uns nach oben zu Annikas Boot und tauchst nach dem Schatz. Sobald wir das Gold im Boot haben, hält uns nichts mehr länger in der Nähe der Piraten.“
Alle waren mit dem weiteren Verlauf des Planes einverstanden und bezogen ihre Posten. Gerade als Piratenpaula eine der brennenden Öllampen an die Lunte halten wollte, brach ohrenbetäubender Lärm aus. Nathanial und seine Männer, bewaffnet bis an die Zähne, stürmten die Schatzhöhle. Denn, was Paula nicht wusste, das Seil, das sie vorhin abgeschnitten hatte, war mit einer Glocke im Piratenlager verbunden und als sie daran zog, löste sie im Haus oben Alarm aus.
„Schnappt sie euch, Männer!“ brüllte Kapitän Howard außer sich vor Wut und stürmte zum Angriff auf die beiden Diebinnen. Vor Schreck ließ die Katze die Lampe fallen und sprang vor Nathanials Säbel in Deckung. Der zornig geführte Hieb ging daneben und riss der Katze lediglich den Hut vom Kopf. Auch die Hündin warf sich vor einem nach ihr geworfenen Messer in Deckung. Nicht zu früh, denn ein gewaltiges Getöse erschütterte die Schatzkammer. Eine Druckwelle erfasste die Angreifer und schleuderte diejenigen in erster Reihe zurück. Splitter von Ziegelsteinen flogen kreuz und quer durch den Raum und etliche Piraten gingen getroffen zu Boden, als eine gewaltige Welle auch den letzten noch stehenden Mann von den Beinen riss. Rasch stieg das Wasser in der Höhle und Nathanial und seine Bande suchten ihr Heil in der Flucht. Inmitten des heillosen Chaos erschien die Wassernixe, packte ihre beiden pelzigen Freundinnen am Kragen und schwamm so schnell sie konnte an die Oberfläche. Geistesgegenwärtig umklammerte Piratenpaula noch den Griff der ihr am nächsten stehenden Schatzkiste, als sie Laus Hand am Genick spürte. Kurz danach, der Glückskatze kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, landete sie unsanft neben Spike in Annikas Boot, während Billy und das Mädchen der schönen Lau halfen, die schwere Kiste über Bord zu hieven. Aus der Richtung der Hütte am gegenüberliegenden Ufer des Blautopfs, konnten sie bereits die Schreie der entkommenen Piraten hören.
„Schnell weg von hier!“, rief Billy. Annika stakte bereits die Zille in Richtung der Blau.
„Dasss Gold!“, stöhnte Piratenpaula.
„Die Piraten!“, murmelte stattdessen Spike.
„Lau!“, rief Annika angst erfüllt aus, als sie die wütenden Männer aus der Hütte stolpern sah. „Die Boote!“
„Schon unterwegs“, erwiderte die Nixe und machte sich auf den Weg, die Boote der Piraten zu versenken. Das würde die Verfolgung mit Sicherheit erschweren.
Einige Zeit später, die vier Freunde in ihrer Zille trieben bereits flussabwärts der Donau entgegen, jammerte Piratenpaula immer noch über den verlorenen Schatz. Da landete plötzlich ein weiterer nasser Sack voll Goldmünzen im Boot und breit grinsend erschien die schöne Lau neben den Abenteurern.
„Alles klar“, rief sie fröhlich, „Nathanial schäumt vor Wut, weil er an Land festsitzt und das Gold liegt nunmehr für die Piraten unerreichbar am Grund des Blautopfs, wo ich es jederzeit holen kann.“
„Jippie! Gewonnen!“, jubelte Piratenpaula und die anderen fielen lautstark in ihr Freudengeheul ein.
„Dann findet also eine königliche Hochzeit statt?“, fragte die Nixe, als sich der Jubel gelegt hatte.
Zufrieden lächelnd erwiderte die Glückskatze, „Und ob die ssstattfindet, ssschönesss Frrraulein, und ob!“

Die Abenteuer von Piratenpaula und der Tapferkeitskatze Sally Teil 2

Tapferkeitskatze Sally und der Drache

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Während Sally gemmächlich durch die Wälder marschierte, überlegte sie, wie sie den alten Lindwurm Dracobert überwältigen konnte. Doch egal wie lange sie über die bevorstehende Aufgabe nachgrübelte, ihr wollte nicht wirklich etwas einfallen. Schließlich waren Drachen keine Mäuse und das größte Tier, mit dem sie sich bisher auseinandersetzen musste, war der alte Marder, der immer wieder die Hühnerställe beim Schloss plünderte. Wie sehr sie Paula beneidete! Den Piratenschatz zu rauben, erschien ihr im Vergleich zu ihrem Schicksal geradezu wie ein Spaziergang. Dazu kam natürlich auch noch Paulas sprichwörtliches Glück, etwas auf das sie selbst wohl kaum zählen durfte.
Der einzige Trost war, dass sie zumindest noch all ihre sieben Leben hatte, wie lange allerdings noch, daran wagte sie nicht zu denken.
Missmutig schlug sie mit ihrem Degen auf die Sträucher am Wegesrand ein. Sie nahm die Abzweigung in Richtung des Lonetals, denn dort, so hatte sie gehört, sollte Dracobert seine Höhle haben.
Erstmal wollte sie sich dort umsehen, vielleicht kam ihr da dann eine Idee. Vielleicht konnte sie sogar herausfinden, ob der Drache eine Schwachstelle hatte, wie der berühmte Ritter in dem alten Märchen, dass die Königin den beiden Prinzessinnen vor dem Schlafengehen so oft vorgelesen hatte. Der, der nur am rechten Knie verwundbar war, oder war es die Ferse? Na egal, der Drache war wohl kaum so freundlich, genau die gleiche verwundbare Stelle zu haben.
Dennoch fasste die Katze bei diesem Gedanken wieder Mut und lief ein wenig schneller.
Müde und erschöpft erreichte sie am nächsten Abend ihr Ziel.
Sie duckte sich ins Unterholz und schlich ganz vorsichtig an den Saum des Waldes. Vor ihr erstreckte sich eine Lichtung und an deren Ende gähnte ein dunkles Loch im felsigen Hügel. Das Gras der Lichtung war nieder getrampelt und geschwärzt von Drachenfeuer. Überall lagen sauber abgenagte Knochen, Teile von Rüstungen, schartige Schwerter und ein zerbrochener, rosafarbener Handspiegel. Offensichtlich hatten bereits vor ihr etliche Recken den Drachen bekämpft, ohne ihn zu besiegen. Die kleine Katze erschauderte, als ihr Blick erneut zu den bleichen Skeletten wanderte. Doch die Knochen waren eigentlich zu groß für einen Menschen, es waren wohl eher diejenigen von Kühen.
Gerade, als sie näher an den Hügel heranschleichen wollte, hörte sie ein lautes Scharren und Schnauben aus der dunklen Öffnung im Fels hervor dringen.
Wie ein geölter Blitz huschte Sally zurück in ihr sicheres Versteck. Keine Sekunde zu früh, denn schon schob sich der hässliche Echsenkopf Dracoberts ins Freie.


Dampf quoll dem grünen Untier aus Maul und Nüstern und misstrauisch äugte der Lindwurm über die Lichtung, bevor er seinen riesigen Leib in die kühle Abendluft folgen ließ. DrachekleinMit einem markerschütternden Schrei begrüßte der Drache die hereinbrechende Nacht, bevor er schwerfällig von dannen kroch, auf der Suche nach frischer Nahrung.
Überwältigt vom Anblick des Ungeheuers, saß Sally noch einige Minuten still im Gestrüpp, bis sie sich soweit wieder gefasst hatte, dass sie ihre Erkundungstour fortsetzen konnte.
Gut, eigentlich war sie hier hergekommen, um Dracobert selbst zu beobachten, seine Schwächen herauszufinden, doch nach dem ersten Blick auf ihren übermächtigen Gegner, fand sie die Idee plötzlich nicht mehr ganz so toll.
Vielleicht war ja in der verlassenen Wohnhöhle des Drachen auch etwas zu entdecken, das ihr im anstehenden Kampf weiterhelfen konnte, oder? Zu guter Letzt musste sich Sally allerdings eingestehen, dass sie einfach nur neugierig darauf war, wie es in einer richtigen Drachenhöhle aussah. Die Gelegenheit war günstig und so schnell würde der häßliche Lindwurm bestimmt nicht zurück kehren!
Geduckt schlich das kleine Kätzchen über die Lichtung und betrat vorsichtig den Eingang zu Dracoberts Wohnhöhle.
Der felsige Korridor war dunkel und durch den schweren Körper des Untiers waren Boden und Wände vollkommen glatt geschliffen. Es war warm, stickig und roch nach verdorbenen Eiern. Sally stöhnte kläglich über den schrecklichen Gestank. Mit einer Pfote die kleine Nase zuhaltend tapste die Katze immer weiter ins Innere des D<rachenhorts.


