Crossroads
Einleitung:
Der übliche kleine Disclaimer um geistiges Eigentum und Ideen zu schützen/kenntlich zu machen:
Diese Kurzgeschichte basiert auf den Ideen und Vorstellungen des Shadowrun-Universum von FASA/Fantasy Productions.
Shadowrun ist ein so genanntes Cyberpunk-Rollenspiel, aus dessen Zyklus inzwischen auch eine ganze Buchreihe erstanden ist.
Wir schreiben das Jahr 2058 und die Magie ist auf der Erde wieder zu Leben erwacht.
Mit ihr kehrten auch die so genannten alten Rassen, wie Zwerge, Orks, Trolle und ja, sogar die Elfen auf die „sechste Welt“ zurück.
Weniger romantische Kleingeister nannten dieses Phänomen UGE, die Ungeklärte Genetische Expression.
Auch die Flora und vor allem die Fauna ist „erwacht“. Intelligente Drachen bestimmen über das Wohl und Weh großer Firmen und andere Critter bevölkern die oftmals verseuchten Landstriche.
Die Nationalstaaten wie wir sie kennen sind zersplittert oder untergegangen.
Megakonzerne haben die Stellung von Stadtstaaten und die Menschen leben in Sprawls – riesigen, manchmal überdachten, anonymen Großstadtkomplexen.
Die meisten Menschen leben eine verhältnismäßig normales Leben, den Trott einer Ameise oder einer Drohne in einem geschäftigen Bienenstock. Aber es gibt auch die so genannten Schattenläufer- Shadowrunner – die ihren Lebensunterhalt im Halbdunkel der Konzernhochhäuser mit nicht immer legalen Arbeiten bestreiten.
Es gibt Rigger – Speziallisten im Umgang mit Fahrzeugen-, Messerklauen -rüde Kämpfer deren Körper mit Bio- und Cyberware künstlich bis an die Grenzen des Machbaren aufgepeppt wurden, Magier und Schamanen die ganz im traditionellen Sinne Zauber wirken können und Decker – die sich mittels einer Datenbuchse in der Schläfe in die Computerwelt der Matrix einklinken können.
Wer das Abenteuer sucht, braucht nur ein paar Rechnungen nicht pünktlich zu zahlen.
Unbekannt
I. Böses Erwachen
Mit einem heftigen Ruck in Richtung Realität wurde Stingray in das Hier und Jetzt zurück gerissen.
Das Hier und Jetzt bestand aus einem kleinen grauen Raum ohne viel Inneneinrichtung.
Sie lag auf einer fleckigen Matratze bei der man deutlich die metallenen Federn spürte, die sich langsam aber sicher durch den abgeschabten Stoff in ihr Fleisch zu bohren begannen.
Wie lange lag Sie schon hier?
Nach den Druckstellen an ihrem Körper zu schließen schon eine ganze Weile.
Der üblichen Morgenroutine folgen begann Stingray sich aufzusetzen. Ein scharfer Schmerz wies sie heftig darauf hin, dass sie verletzt war.
Tränen schossen ihr in die Augen.
Ein tränenverschleierter Blick auf ihre Brust ließ einen den blutverschmierten Verband erkennen.
Die Binde schien in aller Eile um ihren Brustkorb gewickelt worden und ein kleines Traumapatch war wohl der Grund für ihren überaus tiefen Schlaf.
Ärger keimte in ihr auf, der jedoch als sie sich weiter aufrichtete schnell durch den Schmerz wieder verdrängt wurde.
Langsam wischte sie sich mit einer Hand über sein Gesicht um die letzten Reste des drogenunterstützten Schlafes zu vertreiben.
Diese Dummköpfe wussten doch genau, dass man Magiebegabten keine pharmazeutischen Schmerzstiller oder Drogen verpassen durfte!!
Sie dachte überaus pragmatisch. Nicht augenscheinliche Rettung war ihr wichtig, sondern die Tatsache, dass sie nun mindestens drei Tage in ihrer Medizinhütte verbringen durfte um ihren Körper zu entgiften, war der Punkt der sie ärgerte.
Zugegeben eine typisch weibliche Denkweise, die ein Aussenstehender männlichen Geschlechts wohl nicht nachvollziehen konnte.
„Idioten!“, brummte sie mit einem rauen Tonfall und schaffte es endlich sich in den Schneidersitz zu begeben.
