Bitter Sweet Valentine!

+++ Unpassier-Bar, 13. Februar 2063, 16:29 Uhr +++


Viele glaubten damals, dass der Teufel im Jahr 2011 die Macht über die Erde übernommen hatte und ein wenig mehr als fünfzig Jahre später musste man in einigen Gegenden diesen Leuten recht geben, aber wie schon oft in der Geschichte geschehen, passten sich die Menschen an und machten einfach die Hölle zu ihrem zu Hause.


Der Hinterhof der Unpassier-Bar roch wie eine Bahnhofstoilette in einem Squatter-Viertel.

Unter meinen schweren Stiefeln knirschten Hüllen verbrauchter BTL-Chips als diese zerbrachen und schreckten einige graue Ratten auf. Ich nahm noch einen letzten Zug an meiner Zigarette und hoffte das der würzige Rauch den stechenden Geruch von Urin aus meiner Nase vertrieb.

Mit einem tiefen Seufzer schob ich eine übervolle Mülltonne aus dem Weg und öffnete die Hintertür zur Bar.

Der Begriff Bar war eigentlich eine maßlose Übertreibung für das was wirklich in diesem Etablissement steckte und eine Beleidigung für alle Gaststättenbetriebe. Selbst Limonaden-Stände die in früheren Jahren gerne von kleinen Kindern an Straßenecken aufgebaut wurden verdienten eher die Bezeichnung.

In einem Anfall noch nie gesehener Kreativität hatte Mike, der Besitzer der Bar, ein Abrisshaus gekauft und sein eigenes kleines Reich geschaffen. Eines war Fakt, nämlich das Mikies Imperium niemals zu den großen Sieben gehören würde, aber wohl auch keine Ambitionen danach hatte.

Die Unpassier-Bar lag dicht an der Grenze zu einem anderen Viertel und wer glaubte, dass dieses Viertel schon einen schlechten Ruf hatte, der war nie auf der anderen Seite. Deswegen kam Mike wohl auch auf das tolle Wortspiel bei der Namensgebung.

Ich hatte die große Ehre der Koch der Unpassier-Bar zu sein. Der Koch, der Bartender, die Putzfrau und der Rausschmeißer um genau zu sein.

Meinem Naturell entsprach eigentlich eher der letztere Job, denn ich wurde nicht als Verlierer geboren. Aber wie das Leben in einem Sprawl so spielt, gibt es dann und wann Situationen in denen man von der Bildfläche verschwinden und sich ganz von seinen alten Gewohnheiten verabschieden muss, wenn man überleben will.



Der Geruch von zu altem Fett und kaltem Rauch schlug mir ins Gesicht als ich den noch dunklen Küchenbereich betrat. Als ich den Hauptschalter umlegte um im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel zubringen, sah gerade noch wie sich einige achtbeinige Bewohner der Gattung Schabe schleunigst unter dem Herd verkrochen. Keine Frage das Ambiente in diesem Schmuckkästchen von Bar stimmte durch und durch!

Schnell ging ich in den Hauptraum der Bar und vermied es dabei so gut es ging in der Küche nach links oder rechts zu blicken, denn ich konnte das Elend nicht mehr sehen. Im Barraum gesellte sich zu dem Geruch von abgestandenem Bier und kalten Rauch noch der Duft von Erbrochenem. Ich schaute mich um und stellte fest, dass die sogenannte Putzkolonne zwar die Stühle auf die Tische gestellt hatte, aber den Unrat und Schmutz nicht wirklich aufgewischt, sonder eher fein verteilt hatte.

Sei es drum!

Ich überprüfte äußerst nachlässig die Vorräte an Spirituosen und genehmigte mir dabei einen kleinen Scotch aus Mikes privater Reserve. Es ist davon auszugehen, dass der gute Mike wusste, dass ich mich dann und wann an seinem echten Scotch bediente, aber er hatte mich noch nie darauf angesprochen. Deswegen genehmigte ich mir weiterhin meine tägliche Dosis an Zusatzgratifikation oder besser Erschwerniszulage, denn so ließ sich das Ganze einfach besser ertragen. Ein wenig genauer überprüfte ich die Waffen die geschickt unter dem Tresen angebracht war. Mit einem satten Klacken zog ich die Remington Roomsweeper, eine äußerst beeindruckend aussehende Sturmschrotflinte, aus ihrer Halterung und überprüfte sie auf Gängigkeit und vor allem ob sie geladen war. Mit nicht weniger Interesse kontrollierte ich den schweren Colt der am anderen Ende unter dem Tresen zu Hause war. Die Bewaffnung klingt in unbedarften Ohren vielleicht ein wenig übertrieben und überzogen, aber Chummer wir leben in der sechsten Welt!