„Joho, Joho...“, klang es leise und zittrig aus einer muffigen Ecke des düsteren Raumes.
„Halt die Klappe“, zischte es als Antwort, „das macht die Situation nicht besser!“
„Aber ihr wolltet doch singen!“, protestierte die erste Stimme.
„Doch nicht dieses Lied!“
„Na gut, wie wär's mit Hänschen klein?“
„Ach Ludwig, vergiss es einfach!“, der zweite Sprecher verfiel erneut in düsteres Schweigen.
„Piet hat recht, Ludwig, lass es einfach gut sein“, meldete sich eine dritte Stimme.
„Pfft, dann eben nicht.“, schnappte der verhinderte Sänger namens Ludwig beleidigt zurück.
Die einsetzende Stille wurde durch das Echo eines entsetzlichen Stöhnens unterbrochen.
„Oh mein Gott!“, quiekte Ludwig ängstlich auf, „er kommt zurück!“
„Hör auf zu zappeln, du ziehst die Stricke nur fester zu!“, rügte Piet den Kameraden.
Der dumpfe Klang von Schritten näherte sich den drei Männern.
„Er kommt zurück um uns zu fressen!! Wir werden alle sterben! “, erneut zerrte Ludwig wild an seinen Fesseln.
„Ja, aber wie echte Männer, nicht wie Angsthasen.“ Trotz der mutigen Worte zitterte auch Piets Stimme leicht vor Angst.
„Hört auf damit, fällt euch denn nichts auf?“ Der dritte im Bunde lauschte angestrengt in die Dunkelheit. „Das kann nicht der Drache sein!“, stellte er schließlich fest.
„Ach? Und wer sonst, oh weiser Kunibert? Der strahlende Ritter vielleicht, der uns aus Dracoberts Speisekammer befreien wird?“, ätzte Ludwig sarkastisch.
„Wer weiß? Jedenfalls trampelt die alte Echse wesentlich lauter.“, gab Kunibert trotzig zurück.
„Schon vergessen, Bertie, es gibt niemanden mehr, der gegen den Lindwurm antreten wird. Wir waren die Letzten. Alle andren sind geflohen oder...“
„Sag's nicht Piet!“, unterbrach Ludwig flehend. „Ich will's gar nicht wissen!“
„Wasss nicht wissssen?“ mischte sich eine neue Stimme in die hitzige Diskussion ein.
Die Köpfe der drei gefesselten Männer drehten sich ruckartig dem fremden Sprecher zu.
Vor lauter Streiten, hatten die gescheiterten Drachenjäger nicht bemerkt, dass der Eindringling mittlerweile bis zu ihnen vorgedrungen war.
Es stellte sich heraus, dass Kunibert richtig lag, die Schritte wurden tatsächlich nicht von dem eigentlichen Bewohner der Höhle verursacht.
„Wer zum? Was? Wieso?“, aufgeregt sprachen die Gefangenen gleichzeitig auf den Neuankömmling ein.
„Langsssam. Immerrr mit derrr Rrruhe. Ich verrrssstehe kein Worrrt.“, knurrte der Neuankömmling.
Die drei Männer verstummten auf der Stelle und musterten stattdessen die kleine pelzige Gestalt vor ihnen.
Es handelte sich zweifellos um ein Kätzchen, dennoch waren sie erstaunt über den roten Schlapphut mit weißer Feder, die roten Stiefelchen und nicht zuletzt den spitzen Degen, die ihr möglicher Retter trug. Dass die Katze sprechen konnte, erschien ihnen in diesem Zusammenhang allerdings durchaus logisch.
Piet fasste sich als erstes. „Wer bist du? Bist du gekommen um uns zu befreien?“
„Mein Name issst Sssally, Tapferrrkeitssskatssse Sssally und ich handle im Auftrrrag Ihrrrerrr Majessstät, derrr Prrrinzesssin Sssarrrah. Ich bin hierrr, den bösssen Drrracoberrrt zu errrledigen. Und werrr ssseid ihrrr?“
„Wir – ähm – wir sind sozusagen, also...“, Piet suchte nach den richtigen Worten, „anfangs waren wir auf der Suche nach dem Piratenschatz, aber das erschien uns dann doch nicht der passende Auftrag für einen tapferen Ritter des Königs und so zogen wir lieber gegen den bösen Drachen ins Felde, aber die Konkurrenz war neidisch auf unser Können und so haben sie uns kurzerhand überwältigt und aus dem Verkehr gezogen, um selbst den Ruhm zu ernten. Ich muss betonen, es standen mindestens fünfzig Mann gegen uns; selbst wir konnten nicht gegen diese Überzahl bestehen.“ Piet schwitzte und suchte fieberhaft nach einer glaubwürdigen Ausrede für ihre missliche Lage, um das Gesicht zu wahren. „Aber ach und wehe, sie hätten nicht auf unsere Talente verzichten sollen, denn sie wurden allesamt von dem Lindwurm in die Flucht geschlagen.“
Sally glaubte kein Wort von Piets Geschichte.
„Ssso, ssso. Alssso sssind wirrr vierrr nunmehrrr die letssste Hoffnung fürrr dasss Volk und den König, den Drrrachen sssu besssiegen?“ Während sie sprach, zog sie ihren Degen und durchschnitt mit einem eleganten Streich die Fesseln der drei armseeligen Ritter.
Ungelenk erhoben sich Kunibert, Ludwig und Piet auf die Beine. Sie streckten und reckten sich, so dass die steifen Muskeln und Knochen nur so krachten.
„Mit drrrei ssso errrfahrrrenen Rrritterrrn an meinerrr Ssseite, sssollte esss ja jetssst kein Prrroblem mehrrr sssein, Drrracoberrrt sssurrr Ssstrrrecke sssu brrringen, nicht?“
„Nun ja, werter... ich meine, werte Tapferkeitskatze Sally, habt Dank für unsere Befreiung. Aber es wäre nicht rechtens, den Ruhm und die Ehre des Siegers zu schmälern, so verzichte ich meinerseits zu euren Gunsten auf dieses Untier.“, sprach Ludwig überaus höflich und verneigte sich vor der Katze. Danach machte er sich, so schnell es seine dünnen Beine erlaubten aus dem Staub.
Piet hingegen murmelte etwas von einem höchst wichtigen Termin und folgte seinem Kollegen auf dem Fuße.
Lediglich Kunibert blieb bei Sally. Das lag allerdings weniger an seinem Ehrgefühl, sondern vielmehr daran, dass ihm vom langen Sitzen die Beine eingeschlafen waren.
Sally blickte dem Recken prüfend ins Gesicht. „Alssso bleiben wirrr beide übrrrig?“
Kunibert, der kein Freund schöner Worte war und auch nicht Piets Phantasie besaß, entschloss sich zur Ehrlichkeit.
„Hör mal, Kätzchen! Ich sag es dir wie es ist. Mach das, was alle vernünftigen Leute vor dir gemacht haben, als sie den Drachen zum ersten Mal gesehen haben – lauf!!! Lauf so schnell und so weit du kannst und komm nie wieder hierher zurück!“ Auch Kunibert wandte sich um und humpelte unter leisem Fluchen davon.
Die Tapferkeitskatze rief ihm nach, „Und was passierte mit den unvernünftigen Leuten?“
„Die haben gekämpft und werden grade im Lazarett in Niederstotzingen vom Feldscher wieder zusammengeflickt!“
Sally folgte dem Ritter. „Und sssu welcherrr Kategorrrie Leute gehörrrt ihrrr?“
Der Hinkende blieb stehen und sah Sally ernst ins Gesicht. „Zur Kategorie der Narren. Zu schwach zum Weglaufen und zu feige zu kämpfen. Wir haben versucht, das Ungeheuer zu überreden, sich anderswo nieder zu lassen, denn langsam gibt es kein Vieh mehr in der ganzen Umgebung und er würde zwangsläufig verhungern.“
„Und wiessso warrrt ihrrr dann gefesssselt in derrr Höhle?“
„Er meinte, die Gegend gefällt ihm zu gut um weg zu ziehen und zur Not müsste er eben dann seine Kost umstellen,“ Kunibert schluckte schwer, „und hat uns danach als Notration in seine Vorratskammer gesperrt.“
Bei diesen Worten lief es der Katze eiskalt über den Rücken.
Mittlerweile hatten die beiden die Lichtung vor der Höhle erreicht und freudig eilte der Ritter Drachenfutter, wie Sally ihren Begleiter insgeheim getauft hatte, auf einen silbern glänzenden Brustharnisch zu. „Mein Glückspanzer!“, rief er erleichtert aus. „Ohne den hätte ich nicht nach Hause gehen können.“
„Ohne mich wärrrt ihrrr ohnehin nirrrgendsss hingegangen“, stellte die Tapferkeitskatze trocken fest.
„Äh, stimmt“, verlegen drückte der Ritter seine wiedergefundene Rüstung an sich, „vielen Dank noch einmal Sally. Wenn ich je etwas für dich tun kann...?“ Kaum waren ihm diese Worte über die Lippen gekommen, bereute er es auch schon.
„Sssag mirrr nurrr einesss, hat derrr Drrrache eine verrrwundbarrre Ssstelle?“
Kunibert zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, aber vielleicht weiß einer von denen im Lazarett etwas darüber?“
„Hm, dasssss wärrre einen Verrrsssuch werrrt, ja!“, überlegte das Kätzchen.
„Na dann, viel Glück kleine Katze!“, verabschiedete sich Kunibert und schlug den Weg nach Hause ein.
Gedankenverloren stolperte Sally über einen kleinen Stein auf der Lichtung, bückte sich danach und schob ihn unter ihren Gürtel, in dem ihr Degen steckte, ohne zu wissen, warum sie ihn eigentlich mitnahm.
Zügig marschierte sie durch den nächtlichen Wald in Richtung des kleinen Dorfes Niederstotzingen.

Pünktlich zum ersten Hahnenschrei traf die Tapferkeitskatze Sally in Niederstotzingen ein und wunderte sich, dass die handvoll trister Hütten, die sich um ein altes Kloster scharten, bereits die Bezeichnung Dorf verdienten.
Da aus dem Kloster schon geschäftiges Treiben zu vernehmen war, klopfte die Katze ohne zu Zögern an das Tor, welches ihr bald darauf von einem kahlen, ältlichen Mönch geöffnet wurde.
In knappen Worten erklärte sie dem Pförtner ihr Anliegen, dass sie dringend mit den verletzten Drachenrittern sprechen musste.
Nur sehr zögernd erlaubte ihr Bruder Bertram, der sich ihr als Pförtner, Klostervorstand, Koch und Leiter des Lazaretts in einer Person vorstellte, einzutreten, denn er schätzte es nicht sehr, wenn seine Patienten gestört wurden.
Es waren harte Zeiten und der Großteil der Klosterbrüder hatte das Ordenshaus schon vor geraumer Zeit verlassen, aus Angst vor dem Untier und nicht zuletzt aus Mangel an Nahrungsmitteln. Außer Bruder Bertram waren nur noch der alte und lahme Bruder Martin und ein junger Bursche aus dem Dorf, der sich um die gröberen Arbeiten im Kloster kümmerte, verblieben.
Sally wurde angewiesen, im kiesbestreuten Innenhof der Abtei zu warten, denn zuerst musste sich Bruder Bertram um das Wohl der Verletzten kümmern.
Schicksalsergebend kletterte die kleine Katze auf eine steinerne Bank inmitten des Hofes und vertrieb sich die Zeit damit, ihr Fell zu putzen und die bestiefelten Beinchen baumeln zu lassen. Dabei fiel ihr der Stein, den sie aus dem Lonetal mitgebracht hatte, unbemerkt aus dem Gürtel.
Mit bedachten, schlurfenden Schritten näherte sich ein alter Mann in grauer Kutte. Trotz seines gebückten Ganges konnte man ihn durchaus als groß und stattlich bezeichnen. Das Auffälligste an ihm war jedoch sein grauer, buschiger Bart, der ihm ungezähmt auf die Brust fiel.
„Oho, wir haben Besuch!“, begrüßte er Sally mit tiefer Bassstimme freundlich. „Ich bin Bruder Martin und ich habe gehört, du willst unsere Patienten besuchen?“
„Guten Morrrgen, Brrruderrr. Ja, dasss habt ihrrr rrrichtig verrrnommen.“
„Und ihr seid wer?“, fragte der alte Mönch nach.
„Verrrssseihung, mein Name issst Sssally, Tapferrrkeitssskatssse Sssally, von ihrrrerrr Majessstät Prrrinzesssin Sssarrrah ausssgesssandt, den bösssen Drrrachen sssu bekämpfen.“, stellte sich die Katze höflich vor.
Amüsiert betrachtete Bruder Martin sein kleines Gegenüber, während sich unzählige Lachfältchen um seine strahlend grau blauen Augen legten.
„Ein Drachenritter also seid ihr? Das ist nun doch sehr ungewöhnlich.“
„Wiessso? Nurrr weil ich eine Katssse bin, meint ihrrr?“. Sally war ein wenig beleidigt.
Leise lachte der bärtige Mönch vor sich hin. „Oh nein, Tapferkeit hängt weder von der Größe noch der Rasse eines Ritters ab. Ungewöhnlich ist nur, dass in Zeiten wie diesen ein Drachenritter in einem Stück und aus eigener Kraft diese Mauern aufsucht. Normalerweise landen sie heutzutage ausnahmslos dahinten.“ Bruder Martin deutete traurig auf das Lazarett. „Da fällt mir ein, weshalb möchtet ihr eigentlich eure Kollegen besuchen?“
„Nun“, Sally druckste ein wenig herum, „wissst ihrrr, Brrruderrr Marrrtin, ich kenne mich ssswarrr herrrvorrragend mit Mäusssen und Rrrrratten ausss, aberrr Drrracoberrrt issst mein errrsssterrr Drrrache.“
„Und deshalb braucht ihr mehr Informationen, wie man solch ein fürchterliches Untier besiegt.“, stellte der Mönch nüchtern fest.
„Ssstimmt genau.“
„Nun wisst ihr werte Sally, dafür braucht ihr Bruder Bertrams kranke Schützlinge nicht zu belästigen, abgesehen davon, glaube ich nicht, dass ihr von denen wertvolle Tipps zu erwarten habt.“ Martin richtete sich zu voller Größe auf und fuhr mit fester Stimme fort, „Gut, dass ihr euch mir anvertraut habt. Denn ihr müsst wissen, ich war nicht mein ganzes Leben lang Mönch. In meiner Jugend war ich einst der Schrecken aller Untiere, von der kühlen Nordsee bis hinunter zum dunklen Schwarzwald. Kein Geschuppter entging meiner scharfen Klinge.“ Er seufzte traurig. „Doch eines Tages, ereilte mich mein Schicksal. Ich war mit dem hübschesten Mädchen im Dorf zum Tanz verabredet und als wir ausgelassen auf dem erhöhten Tanzboden herumwirbelten, bin ich über meine eigenen tollpatschigen Füße gestolpert und wir fielen beide hinunter auf die Festwiese. Durch den Sturz ist Maries Kleid zerrissen und sie stand plötzlich in ihrem Unterkleid da. Alle haben uns furchtbar ausgelacht, wir wurden zum Gespött der Leute und mein Mariechen war deshalb bitterböse auf mich. Sie hat sich so geschämt, dass sie kurz darauf weggezogen ist, hinüber nach Gaisburg, wo sie niemand kannte. Dennoch, ich denke noch immer sehr oft an sie, auch wenn ich sie schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Aber das war noch nicht das Schlimmste.“ Er strich über sein kaputtes Bein, „Ich habe mir bei unserem Sturz mein Bein gebrochen und trotz der guten Pflege von unserem Bruder Bertram wurde es nie mehr richtig heil. Nun, für einen lahmen Ritter hatte niemand Verwendung, meine Marie hatte mich verlassen. Deshalb bin ich einfach hier im Kloster geblieben und Mönch geworden.“
„Eine sssehrrr sssehrrr trrraurrrige Gessschichte, aberrr...“ Sally blickte den ehemaligen Krieger erwartungsvoll an.
„Aber natürlich, entschuldigt, ihr wolltet etwas mehr über Drachen erfahren. Hmmm, lasst mal sehen...“ Er musterte die Katze eindringlich von Kopf bis Fuß, wog ihren Degen in seiner Hand und brummte vor sich hin.
„Nun, die sicherste Methode ist natürlich immer die, den Kopf des Untiers mit einem gut gezielten Schwerthieb abzutrennen, aber ich denke, in eurem Fall, klein und wendig wie ihr mir scheint, würde ich meinen, ihr solltet euch auf die Augen des Drachens konzentrieren. Ja, die empfindlichen Augen, hmmm...“ Martin strich überlegend über seinen grauen Bart.
„Und dann issst dasss Untierrr errrledigt?“, fragte die Tapferkeitskatze zur Sicherheit nach.
„Nun, nein, dann ist er geblendet und ihr könnt euch ihm leichter nähern, um ihm den Kopf abzuschlagen.“
„Aha“, Sally war nicht gerade begeistert von den Ratschlägen des früheren Ritters. „Und esss gibt sssonssst keine anderrre Möglichkeit?“, fragte sie hoffnungsvoll nach.
„Nicht, dass ich wüsste.“ Bruder Martin schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste.“
„Bruder Martin! Bruder Martin!“ Ein junger Bursche von etwa fünfzehn Jahren kam mit hochrotem Kopf schwitzend und keuchend angerannt.
„D-d-der D-d-drache, G-g-gais-...!“ Völlig außer Atem stotterte der Junge herum.
„Ganz ruhig, Gernot, ganz ruhig.“ Bruder Martin bedeutete dem Jungen sich erst einmal hinzusetzen. „Was ist denn los?“
Es dauerte einige Minuten, bis sich Gernot soweit erholt hatte, dass er seine Neuigkeiten verständlich loswerden konnte.
„Der Drache, er steht vor Gaisburg und hat gedroht, die Stadt niederzubrennen, wenn der Bürgermeister ihm nicht bis heute Abend entweder das letzte Vieh oder stattdessen zehn Jungfrauen aushändigt!“
„Oh mein Gott, Marie!“ Bruder Martin sprang auf, sein lahmes Bein ignorierend und mit bleichem Gesicht. „Ich muss sie retten! Knappe, mein Pferd, sofort!“
Gernot und Sally blickten den alten Mönch entgeistert an.
Von dem entstandenen Tumult alarmiert, eilte Bruder Bertram herbei. „Martin!“, rief er den außer sich geratenen Mitbruder mit fester Stimme zur Ordnung.
Langsam fand der ehemalige Drachenritter zurück in die Gegenwart. Tränen glitzerten in seinen sonst so freundlichen Augen, als er Bruder Bertrams Worte vernahm, „Bruder Martin, du hast schon lange kein Pferd mehr. Niemand hier hat noch eines seit der Geschuppte sein Unwesen treibt.“ Besorgt half er seinem Freund wieder Platz zu nehmen.
„Ha, doch, aber das hilft uns auch nichts“, meinte Gernot, der sich nach einem Stein in der Form eines kurzbeinigen Pferdes gebückt hatte.