„Vielen herzlichen Dank!“, die dunkle Stimme war ihr sehr vertraut, ließ sie aber trotzdem zusammenzucken. „Ich wusste schon immer, dass ihr Schamanen eine undankbare Brut seid!“
Sie musste den Sprecher nicht ansehen um zu wissen, dass er wie aus dem nichts aus einem Schatten ins Licht trat und dieser Ausspruch sicherlich scherzhaft gemeint war.
Boner löste sich aus dem halbdunkel des Raumes und tat einige Schritte auf die Liegestatt der Verletzten zu.
„Soykaf?“, Boner hielt ihr einen Becher aus weißem Polyschaum hin, indem sich das billige Kaffeeimitat befand.
„Danke!“, Stingray nahm das Getränk und trank gierig.
„Es war eng! Sehr eng!“, stellte Boner fest und setzte sich neben die Schamanin auf die Matratze. Das schwarze Synthyleder seiner Kleidung knirschte charakteristisch und Stingray meinte auch das Schaben der eingenähten Panzerung vernehmen zu können.
„Wie lange war ich weg?“, dies war eine typische Frage von Shadowrunnern die das Glück hatten aus dem komaähnlichen Schlaf nach einer Verletzung zu erwachen.
„Knapp 36 Stunden, Kleines!“, sie hasste es wenn er sie Kleine oder gar 'Kleines' nannte, denn diese Bezeichnung wurde ihr ganz und gar nicht gerecht.
Die Straßenschamanin hatte nicht jahrelang an ihrem Ruf und an ihrer Reputation in den Schatten verschiedener großer Städte gearbeitet um von jemandem anders als ihrem Vater 'Kleine' genannt zu werden.
Niemand nannte sie mehr bei ihrem richtigen Namen, sie war sich sogar sicher, dass kaum einer ihn kannte.
Stingray – der Stachelrochen, damals empfand sie es als folgerichtig sich nach ihrem Totemtier zu nennen und ihren bürgerlichen Namen weit hinter sich zu lassen. Es konnte auch etwas wahres daran sein, das die Totems ihren Besitzer immer ähnlich sind oder umgekehrt.
Ein Stachelrochen flog elegant durch das Wasser, war aber trotzdem durchaus wehrhaft.
Die Zeiten waren damals hart für einen Neueinsteiger, für eine deren magische Begabung gerade erst erwachte. Eine innerliche Zerrissenheit kam hinzu, zumal ein Totem wie der Stachelrochen bei Schamanen aus der Stadt nicht gerade zu den Häufigen gehörte.
Es gab Ratten-, Fuchs-, Rabenschamanen zu hauf, auch der Waschbär oder Wolf waren Totems die nicht selten unter den Naturzauberern vorkamen.
Oft gestaltete sich die Kommunikation zwischen ihr und dem Krafttier schwierig. Von anderen Schamanen hatte sie oft gehört, wie schön und informativ die meditativen Stunden und Unterrichtungen zwischen dem Zauberer und dem Geistbegleiter waren.
Bei ihr jedoch gestaltete sich dies alles anders, nicht weniger schön, aber in ihrem Inneren wusste sie, dass es anders als bei den anderen war.
Sie war vierzehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit dem Rochen in Berührung kam.
***
Sabine hasste die immer wiederkehrenden Schulausflüge.
In Zweierreihen mit einem, von dem Lehrer oder Lehrerin, ausgewählten Partner durch ausgewählte pädagogisch wichtige Örtlichkeiten zu wandern war ihr ein Graus. Okay, nicht die ausgewählten Ziele der Lehrer, die waren zugegebener maßen zumeist ziemlich interessant, aber das eingepfercht sein, zum Beispiel in dem muffigen Schulbus, in der kichernden Gruppe von Mitschülerinnen sowie das aufgezwungene Programm, dass meisten nach Schema F ablief, verleideten ihr nur ein wenig Interesse oder Enthusiasmus zu zeigen.
Heute stand das städtische Aquarium auf dem Stundenplan und ihre Klassenkameradinnen taten ihre Aufgeregtheit durch noch heftigeres Kichern und tuscheln kund.
Viele der Älteren würden jetzt sagen: „Das Mädchen weiß ja gar nicht wie gut sie es hat“, oder „Wie undankbar die heutige Jugend doch ist!!“.