Wer einen bis unter die Augenbrauen verchromten Troll auf Drogen Amok laufen sieht, der fängt an seine beiden Kumpels Colt und Remington zu sehr schätzen.
Kurz kontrollierte ich noch die Zapfhähne und die darunter liegenden Bierkartuschen und wandte mich dann wieder der unsäglichen Küche zu.
So langsam konnte ich den Anblick von Soy-Würstchen und Fertigpizza nicht mehr ertragen, welche nebenbei das Gros der Speisekarte darstellten.
Mike ließ sich nur selten in Bar blicken. Hauptsächlich dann wenn es darum ging Geld abzuholen oder nachdatierte Pizzen und Würstchen aus ominösen Quellen bei mir abzuliefern.
Ich denke er war damit zufrieden wie ich den Laden für ihn schmiss und er sich nur um das Nötigste kümmern musste.

Sechs Monate durfte ich nun schon den Maitre de plaisir für Mikes Pinte spielen und je länger ich da war, desto weniger ließ sich der Herr Besitzer sehen. Kurzzeitig dachte ich schon darüber nach mit den Monatseinnahmen die Biege zu machen, erinnerte mich aber dann daran, dass ich sowieso schon genügend Probleme an meinen süßen Hacken hatte.

+++ Unpassier-Bar, 13. Februar 2063, 18:12 Uhr +++


Ich hatte das Loch, so nannte ich insgeheim die Kaschemme, seit etwa einer Stunde geöffnet. Bemerkenswert dabei war, dass Michelle es erst vor knapp einer halben Stunde schaffte ihren orkischen Luxuskörper hier herein zu hieven und mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter eine lasche Entschuldigung zu murmeln.

Ein halbbetrunkener Zwerg, kaum über der Stufe eines Squatters, war derzeit unser einziger Gast, der einsam an einem Soy-Bier nippte und vor sich hin sinnierte.

Michelle wischte halbherzig über den Tresen und schmollte noch ein wenig, weil ich ihr für das Zuspätkommen ordentlich den hässlichen Kopf gewaschen hatte. Sie wie ich gehörte definitiv zu den Privilegierten im Metroplex, denn wir hatten legale Arbeit. Zwar schlecht bezahlt mit üblen Arbeitszeiten, aber es gab definitiv Schlimmeres mit dem man sein Geld verdienen konnte. Mit Trinkgeldern, und meinem Fall mit kleinen Abzweigungen aus der Kasse, konnte man über die Runden kommen. Michelle besserte wohl ihr Gehalt damit auf, dass sie ab und zu einen betrunkenen Gast mit- und dann ausnahm. Was sie genau trieb mit dem Bedauernswerten wollte ich gar nicht wissen.

Trotzdem wussten wir beide, was wir an dem Job hatten und versuchten das Ganze nicht auf die Spitze zu treiben. Mike war zufrieden und wir waren es einigermaßen. Mehr als man erwarten kann auf der sechsten Welt!

Außer aus dem düsteren Barraum, welcher von dem großen Tresen und einigen Nischen dominiert wurde, bestand die Unpassier-Bar noch aus einigen diskreten Nebenräumen und im oberen Stockwerk aus einigen Zimmer. Die Zimmer wurden, je nach Bedarf, stundenweise an vorzugsweise weibliche Kundschaft vermietet.

Langsam begann sich die Bar zu füllen. Ein In-Treff war dieses Kleinod gastronomischer Enthaltsamkeit beileibe nicht, wurde aber gerne von zweitklassigen Runnern und anderen Schattengesocks für ihre Zwecke genutzt. Der Service war zwar sparsam, aber alles wurde unter dem Mantel der Verschwiegenheit betrieben, was für Schattenläufer aller Couleurs quasi einen First-class-Service darstellte.

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