„Dasss issst meinerrr“, sprach Sally und schnappte dem Jungen den Stein aus der Hand, „den hab ich gefunden!“
Ungläubig, mit weit aufgerissenen Augen starrten die beiden Mönche auf das Steinpferdchen in Sallys Pfote.Pferdklein
„Das ist doch...“, Bruder Bertram streckte die Hand nach der Figur aus, doch die Katze zog ihre Pfote rasch zurück.
„Wasss issst denn damit?“, fragte sie neugierig in die Runde.
Bruder Martin erklärte mit leuchtenden Augen, „Wisst ihr, werte Tapferkeitskatze, hier in der Gegend erzählt man sich eine uralte Legende.
In grauer Vorzeit, als es hier noch kein Dorf gab, lebten die Menschen unten in den Höhlen im Lonetal. Sie lebten von der Jagd und züchteten die prächtigsten Pferde. Die Pferde waren nicht nur deren größter Schatz, sondern auch ihre engsten Vertrauten. Eines Tages wurde das treue Pferd des Häuptlings von wilden Tieren angegriffen und lag im Sterben. Der Häuptling grämte sich darüber so sehr, dass auch er sehr krank wurde. Seine Frau, eine mächtige Zauberin, wollte ihrem Mann helfen und es gelang ihr, den Geist des Pferdes in eine kleine Steinfigur zu bannen und rettete es so vor dem Tode und der Häuptling wurde wieder gesund. Angeblich lebt der Geist des Pferdes bis heute noch in dieser Figur und in Zeiten großer Not taucht das Pferd wieder auf und hilft demjenigen, der es findet.“
Während Sally der Geschichte des Mönchs lauschte, rieb sie die kleine Figur zwischen ihren Pfoten.
„Tja, es ist wohl nicht mehr als ein schönes Märchen“, meinte Bruder Bertram.
Gernots Augen wurden mit einem Mal groß wie Wagenräder, als er etwas in der Mitte des Klosterhofs entdeckte. Mit zittriger Hand zeigte er darauf und hauchte, „Da!!!“
Sally und die beiden Mönche blickten in die Richtung, die Gernot ihnen wies und staunten nicht schlecht.
Mitten im Klosterhof stand ein stattlicher grauer Hengst mit glänzend schwarzer Mähne und ebensolchem Schweif, der sie freudig wiehernd begrüßte.
„Da brat mir doch einer einen Storch!“, rief Bruder Martin überrascht aus.
„Sssieht ssso ausss, alsss hätten wirrr ein Prrroblem gelössst.“, stellte Sally fest. „Brrruderrr Marrrtin, würrrdet ihrrr mirrr die Ehrrre errrweisssen, mich in den Kampf mit dem Drrrachen sssu begleiten?“
„Worauf ihr euch verlassen könnt, tapfere Sally.“, erklärte sich dieser einverstanden. „Gernot, lauf in meine Kammer und hole mir das Bündel unter meinem Bett!“, kommandierte Bruder Martin.
„Du willst also tatsächlich noch einmal gegen solch ein Untier antreten?“ Zweifelnd musterte Bruder Bertram seinen alten Freund.
„Ja, Bertram, meine Marie ist in Gefahr und diesmal werde ich von einem besonders tapferen Recken begleitet.“ Martin klopfte der kleinen Katze aufmunternd auf die Schulter. „Gemeinsam werden wir Dracobert bezwingen!“
Schnaufend schleppte Gernot ein großes Bündel an. „Bruder Martin, was ist denn hier drin? Steine?“
Martin lachte. „Nein, Junge, nur mein altes Kettenhemd und mein Schwert. Ich wusste, ich würde es noch einmal brauchen!“
Kaum hatte sich der alte Mönch fertig gerüstet, zog er sich mühsam auf den Rücken des Hengstes.
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Das Kätzchen sprang mit einem Satz auf seinen Schoß und schnell wie der Wind trug sie das graue Zauberpferd in Richtung Gaisburg.


„Bürgerinnen und Bürger, liebe Freunde“, laut hallte die Stimme des Gaisburger Bürgermeisters über den mit Leuten vollen Platz vor dem Rathaus.
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„Wir werden nicht zulassen, dass uns der Drache alles nimmt, was uns lieb und teuer ist, nicht wahr?“
Lauter Jubel brandete dem Bürgermeister entgegen.
„König Gunthers Recken haben allesamt versagt, aber wollen wir uns kampflos einem düsteren Schicksal ergeben?“
„Nein! Niemals!“, rief die versammelte Bürgerschaft Gaisburgs aus voller Kehle.
„Was sollen wir also tun?“
„Wir werden kämpfen!“ Der Lärm rund um das Rathaus war ohrenbetäubend.
„So bringt die Kinder, die Alten und Kranken ins Rathaus und treibt das restliche Vieh, das uns noch bleibt zusammen. Danach rüstet euch mit allem was ihr findet und versammelt euch auf der Wiese vor dem Stadttor. Bei Einbruch der Dämmerung marschieren wir los und werden den Drachen lehren, was es heißt die Gaisburger zu bedrohen!“
Die Menge johlte vor Kampfeslust, während die ersten Bürger bereits nach Hause eilten, um alle Vorbereitungen zu treffen.
Als Bruder Martin und die Tapferkeitskatze Sally sich am späten Nachmittag dem Stadttor von Gaisburg näherten, wurden sie bereits von einer grimmig drein blickenden Menschenmenge empfangen.
Die Leute waren aufgebracht, zornig und konnten es kaum erwarten gegen das Ungeheuer ins Felde zu ziehen.
Erstaunt betrachtete Bruder Martin die Vielzahl der scharfen und spitzen Haushaltsgeräte, die die Gaisburger auf den Anger mitgenommen hatten. Er sah Dreschflegel, Heugabeln, geschliffene Küchenmesser, auch ein abgenutztes Nudelholz und hin und wieder ein rostiges Schwert. Der Großteil der Menschen war jedoch geschäftig dabei, sich die Taschen mit herumliegenden Steinen zu füllen. Einzig die handvoll anwesender Büttel trugen schartige Hellebarden und Helme.
Bevor die beiden Drachenritter nach dem Grund der seltsamen Versammlung fragen konnten, schob sich der Bürgermeister, gekleidet in ein dickes Wams, einen polierten altmodischen Flügelhelm und gegürtet mit einem schlanken Rapier durch die Menge und trat auf die beiden Reiter zu.
Tapferkeitskatze Sally zog den Hut und Bruder Martin verneigte sich.
„Wer seid ihr und was wollt ihr?“, eröffnete der Bürgermeister mutig das Gespräch.
„Mein Name issst Sssally, Tapferrrkeitssskatssse Sssally“, begann die Katze ihr gewohntes Sprüchlein auf zusagen, „und diesss hierrr issst Brrruderrr Marrrtin. Wirrr sssind ssso ssschnell gekommen, wie wirrr konnten, alsss wirrr von eurrrerrr Not errrfahrrren haben und...“
“wir sind hier, dem Drachen den Garaus zu machen.“, beendete Bruder Martin den Satz von Sally.
Misstrauisch musterte der Bürgermeister die beiden.
„Ihr seid also alles, was König Gunther gegen Dracobert noch aufbringen konnte? Ein alter Mann und seine Katze?“
Zornig erwiderte der Mönch, „Urteilt nicht vorschnell über uns, denn im Vergleich zu denen“, er wies auf die schlecht ausgerüstete Bürgerschaft, „sind wir erfahrene Kämpfer und verstehen unser Handwerk!“
„Dafür brennt in uns der gerechte Zorn!“, entgegnete der Bürgermeister aufgebracht.
„Lassst unsss doch nicht strrreiten“, versuchte die Tapferkeitskatze zwischen den beiden zu vermitteln, „wirrr sollten bessserrr überrrlegen, wie wirrr alle gemeinsssam dasss Untierrr errrlegen.“
Grummelnd mussten die Streithähne dem Kätzchen zustimmen und beschlossen alsbald zusammen zu arbeiten.
Nach einer Weile hatten sie einen groben Plan ausgearbeitet und als der Abend herein brach setzten sich die beiden Drachenritter und die Gaisburger, an deren Spitze der Bürgermeister marschierte, in Bewegung.
Auf den Feldern in Sichtweite der Stadt, trafen sie alsbald auf ihren furchterregenden Gegner.
Als der Drache bemerkte, dass die Gaisburger nicht daran dachten, seinen Forderungen nachzukommen, stieß er ein markerschütterndes Brüllen aus.
Bruder Martin, der als einziger wusste, was diesem Brüllen folgen würde, schrie den Gaisburgern zu „In Deckung, Leute, gleich speit er Feuer!“ und lenkte den grauen Hengst zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, denn Dracobert spie sein glühend heißes Odem auf die Stelle, wo der alte Ritter eben noch gestanden hatte. Schreiend brachten sich die Bürger in Sicherheit und warfen sich zitternd zu Boden.
Bevor der Drache sich für einen neuerlichen Feuerstoß sammeln konnte, gab Bruder Martin dem Pferd die Sporen und lenkte es an die Flanke des Lindwurms. Die tapfere Sally, bereit zum Sprung, stieß sich kraftvoll vom Rücken des Hengstes ab und landete auf dem gepanzerten Kopf des Drachens.