Es stimmte schon, dass Sabine zu den privilegierten Kindern im Sprawl zählte. Viele ihrer Altersgenossen gingen in eine ganz andere Art von Schule – durch die Schule des harten Lebens auf der Straße! Einige erlebten das Ende ihrer Pubertät nicht, viele waren in den Alter schon BTL-süchtig, andere wiederum vielen der so genannten Ungeklärten genetischen Expression -UGE-zum Opfer. Nicht wenige starben an dem höllischen Schmerz der in ihrem Körper während der körperlichen Umwandlung tobte, andere starben auf der Straße, nachdem sie von ihren Eltern verstoßen wurden.
Ja es stimmte schon, sie konnte sich durchaus zur so genannten besseren Gesellschaft zählen, aber irgendwie konnte sie sich nicht wirklich in die ihr vorbestimmte Rolle einfügen.
Die Mädchen in ihrer Klasse beschäftigten sich schon mit der Planung diverser Schönheitsoperationen oder körperlichen Modifikationen mit Cyberware, wie Datenbuchsen oder Talentsofts, einige hatten diesen Schritt sogar schon hinter sich.
Für Sabine kam so etwas nicht in Frage. Sie wusste nicht warum sie der Sache so ablehnend gegenüberstand, aber alles in ihr sträubte sich, wenn sie daran dachte, das irgendjemand künstliche Körperteile oder elektronische, biomechanische 'Bauteile' in sie 'einbauen' könnte. Sicher hätten sich ihre Eltern einen Chirurgen leisten können, der mehrere Stufen in der Evolutionsleiter über einem der schmierigen Straßendocs stand, aber es war nicht richtig – Punktum!
Sie diskutierte oft auf diese Art und Weise mit sich selbst und beendete ebenso oft ihre innerliche Zwiesprache mit einem autoritären verbalen Schlussstrich.
Die metallische Stimme des Lehrers verkündete über das Mikrofon im Bus gelangweilt die Ankunft an der 'Sea-City', dem verzweifelten Versuch eines Privatinvestors mit verschiedenen Wassertieren Geld zu machen.
Knirschend öffneten sich die altersschwachen Türen des rostigen Busses und entließ eine kichernde Horde junger Mädchen.
„In Zweierreihen aufstellen!“, tönte die genervte Stimme des Aufsichtslehrers.
tbc....
Der übliche kleine Disclaimer um geistiges Eigentum und Ideen zu schützen/kenntlich zu machen:
Diese Kurzgeschichte basiert auf den Ideen und Vorstellungen des Shadowrun-Universum von FASA/Fantasy Productions.
Shadowrun ist ein so genanntes Cyberpunk-Rollenspiel, aus dessen Zyklus inzwischen auch eine ganze Buchreihe erstanden ist.
Wir schreiben das Jahr 2058 und die Magie ist auf der Erde wieder zu Leben erwacht.
Mit ihr kehrten auch die so genannten alten Rassen, wie Zwerge, Orks, Trolle und ja, sogar die Elfen auf die „sechste Welt“ zurück.
Weniger romantische Kleingeister nannten dieses Phänomen UGE, die Ungeklärte Genetische Expression.
Auch die Flora und vor allem die Fauna ist „erwacht“. Intelligente Drachen bestimmen über das Wohl und Weh großer Firmen und andere Critter bevölkern die oftmals verseuchten Landstriche.
Die Nationalstaaten wie wir sie kennen sind zersplittert oder untergegangen.
Megakonzerne haben die Stellung von Stadtstaaten und die Menschen leben in Sprawls – riesigen, manchmal überdachten, anonymen Großstadtkomplexen.
Die meisten Menschen leben eine verhältnismäßig normales Leben, den Trott einer Ameise oder einer Drohne in einem geschäftigen Bienenstock. Aber es gibt auch die so genannten Schattenläufer- Shadowrunner – die ihren Lebensunterhalt im Halbdunkel der Konzernhochhäuser mit nicht immer legalen Arbeiten bestreiten.
Es gibt Rigger – Speziallisten im Umgang mit Fahrzeugen-, Messerklauen -rüde Kämpfer deren Körper mit Bio- und Cyberware künstlich bis an die Grenzen des Machbaren aufgepeppt wurden, Magier und Schamanen die ganz im traditionellen Sinne Zauber wirken können und Decker – die sich mittels einer Datenbuchse in der Schläfe in die Computerwelt der Matrix einklinken können.
Wer das Abenteuer sucht, braucht nur ein paar Rechnungen nicht pünktlich zu zahlen.