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Abgelenkt durch die Katze, die sich verzweifelt an seiner Nase fest krallte, ging der in die Menge der Gaisburger gezielte Feuerstrahl fehl und brannte stattdessen ein riesiges Loch in das Erdreich direkt vor Dracoberts Füßen. Außer sich vor Zorn schüttelte er seinen mächtigen Schädel und schnappte nach Sally, die verzweifelt versuchte, sich gleichzeitig festzuhalten und mit ihrem Degen nach den Augen des Untiers zu stechen. Mit einem Ruck warf der Drache seinen Kopf in den Nacken, die tapfere Sally verlor den Halt und schlug einen Salto in der Luft. Nach Katzenart brachte sie sofort ihre Pfoten nach unten und streckte den Schwanz waagrecht nach hinten, um sicher zu landen, doch welch Unglück! Dracoberts Kopf, das riesige Maul mit den dolchartigen Zähnen weit geöffnet, schwang wieder nach vorne und seine mächtigen Kiefer schnappten genau über dem Kätzchen zu! Vor Schmerz schrie Sally laut auf und als sie hart auf dem Boden aufschlug, fehlte ihr ein gutes Stück von ihrem schönen Schwanz. Der abgebissene Teil hing noch gut sichtbar an einem Eckzahn des Drachen fest.
Triumphierend setzte das Untier zu neuerlichem Gebrüll an und funkelte die Tapferkeitskatze aus seinen zornesrot glühenden Augen an. Schon holte er tief Luft, um seinen Angreifer zu Asche zu verbrennen, Bruder Martin stürmte mit gezogenem Schwert heran, um Sally zu schützen, die Gaisburger warfen die ersten Steine nach Dracobert, Sally starrte fassungslos auf das Stück Schwanz in dem aufgerissenen Drachenmaul und Dracobert … erlitt einen fürchterlichen Hustenanfall. Die Augen des Ungeheuers begannen zu tränen und das gefürchtete Drachenfeuer verpuffte zu kläglichen schwarzen Rauchwölkchen.
Nach Atem ringend wälzte sich Dracobert auf dem Boden und ihm fielen siedend heiß die Worte einer uralten Weisheit seiner Rasse wieder ein. „Lass ab von Katzen!“ Jeder vernünftige Drache wusste doch, dass Katzen jeglicher Art eine furchtbare Allergie hervorriefen, wie konnte er nur so dumm sein, diese Katze zu beißen!
Weder Bruder Martin, noch einer der Gaisburger Bürger wussten um dieses wohl gehütete Geheimnis der Drachen, doch sie wussten, wann sich ihnen eine gute Gelegenheit darbot.
Es dauerte nicht lange, dann war Dracobert überwältigt und lauter Jubel schallte durch die Nacht. Die Gaisburger fielen sich vor Freude weinend in die Arme und die Tapferkeitskatze Sally wurde hochgehoben und als Heldin des Tages gefeiert.
Laut singend zogen die Menschen zurück in die Stadt, wo sie bereits sehnlichst von den Daheimgebliebenen erwartet wurden.
Kaum war die Heldin der Gaisburger vom besten Doktor der Stadt verarztet worden, begannen die Einwohner ein Festmahl vorzubereiten. Ein großes Feuer wurde am Platz vorm Rathaus entfacht, Tische und Bänke wurden heran geschleppt, große Kessel übers Feuer gehangen und mit allem, was die Bürger noch an Lebensmitteln zusammentragen konnten, gefüllt. Im Gedenken an den diesen Feiertag, nannten die Leute den so entstandenen Resteeintopf „Gaisburger Marsch“, der bis heute noch in der ganzen Gegend gerne auf den Tisch kommt.
Sally und Bruder Martin erhielten die Ehrenplätze an der Tafel, direkt neben dem Bürgermeister und aßen bis sie nicht mehr konnten. Bei Gesang und Tanz feierten die Leute noch fröhlich bis in den frühen Morgen.
Einzig Bruder Martin wirkte ein wenig traurig.
„Worrran denkssst du gerrrade?“, fragte ihn die Tapferkeitskatze besorgt.
„Ach, werte Sally“, seufzte der Mönch, „das Fest erinnert mich an damals, das Dorffest in Niederstotzingen und an mein Mariechen. Ich hatte eigentlich gehofft, sie hier zu sehen.“
Eine zarte, ältere Dame, die Bruder Martin schon den ganzen Abend lang verstohlen beobachtet hatte, wie Sally aufgefallen war, erhob sich bei diesen Worten und trat zögerlich auf die beiden Ehrengäste zu.
„Martin?“, fragte sie leise mit zittriger Stimme.
„Marie?“, die Augen des Mönchs strahlten vor Freude.
Die beiden fielen sich halb lachend, halb weinend in die Arme.
In diesem Moment begannen die Spielleute mit einer langsamen romantischen Weise.
„Was meinst du Marie, sollen wir?“ Martin deutete zu den tanzenden Paaren.
Maries Lächeln war Antwort genug.

Gegen Mittag des nächsten Tages, war es für die Tapferkeitskatze Sally an der Zeit nach Hause zurückzukehren. Begleitet wurde sie vom Gaisburger Bürgermeister, Bruder Martin und seiner wiedergefundenen Marie sowie einigen anderen Gaisburgern, die einen Wagen zogen, auf dem der erschlagene Dracobert lag.
Der stolze graue Hengst jedoch, der Geist des Lonetalpferdes, war nicht mehr dabei. Er hatte sich zu Beginn des Festes, nach Erfüllung seiner Aufgabe, buchstäblich wieder in Luft aufgelöst. Wer weiß, wem er irgendwann vielleicht wieder erscheinen mag?



Es war kaum eine Woche vergangen, dass die beiden samtpfötigen Heldinnen und ihre Freunde ins Schloss von König Gunther zurück gekehrt waren, als die Vorbereitungen für die königliche Hochzeit in vollem Gange waren. So stolz war König Gunther auf seine beiden Töchter, die sich durch ihren Einsatz als wahre Regentinnen des Landes erwiesen, dass er ihnen jeden Wunsch erfüllte. Nicht zuletzt auch ihren größten Herzenswunsch, die Heirat mit ihren Liebsten, Robert und Timon, die vom König zu Prinzen geadelt wurden. Doch nicht nur das, die beiden Prinzen erhielten auch noch einen Anteil des Piratenschatzes, damit sie für ihre zukünftigen Gemahlinnen gut sorgen konnten.
Auch auf die Freunde und Helfer von Piratenpaula und der Tapferkeitskatze Sally hatten die Prinzessinnen Lea und Sarah nicht vergessen. So wurde das ehemalige Schankmädchen Annika nicht nur zur Brautjungfer erkoren, sie durfte auch auf Lebenszeit im Schlosse wohnen bleiben und wurde wie eine weitere Tochter des Königs behandelt.
Billy und Spike, die beiden Hunde, erhielten eine wohlig warme Stube im Schloss und jederzeit genügend zu fressen, sodass sie bald kugelrund wurden. Doch wehe dem, der sie unterschätzte! Denn zum Dank für König Gunthers Großzügigkeit bewachten sie das Schloss vor jedem fremden Eindringling und sie waren die besten Wächter, die man sich nur vorstellen konnte.
Auf Bitte von Prinzessin Lea wurde auch die schöne Lau bedacht. Ihr schenkte der König den Schlossteich und viele, viele bunte Fische zur Gesellschaft und allen Kindern in der Umgebung war es in Zukunft erlaubt, im Teich zu schwimmen, damit die Nixe nie wieder einsam zu sein brauchte.
Bruder Martin und seine Marie lehnten jedoch das Angebot ab, im Schloss wohnen zu bleiben. Sie wollten lieber zurück in ihr Heimatdorf und so wurden sie mit einem kleinen, aber gemütlichen Häuschen samt Garten am Rande von Niederstotzingen bedacht, das ihnen der König erbauen ließ.
Und wie wurden die Bürger einer ganzen Stadt für ihre Hilfe belohnt? Prinzessin Sarah hatte den besten Einfall. Die Gaisburger erhielten ein eigenes Stadtwappen, einen silber-grün geschuppten Drachen, der sich um einen Kessel mit dampfendem Eintopf wand. Gerührt über diese Auszeichnung dankte ihr der Bürgermeister und ernannte die Prinzessin zur Ehrenbürgerin der Stadt.
So waren alle glücklich und zufrieden und freuten sich auf das kommende Fest.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann...

Moment, die beiden wichtigsten Personen, die Heldinnen der bestandenen Abenteuer, fehlen doch noch, oder?
Genau, auch ihnen wurde zur Belohnung für ihren Mut und Einsatz vom König ein Wunsch erfüllt. Doch es war nicht König Gunther, der dies vollbrachte.

„Hramm, hromm, hruomm“, Baumkönig Berthold Birke musterte die beiden tapferen Gesellen, die sich mit gezogenem Hut vor ihm verneigten.
„So seid ihr nunmehr erfolgreich von euren Abenteuern zurückgekehrt. Ich wusste, dass ich mich, hroamm, nicht in euch getäuscht habe.“ Behutsam hob das Baumwesen die beiden Katzen hoch.
„Auch euch soll, hrmmm, euer mutiger Einsatz für das Reich entlohnt werden. Was kann ich also für euch tun?“, fragte Berthold Birke.
„Kannssst du unsss bitte wiederrr zurrrück verrrwandeln?“, bat die Tapferkeitskatze Sally.
„Nun, hromm, das ist alles?“
Piratenpaula mischte sich in das Gespräch ein. „Und wirrr hätten gerrrne wiederrr all unssserrre sssieben Leben und diesssmal sssollte jedesss davon sssehrrr lange halten.“
Der Baumkönig schmunzelte. „Das sollte möglich sein, hramm.“
„Und wirrr möchten immerrr ein warrrmesss Plätssschen, genug sssu essssen und jemanden, derrr unsss liebhat.“, setzte die Tapferkeitskatze Sally die Wunschliste fort.
„Hramm, hromm. Ihr seid nicht gerade bescheiden, ihr beide.“, erwiderte Berthold. „Doch gut, so sei es.“
Wie schon einmal waberte grüner Nebel rund um die beiden Heldinnen und als er sich lichtete, waren nicht nur die Kostüme der beiden Katzen sondern auch der Baumkönig selbst verschwunden.
Genüßlich streckte Piratenpaula ihre vier intakten Pfoten und blinzelte mit beiden Augen in die Sonne.
„Gute Idee von dir Sally, das mit dem Essen und dem warmen Platz.“, schnurrte Paula zufrieden.
„Mhm“, erwiderte die Freundin geistesabwesend. Traurig betrachtete sie ihren kurzen Stummelschwanz.
„Oje“, meinte Paula, als sie das sah und leckte Sally tröstend übers Gesicht. „Ich fürchte, gegen einen Drachenbiss hilft auch keine Baummagie.“
„Sieht so aus“, seufzte die Tapferkeitskatze leise.
Gemeinsam gingen die beiden Kätzchen zurück ins Schloss.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

ENDE


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Für alle, die glauben, dies war alles nur ein Märchen, hier ein Rezept aus einem alten schwäbischen Kochbuch:


Gaisburger Marsch

Zutaten für 6 Portionen:

500 g Suppenfleisch (Rind)
500 g Knochen (Suppenknochen, Rind)
1 Zwiebel, halbiert, leicht angeröstet
1 Knollensellerie, geputzt
1 Karotte, geputzt
Petersilie, geputzt
Brühe
Salz
Pfeffer
500 g Kartoffeln
3 Tassen Spätzle, gekochte
1 Zwiebel, fein gehackt, bereits angebräunt
Schnittlauch, in Röllchen geschnitten

Zubereitung:

Suppenfleisch, Suppenknochen, Sellerie, Karotte und die Petersilie in der Brühe 2 Stunden weich kochen. Die Brühe durchseihen und nach Bedarf würzen. Die Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und so lange in der Brühe köcheln lassen, bis sie gar sind. Inzwischen das Suppenfleisch in Würfel schneiden und ebenfalls in die Brühe geben. In einer Terrine anrichten.