Unbekannt
I. Böses Erwachen
Mit einem heftigen Ruck in Richtung Realität wurde Stingray in das Hier und Jetzt zurück gerissen.
Das Hier und Jetzt bestand aus einem kleinen grauen Raum ohne viel Inneneinrichtung.
Sie lag auf einer fleckigen Matratze bei der man deutlich die metallenen Federn spürte, die sich langsam aber sicher durch den abgeschabten Stoff in ihr Fleisch zu bohren begannen.
Wie lange lag Sie schon hier?
Nach den Druckstellen an ihrem Körper zu schließen schon eine ganze Weile.
Der üblichen Morgenroutine folgen begann Stingray sich aufzusetzen. Ein scharfer Schmerz wies sie heftig darauf hin, dass sie verletzt war.
Tränen schossen ihr in die Augen.
Ein tränenverschleierter Blick auf ihre Brust ließ einen den blutverschmierten Verband erkennen.
Die Binde schien in aller Eile um ihren Brustkorb gewickelt worden und ein kleines Traumapatch war wohl der Grund für ihren überaus tiefen Schlaf.
Ärger keimte in ihr auf, der jedoch als sie sich weiter aufrichtete schnell durch den Schmerz wieder verdrängt wurde.
Langsam wischte sie sich mit einer Hand über sein Gesicht um die letzten Reste des drogenunterstützten Schlafes zu vertreiben.
Diese Dummköpfe wussten doch genau, dass man Magiebegabten keine pharmazeutischen Schmerzstiller oder Drogen verpassen durfte!!
Sie dachte überaus pragmatisch. Nicht augenscheinliche Rettung war ihr wichtig, sondern die Tatsache, dass sie nun mindestens drei Tage in ihrer Medizinhütte verbringen durfte um ihren Körper zu entgiften, war der Punkt der sie ärgerte.
Zugegeben eine typisch weibliche Denkweise, die ein Aussenstehender männlichen Geschlechts wohl nicht nachvollziehen konnte.
„Idioten!“, brummte sie mit einem rauen Tonfall und schaffte es endlich sich in den Schneidersitz zu begeben.
„Vielen herzlichen Dank!“, die dunkle Stimme war ihr sehr vertraut, ließ sie aber trotzdem zusammenzucken. „Ich wusste schon immer, dass ihr Schamanen eine undankbare Brut seid!“
Sie musste den Sprecher nicht ansehen um zu wissen, dass er wie aus dem nichts aus einem Schatten ins Licht trat und dieser Ausspruch sicherlich scherzhaft gemeint war.
Boner löste sich aus dem halbdunkel des Raumes und tat einige Schritte auf die Liegestatt der Verletzten zu.
„Soykaf?“, Boner hielt ihr einen Becher aus weißem Polyschaum hin, indem sich das billige Kaffeeimitat befand.
„Danke!“, Stingray nahm das Getränk und trank gierig.
„Es war eng! Sehr eng!“, stellte Boner fest und setzte sich neben die Schamanin auf die Matratze. Das schwarze Synthyleder seiner Kleidung knirschte charakteristisch und Stingray meinte auch das Schaben der eingenähten Panzerung vernehmen zu können.
„Wie lange war ich weg?“, dies war eine typische Frage von Shadowrunnern die das Glück hatten aus dem komaähnlichen Schlaf nach einer Verletzung zu erwachen.
„Knapp 36 Stunden, Kleines!“, sie hasste es wenn er sie Kleine oder gar 'Kleines' nannte, denn diese Bezeichnung wurde ihr ganz und gar nicht gerecht.
Die Straßenschamanin hatte nicht jahrelang an ihrem Ruf und an ihrer Reputation in den Schatten verschiedener großer Städte gearbeitet um von jemandem anders als ihrem Vater 'Kleine' genannt zu werden.
Niemand nannte sie mehr bei ihrem richtigen Namen, sie war sich sogar sicher, dass kaum einer ihn kannte.
Stingray – der Stachelrochen, damals empfand sie es als folgerichtig sich nach ihrem Totemtier zu nennen und ihren bürgerlichen Namen weit hinter sich zu lassen. Es konnte auch etwas wahres daran sein, das die Totems ihren Besitzer immer ähnlich sind oder umgekehrt.
Ein Stachelrochen flog elegant durch das Wasser, war aber trotzdem durchaus wehrhaft.