Die Spätzle in Butter anschwenken und über das Fleisch und die Kartoffeln schichten. Die angebräunten Zwiebeln und den frisch geschnittenen Schnittlauch darüber geben. Heiß servieren.

Freitag, 6. Februar 2009

Eintrag #1

Quirm, 21. Sektober im Jahr der bockenden Eidechse

Heute habe ich begonnen Tagebuch zu schreiben.
Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie finde ich es einfach richtig.

Vater nervt wie üblich. Ihm kann es nicht schnell genug gehen, dass ich meine Ausbildung zum Arzt abschließe und ihm dann sozusagen „vollwertig“ in seiner Praxis unterstützen kann.
Grundsätzlich fasziniert mich der menschliche Körper und seine Krankheiten, aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich immer die richtigen Entscheidungen treffe. Meines Erachtens ist es aber auch schwierig weibliche Patienten durch mindestens fünf Lagen Kleidung zu untersuchen und dann noch die richtige Diagnose zu stellen. Die Prüderie in Quirm kann einen wirklich in den Wahnsinn treiben.
Vater und Dorian scheinen diese Probleme nicht mit mir zu teilen, denn in den meisten Fällen könnten sie sogar durch einen dicken Ledermantel die korrekte Krankheitsbestimmung durch bloßes Abtasten durchführen.
Ich frage mich wirklich ob die Berufswahl, die Vater für mich getroffen hat, die Richtige ist.
Tradtion hin, Tradition her!!

Bis Morgen liebes Tagebuch!

Mittwoch, 28. Januar 2009

Tagebuch eines Baders auf der Scheibenwelt -Vorwort-

Ich habe mir mal überlegt Robins Vorgeschichte (Robin war mein Online-Charakter auf FanFiction-Seite Stadtwache.net als Reisetagebuch zu veröffentlichen.
Je nach Kreativität werde ich versuchen auch seine „Karriere“ innerhalb der Stadtwache in Tagebuchform zu bringen und hier zu veröffentlichen.

Mal schauen was daraus wird........

Was man so alles....

...findet beim Aufräumen der Festplatte....ein recht netter Anfang einer Mission...schon älter, aber lesbar ;o)


Ein verlassenes Schiff treibt herrenlos auf dem Ankh. Ist hier ein Verbrechen geschehen?


Es gab Zeiten, da man die Sklaven legal kaufen musste.
(S. J. Lec, poln. Satiriker, 1909-1966)
*** Ankh-Morpork; Perlendock in einem leeren Lagerhaus : Die Geiselnahme ***
Das Holz der alten Dielen knirschte verdächtig, während gleichzeitig der unverkennbare Geruch des nahegelegen Flusses jede Riechzelle in den Nasen betäubte, wenn nicht sogar abtötete.
"Nur noch einen Schritt weiter und er ist tot!!", schrie der Mann und drückte die Spitze des Bolzens der Armbrust etwas fester an die Schläfe seines Opfers. Die Augen des Geiselnehmers zeigten das irre Leuchten eines in die Enge getrieben Raubtieres. "Ihr macht was ich sage!!!"
Wie zur Bekräftigung seiner Argumente schoss der Mann einen Bolzen seiner zweiten Armbrust in Richtung der vor dem Lagerhaus am Kai versammelten Wächter, der aber wirkungslos an einer der vielen gestapelten Kisten zersplitterte.
"Du hast keine Chance!", flüsterte Robin Picardo, schmerzhaft den Armbrustpfeil an seinem Kopf spürend. "Gib auf und alles wird gut!", ergänzte der Wächter mit einem Zittern in seiner Stimme.
Ein irres Lachen war die einzige Antwort des Geiselnehmers.
"Eines ist sicher!", flüsterte der in die Enge getriebene heißer in das Ohr des DOG-Wächters. "Dich nehme ich in den Tod mit!!!!!"
*** Wie alles begann : Das Vorgeplänkel ***
Übellaunig saß der stellvertretende Abteilungsleiter der Dienststelle für die Observierung von Gildenangelegenheiten in seinem neuen muffigen Büro, dass ihm von dem llamendonischen Offizier zugeteilt wurde. Schlussendlich hatte Hauptmann Daemon seinen Willen durchgesetzt und den jungen Korporal in das Matratzenlager verbannt. Robin haderte mit seinem Schicksal, beschloss jedoch dem 'Wolkenoffizier', so nannte Robin heimlich seinen Abteilungsleiter, ein Schnippchen zu schlagen. Tagsüber würde er bei den sehr suspektaussehenden Matratzen sitzen bleiben und wie gewohnt seine Arbeit verrichten, aber abends, so nahm sich Robin vor, werden ab heute Feste gefeiert, die das Boucherie Rouge noch nie gesehen hatte.
'Wir sind dem Herrn Hauptmann zu laut?! Dann werde ich dir einmal zeigen, was laut ist!!', dachte der Dobermann gehässig, wobei sein Augenlid beunruhigend zu zucken begann.
Papierberge türmten sich nun auf dem klapprigen Schreibtisch und der Stuhl knarrte ebenfalls bei jeder Bewegung des Dobermannes bedrohlich.
Es gab so viel zu tun.
Die entsprechenden Ermittler wollten den Fällen zugeteilt und Neuzugänge für Register der Gildenmitglieder sollten gesichtet werden. Zusätzlich musste der verhasste Bettwäschetausch organisiert werden und was noch schlimmer war, ein Wächter zum Waschen derselbigen eingeteilt werden. Zusätzlich gab ihm Daemon zusätzlich den Auftrag, den neuen Besprechungsraum 'nett' einzurichten, damit es bei den Briefings etwas heimeliger ist [*alle DOGs begannen sich über die Besprechungen in Daemons 'Zimmer' zu beschweren. Besonders verhasst war der Platz neben ihm auf dem Himmelbett. Dies zwang den Abteilungsleiter, wollte er seine Besprechungen nicht gänzlich einsam durchzuführen, einen entsprechenden Raum zu schaffen.*].
Ein kleines Fenster in dem Büro spendete gerade genug Licht, dass der Wächter zumindest bis mittags auf das Anzünden der rußigen Fettlampe verzichten konnte. Leider reichte die Öffnung nicht dazu aus, den penetranten Geruch der gebrauchten Matratzen zu vertreiben.
Blatt für Blatt, Pergament für Pergament arbeitete sich der neue 'Matratzenwart' durch Anfragen, Anzeigen, Ermittlungsberichte und schlichtweg unwichtigen Unsinn. Nebenbei mussten Informationen über die Gilde der Stripperinnen gesammelt werden, was ja nicht unbedingt eine Strafe sein musste.
Widerwillig nahm der Dobermann das nächste Stück Papier in die Hand und betrachtete es nachdenklich.
*** Der Ankh, nahe dem Perlendock : Die Tat***
Der Abend dämmerte unheilvoll über sie größte Stadt der Scheibenwelt.
Ein alter Fischerkutter trieb zäh auf dem Fluss, während späte Möwen und andere Seevögel ihn kreischend auf seiner langsamen Fahrt begleiteten. Eine angelaufene Messingtafel gab Auskunft über den Namen des Schiffes, welches von einen kreativen Scherzbold Flussliebe getauft worden ist.

Dunkelrotes Blut tropfte von der scharfen Klinge des stehenden Mannes und bildete ein kleine Pfütze.
Vor ihm, im dunkleren Schlagschatten des Segels, lag das Ergebnis seiner schändlichen Tat.
Das Gesicht zu einer Fratze des Schreckens und Schmerzes verzerrt mit einer klaffenden Bauchwunde ruhte das tote Opfer vor seinen Füßen.
"Du wolltest es ja nicht anders!", sagte der Mörder leise zu der Leiche und wischte die Klinge gedankenlos an seinem Hosenbein ab und führte das Tatwerkzeug in eine Scheide an seinem Gürtel ein.
Der Lebenssaft begann schon langsam zu gerinnen, was an der dunkler werdenden Farbe zu erkennen war. Der Verbrecher musste sich sputen um nicht noch mehr 'Arbeit' zu bekommen, da das alte Holz des Schiffdecks, begierig jede Flüssigkeit aufsog.
Mit sicheren Schritten drehte sich der Mörder auf dem leicht schwankenden Deck um und ging zielstrebig zum Heck des kleinen Schiffes.
Dort angelangt nahm er ein eingerolltes Fischernetz und zog diese zurück zu der Leiche.
"Wir hätten das auch anders Regeln können, du Sturkopf!", geschickt rollte der Meuchler den Körper des Toten in das grüne Netz. Nach kurzer Suche fand er auch zweckmäßige Gegenstände, die als Beschwerung dienen konnten, und befestigte diese provisorisch an den Maschen.
Stöhnend zog der Mann sein 'Paket' bis zur Reling und wartete auf den passenden Moment.
Wieder barst die zentimeterdicke Kruste des Ankh unter dem schweren Kiel des Schiffes und gab für einen den Blick auf das braune Wasser des Flusses frei.
Die war der geeignete Augenblick!
Mit einem Ruck ging das Netzpaket über Bord und versank blubbernd in dem Strom der die Stadtteile Ankh und Morpork trennte.
Beinahe unmittelbar danach schloss sich die feste Schicht wieder über dem versinkenden Leichnam mit einem widerlich schmatzenden Geräusch, ganz so als würde dem Strom Nahrung zugefügt werden.
Nachdem sich der Mann der Leiche entledigt hatte goss er einen Eimer Wasser über die verbliebene Blutlache und begann das Deck mehr schlecht als recht zu schrubben.
Kurze Zeit später ging er zum Ruder und navigierte das Boot nahe an den Pier.
Schnell schnappte sich der Mann noch ein kleines Paket, gab dem Ruder noch einen Stoß in die entgegengesetzte Richtung, und hüpfte mit einem beherzten Sprung auf das feste Land des Perlendocks.
Langsam verschwand der Mann in den dunklen Schatten Ankh-Morporks, während das Boot nun herrenlos auf dem Ankh zu treiben begann.
*** Das himmelblaue Knahbenzimmer : Die Nachricht ***
Unruhig wälzte sich Korporal Picardo auf dem weichen Himmelbett hin und her, während Ströme von kaltem Schweiß seine Uniform zu durchnässen begannen.
Akten, Papiere, Notizen und eine überaus hässliche Pflanze flogen im rasanten Tempo vor dem geistigen Auge des Dobermannes vorbei, während dröhnende Worte seines Abteilungsleiters in seinen Ohren widerhallten.
Mit einem leisen Aufschrei erwachte Robin und stellte fest, dass der Platz neben ihm ungewöhnlich leer war. Gleich darauf wanderte sein Blick zu der, in einer Ecke nahe dem Fenster stehenden, Pflanze.
Der blasse Mond spiegelte sich trübe auf den grünen Blättern von Mina und die purpurnen 'Warzen schienen beinahe zu pulsieren.
Irgendwie war dieses Gewächs Robin nicht geheuer, aber er sagte nichts, weil sein Kamerad und Stubengenosse Leopold von Leermach so viel Freude an der Blume hatte.
Robin beschloss frische Luft zu schnappen, schlang sich die große Decke um seine Schultern und begab sich mit schlurfenden Schritten in Richtung der naheliegenden Terrasse.
Auch Nachts herrschte viel Verkehr im Viertel der käuflichen Zuneigung....besonders Nachts.
Trunkenbolde, Amüsierbegierige und späte Nachtschwärmer lärmten in den Strassen und Gassen. Hier und da kam es zu kleineren Raufhändeln, die meist mit einem Dolch, Messer oder einem Bierkrug geschlichtet wurden und dann mit einem spitzen Aufschrei abrupt endeten. Robin sog begierig die, für Ankh-Morporks Verhältnisse, frische Nachtluft in seine Lungen.
"Hallo Süßer!", wurde die Stille durch eine rauchige Stimme unterbrochen.
Erschrocken fuhr der Korporal herum und sah in sah in blaue Augen deren Farbe an einen Gebirgssee erinnerten.
Vor ihm stand Liselotte eine Näherin aus dem Erdgeschoss in ihrer Arbeitskleidung.
Betont langsam stieß die blonde Frau den Rauch ihrer Zigarette aus, der kleine blaugrau schimmernde Wolken in der Nachtluft bildete.
"Hallo Robin.", hauchte Liselotte noch einmal.
"Ähm...Ha..Hallo!", stammelte der Dobermann verwirrt von den sehr freizügigen Outfit der Näherin.
"So spät auf der Terrasse?", die Näherin lehnte sich gegen den Rahmen der Türe und zog ein Bein an, wodurch sie noch mehr von ihrem Körper preisgab.
".......", Picardo schluckte trocken. "Knnte ncht schlfn!" [*in einer Wüstengegend herrschte derzeit wohl weniger Wassermangel als im Augenblick in dem Hals des Dobermannes. *]
"Wie bitte?", wieder wurde ein Rauchring in die dunkle Nacht geblasen.
"Ich ....ich konnte nicht mehr schlafen!", wiederholte der Wächter, während seine Stimme so belegt klang, als würde man zwei Reibeisen aneinander scheuern.
Mit einem leichten Ruck löste sich Lise von der Wand und trat mit einer geschmeidigen Bewegung hinter den Wächter. Federleicht senkten sich die Hände der jungen Näherin auf seine Schultern und begannen den Körper des Wächters aufdringlich über der mitgebrachten Decke zu erforschen.
Panik breitete sich in dem stellvertretenden Abteilungsleiter wie ein Waldbrand aus. Mit einem geübten Griff, der jedem Vektor der Seals alle Ehre machen würde, drehte die zierliche Frau Robin um und drängte nun ihn mit sanfter Gewalt an die Mauer des Balkons vom Boucherie Rouge. Von Antlitz zu Antlitz schaute sie dem Wächter tief in die Augen. Die Gesichtfarbe des Wächters schien sich nicht entscheiden können und wechselte von Rot über Grau zu Weiß.
"Die anderen meinten du bist ein wenig schüchtern?!", Liselotte beugte sich bei dem Satz ein wenig vor und flüsterte die Robin ins Ohr. Der Korporal konnte den heißen Atem auf seiner Haut spüren. Neckisch berührten ihre Lippen sein Ohrläppchen und saugten sanft daran.
"Waaaaaaaaaaaaa!!!!!!", entfuhr dem Wächter ein schriller Schrei. Mit aller Macht drückte er die Näherin von sich weg und suchte sein Heil in der kopflosen Flucht.
Die Türe des himmelblauen Knahbenzimmer fiel krachend ins Schloss, was zur Folge hatte, dass aus dem Nebenzimmer wieder ärgerliches Klopfen zu hören war.
Zitternd setzte sich Robin auf das Himmelbett.
Inzwischen war Picardo gewohnt von den Näherinnen geneckt zu werden, aber Liselotte schien einen wahren Volkssport daraus machen zu wollen, bei der sie anscheinend den Titel der Scheibenmeisterin erringen wollte [*die tiefe Angst des Dobermannes vor Näherinnen wird zu gegebener Zeit einmal in einer gesonderten Single veröffentlicht und näher beleuchtet. Der geneigte Leser wird gebeten darüber geflissentlich hinwegzusehen; das Warten auf die Erklärung wird sich bestimmt lohnen. Es sei nur soviel gesagt, dass sich die Phobie auf ein Ereignis in seiner Vergangenheit zurückführen lässt.*].
Zartes Picken an dem kleinen Fenster des Schlaf- und Büroraumes riss Robin aus seiner Agonie der Furcht.
Immer noch nur im dünnen Nachthemd bekleidet, tapste der Korporal über den kalten Boden zum Fenster und ließ den pickenden Nachrichtenvogel hinein.
Die kleine Taube ließ sich widerstandslos die winzige metallne Nachrichtenhülse abnehmen.
Der Dobermann öffnete das Behältnis und begann die kleine krakelige Schrift auf dem dünnen Pergament zu lesen.

Von: SUSI
An: D.O.G
SUSI erbittet die Unterstützung am Perlendock mit einem Dobermann,
da Verwicklung der Schmugglergilde nicht ausgeschlossen werden kann.
gez. Unterschrift unleserlich


'Na toll!', dachte der Wächter. 'Nicht das ich allen Papierkram machen darf, jetzt kommen die Nachrichtenvögel wie selbstverständlich bei mir an und ich muss zu nachtschlafender Zeit einen Ermittler einteilen. Ja! Ich mache mich gerne unbeliebt.', ergänzte Picardo mürrisch.
Nach kurzem Überlegen beschloss Robin niemanden in seiner Nachtruhe zu stören, besonders nicht Hauptmann Daemon der sowieso den Auftrag weiterleiten würde. Dies war aber endlich auch einmal wieder eine gute Gelegenheit für ihn selbst zu ermitteln und den Papierkrieg, wenigstens eine Weile, hinter sich zu lassen.
Besser gelaunt begann der stellvertretende Abteilungsleiter D.O.G. sich seine Uniform anzuziehen und noch einmal schnell die Daten und Fakten der Schmugglergilde sich einzuprägen, da diese Gilde ja nicht unbedingt sein Spezialgebiet war.
Kurz überlegte Picardo, die Oberstgefreite Hatscha al Nasa mitzunehmen, verwarf aber den Gedanken wieder.
Der Dobermann entschloss sich noch ein kleines Schild zu basteln, dass er mit großen Lettern versah:
Bin beim Ermitteln!
Picardo, Korporal

Kurz schaute sich der Wächter nach dem Nachrichtenvogel um, konnte aber nur noch eine einsame und langsam zu Boden sinkende Feder erkennen.
'Sie wird wohl gleich wieder durch das offene Fenster zurückgeflogen sein.', beendete der DOG seine Gedanken an die Taube.
Robin ging durch die dunklen Flure des Boucherie Rouge und befestigte am Matratzenlager, welches gleichzeitig das Büro des stellvertretenden Abteilungsleiters war, mit einem triumphierenden Lächeln das Abwesenheitsschild. Wieder einmal entkam er diesem verhassten Raum in dem sich im hinteren Bereich fleckige und seiner Meinung auch wahrscheinlich ziemlich lebendige Unterbetten befanden.
Leise ging er die hölzernen Stiegen hinunter bis er im Erdgeschoss des verruchten Gebäudes ankam.
Alle Türen der wohl beschäftigten Näherinnen waren geschlossen und eindeutige Arbeitsgeräusche drangen in den Flur. Der Dobermann warf noch einen bösen Blick in Richtung von Liselottes 'Residenz' und begab sich in die düstere Nacht.
*** Der Tatort : Auf zum Perlendock! ***
Inzwischen geübt schlängelte sich der Wächter durch die dunklen Wege durch die Schatten, den Ort, den er während seiner Ausbildung fast lieben gelernt hatte. Nur zweimal wurde er von lizenzierten Dieben aufgehalten die ihre Quote erfüllen mussten. Die bekannte graue Uniform beschützte ihn jedoch vor den Raubüberfällen und er konnte den Rest des Weges unbehelligt fortsetzen.
Nach zwanzig Minuten erreichte er den berüchtigten Umschlagplatz für Schiffswaren - das Perlendock.
Kisten, Ballen von Stoff und andere Gerätschaften standen, lagen in einem für den Wächter undurchschaubaren System kreuz und quer auf dem Pier. Die Kästen bildeten ein verwirrendes Netz von Sträßlein, Sackgassen und Wegen. Nach weiteren zwanzig Minuten stand der Wächter endlich am Kai und betrachtete von weitem die auf Hochtouren laufende Maschine SUSI.
Robin erkannte ein gestrandetes Schiff dessen Rumpf eine etwa zwei Meter breite Schneise in das hölzerne Verladepier gedrückt hatte. Der muschelbesetzte Schiffskörper schien die Kollision recht gut überstanden zu haben. Absperrbänder der Tatortsicherer sperrten das Gelände weiträumige ab. Besonders auffallend war das Fehlen einer gaffenden Menschenmenge, was Robin aber auf die späte Tageszeit zurückführte.
Das fleckig beige Segel des Fischkutters hing schlaff am Mast und wirkte wie ein schmutziges Leichentuch, dass das Boot gnädig bedecken wollte.
Mehrer Personen stand an Deck und gingen ihrer Ermittlertätigkeiten nach.
Mit gemessenem Schritt näherte sich Korporal Picardo dem Tatort.
"Hallo! Hier braucht jemand einen Dobermann?!", begrüßte Robin die Wächter.
Mehrere konzentrierte Gesichter wandten sich zu dem Korporal um.
*** Hafenspelunke zum durstigen Ankhschiffer : Gewissensbisse ***
Rauchschwaden, fröhliche Gesänge und kleinere Rangeleien erfüllten den rustikalen Barraum der Gaststätte, wobei diese Bezeichnung der Lokalität großzügig gewählt wurde. Die Bar bestand aus vier alten Fässern auf die mehrere alte Schiffsplanken gelegt wurden, um so eine behelfsmäßige Bar zu Bilden. Der fett Wirt trocknete mit seiner schmutzigen Schürze Gläser trocken. Besser gesagt, er verteilte den Schmutz gleichmäßig in den Gefäßen, was aber nicht weiter schlimm war, da der Alkoholgehalt der Spirituosen, jede auf der Scheibenwelt bekannte Bakterie abtöten würde.
Der Alkohol umnebelte das Gehirn des Mörders. Mehrere Knieweich und JimKins konnten die Gewissensbisse und Selbstvorwürfe des Mannes nicht lindern. Immer noch presste er eng das gestohlene Paket an seinen Körper, auch noch mehr Branntwein und Selbstanklagen würde ihn nicht dazubringen das Geraubte je wieder herzugeben. Es war einfach zu wichtig für ihn. Ein Leben war kaum etwas zu dem Wert des Päckchens.
"Verdammt! Verdammt! Verdammt!"