Die Zeiten waren damals hart für einen Neueinsteiger, für eine deren magische Begabung gerade erst erwachte. Eine innerliche Zerrissenheit kam hinzu, zumal ein Totem wie der Stachelrochen bei Schamanen aus der Stadt nicht gerade zu den Häufigen gehörte.
Es gab Ratten-, Fuchs-, Rabenschamanen zu hauf, auch der Waschbär oder Wolf waren Totems die nicht selten unter den Naturzauberern vorkamen.
Oft gestaltete sich die Kommunikation zwischen ihr und dem Krafttier schwierig. Von anderen Schamanen hatte sie oft gehört, wie schön und informativ die meditativen Stunden und Unterrichtungen zwischen dem Zauberer und dem Geistbegleiter waren.
Bei ihr jedoch gestaltete sich dies alles anders, nicht weniger schön, aber in ihrem Inneren wusste sie, dass es anders als bei den anderen war.
Sie war vierzehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit dem Rochen in Berührung kam.
***
Sabine hasste die immer wiederkehrenden Schulausflüge.
In Zweierreihen mit einem, von dem Lehrer oder Lehrerin, ausgewählten Partner durch ausgewählte pädagogisch wichtige Örtlichkeiten zu wandern war ihr ein Graus. Okay, nicht die ausgewählten Ziele der Lehrer, die waren zugegebener maßen zumeist ziemlich interessant, aber das eingepfercht sein, zum Beispiel in dem muffigen Schulbus, in der kichernden Gruppe von Mitschülerinnen sowie das aufgezwungene Programm, dass meisten nach Schema F ablief, verleideten ihr nur ein wenig Interesse oder Enthusiasmus zu zeigen.
Heute stand das städtische Aquarium auf dem Stundenplan und ihre Klassenkameradinnen taten ihre Aufgeregtheit durch noch heftigeres Kichern und tuscheln kund.
Viele der Älteren würden jetzt sagen: „Das Mädchen weiß ja gar nicht wie gut sie es hat“, oder „Wie undankbar die heutige Jugend doch ist!!“.
Es stimmte schon, dass Sabine zu den privilegierten Kindern im Sprawl zählte. Viele ihrer Altersgenossen gingen in eine ganz andere Art von Schule – durch die Schule des harten Lebens auf der Straße! Einige erlebten das Ende ihrer Pubertät nicht, viele waren in den Alter schon BTL-süchtig, andere wiederum vielen der so genannten Ungeklärten genetischen Expression -UGE-zum Opfer. Nicht wenige starben an dem höllischen Schmerz der in ihrem Körper während der körperlichen Umwandlung tobte, andere starben auf der Straße, nachdem sie von ihren Eltern verstoßen wurden.
Ja es stimmte schon, sie konnte sich durchaus zur so genannten besseren Gesellschaft zählen, aber irgendwie konnte sie sich nicht wirklich in die ihr vorbestimmte Rolle einfügen.
Die Mädchen in ihrer Klasse beschäftigten sich schon mit der Planung diverser Schönheitsoperationen oder körperlichen Modifikationen mit Cyberware, wie Datenbuchsen oder Talentsofts, einige hatten diesen Schritt sogar schon hinter sich.
Für Sabine kam so etwas nicht in Frage. Sie wusste nicht warum sie der Sache so ablehnend gegenüberstand, aber alles in ihr sträubte sich, wenn sie daran dachte, das irgendjemand künstliche Körperteile oder elektronische, biomechanische 'Bauteile' in sie 'einbauen' könnte. Sicher hätten sich ihre Eltern einen Chirurgen leisten können, der mehrere Stufen in der Evolutionsleiter über einem der schmierigen Straßendocs stand, aber es war nicht richtig – Punktum!
Sie diskutierte oft auf diese Art und Weise mit sich selbst und beendete ebenso oft ihre innerliche Zwiesprache mit einem autoritären verbalen Schlussstrich.
Die metallische Stimme des Lehrers verkündete über das Mikrofon im Bus gelangweilt die Ankunft an der 'Sea-City', dem verzweifelten Versuch eines Privatinvestors mit verschiedenen Wassertieren Geld zu machen.
Knirschend öffneten sich die altersschwachen Türen des rostigen Busses und entließ eine kichernde Horde junger Mädchen.
„In Zweierreihen aufstellen!“, tönte die genervte Stimme des Aufsichtslehrers.
tbc....
RobinPicardo - 4. November, 12:33