Mal was von Trine

Sie kennen doch alle die Geschichte - junge, aufstrebende Dienstmagd trifft Thronfolger, blablabla, Amors Pfeile treffen genau ins Schwarze, bla, die ebenfalls ambitionierten Stiefschwestern versuchen, den gutgebauten Prinzen davon zu überzeugen, die besseren Bräute zu sein, etc, dann der Auftritt der Schuhindustrie und ein pompöser Maskenball. Zuletzt - wie in jeder Seifenoper - das kitschige Happy End, das die sozial benachteiligte Dame an die Spitze der Karriereleiter katapultiert. Soweit so gut. Das ist der Stoff aus dem die wirklich erfolgreichen Geschichten gemacht sind und mit denen schon so mancher gewiefte Tuch-, Spielzeug- oder Keramikhändler ein fettes Zubrot verdient hat.
Aber hat jemals, auch nur irgendjemand, einen einzigen Gedanken an die gutgebauten, hübschen und gebildeten Mädchen verschwendet, die ihr Dasein mit Schuhgrösse 42 fristen müssen? Aber damit nicht genug - noch schlimmer trifft es all die armen Schwestern, die mit einem so wohlklingenden Namen wie Gertrude, Dörte oder Klara gestraft wurden. Hand aufs Herz - Königin Trude? Prinzessin Klara die Erste? Kaiserin Dörte? Nein, diese schafften es wohl niemals weiter als bis zur unvermählten alten Tante. Das ist nunmal so. Schicksal ist grausam und die Geschichten lieben es, sich nach surrealen Verwicklungen am Ende in die offenen Arme der narrativen Kausalität zu werfen.
Warum ich Sie mit all diesen Fakten langweile?
Nun ja, gestatten, mein Name ist Tranerova, Trine Tranerova. Ich trage Schuhe der Grösse 41, habe strassenköterbraune Spaghettilocken, die meine wohlgeformten Schultern umspielen, eine, na gut, zwei Taillen zu viel und zu allem Überfluss gesunde rote Apfelbäckchen - die Idealbesetzung für eine Borogravische Köchin. Leider. Mit Grauen erinnere ich mich zurück an den Tag, als mein rechter Fuss die unfunktionellen Brautschuhe unseres Prinzregenten in tausende Scherben zerspringen ließ...
Oder die Sache mit der Tinktur der alten Voodoohexe. Kaum rief der Jüngling zu mir herauf, ich solle mein güldenes Haar aus dem Turmfenster werfen, hielt ich den magisch verlängerten eisgrauen Zopf auch schon in der Hand. Wörtlich gemeint.
Ich versuchte mich auch in dem Kurs "Gold - ökologisch unschädliche Gewinnung", wo das Geheimnis des Strohspinnens gelüftet wurde. Nachdem ich mein Spinnrad in einem beachtlichen Haufen blutigem Pferdefutter versinken ließ, empfahl mir der Kursleiter, Herr Stilzchen, es doch lieber anderweitig zu versuchen, einen passenden Platz in der grossen Geschichte einzunehmen.
Ich stellte daraufhin fest, dass Krötenschleim auf den Lippen unschönen Ausschlag verursachte, mühsam gewickelte Goldlöckchen auf meinem Haupt drei Bären einen derartigen Lachkrampf bescherten, dass der ortsansässige Tierarzt ausrücken musste, mir rote Käppchen einfach nicht stehen und das langweilige Herumliegen in Daunenbetten nach zwei Tagen furchtbar auf die Bandscheiben geht.
Erwähnte ich schon, dass Sterntalersammeln im Unterkleid, nächtens im feuchten Gras, chronische Blasenleiden verursacht? Oder Schwefelhölzchen besser nicht im sumpfigen Gelände entzündet werden sollten? Beeindruckende Explosionen, das kann ich Ihnen garantieren! Da können die Schwarzpulverexperten im Achatenen Reich sich noch so manches Scheibchen abschneiden!
Unangenehm auch die kurze, aber aufregende Lehrzeit als Facility Management Cleaning Assistant bei Frau Freija H. (Name aus zivilklagsrechtlichen Gründen von mir gekürzt - Anwälte können ja so nachtragend sein). Ich kann nur hoffen, dass sich die putzigen Kerlchen mit den goldenen Tiermasken in Djelibeby drüben bereits von den Nachwirkungen des Blizzards erholt haben...
Zu alledem zieren seither zwei grosse Teerflecken meinen Rock - das Teufelszeug lässt sich auch nur verflixt schwer aus der Kleidung entfernen...
Sie sehen, ich habe so einiges versucht, sogar im städtischen Holzfällerkader habe ich angeheuert, aber als der Erste kaiserlich-königliche Jägersmann mich so im leicht geöffneten Hemd auf der Waldlichtung stehen sah und durch den Anblick derart verwirrt, den bösen Wolf erschossen hatte, bevor dieser noch die Abzweigung zum Haus der sieben Geißlein einschlagen konnte, war auch dieser märchenhafte Job dahin.
Den Göttern sei Dank, leben wir zuhause zwar hinter den sieben Bergen, bei den sieben...ja, ich denke sie kennen die Route.
Wie dem auch sei, jedenfalls leben wir nicht hinter dem Mond! Als Tribut an die rasche technische Entwicklung der zivilisierten Scheibenwelt hat mein Schwager - also der Mann meiner Stiefschwester Cindy eben - die Aufstellung eines Semaphorenturms draussen bei den Sümpfen veranlasst. Warum ich das erwähne? Weil ich denke, ich habe durch ein Inserat der letzten geklackerten Ankh-Morpork Times endlich eine Möglichkeit gefunden, meiner Mama nicht mehr länger auf der Tasche zu liegen.
Ja! Ich breche auf zu neuen Ufern und versuche mich an einem Auslandspraktika...

Tranerova die Erste

...uuuund – Klappe!

Nein, Entschuldigung lieber Leser, ich meine nicht dich. Es ist nur so eine Phrase, die ich bei einem Klickerproduzenten aufgeschnappt hatte und die, wie ich finde, einfach eine tolle Einleitung zur Geschichte meines Lebens bietet.
Erinnerst du dich noch an mich? Ja ich weiß, lang lang ists her, dass ich mich dich vorgestellt habe und vieles ist in der Zwischenzeit geschehen.
Wo war ich letztens eigentlich stehengeblieben? Lass mich überlegen...ah ja, ich endete an dem Punkt, als ich mich zu einem Auslandspraktika entschlossen hatte. Eine gute Idee an und für sich, doch bis dahin – ich sage dir – allein der Weg aus Good Old Gennua heraus, hatte es bereits in sich!
Am besten, du setzt dich gemütlich hier neben mich, bestellst uns noch eine Runde Ale und ich erzähle dir, was sich so alles seit meiner Abreise ereignet hat. Hast du Lust auf eine Erzählung voll wunderlicher Dinge? Ja? Also gut, dann hör zu.
Es begab sich an einem wunderschönen, warmen Dienstag Morgen im Gruni des Jahres der dottergelben Flugameise, dass ein junges Mädchen namens Trine an der Anlegestelle der Stolzen Marie am Ufer des Vieux-Flusses stand. Es war einer dieser traumhaften Tage, welchen die zuckersüße Klebrigkeit einer perfekten Ansichtskarte anhaftete, wobei die Schweißflecken am sackartigen braunen Leinenkleid der jungen Maid der Harmonie des Augenblicks eine gewaltige Dissonanz beifügten.
Obwohl sie jeden der vier Nachbarhähne mit einer Extraportion Brotkrumen bestochen hatte, krähten die verdammten Mistviecher erst eine geschlagene Stunde nach Sonnenaufgang. Ganz klar, auch hirnloses Federvieh lebt nach seinem ureigenen Biorythmus und gibt einen feuchten Kehricht auf den königlichen Erlass der Zeitumstellung.
[Der derzeitige Herrscher, König Blaubohne der Dritte, hatte beschlossen, auch in seinem Land den Tag mit den ersten Strahlen der Morgensonne zu beginnen. Er begründete dies mit einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Produktionssteigerung, da so das gesamte Tageslicht der kleinen Sonne zum Arbeiten genutzt werden konnte. Eine radikale Umstellung für die gemächlichen Gennuaner, die seit Generationen zu lange andauernden nächtlichen Aktivitäten aller Art neigten und die dementsprechend morgens nicht aus den Federn fanden.]
Dummerweise nicht so die Betreiber der Schaufelraddampfer, die den trägen Fluss tagein tagaus befahren, zumindest nicht jene, die die Begegnung mit des Königs Henker tunlichst vermeiden wollen.
All jenen wissenschaftlich vorbelasteten Schlaubergern sei an dieser Stelle gesagt, dass der andernorts für seine fröhliche Guten Morgen Laune hochgerühmte Vertreter der Gattung Hühnervögel im heiß-schwülen Klima des von Sümpfen umgebenen Gennuas nicht heimisch ist. Die ohnehin von den Launen eines cholerischen Narrens mit Baskenmütze auf dem Kopf geplagten Sumpfbewohner verschwenden allerdings kaum einen Gedanken daran.
Nicht so Fräulein Tranerova, die um jeden Preis an dem vorerwähnten Sommertag die Stolze Marie erreichen musste, den Fahrschein ins Glück - um umgerechnet zehn Ankh-Morpork Dollar – in der Tasche.
Sie verschwendete sehr wohl mehr als nur einen Gedanken an die glücklichen Hühner – einige drehten sich um genussvolles Halsumdrehen, Rupfen, Grillspieße und ähnliches.
Schweissüberströmt stand sie nun an dem mit rosafarbenen Girlanden umwickelten weißlackierten Holzsteg, umringt von müde wirkenden, verkrampft lächelnden Abschiedswinkern [einer etablierten Zunft mit uralten Traditionen im Lande], mit ihren lustig karierten Taschentüchern und ihren albernen Strohhüten am Kopf und blickte traurig den immer kleiner werdenden Dampfwölkchen ihres Schiffes hinterher.
„Aus der Traum, bevor er überhaupt beginnt", dachte sie wehmütig, als fröhlicher Schellenklang an ihre (nur leicht, wirklich!) abstehenden Ohren drang. Langsam wandte sie sich von ihrem persönlichen Desaster ab und der Uferpromenade zu.
Ein seltsamer Zug unterschiedlichster Vertreter des Tierreichs kam eilig die Strasse herab und bewegte sich zügig auf das drehwärtige Stadttor zu.
Trine, deren Lebensplanung durch den verpassten Dampfer ohnehin ein wenig durcheinandergeraten war, beschloss den Tieren zu folgen. Zu interessant wirkten die Ziegen, Kühe und sogar der alte Löwe aus der königlichen Menagerie mit ihren Lauten, Schellenkränzen und Tamburinen, als dass sie ohne Näheres in Erfahrung zu bringen still am Steg verharren konnte.
Die Meute eilte schnurstracks zur Stadt hinaus, eine entfernt nach „Musi denn" klingende Weise auf den Lippen.
Nahe dem alten steinernen Amphitheater, steigerte sich die Fast-Musik zu ohrenbetäubendem Kreischen, Jaulen und Heulen, lediglich überlagert von der magisch verstärkten Stimme der amtierenden guten Fee, die auf einem Podest inmitten der weiter unten gelegenen Bühne thronend, einem zerknirscht wirkenden Esel ein hämisches „Sorry, Partner, einen wie dich brauchen wir ganz bestimmt nicht" ins Gesicht schleuderte.
......

Montag, 26. Januar 2009

Fragmente einer Story

*** Ankh-Morpork vor einigen Jahrzehnten ***
Es herrschten bewegte Zeiten in der größten und wohl bekanntesten Metropole der Scheibenwelt, die wie eine aufgeschnittene Zwiebel sich vor dem Auge des Betrachters ausbreitete und deren Geruch einem ebenso die Tränen in die Augen trieb.

Nur das leise Kratzen einer Schreibfeder auf rauem Papier war in dem düstereren Raum zu hören. Nun ja, Raum war eigentlich die falsche Bezeichnung, mit Fug und Recht konnte man die Örtlichkeit als Halle bezeichnen.
Auf einem alten Schreibtisch am Ende des Saales stand ein Schreibtisch mit einer einsamen Kerze, die versuchte gegen die Dunkelheit anzukämpfen.
Mit fließenden Schwüngen notierte der wohl geübte Schreiber saubere Buchstaben auf das braune Pergament.
Die Buchstaben bildeten Worte und diese Worte bildeten Sätze, nur unterbrochen von einer messerscharfen Interpunktion.
Die Stille wirkte für einen unbedarften Zuschauer äußerst bedrückend, jedoch schien der Schreiber diese regelrecht zu genießen, ja geradezu die Abwesenheit von Geräuschen in sich aufzusaugen.
~..... und wird hiermit erlassen, dass jedwede Interessenvertretung von nun an sich in Gilden zu organisieren hat. Die gewählten Oberhäupter der zu gründenden Organisationen besitzen Vorspracherecht bei dem Patrizier der Stadt Ankh-Morpork......~
Langsam lehnte sich der schwarzhaarige Mann in seinem Stuhl zurück und betrachtete das, was er zu Papier gebracht hatte. Eine dünne Falte bildete sich auf seiner Stirn und zeigte, dass er noch nicht ganz zufrieden mir dem war, was er zu aufgeschrieben hatte. Erneut tauchte die Feder in die schwarze Tinte, wurde säuberlich abgestreift.
Havelock Vetinari schrieb weiter:
~ fürderhin verbanne ich jedwedes Straßentheater in Form von pantomimischen Darstellungen aus den Mauern der Stadt. Zuwiderhandlungen werden für den Brecher oben genannter Vorschrift äußerst unangenehme Folgen haben.
~gezeichnet Havelock Vetinari, Patrizier von Ankh-Morpork ~

Nun war der frischgebackene Patrizier der großen Zwillingsstadt zufrieden. .....Natürlich würde es Widerstände geben, ja auch Mordversuche würde es geben, aber Havelock war sich nicht ganz sicher, gut für die Zukunft und all die kommenden Ereignisse gerüstet zu sein.
Lord Vetinari stütze seine Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und führte seine Hände zusammen und bildete mit den Fingerspitzen ein lustiges, wenn auch nachdenkliches Dächlein [*Jahre später wird diese Geste bei vielen Leuten Panik, bei anderen Angstgefühle auslösen und ganze Heerscharen in die Flucht schlagen, aber im Moment war es lediglich ein Zeichen der nachdenklichen Entspannung des Herrschers der Stadt. Die Diplomatie mittels Gestik und Mimik steckte noch in den Kinderschuhen, aber den Patrizier konnte man mit Fug und Recht als Vorreiter auf diesem Gebiet bezeichnen. Manchmal schaffte er es sogar durch Abwesenheit jeglicher Mimik, das Gewollte zu erreichen.*].
Ja, er würde definitiv in interessanten Zeiten leben!
*** Die Boucherie Rouge, vor einigen Tagen***
Nachtleben konnte man in Ankh-Morpork auch mit einem anderen Eigennamen beschreiben: Die Boucherie Rouge!

Das alte, rot illuminierte, Haus war wie ein Leuchtturm, der Schiffen den Weg in den sicheren Hafen weist. Nur das hier der Hafen das verruchte Gebäude und die Schiffe zahllose Nachtschwärmer waren.
Gespieltes, aber auch ehrlich gemeintes, Lachen und Gekicher drang aus dem Boucherie Rouge hinaus in die durchaus lebendige Dunkelheit. Hinter den schmutzigen Fenster konnte ein müder Wanderer oder auch absolut rein zufällig hierher geratener Spaziergänger einige Szenen erahnen, die so manchen erröten ließen.
Es war immer so! Irgendwann oder irgendwie, kam man(n) bei seiner abendlichen Tour immer an diesem Haus vorbei. Manchmal, viele beschrieben es als unnachgiebigen Zwang der ständig an der Seele .....oder auch am Lustzentrum (ganz wie man will) beharrlich nagte und zerrte, betrat man das Gebäude, nur um es Minuten oder gar Stunden später, schnell und vor allem verschämt wieder verlassen.
Als Rundweltäquivalent würde ich hier gerne den Nordpol anführen und die Nachtschwärmer mit Kompassnadeln vergleichen. Nichts (besser gesagt nicht viel) bringt die Nadel dazu, nicht auf den magnetischen Pol zu zeigen.

In einem Raum in zweiten Obergeschoss wälzte sich der Gefreite Picardo unruhig in einem Himmelbett.
Dorian war nicht zufrieden mit seiner Ausquartierung ins Hauptwachhaus als sogenannter Verbindungswächter. Seiner Meinung nach ließ sich das auch nicht mit seiner Aufgabe 'Dobermann für den Patrizierpalast' vereinen.
Immer wenn es seine Zeit zu ließ, oder er eben wusste, dass sich ein anderer DOG-Wächter auf einer Außenmission befand, schlich er sich in die Alma Mata der Hunde und suchte dort Ruhe und Frieden, die er leider nur selten fand.
Das Betttuch und die Bezüge der Decke und des Kissen bildeten nur mehr ein heillos faltiges Durcheinander. Von einem ruhigen Schlaf konnte keineswegs die Rede sein. Ab und zu wurde die Stille durch dumpfe Laute aus dem Erdgeschoss unterbrochen, die quasi das Stichwort für eine neue Szene in Picardos Alpträumen.

Ein leises Räuspern ließ den Dobermann aus seiner Lethargie erwachen.
Zu seinem großen Entsetzen stellte er fest, dass er sich in der von ihm verhassten düsteren Dachkammer des Intörnal-Affairs Agenten Rascaal Ohnedurst befand.
"Nun, du kannst mir also nicht erklären, wohin alle Rekruten verschwunden sind, die sich in letzter Zeit bei D.O.G. beworben haben?", säuselte Dorians Gegenüber.
"Sör, ich weiß es nicht, Sör!", lautete die zackige Antwort von le Fetsch.
"Wie erklärst du dir dann warum man in DEINER Unterkunft, alle Dienstmarken der verschwundenen Wächter fand?"
"Die muss mir jemand untergejubelt haben, Sör!", kam die Antwort wie aus einer M.U.T. geschossen.
Der Vampir vollführte eine schnelle 360 Grad Drehung auf seinem Stuhl und verwandelte sich vom IA-Vampir zu einem schneefestlichen Alptraum.
"Du kannst mich nicht betrügen!
Büßen wirst du nun deine Lügen!!!", hauchte der Weihnachtsras mit heisere Stimme und fauligem Atem.

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!"
*** Über den Dächern Ankh-Morporks ***
Der Regen hatte sich verzogen und eine sanfte Brise schaffte es leider nicht die smogartige Dunstglocke, die Ankh-Morpork sofort wieder zu umschließen begann wie eine gnadenlose Krake, zu vertreiben.
Der allherrschende Gestank war förmlich Stolz darauf, so beständig seinem Erzfeind dem Wind zu trotzen und verdoppelte nach dem Schauer seine Anstrengung die Nasen der Stadtbewohner wieder zu malträtieren.
Müde und mit leisem Quietschen begehrten die verschiedenen Wetterhähne der Gilden auf, scheiterten aber kläglich und verharrten dann wieder regungslos.
Drohend hob der Wacklige Willi sein Messer und der bedauernswerte Unlizenzierte gammelte weiterhin auf dem Dach der Diebesgilde vor sich hin. Auch das Pik-Ass, das sich von der Spitze der Spielergilde erhob, bewegte sich nicht.

Das Gildensystem hatte sich sehr gut etabliert, seit der Patrizier damals seinen Dienst angetreten hatte. Die vorherrschende Meinung des Regierenden bestand darin, dass die Gilden sich mit allerlei Intrigen gegeneinander so sehr selber beschäftigten, dass die meiste Zeit wenig Grund für ihn bestand, lenkend einzuschreiten (was nicht heißen soll, dass Havelock Vetinari nicht immer über alle Aktivitäten der Gilden bescheid wusste. Der augenscheinlich unbekümmerte Führungsstil wiegte die Gildenoberhäupter oft in Sicherheit, nur damit sie dann feststellten, dass der Patrizier ihnen wie üblich zwei Schritte voraus war.). Oftmals trieb das System der Gilden aber auch echte Stilblüten wenn nicht sogar Wildwuchs, die so keinesfalls akzeptiert werden konnten, da verschiedenste Interessengemeinschaften versuchten den heißbegehrten Gildenstatus zu erlangen [*exemplarischen wären hier genannt die Gilde der morgendlichen Spaziergänger, die Gilde der mittäglichen Kaffeetrinker und die der staunenden Vogelbeobachter. Eine große Familie mit vielen Kindern versuchte ebenfalls einmal den Status einer Gilde zu erlangen, mit der Begründung sie sorge schließlich dafür, dass Ankh-Morpork nicht unterbevölkert würde.*]. Havelock ging solche Dinge immer pragmatisch an und vertraute darauf, dass sich die "wirklichen" Gilden um ihre vermeintlichen Konterparts kümmerten. Es wurde also die biologische Lösung angestrebt, wobei der Stärkere den Schwächeren fraß oder gar beseitigte. Nur in Ausnahmefällen musste er einschreiten.....und das war gut so.

Freitag, 23. Januar 2009

Diary of a slave # 21

.....Oder ein totes Pferd muss kein Hellseher sein

Es ist ja eigentlich unglaublich!
Zugegebenermaßen war mein Anliegen, an mehr oder weniger bessere Bekannte, durchaus mit Mühen für diejenigen verbunden, aber die Ausreden waren wirklich sehens- und hörenswert!
Viele verstehen es augenscheinlich nicht, ihre Körpersprache in Einklang mit dem gesprochenen zu bekommen. Ein aufmerksamer Zuhörer/-seher kann mit Leichtigkeit die wahre Antwort an der Gestik oder Mimik erkennen .
Mein Tipp für all die oben genannten:
Nehmt Schauspielunterricht (oder sagt offen was ihr denkt)!
Meines Erachtens macht es das Leben beider Parteien ein wenig unkomplizierter, wenn man einfach mal „Nein“ sagt und nicht versucht den Gegenpart zu vertrösten oder falsche Hoffnungen zu erwecken.
Zum Glück halte ich mich für geschult genug, solch heuchlerisches Verhalten zu durchschauen und mich anderweitig umzuschauen.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Diary of a slave # 20

Oder...manchmal ist auch ein totes Pferd nachdenklich....
Irgendwas ist immer.....
Warum muss eigentlich bei jedem Projekt, vielen Lebenslagen/-situationen immer ein Wermutstropfen oder einfach Hürden dabei sein?
Manchmal ist es einfach zum Verzweifeln oder man zweifelt einfach, .
Man zweifelt an seinem Verstand, seinem Organisationstalent, und so vielem mehr.
Ich stelle mir manchmal vor, dass eine Wesenheit, nennt sie Gott, Buddha, Brahma, Jahwe oder wer oder was auch immer, über einem schwebt, in den Kochtopf deines Lebens schaut, abschmeckt und feststellt: „Das schmeckt fad!"
Dann greift der große Koch in Gewürzkiste und würzt nach um es „peppiger" abzuschmecken.
Manchmal würzt er noch ein paar mal nach, was im realen Leben ein Überschlagen der Ereignisse darstellt und hoffentlich lehnt Er/Sie/Es sich zurück und stellt dann fest: „ OK, passt!!"
Ohne den, ich nenn ihn mal „Nachwürzer", wäre es wahrscheinlich oft fade und langweilig, aber manchmal wünschte ich mir ausdrücklich, dass es ihm/ihr eben auf „Anhieb" schmeckt.

Dienstag, 24. Oktober 2006

NARCOLEPTICA?

Hinter dem Projekt (OK, dass klingt jetzt zu sehr hochgestochen; belassen wir es bei BLOG ;o) ) stehen Sabine und Thomas die ganz einfach mal ihre Schreibwut und Ideen außerhalb einer
festgelegten Online-Community oder einem Kurzgeschichten-Forum auf das elektronische Papier bringen wollen.

Viel zu viele aufgezeichnete Kleinigkeiten und schriftliche Skizzen vergammeln förmlich auf unseren Festplatten und lechzen danach von dem einen oder anderen Interessierten gelesen zu werden.
Es gibt keinen vorgegebenen Themenbereich oder eine festgelegte 'Spielwelt' an die wir uns halten werden.

Keineswegs versprechen wir, dass Ihr unsere Geschichten gut oder gar perfekt findet, es ist einfach nur die Lust am Schreiben die uns antreibt.

Es wird Fan-Fiction von Terry Pratchtts Scheibenwelt, genauso wie kurze oder längere Geschichten aus dem Shadowrun-Universum geben.
Es kann aber durchaus vorkommen, dass einer von uns versucht Euch in die klassische Märchenwelt zu entführen, oder sich kritisch mit sozialen Themen der realen Welt auseinandersetzt.

Lasst Euch einfach überraschen.

Wir versuchen so regelmäßig wie möglich unseren Blog zu füttern, aber jeder der einmal versucht hat Dinge auf Papier zu bekommen, weiß wie das ist mit der Kreativität, also nicht böse sein, wenn es mal wieder länger dauert ;).
Kreativität kommt nun mal nicht auf Kommando, aber wir tun unser Möglichstes.
Trotzdem, mal schauen was draus wird.

Viel Spaß beim Lesen.

Euer NARCOLEPTICA-Team
Bine/Thomas

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